Heute mal wieder ein kleines How To für alle zukünftigen Perureisenden und sonstige Interessierte, diesmal zum Auswärts-Essen, da es ausser dem kennenlernen einer Kommilitonin die ab Montag in Leipzig studieren wird nichts erzählenswertes gibt. Nochmal zu Orientierung betreffs Preise: 1 Euro sind derzeit 3,6 Soles.
How to eat out in Peru
In Peru gibt es zahlreiche Möglichkeiten, auswärts zu essen – und das für europäische Mittelschichtler erstaunlich erschwinglich. Leider sieht das für Peruaner mit einem deutlich geringeren Einkommen (was die meisten sind) anders aus, und so werden die meisten Mahlzeiten (und gar nicht die schlechtesten) wohl in privaten Haushalten verzehrt. Für alle, die jedoch nicht oder nur selten die Möglichkeit haben, von einer peruanischen Familie bekocht zu werden, hier ein paar Altenativen:
Chifa: Die Chifas sind für Peru, was für Deutschland Dönerläden sind. Es gibt sie an jeder Ecke, in Lima gibt es wahrscheinlich mehr Chifas als Strassen. Chifas sind chinesische Restaurants, meist allerdings im billigen Sektor und stark peruanisch beeinflusst – also nicht vergleichbar mit deutschen Chinarestaurants. Wie in den meisten Orten sollte man hier unbedingt ein Menü bestellen, wovon es in den meisten Chifas eine grosse Auswahl gibt. Dort bekommt man dann meist eine Hauptmahlzeit mit Wantan frittiert oder als Suppe, seltener auch noch ein Getränk dazu für 5 bis 9 Soles – während das gleiche Gericht á la carte meist um die 12 Soles kostet. Da es die meisten Gerichte auch als Menü gibt, kann man den á la carte-Bereich also gerne überblätten. Die meisten Gerichte bestehen aus Reis (arroz), Huhn (Pollo), chinesischen Nudeln und manchmal süssen Früchten in den verschiedensten Mischungen. Populär sind die “chaufa de arroz”, so was ähnliches wie eine Reispfanne meist mit Hühnchen und diversem Gemüse vermischt. Da manche Chifas angeblich die schlechte Angewohnheit haben, halbaufgegessenes und zurückgelassenes Essen für andere Gäste wieder zu verwerten, schadet es nicht, über die Reste das übriggebliebene Ají zu verbreiten und die Serviette praktisch zu drappieren.
En la calle: Eine der peruanischsten, für deutsche Mägen hin und wieder strapazierende Variante ist das Essen auf der Strasse. In jeder mittelgrossen Stadt finden sich an den geschäftigsten Strassen und vor kleinen Restaurants kleine Grills und Essstände, die den Passanten für 1 bis 3 Soles ihre Mahlzeiten anbieten, besonders zu den Abendstunden. Die häufigsten Mahlzeiten sind Sandwiches und Hamburger in den verschiedensten Varianten (Rind oder Huhn, mit Salat, Papas (frittierte Kartoffeln) und allen möglichen Saucen), Suppen (v.a. “Caldo de Gallina” mit… ihr ahnt es: Huhn) und Schaschlikspiesse (präferiert Anticucho (Rinderherzen, sehr lecker), aber auch Hotdog-Wurst, Huhn und ab und zu ein bisschen Gemüse mit dabei). An anderen Ständen finden sich teils frischgepresste Säfte, die man vor Ort aus einem Glas zu sich nimmt. Und wenn einem nach Dessert zumute ist, Picarones (aus Kürbis und Süsskartoffel bestehende Kringel) und mit Mancharblanco gefüllte Churros (seeehr lecker!) bekommt man für 1-2 Soles. Besonders später am Tag sollte man keine Sandwiches kaufen, die schon fertig im Glaskasten bereitliegen, die wuden meist am frühen Morgen zubereitet und jetzt nicht mehr so geniessbar. Dass das direkt an der Strasse (samt Abgasen) verkaufte Essen auch sonst nicht unbedingt hohen hygienischen Ansprüchen entspricht, ist selbstverständlich.
Vegetarische Restaurants: Ich hab ja so Leute in der Familie, die mit all dem Huhn, Meerschwein und Rinderherz nicht so viel anfangen können. Die habens hier nicht ganz so einfach – inzwischen gibt es aber sogar einige Restaurants mit breitem vegetarischen Angebot. (Z.B. der alte Strassenbahnwaggon im Zentrum Barrancos, sehr zu empfehlen!) Oft werden diese von den Hare Krishna geführt und bieten gesundes, günstiges Essen an, manchmal sogar mit ausgefeilten Speisen mit Fleischersatz (Soja etc). Die Preise sind für Restaurants (selbst in Peru) vergleichsweise günstig, trotzdem kann man mit guter Qualität rechnen. Man muss sie nur eben erstmal finden, denn noch sind sie sehr rar gesät und vor allem in touristischeren Gebieten zu finden.
Cevicherias: Es gibt ja auch so Leute, die total auf Fisch und Meeresfrüchte stehen. Da gehöre ich nun wirklich nicht dazu, werde in der Hinsicht also nichts vorschwärmen können. Fakt ist aber, dass es vor allem an der Küste (natürlich v.a. in Lima) zahlreiche Cevicherias gibt, wo man hauptsächlich das aus Fisch, Limón und Chili bestehende Ceviche, meist aber auch andere Fischgerichte (z.B. frittierter Fisch) und Meeresfrüchte bekommt. Preise können zwischen 8 und 20 Soles variieren.
“Typisch” peruanische Küche: Davon abgesehen, dass die oben genannten Optionen wahrscheinlich am häufigsten von Peruanern genutzt werden,gibt es natülich auch die peruanische Küche, die v.a. Touristen interessiert. Das allseits berühmte Cuy (Meerschweinchen) ist besonders in der zentralperuanischen Zubereitung “Picante de Cuy” (mit scharfer Sauce und Kartoffeln plus Reis) zu empfehlen. Lomo saltado (Steak vom Rinderücken), auch als Lomo de Alpaca (also aus Alpaca 😉 ) möglich, ist eine weitere im Ausland bekannte Köstlichkeit. Aufgrund der meist eher hohen Preise (Cuy in den meisten Restaurants für 30 Soles, als Picante de Cuy wenn man Glück hat für 10 Soles) ist das alles aber, seien wir ehrlich, nur begrenzt “typisch” Peruanisch.
Marktstände: Backpacker, Studenten und andere arme Schlucker wie mich 😉 freuen sich ja immer über billiges Essen. Wenn man sich nicht en la calle (s.o.) eine Magenverstimmung holen will, aber trotzdem für 3-4 Soles den knurrenden Magen unterwegs stillen will, lohnt sich ein Abstecher zur nächsten Markthalle. Hier kiegt man vor allem Suppen an Ständen mit kleinen Bänken zum sitzen, von Caldo de Gallina bis zur Gemüsesuppe, oft auch einfach irgendeine Nudel-Brühe mit allem, was sich gerade gefunden hat – während sich beim Nachbar ein halber Maiskolben findet, findet man selbst unter Umständen Rindfleisch samt Knochen. Der Geschmack und die Qualität kann sehr weit variieren. Wenn man schon mal auf dem Markt ist, kann man sich natürlich gleich auch mit Reis, Kartoffeln und Gemüse von grossen Stapeln eindecken. Ob man das dort an Haken hängende Fleisch kaufen und verzehren möchte, bleibt den eigenen Präferenzen überlassen.
Edelrestaurants: Da kann ich im Prinzip bisher noch weniger drüber sagen als über Cevicherias. Aber die gibts auf jeden Fall auch hier. 😀
Panaderias / Pastelerias Meist gemeinsam auftretend, bekommt man hier Brötchen (Pan – Brot an sich gibt es seeeehr selten) und Kuchen (pasteles, obwohl es eigentlich meist eher Torten sind). Beides unglaublich lecker hier, und meist für gute Preise zu haben – für ein einzelnes Brötchen sollte man nicht mehr als 30 Centimos bezahlen, meist wird eher in Kilo berechnet, welches nicht mehr als 5 Soles kosten sollte. Neben dem typischen Frühstücksbötchen (Pan francés) gibt es häufig Ciabatta, viele verschiedene weisse Brötchen, seltener Körner- und häufiger süsse, sehr weiche und leckere Brötchen (pan dulce), die manchmal innen eine gelblichere Färbung haben (ich vermute einfach mal, dass die einen grösseren Maisanteil haben…). Dann gibt es auch noch Croissants und winzige Minibrötchen (z.B. pan anis) mit ausgefallenen Geschmäckern. Belegte Brötchen findet man allerdings seltener. Die pasteles sind meist als Stücke zu kaufen und sehen nicht nur schmackhaft aus, sondern sind es meist auch. Allerdings wahrscheinlich auch absolute Kalorienbomben und sehr süss. Cheesecake (ja, wie in englisch. Aber spanisch ausgesprochen) mit erweiterten Fruchtgeschmäckern, torta selva negra, Schokoladentörtchen, die riesigsten Sahnetürme… hier kann man meist Tage drin verbringen.
Frühstücken (Desayuno) kann man in den verschiedensten Restaurants, die sich sonst meist auf Sandwich-artiges spezialisieren, und wo man selbiges auch besonders frühstücken kann (aber selten vor 9 Uhr). Typischerweise wird dort auch das Desayuno Continental, Integral und Americano angeboten, die für Preise zwischen 9 und 16 Soles aber erbärmlich wenig bieten. (Was dazugehört, steht meistens dabei – Americano ist meist mit warmen Sachen wie Ei etc, Integral mit Früchten, und Continental das schwächste mit zwei Brötchen und Marmelade o.ä.) Als Getränk wählt man v.a. Kaffee (hier fast immer mit Zucker), Tee oder Mate (de Coca oder Anis), manchmal auch Saft. Wenn vorhanden sind die Sandwiches meist die bessere Alternative. Allgemein kann man das Frühstück auswärts aber gerne vergessen und sich die gleichen (oder bessere) Zutaten sehr günstig im Supermarkt holen.
Was man (fast) vergeblich sucht sind gute Eisdielen (meist eher mittelmässiges Donofrio-Eis aus dem Schubwagen – bisher nur in Cusco einen guten Eisladen entdeckt) und andere ausländische Restaurants. Seltenst einmal gibt es Japanisches Sushi, in touristischeren Gegenden mal eine Pizzaria (in Miraflores gibt es sogar eine Pizzastrasse…), und wenn man Glück hat eine französische Creperie (z.B. in Arequipa beim französischen Kulturzentrum). In Arequipa wird der Dönerladen “El Turco” als Aussergewöhnlichkeit ohnegleichen gefeiert (und hat dafür fast deutsche Preise für ein kleines Dönerchen). Britisch oder irisch sind höchstens die Inventare der gleichnamigen Pubs, Essen und Trinken meist jedoch eher weniger. Wenn man sonst wo eine andere Kultur als Restaurant findet, wird das in den meisten Fällen wohl eher gehobenes Mileu sein.
Zutaten die man überall wiederfindet, sind Huhn und Reis. Huhn vor allem deshalb, weil es billiger als anderes Fleisch ist und ausserdem immer als solches zu erkennen ist (während anderes Fleisch gut mal ein bisschen durchmischt sein kann), und Reis… Reis ist hier elementar und gehört zur Mahlzeit wie die Vorspeise und das Getränk – es gibt nahezu keine Speise (okay, ceviche), die ohne Reis serviert wird, und wenn der mal fehlt, ist das Grund zum Ärgernis. Eine mir besonders liebgewordene Spezialität, allerdings eher zum einkaufen und selber frühstücken oder nachmittagen 😉 – ist der Manjarblanco, ein fudgeartiges, cremig-karamelliges Milchprodukt, von dem man einfach nur schwärmen kann. Getränke zum häufig bestellten Menü sind entweder Gaseosas (Softdrinks wie Cola oder die bereits beschriebene Inka-Cola) oder Fruchtsäfte, leicht angewärmte saftähnliche Limonaden (schwer zu beschreiben… viel Wasser und bisschen Frucht) oder Chicha morada. (Um mich dazu mal zu korrigieren: die Chicha ist das “Maisbier”, Chicha morada ist vollkommen unalkoholisch und aus lila Mais hergestellt. Keins der beiden wird mithilfe der Spucke der Maistreterinnen fermentiert, auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält.
23.9.2010, Lima