Die bewaldeten Huegel erstrecken sich soweit das Auge reicht, das Wasser kraeuselt sich und unser Kanu schiebt sich gemuetlich durch die von Waeldern (und Privatgrundstuecken) gesaeumten Seen. Wir kommen an eine Verbindung zwischen zwei Seen, wo das Wasser sich zu Stromschnellen verbindend uns ueber eine Vielzahl von Steinen entgegenstuerzt. Ich steige aus und schiebe das Kanu durch das flache, schnelle Wasser, bis wir die Schnelle durchquert haben und zu einem weiteren, ruhigen Streckenabschnitt kommen. Das Kanu ist eine herrliche Abwechslung, die Beine danken die Arbeitsuebergabe an die Arme. Dabei ruhen unsere Fahrraeder tatsaechlich nun schon eine Weile in einen Kofferraum gequetscht auf dem wunderschoenen, ruhigen Campingplatz in Newcomb.
Nachdem das Maedchen mit Hut uns bis Saratoga Springs gebracht hatten, waren wir erstmal ein wenig dort geblieben und goennten uns die mehrtaegige Pause, die wir eigentlich schon in Hudson hatten haben wollen. Das Hotel war alles andere als unsere uebliche Preisklasse (es gibt einfach keine guenstigen Hostels hier…), und wir fuehlten uns ein wenig fehl am Platz, wie wir mit unseren Raedern vorfuhren, aber es sicherte uns immerhin den Ecology-Bonus, der urspruenglich fuer Gaeste mit Elektro-Autos vorgesehen ist. Saratoga ist ein angenehmes Staedtchen, wenn auch groesser und wuseliger als das beschauliche Hudson, und sehr viel touristischer. Einmal abseits der Hauptstrasse finden sich aber kleine verwinkelte Buchlaeden und Bars mit Open Mics und Billardtischen, wo wir mit gegen eine ihren 50. Geburtstag feiernden Dame spielten und einen sympathischen jungen Mann kennenlernten, der waehrend der Unterhaltung ueber unsere Reise ein paar Drinks spendierte und uns am Ende des Abends ein paar Geldscheine zusteckte, die die teure Hotelnacht ziemlich gut kompensierten.
Irgendwann brachen wir aber dann doch aus Saratoga auf, und nach einigem hin und her ueberlegen entschieden wir uns, lieber weniger konsequent zu sein und dafuer mehr vom groessten Nationalpark der USA sehen zu koennen, indem wir uns fuer eine Woche ein Auto mieteten. Damit konnten wir sehr viel weiter in die herrlichen Adirondacks vorstossen, als es uns mit Raedern (in der gegebenen Zeit) moeglich gewesen waere, und nutzten die gewonnene Zeit fuer besagte Kanutour ueber die Seen und in den hier noch jungen, schmalen (aber schon schnellen) Hudson sowie fuer eine anstrengende, aber lohnende Wanderung auf den Mount Goodnow, auf dessen Gipfel ein Feuerwachturm (bis in die 80er benutzt, um Waldbraende zu entdecken) trohnt – der weitlaeufigste Ausblick ueber die Berge und Seen der Upstate New York-Wilderness belohnte unseren Aufstieg. Was wir ausserdem dort erlebten:
– Drei hilfsbereite, wenn auch uebermaessig dem Alkohol froehnende Nachbarn, die uns in der ersten Nacht (nachdem wir lange verzweifelt im stroemenden Regen nach einer Unterkunft gesucht hatten und schon im Auto schlafen wollten) im Gaestebett schlafen liessen
– Von denen einer uns seine sammlung von 1970er Superheldencomics praesentierte (darunter die erste Ausgabe in der Wolverine auftaucht)
– Streifenhoernchen, Rehe und jede Menge Eichhoernchen auf den Wegen
– Den eher unfreundlichen Besitzer eines Privatsees, der uns zu den angeblich eine halbe Meile entfernten Cascade Lakes verwies
– Einen einstuendigen Fussmarsch und die Erkenntnis, dass die doch etwas weiter entfernt waren
– Die wunderschoenen Cascade Lakes
– Zu viele Muecken und Black Flies
Da wir nun einmal das Auto hatten, packten wir die Gelegenheit beim Schopf und machten einen Abstecher nach Boston. Hier konnten wir eine Schulfreundin aus meiner Zeit in Ann Arbor treffen und im pompoesen Pool der Eltern eines Freundes von ihr die Sommerhitze vertroedeln, bevor wir abends nach Boston reinfuhren und uns den Bauch mit thaiwanesischem Essen vollschlugen. Da sie noch am selben Abend zurueck nach New Haven fuhr, mussten wir uns noch irgendwo eine Unterkunft suchen, und die sind in Boston erstaunlicherweise aehnlich teuer wie in New York City… wir landeten mit ein bisschen Handeln im kleinen Fairington Inn, wo das Doppelzimmer guenstiger war als die Dormbetten in der Jugendherberge. Eigentlich wollten wir die letzte Nacht dann weitaus guenstiger (sprich: umsonst) bei einem Couchsurfer verbringen, doch nachdem wir ihn gestern nachmittag getroffen hatten, entschieden wir uns doch fuer die teure Variante ohne creepige Kerle im Nachbarzimmer (er gab sich wirklich Muehe und vermutlich ist er einfach nur sehr einsam… aber es war auch wirklich ein sehr seltsamer Typ). Ansonsten sahen wir Harvard und die Innenstadt, kaempften uns durch die Metro und den abendlichen Strassenverkehr und haben heute vormittag ziemlich lange ein Internetcafe gesucht (die Dinger sind echt ausgestorben, viele wussten nicht mal, was wir meinten). Gleich geht es dann weiter in Richtung Burlington, Vermont, wo wir das Auto zurueckgeben werden und von da aus mit dem Rad weiter ueber den Lake Champlain fahren werden. Was uns dort passieren wird, erfahrt ihr spaetestens nach unserer Ankunft in Montreal.