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Alte Reisen Reiseblog

Wüst.

Strasse durch die Reserva NacionalAuf einer unendlich scheinenden Strasse Richtung Cerros Colorados (rote Hügel) wandernd, das Meer weit links neben mir, kaum noch sichtbar; um mich herum: wüst. Und von wegen “die Wüste lebt” – es ist so still, dass ich meinen Tinnitus höre, und so weit das Auge reicht, nicht der Hauch einer Bewegung. Nur Sand und Stein. Ich komme mir vor wie verlaufen und verloren, obwohl ich in Wirklichkeit (zumindest grob) weiss, wo es langgeht – aber der Wüstenstaub flimmert und bis zur Lagunilla ist es noch weit. Aber es ist wunderschön.
Wie geplant habe ich mich für das verlängerte Wochenende am Donnerstag nach Pisco aufgemacht, da universitär wohl eh noch nichts läuft diese Woche. Am Soyuz-Busterminal in der Av. Mexico ging es schliesslich los in Richtung Pisco – dass der Bus mehr als die angekündigten 3 Stunden brauchte, ist ja kaum erwähnenswert. Dass der Schaffner vier mal unterwegs die Tickets sehen wollte, schon. Als ich in Pisco ankam, dämmerte es schon, und so sah ich mir nur die Plaza an und ass cena (was auch schon fast alles ist, was man in Pisco selbst machen kann) und nahm ein collectivo nach Paracas, der kleineren, aber etwas schöneren Nachbarstadt und Heimat der indigenen Paracas-Kultur. Sie liegt direkt am Meer, und vom Hafen kann man mit einer Tour zu den Islas Ballestas fahren, die ein wahres Natur- und Vogelparadies sein sollen (u.a. lebt hier der Humboldt-Pinguin). Nach einer Nacht im sehr empfehlenswerten Backpackerhostal (gleich neben dem Archäologie-Museum 😉 – mit einem wahnsinnig netten dueño, sauberen Sanitäranlagen und sehr schicken Appartments) sollte es am nächsten Morgen früh zu den Inseln gehen… dafür war 10:00 aber dann doch zu spät. Verpasst habe ich aber trozdem nichts, da wie sich herausstellte, wegen des Wetters auf See die rote Fahne gehisst war und kein Boot den Hafen verliess. Also entschloss ich mich stattdessen, die Reserva National (Nationalpark) zu besuchen. Auch hier waren allerdings alle Touren schon weg (da sie als Ersatz für die ausgefallenen Bootstouren früher gefahren waren), so dass ich mich kurzerhand zu Fuss aufmachte. Also Wasser eingepackt, gefrühstückt und los in die Wüste. Wegweiser Reserva NationalDa war ich nun und lief zahllose Stunden durch das gelbe und rote Land. Als ich die Lagunilla, eine wunderschöne Bucht, erreicht hatte, wurde klar, dass der lange Weg zur Catedral (eine Felsformation in Form einer Kathedrale) vor Sonnenuntergang nicht zu bewältigen war – und dann wirds kalt und dunkel. Da ich aber ausserdem plötzlich Magenbeschwerden bekam (ich verdächtige ja das Restaurant an der Lagunilla) nahm ich ein Taxi zurück nach Paracas und von dort direkt eins zur Kreuzung der Panamericana, von wo aus ein Bus nach Ica fährt. So kam ich zeitig genug in Ica an, um mich etwas auszukurieren.

LagunillaBoote an der Lagunilla

Heute dann Teil 2 der Überschrift. Nach einem kurzen Spaziergang durch Ica (das wirklich nicht schön ist) fuhr ich zur Oase Huacachina, Oase Huacachinadie ca. 5 km entfernt zwischen den Sanddünen liegt. Nach 2 Stunden an dieser idzllischen Lagune ging es auf einen wüsten Trip in die Dünen. Mit einem Quad für 9 Personen (eigentlich für S/ 40, ich handelte auf ganze S/ 35 runter 😉 ) ging es für 1 1/2 Stunden los – schon nach den ersten 5 Minuten merkten wir, dass es eine harte Tour werden würde und ich stiess mir bei einer der Bodenwellen den Kopf am Metallträger hinter mir. Motor-Quad in den DünenWeiter hoch und runter hüpfend düsten wir durch die Dünen während wir uns an jedem Halt gebenden Element festklammerten und die Aussicht von einem Hügel zum nächsten grandioser wurde.
Nach einer halben Stunde mit nur kurzer Pause hielten wir auf dem Kamm eines unglaublichen hohen Hügels und unser Fahrer holte ein paar Sandboards aus der Halterung des Quads hervor. Wer es nicht kennt: ein Sandboard ist wie ein Snowboard. Nur für Sand. Also eigentlich nichts als ein Brett mit Fussschnallen.
Ich beim Sandboarden 1Ich beim Sandboarden 2
Mit einem ganzen Stück Flattern im Magen standen wir da auf der Spitze des Hügels und befestigten unsere Füsse auf dem Brett – keine Frage: es war geil. Nach mehreren Dünen Abfahrt hatte ich den Dreh raus, überschlug mich nur einmal und wurde sogar gefragt, ob ich schonmal snowboarden gewesen sei, weil ich das so gut könne. Trotz Überschlag ;). Es geht eigentlich hauptsächlich ums Gleichgewist, und darum, das Brett diagonal zum Hügel zu halten und gleichzeitig waagerecht, um nicht umzukippen. Es war jedenfalls definitiv die Erfahrung wert.
Erschöpft, angeschlagen und voller Sand ging es nach Huacachina zurück und über Ica am selben Abend mit dem Bus nach Nazca, wo ich hoffe, morgen die berühmten Linien von Nazca zu sehen, doch dazu später mehr.
Dünen.

21.8.2010, Ica