Weißer Nebel, zwischen den Anden
Sag mir wo kommen wir an, und wann denn?
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Wo führt der Weg hin, wo werden wir landen?
Ich will endlich auch mal Texte schreiben, die kritisch sind
Hab schließlich so viele Zweifel, unter meinen Fittichen
Aber sag mir: wie kritisch sollen all die sein
Denn ich kauf’ trotz allem immer noch bei Aldi ein
Kann noch so kritisch sein. Denn im Sinne besehn
Bin ich auch nichts anderes als ein Kind des Systems:
Kapitalist. Spielt keine Rolle, ob ich gern was and’res wär
Ich bin so aufgewachsen. Ändern geht dann nicht mehr.
Und darum schreibe ich so Sachen, als mein Dank
Doch bleib so sehr im System, wie ein Halbzeitpunk
Nichts ändert dich, solang du in der Sonne bist:
Lebst du als Konsumist, anstatt als Kommunist.
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Sag mir wo kommen wir an, und wann denn?
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Wo führt der Weg hin, wo werden wir landen?
Ich lebe mein perfektes Leben, mit mehr Glück als fair ist
Mehr ist immer drin, trotzdem sag ich, dass es schwer ist
Und höre Manuskript, und Audio88,
Obwohl das was er sagt nichts hilft, bloß weil er’s ohne Reime macht.
“In Peru wurden die Straßen seit 30 Jahren nicht bearbeitet.
Aber das Wahlplakat ist von gestern!”
Seht ihr, das kann ich auch, doch ändern wird sich dadurch kein Stück
Außer der Tatsache, dass ich mich etwas anders ausdrück.
Wo wir dabei sind: in Matahuasi kann sich nicht jeder fließend Wasser leisten
Aber ‘nen Fernseher haben die Meisten!
Und irgendwie bin auch ich da mit Schuld dran:
Für die meisten Bolivianer bin ich reich wie ein Sultan
Und während sie die Arbeit schultern
Häng’ ich auf ihr Kosten dem Konsumkult an.
Kauf mir Klamotten, die ich nicht brauch, und geh’ ins 3D-Kino
Und trink’ für 5,50 Euro nen Starbucks Mocca Frapuccino
Obwohl mir all das bewusst ist, kann ich nicht darauf verzichten
Und meine Kultur sagt mir, es bringt was, so ‘nen Text zu dichten:
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Sag mir wo kommen wir an, und wann denn?
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Wo führt der Weg hin, wo werden wir landen?
Weißer Nebel schwarzer Sand
Eine Welt in der Hand
Leidenschaft wie blauer Samt
Aber leider verkannt
Person A im Goldgewand
Nummer X nur abgebrannt
Drängt die Mehrheit an den Rand
Mit dem Rücken zur Wand
Rote Seele, braunes Land
Weißer Nebel, schwarzer Sand…
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Sag mir wo kommen wir an, und wann denn?
Weißer Nebel, zwischen den Anden
Wo führt der Weg hin, wo werden wir landen?
Weißer Nebel zieht auf und verschwindet nicht
Er bindet mich. Und obwohl ich suche man, ich find ihn nicht:
Den Weg der mich hier rausführt.
Und ich bin nicht der Typ, der dann ‘ne Revolution aufrührt
Denn was kann ich schon tun, außer Spenden und Texte schreiben?
Doch ich will nicht der Letzte bleiben
Der tatenlos zuschaut.
Dieser Text als Song: Fremdgang