Draußen reißt der Regen unseres stark bewässerten Berliner Sommers die Wolken in Fetzen, flutet U-Bahnschächte und presst Kanäle über ihre Ufer – so ganz war das nicht der Plan, als ich vorhatte, den Sommer in Berlin zu verbringen. Umso leichter fällt es mir, mich auf meine Herbstreisen vorzubereiten – denn da steht dieses Jahr wieder einiges bevor, von dem ich gerne hier berichten werde.
Wie mein Vater und Gastautor Micha schon beschrieben hat, werden wir Anfang Oktober zwei Wochen Flüchtlingshilfe auf Lesbos leisten, und hoffen, dass unsere Fähigkeiten dort Menschen zugute kommen, die sie gerade sehr dringend benötigen. Womöglich mag es seltsam erscheinen, das in einem Text mit meinen Reisen zu nennen, in denen ich zwar auch ein bisschen andere Perspektiven auf die Welt sammle, die aber doch vor allem meinem Privatvergnügen dienen. Ich habe eine Weile mit mir gehadert, ob und wie ich darüber schreiben will. Zum “wie” bin ich noch nicht recht fortgeschritten, das “ob” klärte sich jedoch schnell: Ist es doch so unheimlich wichtig, das, was wir dort sehen werden, nach Hause und nach Außen zu tragen. Nicht, um unser “Gutmenschentum” anzupreisen, sondern um die Lage dort zu schildern, die es so oft durch unsere Aufmerksamkeitsschleusen schafft. Deshalb also seit an seit mit meinen Reisen: Denn auch das ist ja unsere Welt. Was ich mit Bildern und Worten, Gedanken und Metaphern beschreiben will. Nicht etwas, das nur in gesonderte Talk-Runden und Meinungsartikel der Polit-Ressorts gehört, sondern dort stehen sollte, wo auch das restliche Leben steht. Zweifellos wäre es besser, es gäbe keinen Anlass, darüber zu schreiben. Da er aber nunmal leider existiert, soll er auch sichtbar sein, augenscheinlich als Schattenseite unserer ach so freien Welt.
Während Micha im Anschluss von Athen zurückfliegen wird, habe ich beschlossen, ein bisschen von Südosteuropa kennenzulernen – auch, weil ich denke, ein allzu harter Schnitt von dieser einschneidenden Erfahrung zurück in den Alltag wäre keine kluge Idee.
Nach einigem Versinken in herrlichsten Berichten über die Wunder des Balkans gelangte ich zu zwei Erkenntnissen:
1) Das gibt genug Reisepläne für die nächsten drei Jahre
2) Die ganze Region in drei zur Verfügung stehende Wochen aufteilen zu wollen ist aussichtslos.
Entsprechend werde ich mich in der zweiten Oktoberhälfte auf Griechenland, Mazedonien, einen Zipfel Kroatiens und Bosnien einschränken und schauen, dass ich von dort zurück in den Berliner Winter komme. Die Eckpunkte auf meinen Wunschzielen: Abgelegene Klöster auf Felsspitzen, multireligiöse Großstädte, bergumragte Seen, ins Meer gestreute Inseln und legendenumwobene Tempel.
Verrückterweise ist dieser vielseitige, aufregende Oktobermonat aber noch nicht alles. Denn noch davor, im September, werde ich für circa drei Wochen in die USA reisen. Woher das nun kommt, und ob ich da nicht erst vor drei Jahren noch war, könnte man mich fragen. Gibt es nicht so viele andere spannende Länder, die noch eine Reise wert wären? Zweifellos. Erfreulicherweise hat mich allerdings die Monmouth University in Long Branch, New Jersey für Mitte September eingeladen, einige Inhalte zum Thema Nachhaltigkeit und Kreatives Schreiben mit ihnen zu erarbeiten und zu planen. Dieses Mal also eine Art Planungsaufenthalt, fünf Tage am Campus, doch mit der Aussicht auf weitere Zusammenarbeit. Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Also werde ich meinen Rucksack packen und an die US-Ostküste fliegen, und wenn ich schonmal da bin, ein bisschen mehr von Jersey Shore und Nationalparks zu sehen, in die New York City jenseits der Manhattan-Wolkenkratzer einzutauchen und vielleicht auch ein paar Slambühnen mitzunehmen. Was da so alles passieren wird, werdet ihr also hier ab Mitte September erfahren…
Bis dahin durchschmöker ich noch ein paar Reisebücher und trockne meine Regenkleidung vom Berliner Sommer, voller Vorfreude auf die nächsten Abenteuer.