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Reiseblog

Hoch oben

In einer kleinen Propellermaschine, mit kaum mehr als 15 Reihen Passagieren, fliegen Micha und ich über das wellenkräuselnde Mittelmeer und braun zerklüftete Inseln. Zwischen Freitag und heute, einem vollwuselndem New York und jener Insel, die anzusteuern wir im Begriff liegen, sah ich viele Wolken – einige davon von oben. Denn auch wenn das im letzten Beitrag so klang: noch geht es keineswegs nach Berlin zurück.
Zunächst zog es mich nach Zürich, wo der Schweizer Teil meiner Familie zum all-vierjährlichen Treffen geladen hatte. In Glarus, dem Kanton mit der kleinsten Hauptstadt Europas (eigentlich kaum mehr als ein Dorf), fanden sich 34 Cousins und Cousinen, Tanten, Onkel, Großnichten und Neffen ein, in einem Haus in dem Bergen, zwischen Nebelwolken und schneebedeckten Gipfeln. Es ist eine schöne Tradition, die wir hegen, eine weitverstreute Familie, die sich in unterschiedlichen Gegenden wiedersieht, und versucht, all die Geschichten und Erfahrungen auszutauschen, die in der Zwischenzeit vorgefallen sind. Wanderungen und Musiksessions, Ausflüge und Unterhaltungen über das Seelenleben und die Seltsamkeit der Weltgeschichte. Es war ein Zwischenstopp zwischen zwei Welten, ein Luftholen über den Wolken.
Denn von dort brachen mein Vater und ich auf, um an eine der äußersten Grenzen Europas zu fliegen. Dort, wo verzweifelte Menschen in Schlauchbooten landen, wo Frontex neue Fronten schafft und einige freiwillige Europäer versuchen, einen Gegenpol dazu zu schaffen, und die europäischen Werte auch in die Tat umzusetzen. Zu helfen, wo es eben nötig ist. Auf Lesbos.
Ab heute werden wir zwei von jenen Europäern sein.

Jesko & Micha

3 Antworten auf „Hoch oben“

Bei allem, was Ihr dort an TatKräftiger Hilfe, LebensErmutigung und WertungsFreiheit geben könnt – wünsche ich Euch zugleich, dass Ihr gerade dort auch Empfangende sein werdet. Und wenn es die Erfahrungen von Verbundensein im Scheitern sind.und das gemeinsame schmerzvolle Suchen nach Überlebenszeichen.

Gebende und Empfangende.
Helfende wie Flüchtende sind immer beides.

Netti*

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