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Reiseblog

Doaa (19 Jahre alt) Tiefe Bewegung

 

Ihr lieben,

nun da meine Herzensreise in die Vorplanung geht, merke ich, wie mich das Thema immer mehr bewegt, vor allen Dingen in der Tiefe bewegt.

Es ist nicht mehr das oberflächliche Befassen mit dem Thema, wie z.B.  Abends in der Tagesschau einen 30 Sekunden – Beitrag sehen, in dem wieder berichtet wird, das 1.000 Flüchtlinge gerettet wurden und 300 Flüchtlinge ertrunken sind. Ich merke es an mir selbst, da ich mir nun noch mehr Berichte zum Beispiel im Fernsehen anschaue, in denen detaillierte Schilderung der Verhältnisse gezeigt werden. Zum Beispiel eine Spiegel-Dokumentation von gestern Abend, in der geschildert wird, wie menschenverachtend die Schleuser arbeiten und wie wir als Deutschland die libysche Küstenwache technisch so ausstatten, das sie für uns die Drecksarbeit übernehmen und die Flüchtlinge wieder zurück nach Libyen bringen. Susanne und ich sprechen noch eine ganze Weile darüber und es bewegt uns sehr und Susanne nimmt es mit in ihre Träume.

Ich möchte über allem nicht vergessen, dass es viele viele einzelne Menschen sind so wie Doaa, die der UNO-Flüchtlingshilfe ihr Schicksal geschildert hat:

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Fluechtlinge-auf-dem-Mittelmeer

Bevor der Bürgerkrieg in Syrien sie zur Flucht zwang, war die 19-jährige Doaa eine ehrgeizige Schülerin. Dann floh sie mit ihrer Familie nach Ägypten. Ohne Arbeitserlaubnis lebte sie dort am Rande der Gesellschaft.

Trotzdem war Doaa hoffnungsvoll, sie war verliebt in Bassem, der um ihre Hand anhielt. Gemeinsam beschlossen sie Sicherheit in Europa zu suchen, um sich dort ein gemeinsames Leben aufzubauen. Bassem gab sein ganzes Erspartes, 5.000 Dollar, den Schmugglern, die sie auf ein überfülltes Fischerboot zwängten.

Doch nach drei Tagen auf See glaubte sie nicht mehr an eine sichere Ankunft und sagte zu Bassem: „Wir werden alle ertrinken“. Am vierten Tag kam ein verrostetes Boot auf sie zu. Die Passagiere weigerten sich in das seeuntaugliche Boot zu wechseln, woraufhin die wütenden Schmuggler ein Loch in das Fischerboot rammten und lachten.

Innerhalb von Minuten kenterte und sank das Boot. Die 300 Menschen, die unter Deck gefangen waren, hatten keine Chance zu überleben.

„Ich hörte wie Menschen schrien und sah wie ein Kind vom Propeller in Stücke zerrissen wurde“, erinnert sich Doaa. Um sie herum schwammen hunderte Leichen. Die Überlebenden kamen in Gruppen zusammen und beteten. Bassem fand einen Rettungsring für Doaa, die nicht schwimmen kann.

In der folgenden Nacht verloren viele Überlebenden die Kräfte und den Mut. Doaa musste zugucken, wie Männer ihre Rettungswesten abnahmen und ertranken. Einer von ihnen übergab Doaa kurz vor seinem Tod seine 9 Monate alte Enkelin Melek.

Auch Bassem verließen kurz darauf die Kräfte und Doaa musste mit ansehen wie er starb. Trotz unvorstellbarer Trauer nahm sie an diesem Tag ein weiteres Kind auf. Die Mutter der 18 Monate alten Masa gab ihr das Mädchen mit der Gewissheit, dass sie selbst nicht überleben würde.

Doaa war nun für zwei völlig erschöpfte Kinder verantwortlich, sie weinten, hatten Hunger und Durst. Sie sang für die Mädchen und erzählte ihnen Geschichten, ein langer Tag verging, dann ein weiterer. Am vierten Tag im Meer sah Doaa ein Handelsschiff. Zwei Stunden schrie sie um Hilfe, bis die Suchscheinwerfer des Schiffes sie fanden. Melek starb noch an Bord des Schiffes. Doch die kleine Masa hat überlebt.

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Ich bin sehr dankbar, dass ich hier in Deutschland so sicher und beschützt aufgewachsen bin und leben darf, womit habe ich das verdient? Ich habe eine wunderbare Familie und ohne Susanne, die mich mit ihrer Liebe und Fürsorge trägt durch alle Zeiten, hätte ich mich nicht auf diese Herzensreise einlassen können. Ganz sehr hilft uns beiden, das wir wissen, das wir nicht alleine sind, sondern dass Gott bei uns ist, der uns beschützt und Jesko und mich auch auf dieser Lebensreise begleiten wird.

 

Euer sehr nachdenklicher Micha

 

 

 

 

 

 

 

4 Antworten auf „Doaa (19 Jahre alt) Tiefe Bewegung“

Nachdenklich bin ich auch. Was ist, wenn ihr geholfen habt und mitansehen müsst, dass die Menschen wieder zurück geschickt werden? Das würde mich sehr frustrieren. – Ich bin auch dankbar, hier leben zu dürfen. Und ich bitte Gott darum, er möge euch bei eurem Projekt unterstützen – wie auch immer.
Die Susanne

Es bewegt und bereichert mich sehr, eure Beiträge zu lesen und in Zukunft lesen zu können. Es wird bestimmt nicht einfach dort und ist jetzt schon beim Nachdenken bestürzend, wie diese Menschen dort behandelt werden. Ich wünsche euch (und den vielen anderen Menschen) viel Kraft und Mut.

hab die tage mit einer frau geredet, die möchte ein geplantes flüchtlingsheim nicht so hoch gebaut sehen, da sonst die frischluft-schneise für Köln gefährdet ist. da schüttelt man nur mit dem Kopf, vor allem nach so einem Artikel von Doaa!

wir können nicht vor Ort helfen wie ihr es tut, haben aber eine Steuerrückzahlung bekommen und würden gern etwas spenden, wir sind denn die Kontodaten des Schweizer Kreuzes?

Hey Silja,
ja, das ist wirklich manchmal sehr traurig und unverständlich…
Schön, dass ihr das SchwizerChrüz unterstützen wollt – das könnt ihr hier tun:
Paypal michael.raeber@gmail.com oder auf das Konto: Migrosbank 8010 Zürich Mülligen, IBAN CH11 0840 1000 0592 3559 4 für Rahel Räber. BIC/SWIFT MIGRCHZZXXX. (Clearing Nummer/Bankleitzahl 8401)

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