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Camping Out Canada

Der Wasserfall vor unseren Gesichtern prasselt mit ohrenbetäubendem
Lärm hinab, halb erfrischend und halb zu kalt in dem wechselhaften
Wetter jener Tage, während wir die nassen Steine zur anderen Seite
hinüber laufen. Auf den Resten einer alten mühle lassen wir den
Anblick auf uns wirken und nehmen uns vor, später hier, oben bei der
Feuerstelle, Abend zu essen. Wir sind in einem Teil der HamiltonParks,
wo wir vorgestern Nachmittag unser Zelt am Rattlesnake Point (wo es
aber keine Klapperschlangen mehr gibt) aufgeschlagen haben. Es war ein
ruhiger, weitläufiger Platz, zu dem nur zum donnerstagabendlichen Yoga
im Park sich ein paar Gäste von außerhalb versammelten – dachten wir,
bis gestern Abend mehrere Gruppen lauter Menschen eintraf, die dazu
heute morgen für eine lange Schlange vor den Duschen sorgten. Doch der
Donnerstagabend war noch unbehelligt von den Massen, und unser
Vorabendspaziergang an den Klippen des Rattlesnakepoints entlang, mit
Aussicht aufs weite Land und verdrehten Bäumen am Waldrand war von
herrlicher Ruhe gesäumt. Gestern machten wir dann neben unserem
Ausflug zu den Hilton Falls und dem dazugehörigen Park (wo wir
tatsächlich stets an der Grenze zum Regenschauer Zucchinis grillten
und Pasta kochten) einen ausgedehnten Wanderstopp am Crawford Lake,
einem ruhig gelegenen, von Holzwanderstegen umgebenden und mit
Wasserschildkröten bevölkertem See und Feuchtgebiet, an dem schon die
Huronen ihre Dörfer hatten – eines davon wurde rekonstruiert, so dass
wir in einem erstaunlich großen Langhaus (24m lang und hoch) von einer
selbst einer der First Nations entstammenden Führerin dabei zuhören
und -sehen konnten, wie ihre Vorfahren dort gelebt haben. (Keineswegs
dem Klischee entsprechend: sie lebten ca 15 Jahre in solchen Dörfern
mit mehreren Hundert Einwohnern, bis die Mais- und Bohnenfelder
jenseits der Dorfpalisaden nicht mehr fruchtbar genug waren und
weiterzogen.)
Einige Wanderwege, Ausblicke und Waldabschnitte später freuten wir uns
auf das bereitstehende Zelt, das auch mir nun erstmal die letzte Nacht
gedient hat – heute früh, nachdem wir unsere Lieblingsholländerin zur
Bushaltestelle gebracht hatten, fuhren wir mit dem Mietwagen nach
Windsor, einem Städtchen gleich auf der anderen Flussseite von
Detroit, wo wir ihn in einem winzigen Flughafen abgaben und uns
ärgerten, dass es dort keinen einzigen Bus gab, der uns in die Stadt
bringen konnte, so dass wir mit dem Taxi zum Busbahnhof kommen
mussten. Dort wiederum erwischten wir relativ problemlos gerad noch
den Tunnelbus, der für eine Handvoll Dollar die Grenze überquert und
uns schließlich zurück in die USA brachte.
Und auf jene unspektakuläre Weise endet nun vorerst der aufregendere
Teil meiner Reise – der Austauschbruder meiner Schwester (also
irgendwie auch mein Bruder 😉 ) sammelte uns auf und brachte uns nach
Ann Arbor, dem letzten großen Ziel meines Trips, und zugleich meiner
zweiten Heimat aus alten Tagen. Dort warten eine Hochzeit, ein paar
alte Schulfreunde und meine zweite Familie, und wer weiß was sonst
noch alles, in dieser letzten Woche overseas. Vielleicht ein bisschen
Gefühl von Zuhause, bevor es schon wenige Tage nach meiner Rückkehr
wieder fort gehen wird.
Aber das ist eine andere Geschichte.

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