Es ist Sommer, die Temperaturen bleiben bis spät in die Nacht schweißtreibend und der Tag meiner Abfahrt ins verregnete Lima rückt näher. So nah, dass ich diesen Samstag bereits meine Abschiedsparty hier in Halle steigen ließ – genaugenommen “wir”, denn ich feierte mit meinem besten Freund Torben zusammen, den es für den gleichen Zeitraum nach Havanna verschlagen wird.
Fuck Yeah, Se Van… (frei übersetzt “Verdammt nochmal, sie gehen fort”, nur viel zu lang und längst nicht so cool), war dann auch das Motto, und jeder der Eingeladenenbeschrieb auf einer entsprechend präparierten Karte, was er/sie jetzt endlich wieder/nicht mehr/immer noch machen kann/will/wird, wo wir zwei weg sind. “Lange Männergespräche“, “Disney Musik hören und Disko Pogen“, “auf Jeskos Bett hüpfen“, “extra Spanisch lernen“, “Dienstags wieder früh ins Bett kommen” (in einigen Variationen) und einiges mehr fanden sich in unserer “Fuck Yeah- Se Van“-Box ein. Mit einem wahnsinnig tollen Verabschiedungsfilm von unseren Freunden chillten wir gemütlich auf der Peißnitz-Wiese bei diversen Flaschen Bier und “Disko Cola” und die vorzeitige Sehnsucht nach den zurückbleibenden Freunden zeigte ihre ersten Zeichen. Es war eine wirklich schöne Feier, danke an alle, die da waren!
Unterdessen streiche ich immer mehr Punkte auf meiner “Peru to do”-Liste ab, es verbleiben derzeit nur die Zwischenmiete und die Gelbfieberimpfung und eine Hostel-Reservierung für die ersten Nächte. Die Universidad San Marcos hat inzwischen die benötigten Formulare zurückgeschickt und so konnte ich meine Semester-Beurlaubung und den vollständigen Bafög-Antrag einreichen – bei letzterem warte ich allerdings noch auf eine Antwort vom Amt, da die Mailbox meiner zuständigen Beauftragten voll ist. Diesmal liegt es also nicht an der lateinamerikanischen Mentalität. Es sei denn, die besagte Frau hat einen lateinamerikanischen Migrationshintergrund.
Auch meine eigene Reiseplanung verfestigt sich inzwischen. Nach vielen Stunden Schmökerns im “Lonely Planet” und Absprachen mit meiner Schwester sieht der “Plan” nun folgendermaßen aus:
- August bis Mitte Dezember: Peru. Während der Vorlesungszeit werde ich natürlich den größten Teil der Zeit in Lima verbringen, die Veranstaltungen besuchen und so viel wie möglich vom Leben der limeños mitbekommen. Zwischenzeitlich werde ich für verschieden lange Ausflüge nach Iquitos reisen (einer Stadt im peruanischen Amazonas, die nur per Luft und Wasser erreichbar ist) sowie nach Arequipa (der “weißen Stadt”), Cusco (der alten Inka-Hauptstadt), Puno und zum Titicacasee (und vielleicht von da aus für einen Ausflug nach La Paz) und natürlich Macchu Picchu, der meistbesuchtesten Ausgrabungsstätte Lateinamerikas, die auf keiner Reiseplanung eines Perureisenden fehlen darf.
- Mitte Dezember bis Anfang Februar: Ecuador. Im Anschluss an die Vorlesungszeit (und damit auch über die Weihnachtsfeiertage) werde ich von Lima aus nach Ecuador reisen. Wo und wie genau das sein wird, ergibt sich dann noch im Laufe der Zeit. Ich versuche auf jeden Fall meine connections spielen zu lassen, und ein paar Freunde von Freunden kennenzulernen. Je nachdem wie ich vorwärtskomme, werde ich in diesem Zeitraum auch noch ein wenig von Kolumbien sehen.
- Anfang Februar werde ich dann in Panama sein, wo ich meine große Schwester in Panama-Stadt vom Flughafen aufsammeln werde. Zusammen werden wir dann besonders viel Zeit in Panama verbringen und unter anderem den dortigen Karneval mit erleben.
- Bis Anfang März werden wir irgendwie bis San José in Costa Rica gereist sein, von wo meine Schwester dann wieder gen Heimat fliegt. Vorher bleibt sie aber freundlicherweise noch an meinem Geburtstag da und wird sicher auch noch einiges von Costa Rica miterleben.
- Den Rest des Monats werde ich dann wieder alleine reisen, wobei ich entweder in Costa Rica bleibe, oder aber nach Nicaragua weiterreise – das muss ich spätestens im Januar entscheiden, wenn ich meinen Rückflug umbuche. Der wird mich dann entsprechend entweder von San José oder von Managua aus gegen Ende des Monats zurück nach Frankfurt bringen.
Soweit die Überlegungen – wie gesagt, alles weitere wird sich dann während der Reise ergeben. In der Zwischenzeit bleibe ich in einem merkwürdigen Gefühlschaos zwischen Vorfreude und die Wehmut nach dieser Stadt und all den Leuten hier, die mir ans Herz gewachsen sind. Will einerseits loslassen, mich frei und offen machen für all das Neue, und doch gleichzeitig einen Teil des Alten beibehalten – denn auch wenn ich in manchen Momenten scheine, als würde mir so ein Schritt so einfach fallen: in diesen anderen Momenten merke ich, dass es das eben nicht ist. Wenn ich am Hufeisensee sitze und der untergehenden Sonne zusehe und an die vergangene Zeit denke. Denn eins ist klar: ich werde mich verändern, und mit mir wahrscheinlich auch ein Teil der Beziehungen zu der ein oder anderen Person. Und ich kann nur hoffen, dass das, was wichtig ist, sich mit mir verändert.