Wie erwartet war es fast ein wenig wie zuhause. Auch wenn ich meine
eigene Gastfamilie erst am Donnerstag sah, machte die Austauschfamilie
meiner Schwester die ersten fünf Tage zu einem herrlichen,
chaotischen, planungsreichen und aufregenden Familienfest. Wir sahen
das vom Regieführenden Austauschbruder produzierte Stück
“Homesteaders” in einer dem Schauspiel angemessenen Hütte, besahen uns
von Anwohnern gestaltete Kunstprojekte im semiurbanen Detroit, wurden
von einem hochdotierten Anwalt beim Besichtigen des beeindruckenden
Art Deco-Guardianturmes zum Stadtausblick in den dreißigsten Stock
geladen, gingen Kanufahren im Huron und bildeten beim Tuberafting in
den künstlichen Huronrapids die wohl längste Kette zusammenhängender
Rafter, spielten endlose Runden Fluxx und entdeckten downtown den
Robot Repair Shop (der eigentlich nur eine Ladenfrontfassade ist für
ein gemeinnutziges Projekt für Jugendliche, um ihnen das Schreiben
näher zu bringen – die Roboterspielereien finanzieren das ganze). Die
letzten Tage zogen wir (meine Schwester, inzwischen angekommenen
Eltern und ich) dann (um ihnen nicht allzusehr auf die Last zu gehen)
von der Austausch-Gastfamilie zu einer wohlhabenden, mit meinen
Zweiteltern befreundeten Familie mit Haus am (motorbootfreien) See, in
dem sich herrlich schwimmen ließ. (da ich schon gestern fuhr, blieb es
mit verwehrt, wie der Rest meiner Familie noch länger dort zu
verbringen). Und dann natürlich das große Event, der eigentlche
Anlass für die Reise – die gigantische Hochzeitsfeier meiner Sister
from another Mister (sfam) mit ihren brasilianischen Ehemann – die nun
schon zum dritten mal (nach ziviler und brasilianisch-zeremonieller
nun auch noch in den Usa) stattfand. Dank ausgiebiger umgebender
Events (Cocktailempfang am Donnerstag, Lunch und kleiner Barabend am
Freitag und der Hochzeit selbst am Samstag) gab es dann doch noch
einige Gelegenheiten, meine sfam und ihre Eltern zu sehen, die ganze
brasilianische Familie kennenzulernen und drei Abende mit Essen
vollgestopft schlafen zu gehen 😉
Der Tag der Zeremonie selbst: viele ausserordentlich gut gekleidete
Menschen, mehr Klassenkameraden meines Austauschjahrgangs als erhofft,
famoses Essen, Tanz und Schnäpse, eine mit 150 Leuten gefüllte
Edelscheune und ein leicht ins Herz zu schließendes Hochzeitspaar. Im
Anschluss ging es dann noch in einen Club in Ann Arbor zur Afterparty,
mit extra Räumlichkeit für die Hochzeitsgäste und gerocktem Tanzflur
bis zwei Uhr nachts (dann machen alle Clubs zu hierzulande). Zu viel,
um alles zu erzählen – aber alles in allem eine wundervolle Feier, und
als mein letzter Abend in Michigan durchaus angemessen 😉
Gestern holte ich dann das letzte Mal ein Auto ab, um damit nach
Newark zu fahren. Auf dem Weg sah ich noch im Krankenhaus vorbei, wo
ich tatsächlich einen alten Schulfreund auffand, der die letzten
Wochen wegen Herzprobleme leider dort verbringen musste (ist aber auf
dem Weg der Besserung). Ich bin froh, mir die Zeit genommen zu haben
ihn noch zu besuchen, auch wenn meine Zeit knapp bemessen war:
immerhin hatte ich nur bis heute Mittag Zeit, den Wagen am Flughafen
zurück zu geben. Da ich heute früh aufwachte und eigentlich nur noch
3,5 Std Fahrt vor mir hatte, fuhr ich noch für einen Abstecher in die
Pennsylvania Wilds, um noch eine letzte kleine Waldwanderung
einzulegen. Leider verfuhr ich mich auf dem Rückweg etwas, so dass ich
nur gerade so mit letztem tankrest wieder zum Highway fand, und die
vielen fehlenden Meilen in 3 Stunden zuruck legen musste – mit nur
wenigen Minuten Verspätung schaffte ich es schließlich noch zur
Abgabe in Newark, checkte ein und nun, ja nun bin ich kurz davor
zurück zu fliegen, zurück nach Berlin, wennauch nur für wenige Tage.
Ich bleibe aufgeregt. Ein Resumee gibt es noch nicht – denn irgendwie
ist diese Reise ja noch nicht vorbei.
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Eine Antwort auf „Reiseabschluss in Ann Arbor“
Tja und voll von eben diesen Eindrücken und den letzten beiden Tagen mit sehr viel Regen und sintflutartigen Hochwasser- Erlebnissen auf den unterschiedlichsten Highways von Detroit zurück zu unserer Gastgeberfamilie sind wir nun auch wieder wohlbehalten hier in Deutschland angekommen. Um nicht gleich verwöhnt zu werden, regnet es hier gleich massenweise weiter- muss die Wäsche halt in den Trockner- draußen kann sie nicht trocknen.
Deine weiteren Reiseerlebnisse nun im europäischen Norwegen, dennoch fernab von uns, werde ich wieder gespannt verfolgen, lesen und freue mich auf ein Wiedersehen im Winter… 🙂
Susanne