Amantaní und Taquile: la vida y los turistos
Gestern (beachte unten angegebene Zeit 😉 ) verbrachte ich den ganzen Tag weiterhin auf Amantaní – und kam nicht mal zum Tagebuch schreiben. Nach dem Frühstück bei Sra. Carmen machten wir uns an den Aufstieg zu den Ruinen – ein bisschen Archäologe bin ich wohl doch. Nach etwa 1h Aufstieg in der brütenden Sonne – ich glaube ich hab nen Sonnenbrand im Gesicht, da es hier aber keine Spiegel gibt, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen (aktuelle Anmerkung: doch, ja, hab ich…) – erreichten wir zuerst die Ruinen des Pachamama-Tempels von aus wir einen unglaublichen Ausblick auf den See hatten (den wir ständig aus Versehen “Meer” nennen, weil er so gross ist) und zwei Spanier trafen, die wir auch Abends bei den Feiern wieder sehen sollten. Pachatata, die Ruine auf dem zweiten Hügel Amantanís, war zwar auch interessant, aber nicht ganz so eindrucksvoll. Nach dem Mittagessen gingen Katty und ich ein wenig an den See und machten meinen CuscoPlan – ob ich den so einhalten werde; mal sehen, denn es scheint mir doch recht viel, und ich sehe lieber wenig richtig als viel nur durch die Kamera. Das ist natürlich eine persönliche Vorliebe; Kattys offenbar nicht, so oft wie sie mit der Kamera durch die Gegend wetzt… das sieht man ein bisschen auch dem Plan an 😉
Abends wurde es wieder gehörig kalt und wir holten scnell unsere Alpaca-Mützen und -Handschuhe und gingen mit ihrer Familie zur Plaza, wo erneut gefeiert wurde. Ein Mann verwechselte ihren Vater mit einem Einwohner und schenkte uns schliesslich (auch nach der Aufklärung 😉 ) je eine Handvoll Kokablätter, die wir vor uns hinkauten. (@Keks: mittlerweile auch “echten” Kokatee getrunken… aber soooo viel Unterschied war das auch wieder nicht)
Zum Sonnenuntergang kamen wir just in time wieder ans Ufer und genossen die herrlich rot über den Hügeln untergehende Sonne, die das ganze Meer einfärbte. Amantaní ist wirklich herrlich… die Art und Weise, wie wir mit den Einwohnern (v.a. Carmen und ihr Mann) redeten, wie man sich durch die Pfade des Dorfes bewegte – es war einfach eine Spur natürliches Leben, auch wenn der Tourismus die Haupteinnahmequele ist. Nachdem die Feiern gegen 19:00 endeten, verbrachten wir den Rest des Abends nach der cena ein Cusqueño trinkend und über Politik redend unterm Sternenhimmel. Dass ich inzwischen mehrere Male von Kattys Vater zum Essen in Lima eingeladen wurde, scheint fast selbstverständlich.
Heute dann der Gegensatz: unser Boot verliess früh um acht den Hafen, und alle Anwesenden winkten zufrieden und glücklicj ihren Gastgeberinnen am Ufer zu und wir fuhren in Richtung Taquile.
Ganz im Gegensatz zu Amantaní ist hier wenig vom Leben zu sehen. Nachdem wir S/ 5 Eintritt zur Insel am Hafen beyahlt hatten, wanderten wir 2h lang quer über die Insel, um am anderen Ende wieder zuzusteigen. Unterwegs liessen sich Taquileños für Geld fotografieren, die Restaurants verlangten hortrende Preise und überhaupt kann die Insel nicht im Geringsten mit Amantaní mithalten. Das liegt aber nicht (nur) an den Einwohnern, sondern (auch) an den Touristen. Der perverse Höhepunkt des Ganzen: eine Französin, die auf der Plaza drei Kinder fotografierte, die Armbändchen für S/ 1 verkaufen wollten. Sie sah sie nicht einmal direkt (also ohne Kamera an), wenn sie nicht fotografierte, nahm sie Einstellungen an ihrer tollen Kamera vor, machte 5-6 Fotos aus nächster Nähe (ohne zu fragen) und ging dann weiter – natürlich ohne etwas gekauft zu haben. Als wären die Kinder reine Fotoobjekte, deren Recht, fotografiert zu werden, man mit dem Inseleintritt beyahlt hat. Und wo weder Entlohnung, noch Respekt vorhanden ist, da wird Tourismus dann wirklich ekelhaft. Ich war in gewisser Weise fast erleichtert, als das Boot wieder auslief. Jetzt geht es nach Puno, wo ich hoffentlich mein Gepäck so vorfinde, wie ich es zurückliess, etwas essen werde und dann nach Cusco aufbreche.
Zum Schluss ein paar Reisetipps: Sonnenhut und -creme und -brille mitbringen, Handschuhe und Mütze für die Abende und Labello: man kann sich gar nicht vorstellen, wie einem bei diesen Temperaturschwankungen die Lippen austrocknen…
11.8.2010, Amantaní-Gemeinschaftsboot Taquile-Puno
Cusco und das heilige Tal
Mein Gepäck war sehr zu meiner Zufriedenheit vollständig und an Ort und Stelle, als wir in Puno ankamen. Nach einem schnellen Mittagessen besorgten wir uns am Busterminal ein Ticket nach Cusco (indem wir der Stimme folgten, die laut “a Cusco” rief und die letzten Plätze im 5 min. später abfahrenden Bus verkaufte). Der Bus kam natürlich nicht wie geplant um 11:00 Nachts (gestern) an, sondern erst um 1:00. Standard eigentlich. Wenigstens blkieb uns eine aufwendige Hostal-Suche erspart, da wir einfach dort eincheckten, wo Katty schon diverse mal war und wir quasi mit Bekanntschaftsbonug günstig für S/ 24 p.P. (inkl. Frühstück) unterkamen (statt wie auf dem Schild für S/ 70). Da wur ybs ha un Vys ausgeschlaffen hatten, gingen Katty und ich dann noch in einen Club an der der Plaza Cuscos namens “Mama Africa” tanzen, bis der Laden dicht machte. (Übrigens sehr empfehlenswert, wenn auch misukalisch recht international ausgerichtet… @Torben: Jay-Z “New Zork” und Fugees “Ready or not” hintereinander… gehts besser?)
Heute änderte ich dann den CuscoPlan drastisch und blieb in der Stadt, statt die diversen Orte im heiligen Tal zu besuchen. Es wäre einfach zu stressig gewesen, und eine Schmalspurvariante hätte sich nicht gelohnt – zu den meisten Sehenswürdigkeiten kommt man nur mit dem S/ 70-teuren boleto turistico, dass sich entsprechend erst ab mehreren Stätten rentiert. Also schlenderten wir den Vormittag durch die Markthalle, das Zentrum und das hübsche Künstlerviertel San Blas.
Während die drei sich nach einem herzlichen Abschied dann am frühen Nachmittag auf den Rückweg nach Lima machten, ging es für mich wenigstens ein bisschen ins heilige Tal. Mit einem S/ 3-Bus ging es nach Utubamba und von da mit einem collectivo für S/ 1,20 nach Ollantaytambo, von wo aus ich dann den Zug nach Aguas Calientes nehmen werde (was deutlich billiger ist, als direkt von Cusco aus die Bahn zu nehmen). Um 17:00 angekommen war aber das einzige Bahnticket für 23:00 zu erwerben, und so hatte ich den Abend Zeit, mir die Kopfsteingepflasterte, idyllische aber teure Stadt anzusehen und nach meiner multimedialen Abwesenheit im Titicacasee wieder mit der Welt in Kontakt zu treten… viel Nachholbefard.
Auch wenn ich jetzt also vom Sacred Valley herzlich wenig gesehen habe (morgen eben Machu Picchu, Samstag nochmals Cusco und dann zurück nach Lima), ist das eigentlich gar nicht so schlimm… dafür hatte/habe ich eben mehr Zeit für Cusco selbst und somit wieder mein Votum “Qualität statt Quantität” umgesetzt, und habe ausserdem sehr viel Zeit mit Kattys netter Familie verbracht… ein weiterer Kontakt in Lima, und abgesehen davon bin ich ohnehin der Meinung, dass Bekanntschaften eine Reise sehr viel wertvoller machen können als zehn fotografierte Ruinen.
Nach Machu Picchu gehe ich natürlich trotzdem.
12.8.2010, Ollantaytambo