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Paragliden in Bucaramanga / Bolivar an der Küste

Paragliden in Bucaramanga
Aussicht vom GleitschirmWas für ein umständlicher Weg nach Ruitoque, bloss um ein wenig Gleitschirm zu fliegen ;). Vom Cañon per Anhalter zur Carretera 45 gekommen, fand ich nach langem Warten schliesslich einen Bus nach Bucaramanga – der sich allerdings gehörig verspätete, weil ein guter Teil der Strecke kaum befahrbar ist und wir gute 2h warten mussten, bis die Strassensperre uns durchliess. Das Gute daran: ich unterhielt mich mit einem Student, durch den ich gleich auch eine Unterkunft bei einer Freundin in Buca bekam, die am selben Abend ihren Geburtstag feierte. Party bei fremden Kolumbianern, Couch umsonst – es lebe Kolumbien! 😉
Auf der Suche nach einer Fahrtmöglichkeit zur Gleitschirmlocation Ruitoque fragte ich an der Bushaltestelle eine Frau, die meinte “ah, zum Paragliden?”, stieg mit mir in den Bus nach Floridablanca, wo sie mir dann zeigte, von wo aus ich wiederrum den nächsten Bus dorthin nehmen könne – da kam ihr Bruder an und meinte “ich fahr doch jetzt eh grad hoch”, und nahm mich in seinem klapprigen Mazda-Pickup mit. Und ja, sowas ist hier in Kolumbien normal. Dort oben angekommen fand ich leider das scheinbar einzige Hostel ausgebucht und lief fast eine Stunde mit meinem Riesenrucksack durch die Landschaft, bis mir ein Mann an der Strasse erklärte, wenn ich diesen Feldweg runter und an dem grossen Stein dahinten vorbeiginge, käme ich zum (inoffiziellen) Hintereingang eines Zeltplatzes. – der sich als privater Club entwickelte, auf dem mir der Eigentümer aber trotzdem problemlos ein Zelt lieh und ich so direkt am Pool zelten konnte ;).
Um 3 Uhr war dann das Zelt aufgebaut, ein Hamburger verzehrt und Jesko glücklich und heiss darauf, in die Luft zu kommen. Also ging ich den versteckten Waldweg zurück nach Ruitoque und kam nach etwa 40 min schliesslich beim “Vuelo Libre”-Platz an. Erstmal schonmal fantastische Aussicht auf Buca und die Landschaft. Einer der Tandempiloten liess dann das Ausleihen mit sich klären, aber meinte “später”, weil der Wind noch so stark sei. Es starteten allerdings auch andere Piloten, was ein bisschen deprimierend war – so im Gras zu liegen und zu sehen, wie mehrere Schirme bei optimalen dynamischen Bedingungen am Hang soaren … Paragliden bei Bucaramangaum kurz vor 5 bekam ich dann für 50 Lukas nen Schirm – legte einen nahezu makellosen Rückwärtsstart hin (womit ich gar nicht gerechnet hatte) und fing direkt an zu steigen – was für ein Augzug! Eine breite Strecke nach links und rechts fliegend baute ich ordentlich Höhe auf und machte mich nach 45 min nur deshalb wieder zum Landen auf dem Startplatz auf, weil es ein paar Tropfen regnete und der Typ durch Funk meinte, ich solle doch besser landen (später merkte ich, dass es bei den paar Tropfen bleiben sollte, aber egal). Es war ein absolut herrlicher Flug, entspannt, ohne viel Funk-Generve, ohne anstrengende Thermiksuche, mit Blick auf die Stadt und die untergehende Sonne und etwa 10 anderen bunten Schirmen in der Luft – hätte ich meinen eigenen Schirm mit, würde ich wahrscheinlich noch länger hier bleiben und tagelang einfach nur am Hand soaren 🙂 …aber kein Problem, denn nach so einem schönen Flug habe ich schliesslich eine optimale Erinnerung an Buca, und was will ich da noch mehr?

23.1.11, Bucaramanga

Bolivar an der Küste
Santa Marta PromenadeGestern noch im Herzen des Landes, heute an der Küste – nachdem ich gestern schön gemütlich im Zelt aufwachte und erst mal ein Morgenbad im einsamen Pool nahm, nutzte ich die Morgenstunden für einen Spaziergang um Ruitoque und ein eher spärliches Frühstück. In der Erwartung, am frühen Nachmittag von Buca aus einen Bus nach Santa Marta an der Küste zu bekommen, fuhr ich mittags dorthin zurück, um dann gegen 1 am Terminal festzustellen, dass nur einer um 8:30 abends fährt. So hatte ich also noch Zeit, um mir ein wenig Bucaramanga anzusehen, eine wenig aufregende, recht angenehme Stadt – v.a. abseits der prall gefüllten Fussgängerzone. Hat nen schicken Blumenmarkt und natürlich die Plaza Bolivar, die in Kolumbien allgegenwärtig ist: was in Peru noch “Plaza de Armas” und in Ecuador der “Parque Central” ist, ist hier in nahezu jeder Stadt dem Libertador Maximo gewidmet (zu welchem ich weiter unten nochmal komme). Über Nacht gings dann an die Karibikküste, wo ich in einem Backpackerhostel (“Noctámbulo”) untergekommen bin, und vor habe, eine Nacht zu bleiben. Bisher völlig ahnungslos, was es hier überhaupt gibt, stellte ich nach einer Recherche fest, dass ich mich in der ältesten Kolonialstadt Kolumbiens befindet – was man in machen Strassen, die Alt-Havanna nicht unähnlich sind, durchaus auch sieht. Neben der Kathedrale, dem Goldmuseum und der Strandpromenade (Juhuu!) ist Sta Marta bei Touris v.a. Ausflugsstart zur “Ciudad Perdida” der hiesigen Indigenas. Klang sehr verlockend – ist aber nur per 5-Tages-Wandertour erreichbar, also leider für mich gestorben. Stattdessen fuhr ich bei der Quinta San Pedro Alejandro vorbei, einem Anwesenheit ausserhalb der Stadt, in der der “grosse Befreier” Bolivar vor 200 Jahren gestorben ist Bolivar-Denkmal– Das kann man sich natürlich nicht entgehen lassen und gleich ein bisschen Geschichtsunterricht in angenehm grüner Umgebung geniessen. Für alle, dies nicht wissen: Bolivar führte damals den Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien an und befreite Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und den von ihm nebenbei gegründeten Staat Bolivien – daher dessen Name. Er wird natürlich masslos als Vater der Andenstaaten verherrlicht, und dass auch er insofern kaum was anderes als ein Guerilla seiner Zeit war (der nebenbei in dieser Villa eines Freundes von Sklaven bedient wurde), sollte man hier natürlich nicht erwähnen. Wie so oft liegt der Unterschied darin, dass er zu den Gewinnern gehörte und natürlich darin, dass er bei seinem Ideal blieb und nicht bis ins sinnlose Blutvergiessen kämpfte – sein eigentlicher Traum ist übrigens immer noch nicht in Erfüllung gegangen: ein vereinigtes (Süd)amerika – stattdessen zerfiel dass damalige Grosskolumbien in mehrere Staaten, bis zur Abspaltung von Panama.
Aber jetzt genug Historie, das Wetter ist warm, der Himmel ist blau – und ich geh jetzt an den Strand!

25.1.11, Santa Marta, Kolumbien