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Clase en la Kalle / Paraglide

Classe en la Kalle: Chorillos
Da Montag ja mein freier ag ist, machte ich mich heute in das gut 1 Stunde von mir entfernte Stadtviertel Chorillos auf. Nach der langen Busfahrt in den Süden landete ich irgendwo in einer mittelgrossen Strasse – da meine Stadtkarte südlich von Barranco aufhört, lief ich einfach in die Richtung, in der dem Sonnenstand zufolge die Küste sein müsste. Wie die meisten Viertel reicht das Spektrum hier von abgeschirmtn, eingezäunten Mittelschichtsstrassen bis zu den ärmeren Gegenden, in diesem Hall auf den Hängen der südlich angrenzenden Hügel. Was ich jedoch hauptsächlich sah, ar unerwartet lebendig, voller Busse, Geschäfte und Parks – ich meine, ganz Peru ist natürlich lebendig, aber ich meine im Sinne, in dem Pueblo Libre lebendig ist, nicht wie man es von einem Randviertel erwarten würde… also zumindest was diesen Teil von Chorillos betrifft, schien es um einiges besser als zB Los Olivos o.ä. Als ich schliesslich den Malecon erreichte, der aufgrund von Aufbesserungsarbeiten recht leer und abgesperrt ist, wurde mein langer Weg mit einer fantastischen Aussicht auf die Steilküste Limas im Norden belohnt, die – wie immer – im Nebel und der Entfernung am anderen Ende der Bucht verschwindet. Wenig später spazierte ein mittelalter Herr mit seinem Hund vorbei und wies mich darauf hin, dass ich viell. besser nicht hier sitzen solle, da hier z.Zt. (während der Absperrung des Malecons wo wenig Leute hier sind) öfters “Pirañas” aktiv sind – mehrere Jugendliche, die zusammen einsame Leute ausrauben. Kam mir zwar dort überhaupt nicht gefährlich vor (im Vgl. zu manch anderen Orten in Lima) aber es war auf jeden Fall nett. Wir unterhielten uns ein wenig, er hatte seinerzeit Philosophie an der San Marcos studiert und in Ecuador gelebt, schien interessant. Auf dem Rückweg zeigte er mir sein Klamottengeschäft in der Hauptstrasse, wo gerade sein Arbeitstag anfing und er mir wie hier üblich, mit den Worten “cualquier cosa” (was auch immer los ist) seine Handynummer gab. Am Strand lief ich dann bis Barranco zurück und stellte fest, dass ich in 3 Monaten noch nicht hier am Strand gewesn war. Schon seltsam, da hat man den Pazifik vor der Haustür und war noch nicht einmal drin. Sollte ich noch machen bevor ich hier weg bin.

15.11.10, Lima

Clase en la Kalle: Centro / San Marcos
Es ist eigentlich nicht viel weiter entfernt von meiner Wohnung als die Uni… doch nach fas einer Stunde sass ich immer noch im Bus. Da es ein warmer Tag war gestern kriegte ich langsam zuviel im stickigen Bus und stieg schon in dr Manco Capac aus, obwohl man von dort noch über 10 Blöcke bis zu meinem Ziel läuft – wie fast jedes Mal wenn ich ins Zentrum fahre. Doch auch laufen ist nicht viel angenehmer… zwar angesichts des stehenden Verkehrs schneller, doch auf dr Abancay (der Hauptverkehrsader des historischen Zentrums) kann man nicht gerande entspannt langschlendern… lautes Hupen, viele hetzende Leute, tausend Verkäufr die ihre Ware anpreisen und wer langsam geht fällt gleich als Touri auf – man kommt automatisch ins gleiche Tempo. Als ich auf der Höhe der Plaza de Armas angekommen war, war ich schon bereit für eine Pause. Dort endlich angekommen holte ich dsa nach, wozu ich tozt mehrmaliger Besuche des Zentrums nicht gekommen war: mich einfach mal ein wenig umsehen, diesmal sogar mit Kamera (in Chorillos vergessen) und meine “Clase en la Kalle” machen. Manche Strassen erinnerten mich ein wenig an Halle, mit toprenovierten Häusern neben halben Ruinen, neben glänzenden Fassaden hinter deren Fenstern man in abgerissenes Haus oder den Himmel sieht. Vor allem ist es aber ein riesiger Marktplatz, wo sich Geschäfte für eigentlich alles finden, ganze Strassen voller Grossdruckereien, Büroläden oder sogar Fiseurstühlhändlern (ja wirklich!). An der Promenade (ic weiss nicht ob daneben mal ein Fluss war, ich hab jedenfalls keinen gesehen) kann man sogar ganz nett zwischen Skulpturen und kleinen Ständen entlanglaufen. Nichtsdestotrotz – Leben tuts sich in Jesusmaria doch entspannter 😉
Abends hetzte ich mehr oder weniger rechtzeitig zur Uni zurück wo ich zwei Klassen… nicht hatte. Weil beide Profs mal wieder nicht kamen. Dachte mir “was solls” kann ich mich aufs Refeerat für Mittwoch (heute) vorbereiten. Hatte auch dem Prof extra geschrieben ob die Klasse auch stattfindet, und ne positive Antwort erhalten.
Und wer stand heute ausser Nadja, die mit mir das Referat zusammen hält, vor dem Klassenraum? Ohne Prof…? Er kam auch tatsächlich nicht mehr. Wär ja nur unser Referat gewesen.
Nach einem Mittagessen mit Nadja und Benni kehrte ich zur San Marcos zurück um die Zeit bis zu meiner abendlichen Klasse mit einer weiteren “Clase en la Kalle zu überbrücken: Im “barrio” San Marcos 🙂
Der Unicampus ist natürlich eigentlich kein barrio – könnte aber fast eines sein. Jede Fakultät hat natürlich ihr eigenes grosses Gebäude, umringt von Wegen durch kleine Parks, Lädchen mit Snacks und Getränken, Kopierläden und Cafeterias, hinter der Politikwissenschaft finden sich mehrere Bankfilialen (früher auch mal eine Post, die aber mittlerweile geschlossen ist). In der Mitte des Campus erhebt sich das riesige Uni-Stadium, welches nicht nur für Sportereignisse genutzt wird, sondern immer mal wieder für gigantische Konzerte… im September trat hier Bon Jovie auf, im Oktober Greenday und nächste Woche die Smashing Pumpkins und die Stereophonics… wenn sie keine Absperrungsmassnahmen vornehmen, werden sich die Fakultät de las Letras und der Ciencias Sociales wieder mit Studenten füllen, die so die Eintrittspreise umgehen.
Am anderen Ende des Campus steht die Huaca San Marcus, eine präkolumbianische Pyramide, noch im halbarchäologischen Ausgrabungsstatus. Nach einem 10-Minuten-Aufstieg konnte ich zwischen kleinen Steinmauern umherwandernd über das ganze “Uni-barrio” blicken, bis an die Grenzen aus Containerwänden, die die Uni von den umgebenden Vierteln abgrenzen. Das Gelände ist wirklich unglaublich gross, und sogar einige Häuser der “Vivienda Universitaria” (Uni-Wohnungen für ärmere Studenten) finden sich hier. Man kann also hier wohnen, Geld abheben, (in begrenzter Weise) einkaufen und naja… das mit dem Studieren ist dann noch so ne Frage. Die Klasse am abend fiel nämlich auch aus.

17.11.10, Lima

Paraglide Poesie
Ich glaube, Jesus wollte mich nicht in der Luft sehen. Wie geplant machte ich mich heute Mittag zum Gleitschirm-Startplatz in San Isidro auf. Vorher rief ich noch extra den Piloten Jesus Alberto an, von dem ich die Ausrüstung leihen wollte, um zu checken ob das Wetter fliegbar ist. “Na klaaaar!”… bis 13 Uhr musste ich trotzdem warten bis überhaupt Wind aufkam. Da ich ein bisschen aus der Übung war, übte ich mich erst ein bisschen im Groundhandling, hauptsächlich durch Jesus dazu animiert… nun ja, schaden kanns nicht, dachte ich mir, war dann aber doch ganz froh, als er mich schliesslich fliegen liess. Leider hörte er dann nicht auf, mir über Funk zu erzählen, wo ich wie langfliegen sollte – was ziemlich nervte, da ich mit Fluglizenz schliesslich auch alleine fliegen kann. Leider konnte ich über Funk nicht antworten und ihm selbiges sagen. Dazu kam noch, dass der Idiot nur das eine Gurtzeug mithatte und selbiges für den geplanten Tandemflug mit Benni brauchte. So war mein Flug nach ca. 10 Minuten schon zu Ende. (wollte Benni ja auch nicht noch länger warten lassen).
Beim Landen gab Jesus dann noich so wirre “Anweisungen”, dass sich beim einladen eine meiner Leinen in nem Baum verhing und ich mit dem Schirm nachher nicht mehr fliegen konnte weil das dann docho riskant wäre. Ich geigte ihm ziemlich meine Meinung, denn ich war nicht bereit, 100 Sol für einen 10-Minuten Flug zu bezahlen, während dem ich auch noch von ihm zugequatscht wurde, und die Schuld für die defekte Leine wollte ich auch nicht auf mich nehmen. So kam ich nach einigen Diskussionen zu der für ihn wenig zufriedenstellenden, für mich gerechtfertigten Bezahlung von 10 Sol… basierend auf meiner Rechnung 100 Sol/5 Stunden -> 10 Sol / halbe Stunde… also immer noch mehr als ich eigentlich geflogen war. Naja, hätte natürlich schlechter laufen können, der Flug an sich war ja trotzdem ok, aber so richtig was ich erwartet hatte wars dann doch nicht.
Den Ausgleich gabs dann heute Abend bei Poesia en el Parque, wo mein Text (siehe unten) ausserordentlich gut ankam und so meinen Abend rettete 😉

19.11.10, Lima

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CityGuide / Bridgeras

So, schnell mal Geschehenes nachholen. Nachdem ich bis Dienstagmittag meine Präsentation über die Urbanisierung vorbereitet hatte, stellte ic dank einer Mail fest, dass der Unterricht heute ausfällt und ich nochmal bis nächste Woche Zeit habe. Zum Glück hatte Nadja gefragt, ob sie ihren Teil verschieben kann, sonst wären wir halt mal wieder umsonst zur Uni gefahren und hätten das erst vor Ort festgestellt…
Gestern abend kam dann Mahesh an (der indischstämmige US-Student aus Bolivien), dem ich angeboten habe, für die paar tage bis zu seiner heimreise am freitag früh auf unserer Couch zu pennen. Die Klasse am abend um 8 liess ich für ein leckeres selbstgemachtes indisches Essen ausfallen (und stellte heute fest, dass die Klasse eh nicht stattgefunden hatte).
Heute war ich dann so ein bisschen als sein personal guide tätig und stellte dabei fest, wie gut ich mich inzwischen in Lima in Bezug auf Verkehr, Sehenswürdigkeiten und Leute zurechtfinde. Wir fuhren erstmal ins Zentrum, um das Parlament zu besichtigen, wo ich selbst noch nicht gewesen war und das auch ganz interessant ist (mit kostenloser Führung durch Parlamentssaal und Aufklärung über politisches Geschehen inklusive). Aufgehalten durch ein überteuertes, aber gutes Essen in dem Restaurant eines französischen nonnenklosters in der Calle Ucayali, kamen wir um 4 mit peruanischer Verspátung bei Benni an, mit dem wir uns für 3 Uhr verabredeten hatten. Zusammen zogen wir dann los zu den Artesaniamärkten in der La Marina, wo Benni sich mit neuen Klamotten eindeckte, Mahesh mit Mitbringseln und ich mit Weihnachtsgeschenken (die ich jetzt hier natürlich nicht näher erläutern werde 😉 ).
Während Mahesh sich anschliessend mit der bekannten eines Freundes in Los Olivos treffen ging, machte ich mich für meine Rural-Klasse auf zur Uni – um dort festzustellen, dass unsere Fakultät wegen der immer noch andauernden Dekanats-Uneinigkeiten bestreikt wird. Mal wieder kein Unterricht. Während ich mich mit ein paar meiner Kommilitonen unterhielt, ging plötzlich das Licht aus – Stromausfall in der ganzen Uni! Die Campuswege füllten sich mit zahllosen Studenten und alles wartete auf Licht – bis ich um 7PM loszog, war es noch nicht wieder da. Das Gerücht kursierte, dass ein Teil der Bibliothek in Flammen stand, ob das stimmt, weiss ich allerdings nicht. Ambulancia war auf jeden Fall plötzlich auch da. Was nicht alles so passieren kann an der San Marcos!

Wieder zuhause klingelte bald Mahesh, der die Bekannte samt einer Freundin mit dabei hatte und vorschlug, zusammen in eine nahe Bar zu gehen. Sie schienen ganz sympathisch, so zogen wir los zur Plaza Bolivar in Pueblo Libre (wo grade irgendein Konzert lief) und genossen in einer Bar ein paar Maracuya-Sour. Soweit so gut. Bis die Rechnung kam. Mahesh und ich legten unsere je 20 Soles auf den Tisch… die beiden Mädels taten nichts und lauderten weiter und schienen zu erwarten, dass wir ihre Rechnung bezahlen. da wir erstens gar nicht mehr Geld mithatten, und zweitens ja nunmal auch keine Dates hier hatten, sondern nur zwei vage Bekannte eines Freundes, blieb das erst mal eine Weile so, bis sie schliesslich meinten, oh wie ungünstig, sie hätten gar nicht genug Geld mit, nur noch fürs Taxi. Nach langem “Alternativen-suchen” ging ich von zuhause etwas Bargeld holen, das Mahesh noch dort liegen hatte und wir verabschiedeten uns recht zügig von ihnen . offensichtlich handelte es sich um sogenannte “Bridgeras” – Peruaner/innen, die von dem (angeblichen) Reichtum der Gringos profitieren wollen (sie als “Brücke” benutzen, daher das Wort). Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wirklich so blöd waren, und kein Geld mitgenommen hatten wenn sie ausgehen. Gehört hatte ich schon von diesem Phänomen, war aber bisher davon verschont geblieben. Wir fanden jedenfalls beide vor allem diese wie natürliche Erwartungshaltung unter aller Sau… man hätte auch im Voraus sagen können “hey sorry, hab nicht genug Geld mit, könnt ihr mir was leihen”… wahrscheinlich wär es dann auch eher auf “ausgeben” herausgelaufen, aber man hätte sich auf jeden Fall nicht so verarscht gefühlt. Naja, ist auch ne Erfahrung die man hier wohl mal machen muss. Und immerhin sind wir nicht ins doppelt so teure Quierolo gegangen. 😀

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Klassentrip

Nachdem wir die letzten beiden Tage so furchtbar beschaeftigt waren, sind wir jan noch nicht dazu gekommen, uns ein wenig die Sehenswürdigkeiten des Tals von Mantaro anzusehen. Das wurde heute dann mal im Klassentrip schnellstens nachgeholt, da wir ja schon abends um 9 wieder in Richtung Lima fuhren.
So besichtigten wir in Concepción die “Virgen” (Jungfrau… welche wohl), eine riesige, an die New Yorker Liberty erinnernde Statur mit Aussicht aufs Tal, in die man auch hineingehen kann und bis zum schwindelerregend hohen Kopf hochsteigen kann, wo man sich kaum traut, die Hand zum fotomachen zu heben.
Dank diverser Verspaetungen gings erst um 12 zum Kloster, welches natürlich entsprechend wieder verschlossen war, weshalb wir erst in Ingenio essen gingen – leckeres Picante de Cuy und Chicha – diesmal nicht die rote Erfrischungsdrink-Chicha morada, sondern die gelbe Maisbiervariante mit Alkohol. (Hatte ich im ersten Beitrag zum Thema Chicha ein bisschen verwechselt.)
Um 5 konnten wir dann das Monasterio besichtigen, leider ohne Kameras. Ein bisschen unpassend fand ich die Führung, die uns von der heroischen Missionierungsarbeit der Franziskaner erzaehlte – die die Indigenas “peruanisierten und kultivierten”, denn “evangelizacion ist educacion”… wobei über 80 Missionare von feindlich gestimmten Amazonasstaemmen getoetet wurden. Wie viele Indigenas von Christen getoetet wurden, wurde natürlich nicht erwaehnt. Lohnend war der Besuch trotzdem dank Bildern der Cuzqueño-Schule, einem Comedor (Essenssaal) mit farbenpraechtigen Malereien im Amazonas-Stil und dem meiner Meinung nach heiligsten Ort: die zweiflügelige Tür oeffnet sich nach innen und der unvergleichliche Geruch von alten Büchern steigt einem in die Nase. Religioese und weltliche Bücher (sogar eine Soziologie-Abteilung) reihen sich bis an die Decke die ganze Wand der aeltesten Bibliothek Lateinamerikas entlang – das war wirklich beeindruckend.
Parque de la IdentitadAnschliessend gings auf einen nicht lohnenswerten Aussichtspunkt über Huancayo und in den Parque de la Identidad, der abends wunderschoen zahllose Skulpturen über die (vermeintliche?!) Identitaet Huancayos beleuchtet. Zur Feria (Ausstellung/Messe) von ortstypischem Essen und Kunsthandwerk waren wir natürlich zu spaet, ich fand aber glücklicherweise in einem Centro Artesanal den hervorragenden Manjarblanco, von dem ich mir gleich mal zwei Packungen mitnahm.
So, so viel zu meinem Klassentrip, jetzt bin ich erst mal wieder in Lima und arbeite fleissig für meine Praesentation, damit ich naechste Woche wieder Zeit zum reisen habe 🙂

17.10.10, Huancayo

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So macht man also eine Soziologieexkursion

So macht man also eine Soziologieexkursion
Eigentlich sollten wir ja heute schon mit der Praxis unserer Exkursion anfangen. Wir sind aber in Peru. Pues, nachdem wir gestern abend auf Unikosten aus Lima los sind, kamen wir übermüdet heute früh in der Andenstadt Huancayo an. Nach komplizierten Gruppenaufteilungen (die ja eigentlich schon feststanden, aber der Prof das eben nochmal ummodeln musste) fuhren Abél, Sokrates, Ximena, Pex, Maria-Gracia, Andrés und ich ins nahegelegene Concepcion, in dessen Nähe wiederum unserer Untersuchungsort Matahuasi liegt. Ein paar brauchten erstmal Schlaf zum nachholen während der Rest von uns zum Kloster hochfuhren und vor Ort feststellten dass selbiges von 12 bis 15 Uhr geschlossen hat. Dann gabs Mittagessen und anschliessend noch eine Siesta, die sich viel zu lang ausdehnte, bis wir aufwachten und feststellten, dass es erstens regnete, zweitens spät war, so dass wir nur noch ein wenig planten, was wir morgen arbeiten werden. Ich hatte irgendwie schon Mittags das Gefühl, dass das heute nichts mehr wird. Aber egal, für mich ist die Note eh irrelevant und so genoss ich die ruhige Atmosphäre Concepcions mit meinen Komilitonen, mit denen ich mich wirklich gut verstehe – eine bunt gemischte Soziologentruppe aus Mittelschichtskreisen, weltoffen, liberal (im nicht-deutschen Sinne) und gebildet, so dass man sich wirklich gut mit ihnen unterhalten kann. Hat ja ne Weile gedauert, so nen Freundeskreis zu finden, aber geht doch. Abends unterhielten wir noch bei einem Weinchen aus meinem Riesenrucksack über unser Projekt, das leckere Anticucho-Abendessen und was uns sonst noch so einfiel und morgen sehen wir dann, wie weit wir kommen.

15.10.10, Concepción

Ultrasoziologe
Den ganzen Tag waren wir unterwegs, interviewten die Bürgermeisterin von Matahuasi (=”Zwei Häuser” auf Quechua… sind aber mittlerweile doch ein paar mehr), den 1. Sekretär der comunidad campesina (kommunale Organisation von Landwirten/-besitzern) und befragten mehrere Dorfbewohner über das ganze Spektrum ihres Lebens – am interessantesten fand ich das mit Sokrates geführte Interwiev einer Ladenverkäuferin, die hauptsächlich mit ihrer Familie von der Landwirtschaft lebt. Ihre Einstellung zur comunidad campesiana war sehr kritisch (man muss aber berücksichtigen, dass die meisten Einwohner schlecht über deren Tätigkeiten informiert sind); beeindruckend war die nicht gänzlich negative Einstellung zum Sendero-Terrorismus (“die haben wenigstens die Verbrecher von der Strasse gehalten”) und der Aberglaube über Heimsuchungen durch Verstorbene, die in Form von zwei-Menschenlöpfigen Hunden den Tod bringen, wenn sie zwischen den Beinen durchlaufen, weshalb man schnell die Beine kreuzen muss. Interessanterweise ist das “seltener geworden”, seit es (seit ca. 20 Jahren) elektrisches Licht gibt. Die Wasserversorgung ist unterdessen mangelhaft, trotz regelmässiger 4-Sol-Zahlung pro Monat (…) oft nur stundenweise – letztes Jahr gab es wegen eines Defekts einen Monat lang kein fliessend Wasser und es musste aus Concepcion angefahren werden. Das Flusswasser kann man wegen der Verschmutzung von den Minen auch nicht nutzen. Froh war die Frau trotzdem, hier und nicht in Lima zu wohnen, wo man sich nach einem Tag in den Strassen “das Gesicht abwischen kann und schwarze Hände hat”.
Wir haben uns also den ganzen Tag über soziologisch bescháftigt und kehrten Abend im strömenden Regen nach Concepción zurück, wo der Abend mit Pisco, Poesie, Kartenspielen und Gespräche über Pex’ “combate” im Bad ausklang… 😛

16.10.10, Matahuasi/Concepción

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Pachacamac und Flug

Auf dem Templo del Sol stehend braust mir der Wind durch die Haare, während ich hinter perfekt konstruiertem Mauerwerk aufs Meer blicke… ich habe mich natürlich nicht abschrecken lassen und bin gestern noch mal zu den Ruinen von Pachacamac gefahren. Und konnte diesmal sogar rein. Die Anlage ist riesig und vereint Ruinen von mindestens drei Kulturen (Lima, Pachacamac und Inka, möglicherweise mehr). Ein Inkagebäude der geweihten Frauen ist noch sehr gut erhalten (mal schaun ob ich demnächst noch ein Foto hochlade), und auf den Sonnentempel kann man tatsächlich bis nach oben steigen. Sehr schöne Sache, lohnt sich wirklich. Nicht so das Museum de Artes, in dem ich anschliessend war – ausser Matta-Clark, der fü einen Stadtsoziologen ganz interessant ist, gab es derzeit nur einen anderen Ausstellungsraum: für das riesige Gebäude sehr ernüchternd.
Jetzt noch eine schön peruanische Begebenheit: gestern nachmittag fand ich in einem Reisebüro im Zentrum ein Angebot nach La Paz via Cusco (ist das billigste so) für 300 Dollar, dachte mir “hmm, geht nicht billiger” und liess es reservieren. Hatte aber nur 20 Soles mit, die also als Anzahlung dagelassen, und ausgemacht morgen (also heute) vorbeizukommen und den Rest zu zahlen, habe ja Quittung bekommen etc, eigentlich alles klar. Das Büro macht um 10 Uhr auf, sagte er mir.
Heute dann zwischen meinen Unistunden schnell nen Bus ins Zentrum geschnappt, um 10:45 da… geschlossen. Auch nach einem Kaffee und 20 Minuten warten nicht anders. Aus Zeitvertreib checkte ich in einem nahegelegenen anderen Reisebüro, wieviel es mich da gekostet hätte, und kam auf 290 Dollar. Als um 11:45 das ursprüngliche Büro immer noch zu hatte, ging ich zu letzterem und holte meinen Flug da. Selbst wenn ich meine 20 Soles nicht wiederkriege, bin ich noch billiger weggekommen (10 Dollar = 30 Soles). 🙂 Zufrieden über das Glück für mich (und das Pech für die erste Agentur – selbst schuld) kam ich trotzdem zu spät zum Unterricht. Machte aber nichts, denn die hatten natürlich auch zu spät angefangen, und ausser mir waren nur 3 andere Studenten da. Wundern tut das offenbar keinen.

6.10.10, Lima

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Museumswoche / Global Village

Da mir noch einige Museen hier in Lima zu sehen übrig bleiben, habe ich mir vorgenommen, die mir jetzt alle mal vorzunehmen 😉 …und vorgestern meine Semana de los Museos eingeleitet. Mal sehen, wie viel ich bis nächste Woche schaffe. Angefangen habe ich mit dem Museo Municipal von Pueblo Libre, dem Museum für Archäologie, Anthropologie und Geschichte. Da es staatlich ist, kommt man als Student für günstige 4 Soles rein und kriegt dafür eine ganze Menge geboten – einen extra Bereich für die Selva (Dschungel) und ihre Kulturen, seeehr viel Töpferware von Präinkakulturen und einige koloniale Malereien. Macht das Museo Larco Herrera, wo ich vor Kurzem war, fast überflüssig (okay, bis auf die erotische Töpferware, siehe unten 😉 ). schlauerweise bin ich allerdings falschrum eingegangen und wunderte mich dann, als kurz vom vermuteten Ausgang mein Ticket verlangt wurde. Der Kontrolleur war auch amüsiert und fragte, ob ich denn alles gesehen habe. Hab ich. Nur in der falschen Reihenfolge. 😀
Heute ging es dann in das Museo Nacional (wo ja letztesmal geschlossen war als ich da war und feststellte, dass es Montags zu hat), wo man sogar umsonst reinkommt. Erst war ich recht enttäuscht, nachdem ich den gleichen historischen Teil gesehen hatte (der wie das oben erwähnte Museum in Pueblo Libre, nur viel kleiner ist) und wollte schon empfehlen, lieber die 4 Sol zu investieren und sich die Zeit zu sparen. Aaaaber: dann entdeckte ich im 4. und 6. Stock des gigantischen Gebäudes (in dem auch das Kulturministerium untergebracht ist) weitere Ausstellungen, die einen Besuch wert sind. Der 4. Stock für alle Interessenten von indigener Kunst, der 6. Stock ist eigentlich Pflicht für alle, da er schockierende Bild- und Textdokumentationen des Terrorismus des Sendero Luminoso zeigt. Umso schockierender wenn einem bewusst wird, dass vor gerade 10 Jahren ein bürgerkriegsähnlicher Zustand herrschte, und der Sendero noch heute existiert (allerdings hauptsächlich im Drogenhandel). Zufälligerweise begegnete ich später am Tag auf dem Plaza San Martin einem Jugendlichen (der mich ansprach weil er meine Stadtkarte gesehen hatte und sich einfach mal mit dem Gringo unterhalten wollte), der mir erzählte, dass seine Mutter vom Sendero exekutiert wurde, Ende der 90er Jahre. Verarbeitet wird diese Zeit des Terrorismus nicht wirklich, vielmehr totgeschwiegen. Man findet wenige Leute, die von sich aus über diese Phase der peruanischen Geschichte reden. Ich werde in näherer Zukunft mal noch ein bisschen mehr versuchen, zu erfahren und euch zu erzählen, da das hier erlebte ja schliesslich in keinem Vergleich zu dem auf Wikipedia geschriebenen steht.
Anschliessend ging ich noch die Kathedrale an der Plaza de Armas im Zentrum besichtigen (wofür die katholische Kirche einem 10 Soles abzieht…). Die ist wirklich beeindruckend und schöner als manch andere katholische Kirche, doch der Prunk und das ganze Gold, von dem wahrscheinlich genügend von den Inkas gestohlen wurde, gehen einem doch bald über, wenn man die Armenviertel Limas im Kopf hat. Die Institution Kirche kann einem schon ganz schön unsympathisch werden.

Vor und nach meinem heutigen Unterricht war ich dann, wie bereits vor einer Weile erwähnt, beim Global Village von AISEC. Die sind wirklich ganz toll, ihr müsst da unbedingt beitreten! Nein Scherz, ist trotzdem noch ne Sekte, aber immerhin sympathisch unorganisiert, da sie auch erst eine halbe Stunde später mit aufbauen fertig waren. Wir stellten uns an den Stand mit Sauerkraut und redeten mit ein paar interessierten Studenten und Profs über Deutschland, unsere Unis und den Austausch (und natürlich wie uns das Essen und das Land hier gefällt, die Standardfrage), und eigentlich ein paar ganz nette Gespräche geführt. Aber keine Angst, beitreten werde ich trotzdem nicht.

30.9.2010

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Clase en la Kalle!* – Barranco

Barranco bei NachtDas gelbe Strassenlaternenlicht umhüllt die mediterran anmutenden Häuser, während zahllose Micros über die ehemaligen Strassenbahnlinien hetzen. Aus Clubs und Bars vermischt sich Reggaeton mit US-Musik und dem Mann mit der Gitare am Strassenrand. Duch mit Vigilancia ausgestatteten, private Strassen umrundende Zäune fällt der Blick auf den Pazifik, an dessen Ufer sich die tausend Lichte von Lima der Schrecklichen wie Sterne aufreihen – dass die Mehrzahl davonaus Barracken kommen, vergisst man hier leicht. Ich bin in Barranco.
Eigentlich hätte ich ja jetzt Uni. Demografia und die neu belegte Sociologia rural. Heute gab’s aber irgendeine Sonderveranstaltung/Feiertag/keine Ahnung was, weshalb in den Ciencias Sociales (…Überraschung!) keine Veranstaltungen stattfinden. Jetzt weiss ich auch, warum unsere Demografia-Aufgabe bis Donnerstag ist…
Also nutzte ich kurzerhand die Zeit und fuhr mit dem Bus nach Barranco (über 1h Fahrt!), um selbst ein bisschen Soziologieunterricht “in der Strasse” zu haben 😉
Was soll ich sagen… es ist wie eine eigene Stadt, vollkommen andes zum Rest von Lima, und wenn ich nicht täglich zur Uni müsste, würde ich wahrscheinlich hier wohnen. Zusammen mit Miraflores ist Barranco eines der besseren Wohnviertel, was man auch sieht, aber doch etwas natürlicher als Mirafloes. In zwei schicken Gässchen tummeln sich zahllose Bars und Clubs, eine vielzahl an Restaurants und Backpackerhostels. Eine lange Treppe führt runter bis zum Meer, auf welches man aber auch von oben eine gute Aussicht hat – wenn man denn dorthin kommt. Denn die meisten Strassen dahin sind “privat”, mit Videoüberwachung, Zaun und Wachmann, damit auch ja kein Unbekannter in die Nähe der betuchten Häuser kommt…
Blick auf LimaZweimal hatte ich Glück, einmal war kein Wachmann vor Ort, ein anderes mal liess mich de in Chorillos wohnende ältere Herr bis nach vorne durch – die dort Wohnenden haben wirklich eine herrliche Aussicht, die sie da für sich gepachtet haben. Es fällt leicht, zu vergessen, dass der grösste Teil Limas unter Wellblechdächern lebt und mit 800 Soles im Monat auskommt – wenn der Vater denn einen festen Job hat. (Dass die Mutter trotzdem nicht arbeiten geht, ist Sache des machismo hier…) – wahrscheinlich auch der Wachmann.

Heute früh gab es dann wieder ganz herkömmlichen Unterricht mit Procesos Sociales y Politicos, heute mit den Agrarreformen in Lateinamerika als Thema. Naja, und wo ich noch vor Kurzem über Unterforderung geklagt habe, das hab ich jetzt davon: der Text für nächste Woche ist 200 Seiten lang, die Modulleistung ist ein Examen, ein Zwischentest, ein Referat mit Hausarbeit als Gruppe und vier Kommentare zu den gelesenen Texten. Wow. Da bin ich froh, nur 3 Veranstaltungen belegt zu haben, von denen die anderen 2 fakultativ sind. Selbe schuld 😉
Nach einem ungünstig gelegenen halben Tag frei gehts dann heut abend wieder zur Uni für meine (hoffentlich) erste Stunde Sociologie rural.

8.9.2010, Lima

*Anmerkung: Ja, Calle schreibt sich eigentlich mit C. Ist n Insider für alle, die schon mal in überfüllten Micros “Tekkno… en la Kalle!” gehört haben 😉

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Wir, Gringos (Reunión cultural)

Für heute war vom Oficina der Internationalen Angelegenheiten eine Reunión angesetzt, bei der die Extranjeros bei einem gemeinsamen Ausflug das Centro Cultural der Universidad San Marcos kennenlernen sollten. Um 9:00 war Treffpunkt an der Seda Central – die Koordinatorin Veronica kam als Vorletzte an. 😉 Von dort aus ging es mit einem der Burro-Unibusse (extra für uns ca. 20 Leute) ins Zentrum zum alten Gebäude der Uni. Zwischen Anfang des 20. Jahrhunders und den 90ern befand sich die gsamte Uni in diesem ehemaligen Jesuitenkloster-gebäude, bevor sie (aus Platzgründen auf den heutigen Campus zog und dort nur das besagte Kulturzentrum zurückblieb. In einer kleinen Führung wurden uns Gelände und Contmporary Art-Ausstellung gezeigt und anschliessend im hauseigenen Restaurant kostenlos gegessen. Am besten war aber die Tatsache, dass wir Internationalen hier erstmals richtig Kontakt aufbauten, Adressen austauschten und nachher noch in einem Cafe weiterplauderten. Der französische “derecho”-Student Baptiste richtet jetzt eine Facebookgruppe für den weiteren Austausch ein, am Wochenende wollen wir u.U. gemeinsam feiern gehen, der süddeutsche Benni wohnt nur wenige cuadras von mir entfernt und will ebenfalls Anfang Oktober aufs Black Eyed Peas Konzert hier in Lima und die mexikanische Anahí lud uns in die 6er WG (mit einigen anderen Internationalen, hab die Namen vergessen) ein, die direkt an der Plaza San Miguel liegt. Auch wenn ich natürlich nicht vorhabe, meine Zeit hier ausschliesslich mit anderen Extranjeros zu verbringen, schadet ein wenig Kontakt zu ihnen ja auch nicht – ich bin gespannt, wer von uns weiterhin miteinander in Kontakt bleibt!

7.9.2010, Lima

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Hochzeit

Toll – da hab ich extra mein schickes Hemd mit, aber keine dazu passende Hose. Noch toller: das fällt mir erst jetzt ein. In Ermangelung von Zeit (und Lust) also zu Tottus (so ähnlich wie Wal-Mart, nur billiger) und ‘ne recht schicke Stoffhose gekauft. Mit einem Choripan (Brot mit Chorizo-Wurst) auf die Hand schnell zur Uni, wo ich um 3:00 Sociologia de la cultura haben soll. (Ja, ich bin sehr spät aufgestanden.) Und was ist der Lohn dafür, extra dort hinzuwetzen? Richtig, ich bin wieder der einzige Depp vorm leeren Raum. Ich krieg echt zuviel! Werde die Klasse dann wohl eher nicht belegen und was anderes raussuchen, wenn noch möglich – darauf hab ich ja echt keinen Bock mehr. Zufällig traf ich noch Sergio aus der Demografia-clase und wir unterhielten und ein wenig, unter anderem über “Poesia en el Parque” – er spielt Gitarre und wir haben überlegt, mal ein bisschen was zusammen zu machen und ‘ne kleine Gedicht-plus-Gitarre-Session zu machen. Schwer gespannt wie das wird.
Dann ging es in Richtung Puente Piedra zu den Vilcas, con wo aus wir (natürlich zu spät) uns (und jetzt kommt der Grund für meinen Hosenkauf: ) zur Hochzeit von Kattys Madrina (Patentante) aufmachten – zu der ich von meiner familia limeña favorida mit eingeladen worden war. Hier also eine knappe Beschreibung:
Es wird eigentlich die ganze Zeit getanzt. Nachdem das Hochzeitspaar den Tanz eröffnet hat, werden die Geschenke tanzend übergeben (nachdem vorher natürlich ein bisschen getanzt wurde), es wird getanzt, während die anderen mit dem Teller auf dem Schoss sitzend Abendessen, wird getanzt, bis sich um 5 der Saal langsam leert. Am Anfang gab es etwas Fingerfood auf die Hand, nachher wie gesagt nur einen Teller Huhn, Papa (Kartoffel) und Reis, nada mas – was angesichts des ja eigentlich billigen Essens in Peru und der Erwartung eines reichhaltigen Hochzeitsmahls irgendwie irritierend war. Getränke gab´s ausser dem Sekt zu Anfang nur zusätzlich bei den Gastronomieleuten vom Veranstaltungsort zu kaufen (hauptsächlich Bier, das dann als Flasche rumgereicht wird und aus einem Plastikbecher getrunken wird). Eine Mariachi-band mit vielen lauten Saxophonisten spielte ständig den gleichen Song, abwechselnd mit Salsamusik aus der Anlage (zu der natürlich ebenfalls getanzt wurde). Die längste Unterhaltung dauerte etwa 10 Minuten. Auch wenn sich das wirklich nicht spektakulär anhört (und auch nicht war), war es trotzdem ganz lustig und die (wenigen) Unterhaltungen mit den Anwesenden waren auch ganz nett – und wir haben uns definitiv totgetanzt und haben heute entsprechend lang geschlafen. Ein bisschen hat mir aber dann doch ein Buffet und Getränke gefehlt – und die Torte stand auch nur zum Anschauen da, so dass ich erst später Begriff, dass sie tatsächlich echt und nicht nur Dekoration war. Schlussfolgerung: mal dabei sein, auf jeden Fall. Wenn man aber selbst heiraten will, und dabei nichts dagegen hat, satt zu werden, wäre eine deutsche Hochzeit auch nicht so schlecht 😉

4.9.2010, Lima

PS: An die, die meine Telefonnummer haben: aufgrund einer Änderung des Systems hier ist jetzt nicht mehr die Vorwahl für Arequipa nötig!

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Umzug nach Jesúsmaría

Von heute an wohne ich im urbanen Jesúsmaría in der Calle Nicaragua, sehe aus meinem Fenster im 5. Stock direkt auf die Avenida San Felipe und wohne mit Angela Cisnero, einer peruanischen Gastronomiestudentin, in einem angenehmen Appartment mit mehr als genug Platz und ohne nervige Regeln.
Nach meiner Demografia-clase gestern packte ich mein Zeug zusammen und liess Rosanna das Zimmer inspizieren. Bei der Gelegenheit erklärte ich ihr auch gleich noch meine Unzufriedenheit als primären Auszugsgrund, liess mich jedoch nicht auf eine Diskussion ein – den Stress wollte ich mir echt nicht geben, einen Tag vor meinem Auszug hatte ich wirklich besseres zu tun.
Heute früh um 8 ging es dann erstmal zu “Procesos sociales y politicos en Latino America”, was sogar stattfand, und für eine 4.-Semester-Veranstaltung gar nicht so schlecht war. (Mehr dazu später mal.) Ich ging ein bisschen früher, da Angela nach 10:30 selbst Unterricht hatte und ich mich entsprechend beeilen musste, um meinen Rucksack aus der Seoane abzuholen, in ein Taxi zu packen und nach Jesúsmaría zu düsen. Inzwischen habe ich mich wohnlich eingerichtet, meine Schlüssel bekommen und im PlazaVea ne Menge Lebensmittel für insgesamt S/ 70 eingekauft (dafür natürlich deutlich mehr bekommen als für das Euro-Äquivalent in Dtl.) – jetzt wo ich mich ja wieder selbstständig ernähre…
Den Rest des Tages streunerte ich ein wenig durchs barrio um mich zurechtzufinden und verbrachte wohl den ersten Abend in Peru einfach mal nur zu Hause (was meine neue Wohnung sicherlich mehr ist, als das “Studentenhaus”) einen Film ansehend. …wow, schon seltsam, sonst war wirklich immer irgendwas am Start, oder früh ins Bett gehen aus irgendeinem Grund angesagt…

1.9.2010, Lima (Jesúsmaría)

Mein erster Tag in Lima wohnend
Heute dann gleich mal gut gefühlt, so in seiner WG aufzuwachen. Warmes Wasser hab ich auch, jeden morgen kommt ein Brötchenmann hier vorbei und ich genoss ein ausgiebiges Frühstück während ich mich mit Angela unterhielt. Schon krass, was so ein Zimmer ausmachen kann, ich fühlte mich plötzlich richtig entspannt. Bin eben doch der WG-Typ. 🙂
Den Vormittag machte ich mich wieder auf Erkundungstour und entdeckte einige hübsche Parks (leider nicht direkt um die Ecke, aber auch nicht wirklich super weit weg), die ich sicher noch das ein oder andere Mal aufsuchen werde. Einen micro zur Uni fand ich auch recht schnell und kam mal wieder pünktlich zur zu spät anfangenden Demografia-klasse an. Immerhin gabs da zum ersten Mal ne einigermassen ernstzunehmende Aufgabe und ich werde jetzt mit Sergio in Gruppenarbeit die demographischen Alterspyramide von Pueblo Libre mit Halle Zentrum vergleichen 😉
Unterdessen schrieb mir Joel, ein Freund einer guten Bekannten von mir per SMS, er sei grade cerca der Uni, ob wir uns nicht dort treffen wollten und was essen gehen (hatten schon seit einiger Zeit geschrieben, uns doch mal zu treffen). Ich erkannte ihn erst nicht, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er doch schon etwas älter ist, arbeitet bei BASF und war mit dem Auto (nem dicken PickUp) da. Innerlich zögerte ich erst, ins Auto einzusteigen, aber andererseits sprach seine Freundschaft zu meiner Bekannten für ihn, sie hätte mir schliesslich sonst nicht den Kontakt vermittelt. Wir assen in einer ChiFa und unterhielten uns ein wenig über peruanische Politik (natürlich korrupt), die anfallenden alcaldía-Wahlen (zu denen er nicht da ist und deshalb Strafe zahlen muss weil es hier Wahlpflicht gibt) und seinen kommenden Aufenthalt in der Schweiz und in Deutschland zum Oktoberfest (ja wirklich… 😉 er fährt für BASF nach Zürich, und wenn man schon mal im Oktober so nahe ist…). Und meine Befürchtung bestätigte er: es scheint ausser dem “Comercio” keine ernstzunehmende Zeitung hier zu geben. Da kann man über unsere Vielfalt in Deutschland schon ein bisschen froh sein.

2.9.2010, Lima