Kategorien
Alte Reisen Reiseblog

Grossstadtdschungel / Der Tsunami

Grossstadtdschungel
Hinter dem grünen Dikicht, das sich voller Lianen und ander Pflanzen und Tiere vor unseren Füssen ausbreitet, erstreckt sich die Skyline von PanamaCity an der Pazifikküste. Auf dem Weg zu diesem tollen Aussichtspunkt sind wir Kolibris, kleinen Nutriaähnlichen Wesen (hach, Halle-Heimweh!) und einer Mischugn aus Schmetterling und Libelle begegnet, und sind insgesamt 2h wandernd durch den Parque metropolitano der Grossstadt entflohen, auf welche wir gerade blicken. Nachdem wir den Tag gestern schwer ereignislos verbracht hatten (uns vom seltsamen Karneval erholt haben und ein paar Einkäufe erledigten), wollten wir heute doch noch irgendwas tun, und verbrachten deshalb den Vormittag im Metropolitanen Park, einem Naturschutzgebiet innerhalb der Stadttgreenzen. Vor der Mittagshitze flüchtend schlenderten wir dann eine Weile durch die Albrook-Mall (was für eine vollkommen andere, US-amerikanische Welt…) und verbrachten nach selbstgekochtem Essen Torbens letzten Abend mit Zigarre und Rotwein auf der Dachterasse, abgeschlossen mit dem Hallewoodfilm aufm iPod, den uns unsere Halle-Leute damals zum Abschied geschenkt hatten – stillte das Heimweh nicht gerade. Wie lange ist das schon her… unglaublich, was seit dem alles passiert ist. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, sie alle wiederzusehen. Im Hostel gabs übrigens noch eine lustige begegnung im Hostel: “Hey, erinnerst du dich noch an mich?”, grinst ein blonder Ami in die Küche. “Äähm….” – “Wir haben uns im Bus kennengelernt, weisste nicht mehr?” (tolle Angabe, wisst ihr in wie vielen Bussen ich im letzten halben Jahr sass? – entsprechend: ) “Welchem genau?” – “Der Erdrutsch?! In Kolumbien?!”… Boyd, der US-Ami mit dem ich damals auf dem Weg von Ecuador nach Cali den Erdrutsch meisterte und gerade noch rechtzeitig zu Heiligabend dort ankam, wohnt jetzt in unserem Hostel. Und da sagt man immer, Reisebekanntschaften wären so vergänglich 😉

10.3.11, Panama-Stadt

Waiting for the wave
7.9 auf der Richterskala, ein AKW kurz vor der Kernschmelze, Flutwellen und unzählige Betroffene – tausende Meilen entfernt, auf der anderen Seite des Ozeans, tobt in Japan das Chaos. Und wir sitzen hier in Panamastadt, und warten auf die Tsunamiwellen, die gegen Abend hier eintreffen sollen. es ist eine seltsame Atmosphäre, hier bei scheinbar harmlosem, wie üblich heissem Wetter zu sitzen und auf besorgte Eltern-Mails zu antworten – derzeit sieht es gut aus, die Wellen dürften unter 3m sein, und Casco Viejo (wo unser Hostel ist) liegt 6m überm Meeresspiegel. Ums kompliziert zu machen, werden wir allerdings gerade um 6 im Taxi sitzen, unterwegs zum Flughafen, von dem Torben um 8 abfliegt. Ich hoffe, alles läuft gut. 11.3.11, Panama-Stadt
Wir haben noch mal ziemliches Glück gehabt… Die Wellen, die zwischen 6 und 8 Uhr abends der Voraussage nach eintreffen sollten, erreichten nicht mal einen Meter – Lateinamerika konnte generell aufatmen (auch meinen Limeños geht es gut). Als wir gegen 6 mit dem Taxi die Avenida Balboa langfuhren, kräuselte sich das Meer in der Bucht zu kleinen Wellen. Ein mulmiges Gefühl war das schon. Welch Erleichterung, als ich schliesslich auf dem Rückweg nach gebührender Verabschiedung hörte, dass nichts weiter passiert war. “Gracias a Dios”, wie der Taxista betonte. Da sitzt man am anderen Ende der Welt im Hostel, nur wenige Minuten Fussweg vom Pazifik entfernt, und beobachtet per CNN, wie Japan im halben Chaos versinkt… ohne zu wissen, was für einen Schaden die Auswirkungen hier wenige Stunden später anrichten werden. Auch ich hatte zwischenzeitlich überlegt, noch schnell einen Bus ins Landesinnere zu nehmen… doch die Information über die Höhe des Casco Viejo überzeugte mich eines Besseren. Alles in allem: ein paar mulmige Stunden hier in Panama, und mal wieder grosses Glück gehabt. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Betroffenenzahlen in Japan sich in Grenzen halten!

12.3.11, Panama-stadt