Auf dem Deck eines elfstöckigen Schiffes stehend blicke ich auf die in der Nacht verschwindenden Lichter Oslos zurück, die mit jeder Minute mehr von der Dunkelheit von Himmel und Wasser verschluckt werden. So bereit ich inzwischen auch für den Heimweg bin, ein wenig schwermütig werde ich doch schon. Man lässt eben immer ein Stück Herz zurück. Erdwind hat mich noch zum Hafen gebracht, nachdem ich die letzte Nacht bei ihm Unterschlupf gefunden hatte (mein Mietvertrag ging nur bis gestern), und wir mit seinem Cousin und dessen Fast-Freundin absurd teures Kino bezahlt haben, uns über Styropor-gleiche bunte Süßigkeiten lustig machten und nachdenklich aus “Interstellar” wieder rausgingen. Es war schön, den letzten Tag noch mit ihm zu verbringen, der in den Monaten meiner Zeit hier zu einem guten Freund geworden ist noch mehr als der ganze andere coole Haufen vom SUM-Studiengang. Mit denen war ich letzte Woche erfreulicherweise noch auf einem Cabin Trip, den wir gemeinsam in eine Studentenhütte nördlich von Oslo organisiert hatten. Schon auf dem Weg dorthin (im Bus) begann es zu schneien, und wir freuten uns kindisch, dass wir dann dort oben vermutlich Schnee liegen haben würden (der erste Richtige des Jahres). Nachdem wir dann beinah fünf Kilometer dem Weg zur “Studenterhytta” gefolgt waren, im dämmrig werdenden wunderschön weißen Wald, stellten wir fest, dass wir durch diverse Umstände aneinander vorbeigeredet hatten und eigentlich zu der “OSI” (Osloer Studenten I…-keine Ahnung wofür das I steht) Hütte mussten. Zm Glück gab es außer dem absolut anderen Weg von einer gänzlich anderen Haltestelle auch noch einen Shortcut zwischen den beiden, der nur 1,5 zusätzliche Kilometer war. Die jedoch durch inzwischen nächtlichen Wald, mehr Trampelpfad als Weg, voller frischem Schnee und Matsch. Irgendwann sahen wir dann unsere Hütte zwischen den Bäumen aufglimmen und erstürmten begeistert den letzten Hügel zu unserer Unterkunft für zwei Tage. Wir hatten eine großartige Zeit voller advanced-Versteckspiele im Wald, Sauna-Gänge (mit im Schnee wälzen!), Gruppenspiele, gemeinsamen Kochen und Grillen im Kaminfeuer, Spaziergänge an schneeumringte Seen und einem famosen Sonnenuntergang, den wir dank Bäume vor unserer Hütte nur halb sahen. Letzten Samstag kam der Großteil dieser Clique dann auch zu meiner kleinen Abschiedsfeier “zum Sonnenuntergang um 15:00 auf meiner Dachterrasse”. (Tatsächlich). Leider war es bewölkt, man sah nicht so viel vom Sonnenuntergang, aber wir standen trotzdem drei Stunden frische Winterluft mit heißer Schokolade und Rotwein auf der Terrasse durch bevor wir uns in die Küche verzogen. Ein wahres Füllhorn an famosen Abschieds-Situationen, sozusagen.
Nun lasse ich also nach vier Monaten Norwegen hinter mir und komme der Heimat langsam wieder näher einen Zwischenstopp gibt es nur in Kopenhagen, wo mein Schiff morgen früh anlegt und ich Dank Couchsurfing auch schon eine Unterkunft habe. Da bleibe ich dann zwei Nächte (und werde euch sicher davon erzählen), bevor es per Bus wieder nach Berlin zurück geht. Die Zeit ging schnell und nicht schnell zugleich, je nachdem mit wem ich sprach und so freue ich mich furchtbar, wieder zuhause zu sein, und bin zugleich traurig, Freunde wie Erdwind nicht mitnehmen zu können. Aber hey Oslo ist ja nur eine Fährenfahrt (und einen Bus) entfernt.
PS: Irgendwann war ich auch noch auf einem Wohnzimmerkonzert mit dem Motto “Dress as a famous painting”. Darunter diese herrliche Banksy-Kombination:
Eine Antwort auf „Freunde, Schnee und Abschiedsnächte“
Werd dann wohl den nächsten Kommentar kurz vor deiner Heimfahrt hier einschreiben, wenn es nicht dazu schon zu spät sein wird, weil wir uns dann “endlich” auch mal life wieder sehen werden. Ich freu mich schon und wünsche dir nicht zu viel Traurigkeit en wegen der Freundesverluste, dafür positives Vorausschauen im Wiedersehen mit Chilli, anderen Berlinern, Frankfurtern und natürlich uns!
Susanne