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Handychaos / Poesia en el Parque

Handychaos
Jetzt habe ich ja wieder ein Handy, (nachdem ich mein erstes auf der letzten Reise verloren zu haben scheine…), also wollte ich es schnell mal mit S/ 10 aufladen. Karte geholt, *778 zum Aufladen gewählt, besetzt. Besetzt? Ja, besetzt! Supermegaklasse. Mit Hilfe von Pilar (Rosannas Schwester) den Kundenservice angerufen (123, die einzige Nummer die immer klappt), die mir zwar sagen konnten, wie ichs aufladen kann (geht nämlich bei Claro auch per Direkteingabe… für alle zukünftigen Perureisenden: *778#Geheimnummer# und Telefon. geht schneller 😉 ), aber leider kann ich noch immer in keine Leitung und konnte nirgendwo anrufen. Nächster Tipp war “SIM-Karte rausnehmen und wieder reintun” (hat natürlich nicht geholfen) und mir eine Reklamationsnummer zu geben mit der ich es in 4 Tagen noch mal versuchen könne. Mistverein. Naja, erstmal mit abgefunden, dass ich mit dem Ding wohl nur Anrufe entgegennehmen kann. Ein zugegebenerweise nur halbwegs geplantes Skype-gespräch mit meinem Paps wurde dann auch nichts und ich fühlte mich telekommunikativ gesehen ein bisschen doof 😉
Dafür gehts meinem Magen mittlerweile wieder besser. Gestern auch wieder in der Uni gewesen (Demografia social, immer noch einfach) und abends mit Katty ins Kino gegangen. Nachdem sie natürlich zu spät war, stellte ich beim Versuch, sie anzurufen, fest, dass mein Handy plötzlich einfach doch klappt. Ein Problem weniger.
Heute dann nach knapper, aber gerade noch pünktlicher Fahrt zur Uni, wo ich laut Horario um 3:00 PM Sociologia de la cultura hätte – keiner da. 20 Minuten gewartet, dann echt keinen Bock mehr gehabt. Findet in dieser Uni überhaupt irgendwas statt?! Wir haben jetzt Ende August und ich hatte bisher nur 2 (!) eher wenig produktive Klassen! Hätte ich das gewusst, hätte ich auf das teure Apartment hier im August verzichten können, gleich erst ab September in die Wohnung einziehen und den ganzen August reisen können! (und wäre durch die gesparten 750 Soles kaum teurer dran gewesen). So ein Scheiss. Aber hätte, hätte, Fahrradkette, wie Torben so schön sagt. …nicht dass es mich stört, die Zeit des Unterrichts frei zu haben – es stört, so was nicht vorher zu wissen. Vaya. Was solls.

27.8.2010, Lima

Poesia en el Parque
Um mir abends nach dem unnützen Tag mal ein bisschen mehr die Stadt anzusehen, ging es nach Miraflores. In Richtung des Parque Kennedys schlendernd traf ich im Parque Central auf eine Menschenmenge um einen kleinen, aulamässig abgesenkten Platz, in dessen Mitte ein mit Mikrofon ausgestatteter Herr dem Publikum ein Gedicht vortrug… ein Blick reichte, und ich war gefesselt, reihte mich in die Gruppe der Zuhörer ein und lauschte den Texten verschiedener Dichter: meine Augen leuchteten und ich muss übers ganze Gesicht gegrinst haben, dass man mich für die Grinsekatze von “Alice” hätte halten können. Wie sich herausstellte (ich unterhielt mich anschliessend mit dem Moderator) findet diese “Poesia en el Parque” jeden Freitag hier von 7-8 Uhr statt, jeder kann sich am selben Abend vorher in eine Liste eintragen und präsentiert seine Texte – ohne den gewohnten Poetry-Slam-Kontext natürlich, sondern mehr als Lesebühne, und mit einem etwas höheren Publikums-Altersdurchschnitt, aber ebenso mit Begeisterung und Leidenschaft und Applaus und Poesie und Reim und Inhalt und der Liebe zum Wort… jetzt kann ich mir hier echt heimisch fühlen. Ich habe schon angefangen, meinen Text “Ich hasse” (mein erster richtiger Slamtext übers Fernsehen) zu übersetzen um ihn dann hier zweisprachig vorzutragen und kann es kaum erwarten – ich brauche es eben doch einfach, das Mikro, das Publikum… und noch viel mehr den Ansporn zum Schreiben!
Auf der Taxifahrt nach Pueblo Libre zurück (nach ein bisschen Nachtleben durchschwärmen in Miraflores) unterhielt ich mich mit dem Fahrer, dessen Neffe auch Gedichte schreibt und der ausserdem schonmal in Deutschland war, über Poesie und die deutsche Mentalität. Erst nach 12 angekommen musste ich feststellen, dass die hier in meiner Unterkunft tatsächlich noch ein weiteres Schloss an der Haustür benutzen, dessen Schlüssel ich nicht habe, sodass Pilar extra aufmachen musste (k.A. wie sie mich so leicht gehört hat…) – jetzt weiss ich auch warum die Regel “vor 12 zuhause” existiert… das ist ja schon irgendwie ätzend, hab schliesslich vor, noch das ein oder andere Mal abends auszugehen. Gut, dass ich ausziehe.
Heute ging es dann nach ein wenig überfälligem Wäschewaschen in den mit Katty in den Parque de la Leyendas. Der ist aber weniger poetisch als sein Name – im Grund eigentlich ein Zoo, einfach ein wenig auf die drei Landeszonen bezogen. Mit 10 Soles ausserdem lächerlich überteuert. Dafür trumpft er wenigstens mit Quantität und ist einfach riesig. Wir brauchten bis zum frühen Abend, bis der Park schliesslich schloss.
Da wir morgen von ihr aus nach Chancay fahren wollten, wollte ich anschliessend nur ein paar Sachen aus meinem Zimmer holen – da man einen Gast nun mal abends nicht draussen vor der Tür warten lässt, bat ich sie, in der Küche zu warten. Ich war kaum die Treppe hoch, da hielt mich Rosanna auf und fragte, ob ich wen mitgebracht hätte (was die Hausregeln nicht erlauben). Ich erklärte die Situation unter dem Aspekt, dass ich nur 2 Minuten meine Sachen holen würde, aber siue bestand darauf, dass ich erst runter ging, sie rauswarf und dann erst mein Zeug holte. Engstirnig. Als ich beim endgültigen rausgehen wortlos die Schlüssel auf den Tisch legte verlangte sie gar noch, ich könne mich ja auch noch richtig verabschieden. “vaza, hasta luego, me voy” sagte ich deutlich angepisst und machte mich davon. Dass die Regeln bis zur kleinkarierten Unhöflichkeit gingen war schlimm genug – mich wie ein unmündiges Familienmitglied zu behandeln, dass sie nicht ordentlich verabschiedet hatte, ging zu weit. Bin wirklich froh, hier bald auszuziehen – ich unterwerf mich doch keinen Regeln, die sich keine Familie (erst recht nicht meine) trauen würde, so durchzusetzen und lass mich dann für einen erwachsenen Studenten völlig unpassend behandeln, wenn ich nicht mal in einer Familie lebe, sondern dafür bezahle wie in einem Hotel. Also an alle potentiell interessierten – das “Boarding House” von Rosanna Paz in der Seoane 272 ist nur was für Studenten, die nicht vorhaben, mal mit nem Freund vorbeizuschauen oder abends wegzugehen. Alle anderen sind selbst in nem Hostel besser aufgehoben.

28.8.2010, Lima

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El pueblo libre y la demografia

Da mein Unterricht heute ja erst nachmittags stattfand, hatte ich nach dem Aufstehen den ganzen Tag über Zeit und entschloss mich, ein wenig mein barrio zu erkunden, so lange ich noch hier wohne. Also Stadtplan und Torbens Walkman eingepackt und los in Richtung La Mar. Die nächsten fünf Stunden legte ich einen beachtlichen Weg durch Pueblo Libre und San Miguel zurück, bis zum Meer, zurück zur Plaza San Miguel und wieder zur casa. Mit Torbens Mail aus Cuba und der dort auffälligen Propaganda im Kopf fielen mir hier besonders die Wahlwerbungen auf, die wirklich an jeder Ecke hängen, da bald Bürgermeisterwahlen sind. Unglaublich viele alcaldes werben mit ihren Gesichtern, dem Namen und/oder dem Parteisymbol (welches man hier dann bei der Wahl ankreuzt) um die Stimmen – erstaunlich selten jedoch damit, wofür sie stehen, oder was sie denn als alcalde so tun wollen. Man wählt also einfach den, der am sympathischsten aussieht, oder dessen Namen man am häufigsten auf Wänden gelesen hat (das wäre dann wohl Lourdes) – so kann Demokratie doch nicht richtig funktionieren… und dann beschweren sich alle über die Korruption. Obwohl: wird in Deutschland denn so viel mehr nach anderen, rationalen Kriterien gewählt?…

Abends ging es dann zur Uni, wo ich erstmal wieder vor einer leeren aula sass. Ich befürchtete schon, wieder umsonst hergekommen zu sein, und das meine Klassen nie anfangen. Es kam aber schliesslich ein Kommilitone, mit dem ich mich unterhielt, und der meinte, heute würde das Seminar sicher stattfinden – sonst wäre ich vielleicht schon wieder gegangen. Circa 30 Minuten später kam dann Professor Max Menesis Rivas, und auch die anderen Kommilitonen trudelten langsam ein. Die Veranstaltung selbst war natürlich noch eine einleitende Organisationsstunde ohne grossen Inhalt, aber es erschien mir doch bastaaaante einfach für eine 8.-Semester-Veranstaltung: das meiste des thematisch angesetzten hatte ich nin Halle schon im 2. und 3. Semester. Nun ja, abwarten, vielleicht unterschätze ich es ja auch. Aber wenn das so bleibt, werde ich wohl selbst dann keine Probleme haben, wenn ich hier das ein oder andere mal fehle…

24.8.2010, Lima

Blick auf den blauen Himmel aus dem Bett
Früh aufgestanden, um zu meiner 8:05-Veranstaltung zu gehen, bemerkte ich schon schnell ein starkes Unwohlsein in der Magengegend – das musste ja früher oder später kommen. Schon auf dem Weg zur Bolívar plagten mich die Bauchschmerzen so sehr, dass ich die Veranstaltung kurzerhand ausfallen liess und umkehrte – also schon wieder kein Unterricht heute. (Nadja erzählte mir später, dass es auch nur organisatorisch gewesen war, sowie dass die Klasse am Freitag ausfallen würde, weil der Prof da aus irgendeinem Grund eine Doppelbelegung hat). Bis zum späten Nachmittag verbrachte ich also den Tag mit Bauchschmerzen und Durchfall im Bett und sah nur aus dem Fenster, dass ich einen der wenigen Tage in Lima mit blauem Himmel verpasste. Sehr ärgerlich. Ich hoffe, das wird mir nicht allzu oft hier so gehen, vor allem nicht in dem Ausmass… vielleicht sollte ich weniger en la calle essen…

25.8.2010, Lima

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Spannende Klassen

…hatte ich bisher ehrlich gesagt noch nicht in der Uni. Genaugenommen gar keine; sowohl die Klasse gestern, als auch heute fiel aus – von ersterer weiss ich nun, dass der Prof noch die ganze Woche weg ist – bei den anderen kann ich das nur vermuten. Ein wenig ärgerlich, dass ich da nicht gleich länger in Cusco geblieben bin. Da also unitechnisch diese Woche wohl nichts mehr laufen wird, geht es ab morgen für ein verlängertes Wochenende wahrscheinlich nach Pisco, Ica und wahrscheinlich auch noch Nazca – da muss ich die Zeit ja nicht hier in Lima verbummeln.
Nun ja, gestern habe ich mir jedenfalls mal ein bisschen intensiver das historische Zentrum angesehen mit der Plaza de Armas (bei Nacht sehr schick beleuchtet) und die Fussgängerzone Union; was meinen Eindruck vom Centre etwas verbessert hat. Heute nach dem Ausfall war ich wieder ein wenig in selbigem Zentrum, mit meiner halleschen Kommilitonin Nadja, die ebenfalls hier in Lima studiert und die (ausgefallene) Veranstaltung heute früh mit mir zusammen belegt.
Inzwischen habe ich auch meine Unterkunft ab September klar gemacht und wohne dann für S/ 500 mit Angela in der WG in Jesús Maria – zwar nicht unbedingt das billigste, aber ist mir dann doch lieber so, da ich schliesslich dort all die liebgewonnenen Freiheiten des WG-Lebens habe und trotzdem durch die peruanische Mitbewohnerin nicht den “Landeskontakt” verliere…

18.8.2010, Lima

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Mis Horarios

Ich bin wieder in Lima, der Himmel ist immernoch grau – aber es geht mir gut! Die Reise hat mir gut getan, mir viel Neues gezeigt und jetzt bin ich frisch und bereit für den Semesterbeginn. Heute früh ging es zur Reunion eines Teils der Austauschstudenten im Büro der Austauschverantwortlichen Veronica Roldán Flores. Wie sich herausstellte, waren 7 der 10 Anwesenden aus Deutschland… war trotzdem interessant. 😉
Die meisten angesprochenen Sachen hatten sich allerdings für mich schon erledigt, weil ich es schon Anfang des Monats geklärt hatte. So konnte ich dann auch anschliessend schon meinen Bibliotheksausweis der Uni Lima abholen, mit dem ich jetzt offiziell peruanischer Student bin. Schickes Ding, und das Foto gefällt mir auf jeden Fall besser als das meines internationalen Studentenausweises. Anschliessend ging ich meinen Horario (Stundenplan) machen. Zwei der drei Veranstaltungen, die ich mir in Dtl. per Internet rausgesucht hatte, tauchten leider nirgendwo auf und werden offenbar dieses Jahr nicht mehr angeboten (Stadtsoziologie und “Armut und soziale Exklusion in Peru”), so dass ich mir stattdessen zwei andere Veranstaltungen raussuchte. Die einzige Veranstaltung, die ich mir in Halle für mein kulturwissenschaftliches Modul anrechnen lassen will (“Soziale und politische Prozesse in Lateinamerika”) fand sich zum Glück wieder. Da die beiden fakultativen Seminare für Peruaner des 8. Semesters sind, habe ich den grössten Teil der Woche nur Nachmittags Uni, da die höheren Semester hier grundsätzlich nachmittags, die jüngeren Vormittags Uni haben. Hier mal mein Stundenplan:
Fakultät der Sozialwissenschaften
Montag: 15:10-17:40 “Sociologia de la cultura”
Dienstag: 18:35-20:15 “Demografia social”
Mittwoch: 8:00-10:35 “Procesos sociales y politicos”
Donnerstag: 16:00-17:40 “Demografia social”
Freitag: 8:00-10:35 “Procesos sociales y politicos”
15:10-16:50 “Sociologia de la cultura”

…ist zwar schick viel frei, aber leider nicht am Stück – wenn ich also ein verlängertes Wochenende weg will, muss ich wohl oder übel etwas ausfallen lassen. Apropos ausfallen: die erste Veranstaltung heute, “Soziologie der Kultur”, fiel erstmal aus. Ist ja schliesslich auch der erste Tag…
Abends war ich dann noch relativ spontan bei Kattys Familie in Los Olivos – die Familie ist grandios (und gross) und wir hatten eine schöne cena zusammen. Sie wohnen in einer recht heruntergekommenen Gegend mit grösstenteils Wellblechhäusern, die meist eigenhändig erweitert und ausgebaut sind, die Strasse davor ist unbefestigt – aber trotz erschreckend kleinem und spärlichen Bad und der Notwendigkeit, drinnen Mütze und Jacke zu tragen, findet sich ein grosser Fernseher und eine neue Stereoanlage im Wohnzimmer. Denn an sich scheinen sie ganz gut leben zu können – ob hier nur einfach andere Prioritäten als die Wohnung gesetzt werden, oder woran das letztenendlich liegt, kann ich (noch) nicht beurteilen. Aber es scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein. Nun ja, wie auch immer, die Familie hat mich sehr herzlich empfangen (besonders die 1 und 3 Jahre alten Kinder von Kattys Schwester 😉 ), und ich habe mich dort wirklich wohl gefühlt – und was wäre wichtiger als das?

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Kantensteine, Kathedralen und Cusco

Kantensteine, Kathedralen und Cusco
Wie bereits erwähnt, sind viele Sehenswürdigkeiten in und um Cusco nur mit dem boleto turistico zu besichtigen – es gibt aber einige wenige Ausnahmen, und die nahm ich mir heute vor. Eigentlich wollte ich zuerst eine Kirche im Süden der Stadt sehen, die von innen mit zahllosen Spiegeln verziert ist – die ist aber völlig untouristisch (was gut ist) und man kann nur zum Gottesdienst rein, der um 7:00 anfängt (was nicht gut ist). Ganz so früh war ich dann doch nicht aufgestanden. Also schnappte ich mir erstmal ein Taxi und machte die wichtigste Erledigung; ein Busticket nach Lima kaufen. Die waren teurer als erwartet, und so fahre ich heut abend mit einem Mittelklasse-Semicama-Bus von Molina los… mal gespannt ob sich die S/ 110 auszahlen.
Anschliessend ging es in das vollgestopfte, in einem schicken Kolonialhaus untergebrachte Inkamuseum, in die grpsse Kathedrale an der Plaza ( die pompöser kaum sein könnte und mit zahlreichen Kunstwerken gefüllt ist: darunter ein Gemälde der Escuela Cusqueña mit dem Motiv des letzten Abendmahls, bei dem Jesus und seine Jünger Chicha und Cuy verspeisen 😉 ) und als Höhepunkt in das Konvent Santo Domingo, welches auf den alten Mauern des zentralen Inkapalastes Qorikancha erbaut wurde. Während die ausgestellte Kunst recht mager ist (Höchstens die arte contemporanea gibt etwas her), ist das Gebäude beeindruckend. Alte, passgenaue, riesige Inkasteine bilden das Fundament, darauf und darum gesetzt die spanische Bauwerkskunst mit für die Epoche klassische Bögen und schliesslich ein modernes, aus Glas und Metall bestehendes Dach: klingt komisch, ist auch so… aber gerade deshalb sehr spannend.
Nach einer vernünftigen Mahlzeit und zwei Eiskugeln (Coca und Turron… mjam mjam…) war der Tag auch schon fast wieder vorrüber und ich machte mich gegen 19:00 auf, mein Gepäck im Hostal zu holen und zum Busbahnhof zu schaffen.
Weberinnen in CuscoConvento Santo Domingo/QoricanchaConvento Santo Domingo/QoricanchaConvento Santo Domingo/Qoricancha

14.8.2010, Cusco

Bus-cama
Okay, wenn ich nicht sowieso von gestern was zu schreiben hätte, gäbe es heute wirklich erstmals keinen Grund, einen neuen Eintrag zu machen. 🙂 Habe schliesslich den ganzen Sonntag im Bus verbracht – mit dem ich übrigens erstmals wirklich zufrieden bin. Molina heisst das Unternehmen, für alle, die mal in die Gelegenheit kommen, hier ein Unternehmen aussuchen zu müssen. Sehr gemütliche Sitze, essen unterwegs, nicht allzu viele Stopps zwischendurch und so auch recht zügig durchgekommen – aber deshalb auch herzlich ereignislos. 😀 Jetzt bin ich wieder im – wie erwartet – grauen Lima angekommen und bereite mich mental auf meinen ersten Unitag morgen vor. Damit ist also die erste intensive Reisephase vorbei – also nicht wundern wenn ich mal einen oder zwei Tage nichts schreibe, weil hier nicht ganz so viel passieren wird – wobei die nächsten Tage erstmal spannend werden, wie ich mich so in die Uni einfinden werde – dazu morgen mehr.

15.8.2010, Bus Cusco-Lima

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Verloren in Nicaragua / 170 km bis Arequipa

Verloren in Nicaragua
Spontan wie ich bin, habe ich mich heute kurzerhand nach Nicaragua begeben, um schon mal zu sehen, was mich so erwartet. Nicaragua, direkt nebenan zu Costa Rica, liegt nicht wie erwartet nahe der Pacifico, sondern bei San Felipe. So, verwirrt? Gut, das war ich auch, wenn auch auf andere Weise. Ich rede natürlich von Strassen, bzw. im Fall der “Pacifico” von einer (privaten) Uni. Und die Nicaragua… nun ja, die gibt es laut meiner Karte zwei Mal. Leider habe ich erst nur die eine gesehen, die mittlerweile anders heisst, und deshalb wie blöde gesucht und telefoniert, bis ich die andere, kleinere Nicaragua in der Nähe der Avenida San Felipe gefunden habe. Der Grund dieses komplizierten Ausflugs war meine zukünftige Unterkunft: da meine bisherige in Pueblo Libre zwar durchaus echt in Ordnung, aber leider zu teuer ist, habe ich mir in einem Hochhaus Potentielle Unterkunft in Jesus Maria(ja, Flo, in einem Hochhaus… ich…) in San Felipe (in Jesus Maria, nahe des Viertels San Isidro wenn ihrs genau wissen wollt) die Wohnung von Angela angesehen. Angela, die in Lima Gastronomie studiert, wohnt hier die Woche über, finanziert von ihrer Tante, und verbringt das Wochenende anscheinend meist bei ihren Eltern ausserhalb der Stadt. Und sie sucht eiunen Mitbewohner für das leere Zimmer in diesem Appartment – klingt ungerwöhnlich für eine Peruanerin? Stimmt – aber sie hat ja auch eine Zeit lang in Barcelona studiert, das hat wahrscheinlich seinen Einfluss hinterlassen. Alles in allem spricht wenig dagegen: es ist (ein gutes Stück) billiger, genauso sicher und gut gelegen, und ich hätte eine etwa gleichaltrige Mitbewohnerin. Nachteil: es ist ein Stückchen weiter von der Uni entfernt (allerdings nicht so weit wie befürchtet) und es ist eben ein Hochhaus ;). Könnte aber schlimmer sein… Nun ja, jetzt warte ich noch ein weiteres Angebot ab, das ich leider nicht mehr ansehen konnte vor meiner Abreise, und dann mal sehen wo man mich im September findet.
Miraflores Meerblick1
Ansonsten habe ich den Tag genutzt und kurz mal in Miraflores vorbeigeschaut – und das Meer gesehen! Beeindruckend – man sieht kaum den Unterschied zwischen Himmel und Meer. Da wird man mich sicher noch öfters sehen.Miraflores Meerblick2
Und um den Tag zu perfektionieren: für etwa 2 Stunden war zeitweise ein kleines bisschen Blau am Himmel zu sehen…
Pues, jetzt sitze ich im Bus nach Arequipa und die beiden Kinder von Juan, einem Kerl mit dem ich mich an der Gepäckabgabe unterhalten habe, probieren aus, wie weit man die Sitze vor meinen Knien nach hinten stellen kann. Juan sagt ihnen gerade, sie sollen aufhören, weil “el joven” gerade am schreiben ist… sein Machtwort hält nur für kurze Zeit an. Ich hoffe sie schlafen bald ein, damit ich die kommenden Stunden im Bus überleben werde 😉 Und morgen dann: Arequipa!

4.8., Ormeño-Bus Lima-Arequipa

170 km bis Arequipa
Der alte Bus, dessen Lüftung schon lange nicht mehr zu funktionieren scheint, kämpft sich einen weiteren Berg durch die Wüste hoch. 170 km bis Arequipa, sagt ein Schild an der Seite des Weges. Immer noch. Das letzte Schild um 13:15 zeigte 174 km. Jetzt ist es 14:35. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie sich vermessen oder wir uns verfahren haben. Ormeño ist schon eine tolle Buslinie.
Seit 17 Stunden sitze ich jetzt im Bus. Die beiden Kinder George und Milagros sind eigentlich ganz nett, 8 und 10 Jahre alt, fragen mich immer mal wieder aus oder beobachten mich beim Schlafen. Zur Mittagspause haben mich Juan und seine Frau zum mitgebrachten Essen und einen Anismate eingeladen und mich bereits im Voraus zu einer richtigen warmen Mahlzeit eingeladen, wenn sie wieder zurück in Lima sind (Telefonnummern sind inzwischen auch ausgetauscht) – jetzt fahren sie erstmal zum Familienbesuch nach Juliaca.
Nachdem wir uns in der Nacht gut mit Jacken einwickeln mussten, knallt jetzt die Wüstensonne auf unseren Bus und lässt mich an die deutsche Sommerhitze denken die ich noch vor weniger als einer Woche erlebt habe. Der gelbe Wüstensand zieht sich endlos an der Pazifikküste entlang, zerklüftete Felsen lösen Sanddünen ab. Wüste bei NazcaHin und wieder ein paar Baracken im Nirgendwo, hier und da ein kleines Dorf mit fünf Häusern, einem Restaurant und dem Schild “Zona Urbana”, alle paar Stunden ein grösserer Ort, bei dem fliegende Händler in den Bus steigen und Drinks, Knabberzeug und Medizin verkaufen.
Grüne WüsteAm beeindruckendsten jedoch der Ausblick, wenn wir hinter einem Berg hervorkommen und in ein Tal blicken, welches von einem winzigen Fluss durchquert wird – welcher wiederum das ganze Tal begrünt, so dass man grüne Wiesen, Anbaufelder und kleine Hütten inmitten der Wüstenberge ausmachen kann.
Wenn es nicht so warm wäre, könnte man das viel besser geniessen. Da soll noch wer was vom Kältechaos im Sueden reden – von wegen. Ob ich mich in Arequipa über die Kälte nach dieser Wüstentour freuen werde? Ob ich ein Recht habe, mich über die 18 Stunden zu beschweren, während die Bewohner hier in diesen Temperaturen ständig leben? Wie lange wir wohl noch für die verbleibenden 170 KM brauchen werden? Und ob George und Milagros es in der Zwischenzeit überdrüssig werden, mich an den Füssen kitzeln zu wollen? Fragen über Fragen… ich hoffe zumindest, die letzte beantwortet sich bald.

5.8., Ormeñobus Lima-Arequipa

Anmerkung
So, jetzt sitze ich in einem Internetcafe in Arequipa. Wir haben insgesamt sage und schreibe 20 Stunden gebraucht. (Also insgesamt, nicht für die letzten 170 km 😉 ). Juan, George, Milagros y yo
Nach der Fahrt sehr herzlich von Juans Familie verabschiedet worden und wie oben erwähnt Nummern ausgetauscht, ein Verwandter hat mich dann noch mit dem Auto bis in die Strasse Zela gebracht, wo ich in das Hostal eingecheckt habe, das Nicolas (siehe letzter Beitrag) mir empfohlen hat. Mehr dazu später, jetzt fordert erst mal mein Magen sein Recht ein.

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Ein Tag Verkehr

Ich will gar nicht wissen, wie viel Zeit ich heute in motorbetriebenen Fahrzeugen verbracht habe – und das keineswegs, weil ich faul wäre und wenig gelaufen bin…
Nachdeem ich heute früh im Internetcafe meinen letzten Eintrag geschrieben habe, machte ich mich erneut auf den Weg zur Uni, wo ich Veronica das gewünschte Foto brachte – und feststellte, dass ich noch ein zweites brauchte. Ausserdem benötigte sie eine Kopie meines Visums. Weiss ich ja shconmal, wo ich morgen früh wieder sein werde. Im Einkaufszentrum San Miguel holte ich mir dann eine Simkarte von “Claro” und eine Aufladekarte für S/ 10. Jetzt fehlt nur noch ein Handy. Wenn ich eins aufgetrieben habe, gebe ich euch auf Anfrage auch gern die Nummer, falls ihr mich mal auf diesem Weg erreichen wollt. 😉
Nach dem Mittagessen, während welchem ich mich mit Rossanas Schwester unterhielt (eine sehr gebildete Frau, mit der man gut über Weltpolitik reden kann, die aber z.Zt. arbeitslos ist und deshalb jede Menge Zeit hat…), nahm selbige mich mit dem Auto mit auf den 2. Teil meiner Erledigungen. Zuerst wollte ich mir einen neuen, funktionierenden Konverter besorgen. Nun ja, um die lange Story kurz zu machen: Peru hat nicht wie die USA 110 V, sondern 220 V – wie Europa. Ein Konverter ist damit nicht nur unnötig, sondern sollte gar nicht erst angeschlossen werden. Logisch. Wenn man das weiss. Naja. Und der Stecker – wer genau auf das Bild im letzten Beitrag sieht, wird feststellen, dass da auch so nette kleine Rundungen sind. Ja genau. Ich kann meinen ganz normalen europäischen Stecker einfach da rein stecken. Simple as that. Für die Dosen, die diesen runden Teil nicht haben, hab ich mir für S/ 2 einen einfachen Umstecker geholt. Pro: ich brauch den Konverter nicht mit auf Reisen nehmen. Contra: Ich habe ihn mir umsonst in Dtl. geholt. Ich hoffe wenigstens, dass damit die Problematik abgeschlossen ist.
Anschliessend liess ich mir beim Notar für S/ 4 eine Passkopie beglaubigen, damit ich diesen nicht immer mitnehmen muss, machte Fotos und die Visumskopie und …. tadadada! …. (nach nochmal gut 40 Minuten Busfahrt) kaufte mit das Busticket nach Arequipa für S/ 55 bei der Gesellschaft Ormeño. Der Bus den ich jetzt nehme, hat zwar keine Betten, sondern nur normale Sitze, ist dafür aber S/ 50 billiger (!) und fährt um 9:00 abends statt um 9:00 morgens los. Und die Zeit brauche ich hier schliesslich noch für die restlichen Erledigungen.
– Hört sich nicht nach sooo viel an. Bezieht man aber die Entfernungen und die Busfahrten mit ein, ist der Tag schon wieder vorbei. Wirklich was gesehen von Lima habe ich bisher also noch nicht – dafür habe ich aber ja noch drei Monate Zeit. Und brauch mir dann immerhin nicht mehr beizubringen, wie man Bus fährt. 😉

Im Gespräch mit Rossanas Schwester stellte ich etwas Beeindruckendes fest: der Himmel ist hier in Lima tatsächlich immer zugezogen und grau bewölkt. Natürlich auch nachts. Sie hat mit 20 Jahren das erste Mal einen Sternenhimmel gesehen, als sie zum ersten Mal aus Lima hinauskam.

Wenn ihr Zeit und Lust habt, könnt ihr mir ja ein Foto von euch vor eurem Lieblings-Sternenhimmel schicken, damit ich das auch mal wieder sehe 😉

3.8., Lima

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Der Archäologe in mir

Der Himmel ist grau – du bist grade aufgewacht
Du weisst nicht genau – was man bei so ´nem Wetter nur macht
Doch du hast dieses Gefühl – bloss weils nicht regnet gilt das hier schon als prima
Denn es ist heute “nur” kühl – der Himmel grau: willkommen in Lima!

Herzlich Willkommen in Lima: der Himmel ist grau. Und der Blick aus meinem Zimmer entsprechend tris – aber darauf war ich ja vorbereitet. Nachdem ich das ehrlicherweise nicht wirklich umwerfende Frühstück verzehrt habe, fängt um 9:00 mein Tag an (und das trotz Jetlag!). Rossna, die das Studentenhaus führt, in dem ich derzeit untergekommen bin, hat sich wie versprochen den halben Tag frei genmmen, um mir den Weg zur Uni etc. zu zeigen.
CollectivosAb der Straße “Bolivar” nehmen wir dann auch den Bus – aber lasst euch nicht vom Begriff täuschen: das hat nichts mit unseren Bussn zu tun. Wir warten einfach an einer recht bliebigen Straßenecke und achten auf die bunten Minibusse, die auf uns zukommen. Sobald wir einen sehen, der auf der Seite bei seinen “Stationen” die Straße “Universitaria” stehen hat, heben wir die Hand und springen auf den wenige Sekunden haltenden “collectivo” auf. Egal wie weit man mitfährt, zahlt man in der Regel S/ 1 (S/ = Nuevos Soles, 1? = ca. 3,5 S/ ), und wenn man wieder rauswill, spricht man den “Schaffner” an, wenn er nicht gerade aus dem Fenster die kommenden Straßen schreit um Kundschaft zu werben. Wenn alles klappt, springt man wie wir bispielsweise 15 Minuten später an der Puerta Prinicap der Universidad Nacional de San Marcos ab. Praktischerweise befindet sich das Gebäude der Ciencias Sociales nur wenige hundert Meter vom Haupteingang entfernt, und so schauen wir erst mal dort vorbei. nach mehrerem Durchfragen landen wir bei Sr. Luna, der theoretisch für Angelegenheiten wie mich (an dieser Fakultät) zuständig ist. Theoretisch. Praktisch gesehen hat er aber erst am Mittwoch Zeit und meint außerdem, ich müsse erst zum Büro für internationale Angelegenheiten. Gut, dass wir da eh noch hinwollten.
Mit dem auch “burro” genannten uniinternen Bus (mit tatsächlichen Haltestellen) kommen wir zur Seda Central, wo sich neben anderen Verwaltungsbüros auch das meiner Austauschverantwortlichen Sra Veronica Roldán-Flores befindet. Natürlich ist diese jedooch noch bis morgen in Urlaub. Ein ntter Herr, dessen Namen ich wieder vergessen habe, vertritt sie aber und erklärt mir u.a., dass mein “Tutor” Dr. Hernán Amat Olazaval sein wird. Ich werde stutzig als ich feststelle, dass Olazaval Professor für Archäologie ist. Naja was solls, Archäologie und Soziologie – alles das Gleiche! Und überhaupt ist er ja nur der Tutor, und die beiden bereiche sind ja auch an der gleichen Fakultät angesiedelt. Macht ja alles nichts. Nur, dass sich hrausstellt, dass ich ich tatsächlich für die Archäologie eingschrieben worden bin. Was mein hallesches Prüfungsamt wohl davon halten würde? Wie auch immer, das Ganze liegt offenbar daran, dass ich in minem Motivationsschreiben mein Interesse für präkolumbianische Hochkulturen erwähnt habe. Und das ist natürlich Archäologie.
Inka-Cola!Dass das mein Privatinteresse und lediglich Grund für die Wahl Perus als Aufenthaltsort war; und dass ich bereits drei soziologische Veranstaltungen ausgewählt habe, die ich hier studieren will, ist wohl irgendwie untergegangen. Mal sehen, ob sich das klären lässt, wenn Veronica wieder da ist, oder ob ich von jetzt an Archäologe bin… Eine Steckdose und ein Konverterstecker... kleine Differenzen?

Im weiteren Verlauf des Tages kaufe und trinke ich außerdem meine erste Inka-Cola (schmeckt wie gelber Gummibärchen-HubbaBubba und hat wahrscheinlich nichts außer dem Namen mit den Inka zu tun) und unterhalte mich mit Nikolas; einem Franzosen, der auch hier wohnt und mir ein paar hilfreiche Tipps für meinen kommenden Trip geben kann, da er selbst gerade in Cusco und Arequipa war.

Ach übrigens, habt ihr euch schon mal gefragt, wie sich ein Stromknverter anhört, der in die falsche Steckdose gesteckt wird? Okay, ich eigentlich auch nicht. Jetzt weiß ich es trotzdem: P'(u)fffffffff. Zur Erklärung, siehe das Bild. eigentlich recht offensichtlich, dass das nicht passt. Nicht für mich. Immerhin ist das Gerät laut Verkäufer ein Konverter für US-Steckdosen, und diese sind laut diversen Bekannten und Perureisenden die gleichen wie in Peru. Also Abdeckung der Steckdose abgenommen, und siehe da, der runde Stutzen steckt dann einfach im Leeren neben der Dose. Surrt nur komisch und wenige Sekunden nach Einstecken des Laptop-Ladekabels in den Konverter: P'(u)fffffffff. Naja, das Netbook hat sowieso gerade ständig ‘nen Whitescreen, so dass ich ihn dauernt neustarten muss. Schadet also kaum, und dann hab ich eben auf meinem Arequipa-Cusco-Trip weniger Gepäck ;). Doof nur, dass meine Kamerabatterien irgendwann aufgeladen werden wollen. Bis dahin muss ich mir wohl eine Notlösung einfallen lassen.

In der Zwischenzeit habe ich mir schonmal die verschiedenen Busgesellschaften angesehen, die nach Arequipa fahren, und nebenbei ein bisschen von Lima Centro gesehen… und bin froh, stattdessen in einer ruhigen Nachbarschaft in Pueblo Libre untergekommen zu sein, die nicht laut ist, stinkt, uind so viel befahren ist, dass man beim Strasse überqueren an St. Petersburg denken muss.

2.8.2010, Lima

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Sind Sie Herr Habert nach Caracas? Wo waren Sie denn so lang?

…sagt die Lufthansa-Stewardess am Eingang zum Gate 26, von dem mein Flug nach Caracas um 11:25 abfliegt. Meine Uhr zeigt 11:26. Aber die geht ja auch immer ganze vier Minuten vor.
Wo war ich denn so lang? Nun ja, ich musste erst meine Bestimmung finden und mit dem Hispanistik-Studium beginnen um mich fuer ein Auslandssemester in Peru zu entscheiden, das dann von langer Hand planen und schliesslich Halle hinter mir lassen, bevor ich diesen Flug antreten konnte. Lateinamerika hat schon auf mich gewartet.
Die Stewardess meinte aber sicher eher die Maschine, die “auf mich gewartet” habe. Okay, das ist etwas schneller zu erklären: ich habe mich in vorauseilendem Gehorsam wohl schon an lateinamerikanische Zeitverhältnisse angepasst. Und ihr wisst, wie lange Familienabschiede dauern können. Und nachdem ich mich von ihnen und Torben verabschiedet hatte, musste ich auch noch durch die lange Schlange zum Gepäckcheck und durch die Passkontrolle, und dann noch den langen Weg zum Gate runter. Und vorher natürlich lange anstehen, um mein Gepäck aufzugeben. Habe also genug Ausreden. Ausserdem wollte ich nicht früher aufstehen. Und der eigentliche Start liess ohnehin bis 11:48 auf sich warten. Was stellt ihr euch eigentlich so an?
Jetzt bin ich jedenfalls in der Luft, unterwegs nach Caracas, wo ich dann in den Flieger nach Lima umsteigen werde. Aufgeregt? Schon. Müde? Immer. Gespannt? Natürlich!
Mein Reisetagebuch ist offiyiell eingeweiht, Deutschland liegt hinter mir und acht Monate Neues vor mir. Wir sehen uns in Ecuador, Panama oder im April wieder in Deutschland – wir hören uns irgendwann – wir schreiben uns bald!

1.8.2010, Lufthansaflug Frankfurt-Caracas.

Ich bin jetzt raus, fühl das Fernreise-Enzym
Lass den Artikel weg und verzichte auf mein Synonym
Sag nicht “derjesko unterwegs”, sondern “ich bin am reisen”
Lass die Gedanken von nun an um die halbe Welt reisen!

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Countdown zum neuen Leben / Flashbacks

14 Tage. Der Countdown läuft. In zwei Wochen werde ich im Flieger von Frankfurt am Main nach Lima sitzen und mein derzeitiges Leben in Halle hinter mir lassen. 
Während ich mittlerweile meine Unterkunft für den ersten Monat klargemacht habe (Adresse für Post geb ich euch auf Anfrage) und das Bafoegamt drängele, verlassen immer mehr Freunde die Stadt für die Semesterferien und sehen mich damit zum letzten Mal für recht lange Zeit. Lange Verabschiedungsumarmungen, Zigarre rauchen mit Flo an der Fontaine, mit Torben in der Sonne chillen… In solchen Flashbacks merke ich was mir fehlen wird. Auch wenn ich mich auf das neue Leben freue und irgendwie loslassen werde, bleibe ich ja schließlich in Kontakt – was einem einmal wichtig ist, vergisst man ja auch nicht so schnell. Und deshalb freue ich mich auf das was bleibt, wenn ich zurückkomme und gleichzeitig auf das, was ich hinzugewinne – was immer das auch sein wird. 
Meine Güte klingt das schon wieder nachdenklich-melancholisch. Ist aber gar nicht so gemeint: ich bin echt gespannt auf das, was auf mich zukommt! Meine Zwischenmiete kriege ich auch noch organisiert und mein Koffer ist im Geiste schon gepackt. Die Temperaturen gleichen sich schon ein bisschen dem peruanischen Niveau an und so langsam wird auch mir bewusst, dass die Zeit mal wieder schneller vergeht als gedacht. 14 Tage. Der Countdown läuft.