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Alte Reisen Reiseblog

El pueblo libre y la demografia

Da mein Unterricht heute ja erst nachmittags stattfand, hatte ich nach dem Aufstehen den ganzen Tag über Zeit und entschloss mich, ein wenig mein barrio zu erkunden, so lange ich noch hier wohne. Also Stadtplan und Torbens Walkman eingepackt und los in Richtung La Mar. Die nächsten fünf Stunden legte ich einen beachtlichen Weg durch Pueblo Libre und San Miguel zurück, bis zum Meer, zurück zur Plaza San Miguel und wieder zur casa. Mit Torbens Mail aus Cuba und der dort auffälligen Propaganda im Kopf fielen mir hier besonders die Wahlwerbungen auf, die wirklich an jeder Ecke hängen, da bald Bürgermeisterwahlen sind. Unglaublich viele alcaldes werben mit ihren Gesichtern, dem Namen und/oder dem Parteisymbol (welches man hier dann bei der Wahl ankreuzt) um die Stimmen – erstaunlich selten jedoch damit, wofür sie stehen, oder was sie denn als alcalde so tun wollen. Man wählt also einfach den, der am sympathischsten aussieht, oder dessen Namen man am häufigsten auf Wänden gelesen hat (das wäre dann wohl Lourdes) – so kann Demokratie doch nicht richtig funktionieren… und dann beschweren sich alle über die Korruption. Obwohl: wird in Deutschland denn so viel mehr nach anderen, rationalen Kriterien gewählt?…

Abends ging es dann zur Uni, wo ich erstmal wieder vor einer leeren aula sass. Ich befürchtete schon, wieder umsonst hergekommen zu sein, und das meine Klassen nie anfangen. Es kam aber schliesslich ein Kommilitone, mit dem ich mich unterhielt, und der meinte, heute würde das Seminar sicher stattfinden – sonst wäre ich vielleicht schon wieder gegangen. Circa 30 Minuten später kam dann Professor Max Menesis Rivas, und auch die anderen Kommilitonen trudelten langsam ein. Die Veranstaltung selbst war natürlich noch eine einleitende Organisationsstunde ohne grossen Inhalt, aber es erschien mir doch bastaaaante einfach für eine 8.-Semester-Veranstaltung: das meiste des thematisch angesetzten hatte ich nin Halle schon im 2. und 3. Semester. Nun ja, abwarten, vielleicht unterschätze ich es ja auch. Aber wenn das so bleibt, werde ich wohl selbst dann keine Probleme haben, wenn ich hier das ein oder andere mal fehle…

24.8.2010, Lima

Blick auf den blauen Himmel aus dem Bett
Früh aufgestanden, um zu meiner 8:05-Veranstaltung zu gehen, bemerkte ich schon schnell ein starkes Unwohlsein in der Magengegend – das musste ja früher oder später kommen. Schon auf dem Weg zur Bolívar plagten mich die Bauchschmerzen so sehr, dass ich die Veranstaltung kurzerhand ausfallen liess und umkehrte – also schon wieder kein Unterricht heute. (Nadja erzählte mir später, dass es auch nur organisatorisch gewesen war, sowie dass die Klasse am Freitag ausfallen würde, weil der Prof da aus irgendeinem Grund eine Doppelbelegung hat). Bis zum späten Nachmittag verbrachte ich also den Tag mit Bauchschmerzen und Durchfall im Bett und sah nur aus dem Fenster, dass ich einen der wenigen Tage in Lima mit blauem Himmel verpasste. Sehr ärgerlich. Ich hoffe, das wird mir nicht allzu oft hier so gehen, vor allem nicht in dem Ausmass… vielleicht sollte ich weniger en la calle essen…

25.8.2010, Lima