Toll – da hab ich extra mein schickes Hemd mit, aber keine dazu passende Hose. Noch toller: das fällt mir erst jetzt ein. In Ermangelung von Zeit (und Lust) also zu Tottus (so ähnlich wie Wal-Mart, nur billiger) und ‘ne recht schicke Stoffhose gekauft. Mit einem Choripan (Brot mit Chorizo-Wurst) auf die Hand schnell zur Uni, wo ich um 3:00 Sociologia de la cultura haben soll. (Ja, ich bin sehr spät aufgestanden.) Und was ist der Lohn dafür, extra dort hinzuwetzen? Richtig, ich bin wieder der einzige Depp vorm leeren Raum. Ich krieg echt zuviel! Werde die Klasse dann wohl eher nicht belegen und was anderes raussuchen, wenn noch möglich – darauf hab ich ja echt keinen Bock mehr. Zufällig traf ich noch Sergio aus der Demografia-clase und wir unterhielten und ein wenig, unter anderem über “Poesia en el Parque” – er spielt Gitarre und wir haben überlegt, mal ein bisschen was zusammen zu machen und ‘ne kleine Gedicht-plus-Gitarre-Session zu machen. Schwer gespannt wie das wird.
Dann ging es in Richtung Puente Piedra zu den Vilcas, con wo aus wir (natürlich zu spät) uns (und jetzt kommt der Grund für meinen Hosenkauf: ) zur Hochzeit von Kattys Madrina (Patentante) aufmachten – zu der ich von meiner familia limeña favorida mit eingeladen worden war. Hier also eine knappe Beschreibung:
Es wird eigentlich die ganze Zeit getanzt. Nachdem das Hochzeitspaar den Tanz eröffnet hat, werden die Geschenke tanzend übergeben (nachdem vorher natürlich ein bisschen getanzt wurde), es wird getanzt, während die anderen mit dem Teller auf dem Schoss sitzend Abendessen, wird getanzt, bis sich um 5 der Saal langsam leert. Am Anfang gab es etwas Fingerfood auf die Hand, nachher wie gesagt nur einen Teller Huhn, Papa (Kartoffel) und Reis, nada mas – was angesichts des ja eigentlich billigen Essens in Peru und der Erwartung eines reichhaltigen Hochzeitsmahls irgendwie irritierend war. Getränke gab´s ausser dem Sekt zu Anfang nur zusätzlich bei den Gastronomieleuten vom Veranstaltungsort zu kaufen (hauptsächlich Bier, das dann als Flasche rumgereicht wird und aus einem Plastikbecher getrunken wird). Eine Mariachi-band mit vielen lauten Saxophonisten spielte ständig den gleichen Song, abwechselnd mit Salsamusik aus der Anlage (zu der natürlich ebenfalls getanzt wurde). Die längste Unterhaltung dauerte etwa 10 Minuten. Auch wenn sich das wirklich nicht spektakulär anhört (und auch nicht war), war es trotzdem ganz lustig und die (wenigen) Unterhaltungen mit den Anwesenden waren auch ganz nett – und wir haben uns definitiv totgetanzt und haben heute entsprechend lang geschlafen. Ein bisschen hat mir aber dann doch ein Buffet und Getränke gefehlt – und die Torte stand auch nur zum Anschauen da, so dass ich erst später Begriff, dass sie tatsächlich echt und nicht nur Dekoration war. Schlussfolgerung: mal dabei sein, auf jeden Fall. Wenn man aber selbst heiraten will, und dabei nichts dagegen hat, satt zu werden, wäre eine deutsche Hochzeit auch nicht so schlecht 😉
4.9.2010, Lima
PS: An die, die meine Telefonnummer haben: aufgrund einer Änderung des Systems hier ist jetzt nicht mehr die Vorwahl für Arequipa nötig!