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Tipps für einen heißen Tag in Zagreb

– Durch die schattigen Kolonnaden des efeubewachsenen Friedhofs durchwandern
– Im See schwimmen gehen
– Möglichst wenig draußen zu Fuß bewegen (was kaum geht, wenn man 1 und 2 macht)
– Nicht last minute zum Busbahnhof kommen, schnell noch trinken und essen holen und damit die Wirkung des Sees zunichte machen (aber auch schwer wenn man 1 und 2 macht und trotzdem den Bus um 16:45 nimmt)
– Den Bus um 16:45 nach Sarajevo nehmen, das Ökogewissen ob der Klimaanlage in den Hintergrund drängen und mit “Emilie Nicholas” auf den Kopfhörern die sonnenbeschienenen kroatischen Landschaften (und Ölraffinerien) jenseits der Fenster bewundern.
…Und jetzt bin ich mal eben in Sarajevo!
Zagrebs schönster FriedhofZagreb Friedhofs-Kollonaden

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Per Bahn nach Südwest

Nur der Fahrtwind der Bahn kühlt ein wenig, mein Wasser ist seit 4
Stunden leer und das Shirt durchschwitzt. Ich hänge am
heruntergelassenen Fenster des D Zugs und genieße Wind und Aussicht
auf schneebedeckte Berge und kristallblaue Flüsse. Es ist eine
schöne, aber lange Fahrt, von Berlin im Nachtzug nach München, dann
übers österreichische Villach, durch Serbien bis nach Kroatien.
Zagreb.
Bedauerlicherweise bleibe ich nur eine Nacht hier, bevor ich den Bus
nach Sarajevo nehme – ich entschloss mich, lieber eine Stadt richtig
zu machen als mehrere ein bisschen. Entsprechend spärlich bleibt die
Zagreb-Erfahrung. Eine Innenstadt zum Stromern, eine alte Kathedrale,
hie und da ein verlorenes Gässchen. Ich verbringe den Abend ohne
Sightseeing-Plan, einfach wohin die Füße führen. Wer keine Zeit für
eine Stadt hat, muss sich verlaufen. Und plötzlich entdecke ich ein
Strassenfest hoch über den Dächern der Stadt (das “Strossmartre”),
eine Hare Krishna Parade, eine von Nachtleben überquillende Strasse
(am Mittwoch, wohlgemerkt), diverse Plakate im Renoviert-Look, die die
Baufälligkeit dahinter verbergen, Gitarristen in 1.-Stock-Fenstern,
eine Durchgeh-Kapelle durch die eine Fußgängerstrasse hindurch führt
und das “Museum of Broken Relationships”. Was man halt so findet in einer Stadt wie Zagreb. Mal sehen was mich morgen noch erwartet!
Bahn durch KroatienDas kleinste Karrussell der StadtDurchgeh-KapelleMuseum of Broken RelationshipsBeste Bierwerbung aller ZeitenAltstadtflair ZagrebStrossmartre StraßenfestFake FacadeDie Kathedrale Zagreb

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Amsterdam des Nordens: Die Stadt der Hippies, Räder und Freizeitparks

Pusher Street Regeln
In der Pusherstreet sind Fotos und schnelles Laufen unerwünscht. Denn so ganz legal ist es eben doch noch nicht. Aber irgendwie auch nicht mehr so ganz illegal. An Ghetto-style Tonnenfeuern stehen halbvermummte Gestalten, die der Schlange stehenden Kundschaft Marihuana verkauft, der Geruch frisch angezündeter Joints durchweht den “Green Light District”. Mitten in Kopenhagen, auf einem alten Militärgelände, fühlt man sich jenseits der Regeln der EU und überhaupt der Mainstreamgesellschaft, man versucht sich in Utopien und produziert europaweit bekannte Lasten-Fahrräder. Die drei gelben Punkte der eigenen Fahne hängen lokalpatriotisch an allen Ecken und am langgezogenen Ufer des Flusses sammeln sich selbstgezimmerte Häuser und verzierte Bauwagen, in denen die Hippies und Hausbesetzer der 70er (und sicher auch einige jüngere) es sich beinah konservativ (Gardinen und Eigenheim) gemütlich gemacht hat. Christiania ist eine Stadt in der Stadt, und die Pusher-Street nur eine von vielen Facetten. Ich verbringe einen Nachmittag damit, in einem vegetarischen Restaurant einen herumliegenden utopischen Kurzroman zu lesen, wundere mich über eine alternative Gesellschaft, die zwei Pferde in 20 Quadratmetern einzäunt und schwanke zwischen Bewunderung und Verwirrung. Es gibt vermutlich wenige Orte in Europa, die so konsequent anders sind.
Wie man wohnt in ChristianiaDie Stadtfahne

Aber auch jenseits der Grenzen Christianias bietet Kopenhagen Grund für die Bezeichnung “Amsterdam des Nordens”. (Norweger schauen nach Kopenhagen wie Deutsche nach Norwegen – voller verklärter Begeisterung). Breite Fahrradwege ermutigen die ganze Stadt selbst im Winter noch, mit Miet- oder Lastenrädern oder ganz klassischen Stadträdern an den Kanälen entlangzubrausen, und mitten in der Stadt, gleich neben dem Hauptbahnhof, erklingen die Schreie von Achterbahnfahrenden Kindern im zweitältesten Freizeitpark der Welt, “Tivoli”.
Ich hatte auf meiner Rückfahrt aus Oslo per Fähre einen zweitägigen Zwischenstop in Kopenhagen gemacht, bevor ich mit dem Bus nach Berlin fuhr, und übernachtete zwei Tage bei einer sympathischen Couchsurferin, die noch nicht wusste, dass man Tofu am besten würzt und brät. Die zwei Tage vergingen zügig mit Christiania, einer Stadtwanderung und einer einstündigen Suche (dank verzweigter Kanäle am Hafen, unfertiger Brücken und krummer Wege) nach einem riesigen Schiffscontainer voller Streetfoodstände.
NyhavnTivoli leuchtetHans Christian Anderson

Und dann ging es zurück nach Berlin, wo ich mich nun in sonnigem Wetter über langes Licht am Abend freue, über bekannte Gesichter und Straßen. Und auch wenn ich erst ab Januar wieder in meiner altbekannten Wohnung bin, ist es doch schön, wieder zuhause zu sein. Denn so schön jede Reise ist, das Nach-Hause-kommen ist doch irgendwie genauso schön.

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Freunde, Schnee und Abschiedsnächte

Auf dem Deck eines elfstöckigen Schiffes stehend blicke ich auf die in der Nacht verschwindenden Lichter Oslos zurück, die mit jeder Minute mehr von der Dunkelheit von Himmel und Wasser verschluckt werden. So bereit ich inzwischen auch für den Heimweg bin, ein wenig schwermütig werde ich doch schon. Man lässt eben immer ein Stück Herz zurück. Erdwind hat mich noch zum Hafen gebracht, nachdem ich die letzte Nacht bei ihm Unterschlupf gefunden hatte (mein Mietvertrag ging nur bis gestern), und wir mit seinem Cousin und dessen Fast-Freundin absurd teures Kino bezahlt haben, uns über Styropor-gleiche bunte Süßigkeiten lustig machten und nachdenklich aus “Interstellar” wieder rausgingen. Es war schön, den letzten Tag noch mit ihm zu verbringen, der in den Monaten meiner Zeit hier zu einem guten Freund geworden ist – noch mehr als der ganze andere coole Haufen vom SUM-Studiengang. Mit denen war ich letzte Woche erfreulicherweise noch auf einem Cabin Trip, den wir gemeinsam in eine Studentenhütte nördlich von Oslo organisiert hatten. Schon auf dem Weg dorthin (im Bus) begann es zu schneien, und wir freuten uns kindisch, dass wir dann dort oben vermutlich Schnee liegen haben würden (der erste Richtige des Jahres). Nachdem wir dann beinah fünf Kilometer dem Weg zur “Studenterhytta” gefolgt waren, im dämmrig werdenden wunderschön weißen Wald, stellten wir fest, dass wir durch diverse Umstände aneinander vorbeigeredet hatten – und eigentlich zu der “OSI” (Osloer Studenten I…-keine Ahnung wofür das I steht) Hütte mussten. Zm Glück gab es außer dem absolut anderen Weg von einer gänzlich anderen Haltestelle auch noch einen Shortcut zwischen den beiden, der nur 1,5 zusätzliche Kilometer war. Die jedoch durch inzwischen nächtlichen Wald, mehr Trampelpfad als Weg, voller frischem Schnee und Matsch. Irgendwann sahen wir dann unsere Hütte zwischen den Bäumen aufglimmen und erstürmten begeistert den letzten Hügel zu unserer Unterkunft für zwei Tage. Wir hatten eine großartige Zeit voller advanced-Versteckspiele im Wald, Sauna-Gänge (mit im Schnee wälzen!), Gruppenspiele, gemeinsamen Kochen und Grillen im Kaminfeuer, Spaziergänge an schneeumringte Seen und einem famosen Sonnenuntergang, den wir dank Bäume vor unserer Hütte nur halb sahen. Letzten Samstag kam der Großteil dieser Clique dann auch zu meiner kleinen Abschiedsfeier “zum Sonnenuntergang um 15:00 auf meiner Dachterrasse”. (Tatsächlich). Leider war es bewölkt, man sah nicht so viel vom Sonnenuntergang, aber wir standen trotzdem drei Stunden frische Winterluft mit heißer Schokolade und Rotwein auf der Terrasse durch bevor wir uns in die Küche verzogen. Ein wahres Füllhorn an famosen Abschieds-Situationen, sozusagen.

Ich im ersten norwegischen SchneeCabintrip-Leute
Erdwind fotografiert Schneewunder

Nun lasse ich also nach vier Monaten Norwegen hinter mir und komme der Heimat langsam wieder näher – einen Zwischenstopp gibt es nur in Kopenhagen, wo mein Schiff morgen früh anlegt und ich Dank Couchsurfing auch schon eine Unterkunft habe. Da bleibe ich dann zwei Nächte (und werde euch sicher davon erzählen), bevor es per Bus wieder nach Berlin zurück geht. Die Zeit ging schnell und nicht schnell zugleich, je nachdem mit wem ich sprach – und so freue ich mich furchtbar, wieder zuhause zu sein, und bin zugleich traurig, Freunde wie Erdwind nicht mitnehmen zu können. Aber hey – Oslo ist ja nur eine Fährenfahrt (und einen Bus) entfernt.

Banksy-KopienPS: Irgendwann war ich auch noch auf einem Wohnzimmerkonzert mit dem Motto “Dress as a famous painting”. Darunter diese herrliche Banksy-Kombination:

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Zu viel Nacht in Schweden

Stockholm bei Nacht
Es ist 15:45, ich komme aus einem Museum / einem Café / einer Metro / (ersetze durch beliebiges Gebäude), und aus der Dämmerung ist in wenigen Minuten finstere Nacht geworden. Ich fühle mich sofort, als müsste ich abendessen und/oder schlafen gehen, auf jeden Fall nicht wie: ich habe noch den halben Tag vor mir. Seltsame Stimmung. Zum Glück bin ich aber in Stockholm, und das ist ein bisschen wie Prag (nur in teuer).Das Prag des Nordens
Das heißt: hübsch beleuchtete Altstadt und angenehme Cafés in “SoFo”, viele Museen und 19.-Jahrhundert-Flair. Wie, was Stockholm, war der nicht gerade noch in der anderen skandinavischen Großstadt? Nun ja, die Bahn braucht kaum 6 Stunden in die deutlich größere, schwedische Metropole, und da dachte ich mir, schreibe ich mein Paper doch einfach mal wieder in der Bahn und schau mir Stockholm an, nachdem die vorige Woche in Oslo großteils unspektakulär war (naja, abgesehen natürlich von der Osloer Poetry Slam Meisterschaft im NordicBlackTheater, bei der ich mit norwegischem Text antrat – ein Video davon kommt noch bei nächster Gelegenheit).
Was tut man also in Schweden, wenn nach einer angemessenen Aufstehstunde (vor 8:30 ist ungültig) nur eine Handvoll Stunden Licht übrig bleibt? Hier also ein paar Tipps für Lichtarm in Stockholm:

Das ist Fika– Sich mit einem Buch aus dem fantastischen Science-Fiction-Buchladen in der Altstadt in eines der zahllosen Cafés setzen und “Fika” machen: das ist die schwedische Nachmittagstradition aus Kaffee + Süßgebäck (meist Zimtkringel), die gerne von 12 bis 17 Uhr ausgedehnt wird

– Sich ein 1,5-Stunden-Ticket holen und die blaue Metrolinie langfahren, an jeder Station aussteigen, Untergrund-Kunst im wahrsten Wortsinne betrachten und dann die nächste Bahn nehmen
Die Schatten der Metro-ErbauerUntergrund(bahn)-Kunst

– Museen, Museen, Museen (“Die schwedische Sünde” im Spirituosenmuseum, “Aberglaube und Okkultismus im 19. Jahrhundert” im Hallwylska und das eindrucksvollste 17.-Jahrhundert-Kriegsschiff das niemals jemanden beeindruckt hat und nach 20 Minuten auf der Jungfernfahrt sank im Vasa-Museum)
Im Hallwylska Museet...und sein Modell
Das eindrucksvollste Schiff das niemanden beeindruckte

Stadtfreie Luft

– Möglichst früh zum Tyresta-Nationalpark fahren und vier Stunden auf leichten Wegen in herrlicher Ruhe um Seen wandern (nicht, weil man nach 4 Stunden nicht mehr wollte / könnte, sondern weils dann dunkel ist)
Wenige Lichtstunden im Nationalpark
– Im Jugendstil-“Centralbadet” fünf Stunden lang thermen, saunieren und schwimmen gehen ohne auch nur einen Funken Licht zu verpassen
CentralbadetStockholm Centralbadet (2)

– “Hipster-Bingo” in der “So-Fo” genannten Südstadt spielen oder in der Altstadt nach drei Minuten aufgeben, die Touristen zu zählen, und dann einfach in beiden Vierteln auf Plätzen sitzen und die bald hübsch beleuchteten Straßen und Brücken in der Dämmerung aufgehen sehen.
Stockholms AltstadtLangzeitbelichtungsselfie

Jetzt bin ich wieder in der Bahn auf dem Rückweg nach Oslo, das mit Sicherheit inzwischen ähnlich dunkel wird ? aber da ich in den verbleibenden zwei Wochen ohnehin noch einiges für mein Uni-Paper zu schreiben habe, wird das wohl kaum stören. Der Winter kommt mit jedem Tag schneller und bedeckt Skandinavien vorerst nur mit der schwarzen Nachtdecke (Schnee gabs bisher nur als Vorgeschmack), und auch wenn das natürlich ganz schön sein kann, bin ich doch ganz froh, dass ich nicht die volle Tiefe dessen im Januar und Februar miterleben werde…

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Wir haben eine Brücke gebaut. Hugh!

Eigentlich war es ein ganz schöner, einfacher Wanderrundweg. Nachdem wir unserer Nase nach von der Smedmyrkoia-Hütte weiter bergan gelaufen waren und auf gutdünken abbogen, wo es schön erschien, erreichten wir eine Stelle, die laut Beschilderung mit ziemlicher Sicherheit in Kürze zur Hütte führte. Dann kamen wir jedoch an einen Bach, der dank dem Regen der letzten Tage nicht mehr so leicht zu überqueren war wie wohl zu Zeiten der Wegauszeichnung, aber das schreckte uns natürlich nicht, und so hüpften Chili und ich an einer etwas weniger tiefen Stelle über Steine und hinzugeworfenes Astwerk auf die andere Seite. Froh über die gelungene Überquerung gingen wir weiter – und erreichten keine fünf Minuten später einen reißenden Fluss, auf dessen anderer Seite die blauen Wegmarkierungen unbekümmert weiterfuhren. Direkt über einem kleinen, aber schnellen Wasserfall lag ein alter, rutschiger und in der Mitte halb gebrochener Stamm, der wohl einst als Brücke gedient haben musste, nun aber alles andere als geeignet dafür war. Um die Geschichte kurz zu machen: Chili entdeckte einen bereits gefällten Stamm am nahen Hang, den wir kurzerhand zum Flussufer hinunterschleiften und über den Wasserfall wuchteten. Eine einfache Überquerung hätte natürlich anders ausgesehen (wir saßen auf dem neuen Stamm, die Füße auf dem alten, und robbten langsam hinüber), aber hey: wir hatten eine Brücke gebaut!
Aber das war natürlich nur die aufregendste der vielen Dinge, die Chili und ich in der Woche ihres Besuches in Oslo erlebten. Wir hatten laufenderweise vermutlich jedes Viertel Oslos durchquert und uns am selten sonnigen Montag zu einer kleinen Wanderung in der Østmark aufgemacht. Laut der Karte der Wandervereinigung sollte dort eine Hütte zum Übernachten etwa 4,5 Stunden von der Metrostation liegen, also buchten wir selbige, packten unsere Rucksäcke und wanderten durch die wunderschöne Natur und furchtbar matschige, steile Pfade. Doch der Weg zog sich, und als wir den ersten einsamen Wanderer fragten, wie weit es noch bis Vangen sei (nur ein Zwischenstopp!), meinte er “Ui, das ist weit, so 2-3 Stunden sicher noch”. Da waren wir allerdings auch schon 2-3 Stunden unterwegs. Die Sonne sank immer tiefer, die Wege wurden immer matschiger, und es wurde immer offensichtlicher, dass die Karte ein kleines bisschen außer Maßstab war. (Für die ersten 5 Kilometer waren 2 Stunden angesetzt – was wir auch ungefähr schafften – für die folgenden 10 km eine Stunde…) als der Sonnenuntergang sehr absehbar wurde (der, von einer Anhöhe ausgesehen, auch sehr entschädigend schön war), entschlossen wir uns, der nächsten Abbiegung nach Sandbakken zu folgen, wo wir hofften, irgendein lebendes Wesen und eine Möglichkeit zur Übernachtung zu finden. Herrje waren wir glücklich, das elektrische Licht des großen Hauses zwischen den Bäumen hindurchblitzen sahen. Es war aber leider nur die norwegische Angewohnheit, auch bei Abwesenheit einfach alle Lichter brennen zu lassen, und so mussten wir letztlich noch eine halbe Stunde dranhängen, um zum nächsten Parkplatz am westlichen Ende der Østmark zu gelangen (immerhin auf leichterer Straße), von wo uns zum Glück ein später Jogger mit dem Auto zurück nach Oslo heimnahm.
Nach dieser Enttäuschung nahmen wir uns vor, es am Donnerstag noch einmal mit einer anderen Cabin zu versuchen, und so landeten wir Dank Metro, Bus und einer einstündigen Wanderung (die sehr viel leichter war) bei der hübschen Smedmyrkoia-Hütte in der Nordmark. Hatten wir sie die erste Nacht zwar für uns allein, bekamen wir doch Nachmittags Besuch von vier Wanderern mit Hund, die sich ihr Abendessen in der Hütte kochten, und am Abend versorgten wir eine Gruppe verrückter Outdoor-Fetischisten, die in Hüttennähe im Regen zelteten (und Feuer machten!), mit Heißgetränken und einer Ofengeheizten Hütte. Als wir am zweiten Tag von unserer Wanderung und Brückenbauaktion zurückkamen empfing uns ein prasselnder Ofen und vier Deutsche, die für die Nacht die Hütte mit uns teilten. Trotz Abgeschiedenheit konnte von Einsamkeit also selbst im verregneten Oktober keine Rede sein!
Und jetzt noch ein paar hübsche Bilder von dem Spaß:
Chili bei den MathallenIrgendwo in der ØstmarkEiner von tausend ØstmarkseenBelohnender SonnenuntergangStausee in der NordmarkRegenwanderungAufwärmen in unserer CabinDie SmedmyrkoiaRegen-Wald.Vor der BrückeNach der BrückeFlüsse bei SonneDer gleiche Stausee in Schönwetter

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Jetzt endlich gute Lofotenbilder

Ich habe es versprochen, hier kommen sie. Dank Erdwinds Fähigkeiten und Kamera hier nun ein paar wunderschöne Blicke auf das Herbstparadies der Lofoten, mehr findet ihr auf seinem Blog: Pensamientofluvial.tumblr.com.
Und mehr von mir und den letzten zwei Wochen gibt es in Kürze auch wieder!

Trondheim
Trondheim Bakklandet
Trondheim SunshineGraffiti und GärtenTrondheims riesige KathedraleIch und die tanzende NorwegerinBlick durchs Gigaphon

Roadtrip
Roadtrip LofotenErdwind fährtJa, NorwegenFestland hinter Fähre

Da, wo die Nordlichter lebten
Tiefes Herbstlicht die ZweiteNordlichter mit BaumNordlichter überm DachNordlichter in WelleNordlichter mit OrangeOranggrüne Nordlichter mit Szenerie

Jeder harte Weg führt an einen schönen Ort
Einfacher HerbstwegZurück nach SvolvaerEinfacher WegWo man so langwandertTiefes HerbstlichtHerbstfarben LofotenIch vor der zweiten CabinErdwind fliegt vor der zweiten CabinUnsere Cabin Nummer zweiWir leben im Paradies

Die höchsten Gipfel
Die Sonne bricht wieder durchDas Gemälde zu unseren Füßen Teil 2Das Gemälde zu unseren Füßen Teil 1

Wie es meeriger wurde gen letzter Hütte
Model am HafenDie schönsten Betonbrücken die du sahstDie letzte CabinEin typischer Lofotenblick

Der Südzipfel Lofoten mit dem schönen Namen Å.
Letzte WanderungFjord bei ÅContemplating Ocean

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Die Musikstadt und die Inseln der Farben oder Als ich in der Arktis war

Fabelwald mit FlussFabelwald 2Fabelwald 1

Die Farne zu unseren Füßen sind rot, das Birkenlaub orange, saftig grünes Moos am Rande des eisklaren Bergbaches, rauer Fels zwischen dem matschigen Pfad auf dem wir laufen. Dann lassen wir den Fabelwald hinter uns und blicken, den steiler werdenden Fels hinaufsteigend, auf den langgezogenen Fjord hinab, in dem sich die 1000 orange-rot-grün-gelb-braun-weiß Farben des gegenüberliegenden Hanges spiegeln. Wir, Erdwind und ich, rufen alle zehn Minuten aus, wie schön es hier ist (häufigster Satz auf diesem Trip: “that’s beautiful man!”), lachen ohne Ankündigung laut auf, fallen uns in die Arme und kriegen das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Wir sind auf den Inseln der Farben mitten im arktischen Zirkel Nordnorwegens, einem meiner neuen Top-3-der-Welt Orte auf meiner Liste, den Lofoten.
Trondheim Bakkelandet
Am vorletzten Freitag abend hatten wir die Bahn von Oslo nach Trondheim genommen, die alle gefühlen hundert Meter bei jedem Dorf hielt und entsprechend die ganze Nacht durch unterwegs war, der Schlaf war begrenzt, unsere Vorfreude trotzdem groß. (So groß, dass der Kolumbianer Erdwind dafür sorgte, dass wir ganze 2 Stunden zu früh am Bahnhof waren.) Wir erreichten die Stadt im Morgengrauen, als noch kein Café offen war und Wind und Regen durch die Straßen peitschten. Oh, was fluchten wir. Unsere Couchsurfer-Gastgeberin, die (fast) grenzenlose Ärztin und wahrscheinlich einige im Wohnzimmer tanzende Norwegerin, hatte erst ab 12 Uhr Zeit, und so trieben wir uns durch die Gassen, Rucksäcke im Schließfach, und freuten uns als die Sonne hervorkam. Nachdem wir mit zunehmender Begeisterung das alte Holzhausviertel Bakklandet entdeckt, Neustudenten beim Badewannen-Floßbau zugeguckt und in einer für die Stadtgröße überproportionalen Kathedrale (mit Orgel, die größer als manche Kapelle ist) Zuflucht vorm Regen gesucht hatten, trafen wir unsere Ärztin-Gastgeberin im Hafenviertel und entschlossen, beim noch (halb-)guten Wetter weiter draußen zu bleiben (mit kurzer Unterbrechung für ein Braunkäsesandwich und Schokolade): wir bestiegen die Festung und Graffiti und Gemeinschaftsgärtenstolperten durch das Graffiti-und-Gemeinschaftsgärten-Viertel Svartlamon. In ihrer gemütlichen Wohnung kochten wir das norwegische Nationalgericht Fårikål (Lamm-und-Kohl, der Name beschreibt’s treffend), und zeigten uns gegenseitig vorzeigbare Musik. Später wollten wir dann mit Freunden von ihr weggehen (die aber dann doch verhindert waren). Irgendwann, als wir die Hälfte aller existierenden Musikgenres durch hatten, kam ich von der Toilette wieder und Erdwind und die tanzende Norwegerin tanzten im Wohnzimmer Salsa. Das änderte sich den Rest der Nacht auch nur bezüglich der Musikreichtung und wir tanzten zu der wahrscheinlich merkwürdig-besten Musikmischung, die je an einem Abend gespielt wurde. RockheimAm Sonntag blieben wir dem Thema treu und besuchten das Rockheim (Pop/Rock-Museum), wo wir viel gute Musik aus Norwegen entdeckten und den ganzen verregneten Vormittag mit Schallplatten und digitalen Interfaces und Beats und Gesang und Gitarren verbrachten. Als wir aus den Tiefen der Musik ausgespuckt wurden, schien die Sonne und wir wanderten zum Strand an einem Gigaphon vorbei und mit Fjordblick, dann musste die tanzende Ärztin etwas erledigen während wir in “Annas Café” Calzone schlemmten, Sonnenuntergang sahen (nicht mehr im Café) und Kleinstadtluft genossen, um sie schließlich in der verwinkelten Buchbar wiederzutreffen. Der Abend klang aus mit meinen berühmten Schupfnudeln, Rotwein und tiefgründigen Gesprächen (werden eben langsam alt).
Am Montag sehr früh ging es dann mit der 10-Stunden-Bahn nach Bodø, wo wir dank kostenlosem Kaffee in der 90-Kronen-Luxusklasse, wunderbarer Aussicht bei herrlichstem Wetter und mitgebrachter Laptops unsere Uni-Essays schrieben, und eine Stunde vor Ankunft erschöpft abschickten.
Bodø von der Hotelterrasse
In Bodø, erklärte uns die in Halle studierende, Erasmus machende Couchsurfing-Gastgeberin und professionelle Dumpster Diverin, gebe es nicht viel zu sehen außer der Terrasse des Hafenhotels mit famoser Aussicht und ein haushohes Graffiti. Damit hatte sie, wie wir feststellten, leider Recht. Dafür machten wir Tortillas selber (ging wegen meiner Plastik-Challenge auch gar nicht anders) und verbrachten den Rest des Abends (abgesehen von einem Kurzausflug zu prallgefüllten Supermarkt-Abfallcontainern voller frischer Äpfel, Joghurt und zig Gemüse) damit, festzustellen, dass JEDE Fähre von Bodø gen Lofoten entweder ankommt, wenn es noch dunkel ist (3:00) oder schon (21:00). Nach tausend erwägten Möglichkeiten (Fähren, Rent-a-Wrack, Einwegmiete…) endeten wir mit einer 5-Tages-Miete, was wir irgendwie auch nicht bereuten. Und so starteten Erdwin, die entscheidungsschwache hallische Containerin und ich am Dienstag zu einem grandiosen Roadtrip auf, durch bergige Festland-Landschaft, einsame Straßen und stets begleitet von der Navi-Ansage “You are over the Speedlimit”, Wasserfälle. Sonnenschein. Pinkelpause, Seen, Vielfarbenberghänge und natürlich Fjorde – und eine 5-Minuten-vor Abfahrt Ankunft an der nördlichen Fähre Bognes nach Lødingen. Endlich auf der Inselgruppe angekommen, fehlte nur noch eine Stunde zur Ingemannhytta, wo wir die Nacht verbringen wollten. Doch der schmaler werdende Weg hinter dem uns unverständlichen, da norwegischen Schild wurde immer unzugänglicher und endete vor einer Schranke. Die Anwohnerin, die plötzlich samt Auto hinter uns auftauchte, (und offenbar nen Schlüssel hatte, da sie später in selbige Richtung weiterfuhr), meinte ja, der Weg geht da zwar lang, aber nööö, da dürfen nur Anwohner lang. Ihr müsst einmal drumrum fahren und die Straße von der anderen Seite nehmen. Machte ja nur 40 Minuten aus. Als wir endlich den Beginn des Wanderweges erreichten, war es 18:30 und die Dämmerung nahte. Wir waren kurz davor, im Auto zu schlafen, aber nein. Rucksäcke im Eiltempo packen und den Berg hinauf, und die eigentlich nur 40 Minuten Fußweg verschlangen sich in Matsch und Dunkelheit. Die Ingemannhytta von innen Ich war wohl nie zuvor so froh, eine Holzhütte durch die Dunkelheit blinzeln zu sehen. Die Hütte war klein (4 Betten) und unverschlossen, Feuerholz lag bereit und ein Gasherd erlaubte uns die verdiente Reispfanne, und schon bald saßen wir mit Ingwer-Zitronen-Tee und vollen Bäuchen vor brutzelndem Kaminfeuer, draußen die stürmische Finsternis und spielten Karten.
Und dann kam die Magie.
Als wir gegen acht kurz an die frische Luft gingen, zog Weiß über uns am Himmel auf. “Das sind Wolken”, meinte die Diverin, aber sie irrte. In den nächsten vier Stunden legte das Universum ein sich drehendes, bewegendes und wanderndes Spektakel über den Himmel, unter der sternenklaren Nacht zogen sich weiße Torbögen über uns auf, Strudel, flackernde Streifen, Fenster in das Universum und hinabfallende Himmel, wir lachten und weinten ein bisschen vor Freude und umarmten uns, Erdwind machte Millionen Fotos (die lade ich später noch hoch) die die Lichter in Farben erscheinen lassen, die unser Auge nicht zu sehen vermögen (dafür sehen sie die Schönheit der Bewegung, die sich nie festhalten lässt), und bedankte sich ebenso oft, dass ich ihn hierzu überredet hatte, und wir fühlten uns ganz klein und zugleich on top of the world, denn die Lofoten sind ja schließlich in der Arktis, und vermutlich werden wir diese Nacht der Nordlichter nie vergessen.
Die Ingemannhytta von außenContainerin bei FlussdurchquerungNordlofotenAuf dem plötzlich leichten Rückweg
Am Mittwoch wanderten wir den plötzlich so einfachen Pfad zurück, brachten die hallische Mülltaucherin zu einem Anhalter-Stopp und fuhren nach Südwesten gen Svolvær, von wo wir uns zur nächsten Hütte, der Nøkmannsættra aufmachten. Aus den angeblichen 2 Stunden wurden drei, dank steilem Fels und vielen Fotoplätzen, wackeligen Hängebrücken, erwähnten Fabelwäldern und schmalen Holzstegen über Sumpfböden, wachsrote Gräser und zu steile, mit den roten Wanderweg-Punkten versehene Felsabschnitte, bis wir schließlich wieder die tiefstehende Sonne westlich der Gipfel sahen, und nur wenig später mit Freudenschreien die Hütte, an einem wunderschönen Bergsee, mit Wasserfall und Sonnenuntergang, erreichten. Sie war etwas größer als die Ingemannhytta, und ein einsamer deutscher Wanderer mit Trockenkost-Abendbrot war schon da, der die (in dieser Nacht zugegebenerweise schwachen) Nordlichter sehr unspektakulär fand. Wir richteten uns ein, wuschen uns mit eisigem Bergseewasser und kochten Cashew-Pesto-Pasta im Licht der Kerzen, und Wasser über dem Holzkamin.
HängebrückeHolzplankenwegGebirgsbach und Erdwind im MärchenwaldHütte erreicht!WegmarkierungNøkkmansaetra im SonnenuntergangBergpanorama LofotenSchönste Klo der Welt

Hier blieben wir eine zweite Nacht, weil das Wetter am Tag verregnet und stürmisch war, und wir nur am Vormittag ein Zeitfenster (unterbrochen von einem Hagelschauer mit Schutz an der Felswand) nutzten, um noch ein Stück höher auf einen der umgebenen Gipfel zu klettern, von wo aus wir bis zum Meer und das daran liegende Svolvær blickten. Abends klarte es ein wenig auf, und tatsächlich hatten wir das Glück, auf unserer Hüttenterrasse liegend ein kleineres, aber trotzdem famoses Nordlichterspektakel zu bewundern.

Auf dem GipfelUnser HausseeNächtliches Kartenspiel
Gehacktes HolzJener Tag sollte jedoch Schlechtwettermäßig das Schlimmste bleiben, und wir kamen heil nach Svolvær zurück, von wo aus wir die pittoreske Inselstraße im ozeanischeren Süden samt Stränden und geschwungenen Brücken hinabfuhren. Unsere letzte DNT-Hütte (die norwegische Trekkinorganisation) dieser Reise sollte die Selfjordhytta sein, die wohl am einfachsten erreichbare Hütte der Organisation. Der 5-Minuten-Hike wurde wettgemacht durch fehlendes Feuerholz, so dass wir die nächste halbe Stunde mit Holzhacken verbrachten, bevor wir unsere Hütte heizen konnten. Trotzdem rafften wir uns vor dem Abend noch mal auf und durchstaksten das sumpfige Fjordland in Hüttennähe, hauptsächlich, weil wir uns nun ja schon ans Laufen gewöhnt hatten.
Erdwind auf dem Fels
SchmiedekunstGeschwungene Brücken im HintergrundNun war inzwischen Samstag, und unsere letzte Nacht wollten wir in Meeresnähe verbringen. So fuhren wir die letzten 20 Kilometer (sehr langsam, mit Stopp an jeder schönen Stelle, und davon gab es viele) zu dem Dörfchen mit dem wohl kürzesten Namen der Welt: Å.
Der schöne Ort Å
Dort teilten wir uns eine hübsche Kabine mit einem Fotografenpärchen und verbrachten den Nachmittag im ausgestorbenen Fischer-und-Touristendörfchen mit roten Rorbuern (Fischerhütten, die meist für Touristen vermietet werden), am arktischen Meer sitzendArktische See und in die Ferne starrend, ein wenig reumütig, diese herrliche Inselgruppe am nächsten Tag verlassen zu müssen.
Denn am Samstag sollte die lange Rückfahrt beginnen. Nach einer letzten kleinen 2-Stunden-Wanderung in die nahen Berge ging es auf die in der Hochsee schaukelnde Fähre, drei Stunden später dann in Bodø in die erste Bahn um am Montag (nach einem etwas längeren Stopp im herbstlich sonnigen Trondheim mit Laub spielend und sich Geschichten zu Leuten in der Fußgängerzone ausdenkend) auf die letzte Strecke nach Oslo – eine keineswegs einfache oder gar schnelle Strecke, aber doch jeden zurückgelegten Kilometer wert – denn wenn ich diesen Blog damit nicht zum Roman machen würde, könnte ich wohl noch Stunden schwärmen, von Fabelwäldern und Nordlichtern, Fjorden und Berghängen, Holzhütten und Meeresblicken.
Mein See, mein Boot, meine Lofoten

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Was man so in Oslo tut

Damit mein nächster Blog vom derzeitigen Trip nicht zu lange wird,
hole ich doch mal schnell nach, was in den letzten zwei Wochen Oslo
passiert ist, zur Abwechslung mal wieder in einer schnellen Sammlung:
– ein weiterer Poetry Slam im gemütlichen “Uhørt”, bei dem die Band
aus Beatboxer, Drummer, Kontrabass und Keyboard spontan einen neuen
Text von mir musikalisch so genial unterlegte, dass es mir fast
während des Auftritts die Sprache verschlug
– einiges Uni-mäßig nachgeholtes, viele Kurse und gute Texte (sehr
ihr, ich studiere auch)
– eine Podiumsdiskussion mit Desmond Tutus Tochter (er war leider
kurzfristig erkrankt)
– die ersten 2 wochen meines Uniexperiment “6 Wochen kein
Wegwerfplastik kaufen” (das ist teils wirklich nicht leicht – und
meist um einiges teurer…)
– eine Geburtstagsparty einer Kommilitonin
– Schlendern durch den reichen Nordwesten der Stadt, den ich bisher
noch nicht kannte – und der ehrlich gesagt recht langweilig im
Vergleich zum Osten und Zentrum ist
– das Tag und Nachtgleiche-Fest am Fluss, beleuchtete Regenschirme die
man sich ausborgen konnte und über die Wiese rennen konnte, Jazzbands,
DJs, Feuerspieler, Tanzgruppe, Chöre, viele viele Kerzen und auch
viele viele Leute 🙂
– Ein cabin Trip am Samstag mit vielen internationalen (meist
furchtbar jungen) Studenten zu einer schönen Hütte nördlich von
Oslo, mit Wandern, Lagerfeuern, Tanzen und ausgedachten(sich leichter
zu merkenden) Namen
– eine leider viel zu kleine, unenthusiastische Klimademo am Sonntag
– zwei erfolgreiche referate (über Grönland, inuit und den
Klimawandel sowie Transnationale unternehmen im “Bottom od the
Pyramid” -Markt
– eine nächtliche 8 stunden bahnfahrt gen Norden. Wohin und warum und
was da geschieht? Gibt’s beim nächsten mal.

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Von märchenhaften Fjorden, schicken Bergwanderungen und der kleinsten zweitgrößten Stadt des Landes

Fairytale Land
Kayak im FjordEs war so märchenhaft, wie sich jedes norwegische Klischee malt: krumme Bäume, die auf den schmalen Rändern eines abfallenden Steilkliffs ihre Wurzeln zwischen den moosigen Stein schlagen, dahinter ein im Sonnenlicht regenbogenfarben werfender Wasserfall, der über abgerundeten Stein Dutzende Meter hinab in den salzigen, eiskalten Fjord stürzt, Wasser, Wald, Klippen, Stille, kaum eine Menschenseele im ganzen Fjord, vereinzelte Fische und mittendrin drei Kayaks, der kalifornische Surfer-und-Rettungsfahrer, den ich im bergener Hostel kennengelernt habe, ich und unser privater Guide, ein gebürtiger Bergener mit Passion für Kayaks, Fische und die Natur. (Von ihm stammen auch die Fotos, vielen Dank an God Tur, der Name passt). Zusätzlich zeigte er uns nicht nur jenen abgelegenen, von Touristenströmen verschonten Fjord, sondern brachte mir bei, wie man sich absichtlich zum Kentern bringt (das war ein Spaß) und dann wieder ins Boot kommt. Wir fuhren unter einem Wasserfall hindurch (sicherer, nicht leicht bröckelnder Stein, wie er betonte) und lunchten inmitten der Herrlichkeit auf einem sonnigen Stein.
Regenbogenwasserfall
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Aber das war nicht der einzige Grund, warum mein letztwöchiger Ausflug nach Bergen ein famoser Trip war. Ich wanderte gute acht Stunden (im Aufzug eines 20er Jahre Sonntagswanderer, der jedem erklären musste, dass er dress up for nature betreibt) die Stolzekleien hoch und über den touristischen Hausberg Fløyen bis zum gute 600 Meter hohen, von steiniger Natur und gestapelten Wegsteinen umringten Ulrikken,
#dress up for nature Wanderung#dressupfornatureAuf dem ViddenWegsteine auf dem Vidden
…stromerte durch die Gässchen und Holzhäuser-gesäumten Straßen der mit 200.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes, genoss Hafenblick von der Hosteldachterasse, zog couchsurfenderweise zu einer fast veganen naturbewussten Köchin und Meeresbiologin um, die mir noch mehr versteckte Gässchen, famose Streetart, Flohmärkte und eine Stavkirken (Holzkirche aus frühchristlichen Zeiten) zeigte (ich konnte ihr im Austausch immerhin beibringen, wie man Schupfnudeln macht), ging im Aufzug der Nacht die 500 Stufen zum Stolzekleien erneut hoch in der Hoffnung auf potentiell angekündigte Nordlichter (die zwar nicht kamen, aber der Blick aufs nächtliche Bergen machte das wett) und sammelte einige neue Ideen für Roman und Songtexte. Heißa. Ein langer Satz für eine lange Woche.
die kleinste zweitgrößte Stadt des Landes
Brygge BergenBergens GässchenBergen bei NachtBergen UntergrundBryggenVon der nächtlichen Bergwanderung aus

Und dabei war die Woche davor kaum weniger famos: ich nahm an meinem ersten Osloer Poetry Slam / Open Mic teil, bei dem neben einem englisch übersetzten Text ein deutscher Fremdgang-Text dank Begleitung eines begabten isländischen Beatboxers zu neuem Leben erwachte, sah eine merkwürdige avantgardistische Kunstperformance mit abstrus verkleideten Tänzern unter zuckendem Licht und seltsamen Tönen zu der meine Nachbarin Locke mich mitnahm, ging mit meinem Kommilitonen-Kumpel Erdwind zu einem Open Air Kino über südafrikanisch-oppositionelle Alternativkünstler und wandelte spontan eine als Dachterrasse geplante Party in eine Zimmer-und-Flurküchen Feier mit gut zwanzig Freunden und Kommilitonen auf engstem Raum um. Und ja, nebenbei las ich tatsächlich auch spannende Unitexte. Glaubt ihr mir vielleicht nicht, aber doch doch, auch wenn ich selbst nicht genau weiß wann ich das tat. Mein erster Monat Norwegen neigt sich dem Ende zu, aber schon nächste Woche geht es auf den nächsten Trip…