Weihnachtswunder
Der ganze Bus klatscht, die Sicherheits- und Ordnungsleute winken nicken uns wohlwollend zu und alle meine Mitpassagiere freuen sich. Klingt wie eine Kopie des chilenischen Bergwerkswunder, ist aber eigentlich wenn überhaupt, dann nur ein gaaanz kleines Wunderchen 😉 … wir sind durch den Erdrutsch durch, der meine Reise von Quito nach Cali von normalen 18 auf gute 35 Stunden verlängert hat, und den wir letzten Endes in weniger als 10 Minuten durchqueren. Was für ein Trip. Mit dem Bus nach Tulcan, über die Grenze, und dann den halben Tag in Izambia am Terminal mit Boyd (einem dort kennengelernten Ami) rumgehangen und gehofft, irgendwie nach Cali zu kommen. Alle Busgesellschaften waren ausgebucht oder wegen des Erdrutsches abgesagt, auf die Frage, was es sonst für Möglichkeiten gäbe, höre ich “Flugzeug” und “no hay” (gibts nicht). Mit viel Glück finden wir nen Bus bis nach Rsas, kurz vor jenem unglücklichen Erdrutsch… wir fuhren dann um 8 Uhr abends los und kamen heute früh um 2 Uhr Nachts an. Es war ein abstraktes Flüchtlingscamp wo wir Reisenden verschiedenster Herkungt an unser Gepäck gelehnt auf den Morgen warteten, bereits darauf eingestellt, zu Fuss die Strecke zurückzulegen und auf der anderen Seite eine Fahrtmöglichkeit zu suchen. Irgendwann um 4 kam Einer aus unserem Bus an und meinte “in 15 Minuten fähr ein Bus durch bis Cali!” – wir wetzten los, quetschten uns und unser Gepäck in den alten Bus und fuhren … gefühlte 2 cuadras. Da warteten wir dann, bis morgens um halb sieben die Strasse geöffnet wurde. War aber so sinnlos nicht, da wir so rect weit vorne in der Schlange standen, die sich hinter uns bildete … denn neben den mit Gummistiefeln ausgestatteten Fussgängern konnte je nur ein Fahrzeug die Strecke passieren, und aus der anderen Richtung kamen ja auch welche. Um 11 Uhr ereichten wir “el punto” und durchquerten mit unserem waghalsigen Fahrer den Schlamm.
Danach ist es eigentlich ganz normale Strecke bis Cali. Nur leider im schwer kaputten Bus, so dass wir nachher mehrere Male lange Halt machen mussten. Dass ich um 4 Uhr überhaupt noch in Cali ankam, und mich schliesslich noch vor Heiligabend mit Jenny und Wiebke traf – das war dann das eigentliche Weihnachtswunder 😉
24.12.2010, Cali, Kolumbien
Salsa zur Weihnacht
Weihnachten bei 30 Grad hat für einen Europäer wahrscheinlich sowieso schon eine leicht andere Stimmung. Ein klein wenig gesteigert wurde das gestern dann noch durch die “Feria”, die hier in Cali jedes Jahr für 5 Tage ab dem 25.12. die Stadt verrückt macht. So konnten wir gestern auf dem “Salsódromo” eine Parade der wahrscheinlich besten SalsatänzerInnen der verschiedensten lateinamerikanischen Länder betrachten, die 10 Blöcke einer von Menschenmassen gesäumten Strasse entlangtanzte – kaum erwähnenswert, dass sie natürlich nicht nur aussergewöhnlich gekleidet waren, sondern auch aussergewöhnlich gut tanzten 😉 … Abends gab es noch das Eröffnungskonzert, eigentlich gratis für alle, wegen der vielen Wetteropfer in letzter Zeit (Regenfälle, Erdrutsche etc) allerdings mit einer obligatorischen Essenspende (eine Packung Reis o.ä.) verbunden. Da wurde dann die ganze Nacht durch Livemusik präsentiert (Interpreten von Cali bis Cuba) und die riesige Menschenmenge tanzte sich die Beine ab. Salsa, natürlich.
Heute war unsere Auswahl nicht ganz so glücklich… wir waren bei einer Corbata, wo wir eine interessante Pferdeparade erwarteten, stattdessen aber nur viele reiche, besoffene Leute auf Pferden vorbeireiten sahen und andere Reiche in den Rängen, die denen zujubelten. Wirklich eine Zeitverschwendung und schwer verständlich was die Caleños daran finden. Aber so Erfahrungen gehören natürlich auch noch dazu…
26.12.10, Cali, Kolumbien