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Trauriger Sonntag

Heute ist für mich -und weiß Gott nicht nur für mich- ein trauriger Tag im Rahmen unseres Flüchtlingseinsatzes auf Lebos:

Heute habe ich über unser Netzwerk erfahren, dass in Moria – dem völlig überfüllten Flüchtlingslager der Regierung, in dem laut Berichten der Flüchtlinge und belegt durch heimlich gemachte Handyaufnahmen täglich Gewalt und Misshandlungen erfolgen – gestern früh ein fünfjähriges Mädchen unter noch nicht geklärten Umständen gestorben ist.

Wieder ist es ein kleiner Mensch, der es vielleicht mit viel Leiden auf einem Boot bis hierhin geschafft hat, ganz am Anfang seines Lebens.

Ich als Vater sitze am Meer mit dem Blick auf die türkische Küste in Sichtweite, diesem Sehnsuchtsort der Flüchtlinge und habe diesem kleinen Mädchen und mir eine kleine Erinnerung gegeben:

Ein weißer Stein für die Unschuld dieses kleinen Menschenkindes, die blühenden und verblühenden rosa Blüten für das aufblühende und nun verblühte kurze Leben.

Das alles macht mich traurig und wütend; es macht mich zärtlich und weich für dieses kleine Menschenkind.

Wieder tragen wir Europäer Mitverantwortung dafür durch unsere Abschottungspolitik, durch die Duldung und finanzielle Unterstützung von abwehrenden Einsätzen der Grenzpolizisten auf See und durch unser kollektives Wegschauen.

Wieviel Menschen müssen hier in den Flüchtlingslagern und an den Küsten und im Meer noch sterben, bis dieser Wahnsinn von unserer europäischen ‘Wertegemeinschaft’ endlich beendet wird?

Menschenrechte sind nie und nimmer verhandelbar!

Ein trauriger Michael ( Europäer)

 

Update: das Mädchen ist vermutlich an Krebs gestorben. Ihre Familie kam vor einer Woche per Boot nach Lesbos, um medizinische Behandlung für sie zu bekommen. Weder dürften die Umstände in Moria die Lage verbessert haben, noch die Untätigkeit der Behörden, auch in dringenden Fällen wie diesen.

 

Ohne Worte:

Unser Aufruf, verteilt in Lesbos:

3 Antworten auf „Trauriger Sonntag“

Es ist traurig genug. Aber zumindest in diesem Fall ein klein wenig tröstlich, dass das Mädchen nicht etwa erschossen wurde oder so was. Aber besonders traurig eben, weil es die Eltern so weit geschafft haben und dann war doch alles umsonst. Das ist so hart.

Ich habe heute gehört, dass das Mädchen wohl erfroren ist, da es nicht genug Decken gibt und es auch auf dem Boden schlafen musste.

OHF hatte schon vor einiger Zeit davor gewarnt, dass zuwenig solche Dinge da sind, auch wenn es jetzt nachts etwa 6 Grad ist und Hilfe in Form von Decken etc. gefordert, aber es ist nichts passiert.

Jetzt ist es passiert:
Ein Kind ist tot!!!

Am Donnerstag gibt es wahrscheinlich dazu eine gemeinsame Stellungnahne der Hilfsorganisationen.

Michael

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