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Warten auf Wind / La Punta

Geburtstagsfeier, Session und warten auf Wind
Schon den zweiten Tag sitze ich hier an der Steilkueste von Miraflores und warte auf den richtigen Wind. Ich habe mir vorgenommen, wenigstens einmal hier Gleitschirm zu fliegen, aber gestern war der Wind für meine Kenntnisse zu stark, heute ist er (für alle) zu schwach. Sehr schade. Mal schauen ob ich morgen mehr Glück habe. Aber ereignislos war mein Wochenende trotzdem nicht: gestern habe ich mich mal wieder mit Sergio fuer eine sehr produktive Session getroffen, und haben uns vorgenommen, vor Dezember die Sachen noch irgendwo aufzunehmen. Er kennt ein Studio wo man nur 10 Dollar die Stunde zahlt, was ja wirklich geschenkt ist. Mal sehen ob das klappt – vorher wollen wir aber auf jeden Fall noch mal zusammen bei der Poesia en el Parque auftreten.
Gestern abend war ich bei Vilcas eingeladen, da Angela (Kattys Mutter) ihren 50sten Geburtstag hatte, den sie in doch sehr kleinem Kreis feierte (die Familie, ein Onkel und dazugehörige Tante und ich). War ein eher entspannter Abend mit leckerem Essen dem üblichen rumgereichten Bier und einer hervorragenden Torte – diese Möglichkeit muss man also zum “feiern in Peru”-How To noch hinzufuegen 🙂

10.10.10, Lima (hey, nettes Datum)

Clase en la Kalle: La Punta / Callao
Es riecht nach Meer. Möwenkreischen umgibt mich, die Pazifikwellen schlagen knapp über dem Deich aus aufgeschütteten Steinen. Vom mit grünen Wiesen und bunten Häusern und kleinen Villen gesäumten Malecon reicht der Blick über die gekrümmte Bucht bis auf die im Nebel verschwindende Skyline Limas, während zur Westseite die von Seelöwen bevölkerten Inseln um San Lorenzo die Halbinsel vor Trunamiwellen schützen. Mülleimer, Parkbänke und der nächste Sicherheitsmann sind fast überall in Sichtweite, hübsche Kolonialhäuser säumen die Plaza und auch das letzte Callao-Klischee verschwindet. Die Zwillingsschwester Limas, Callao, gilt als besonders gefährlich, hässlich, arm, dreckig, eine urbane Zusammenhäufung von Allen, die es sich nicht leisten können wegzuziehen; eine Stadt die, anders als die barriados jovenes” schon Zeit genug hatte, sich weiterzuenwickeln und es trotzdem nicht getan hat, gemieden von Touristen und umfahren von bessergestellten Limeños…. Von all dem merke ich hier wenig. La Punta, die Halbinsel Callaos hinter dem grössten Hafen des Landes, ist das Barranco Callaos. Nur natürlicher, denn die Municipalidad legt Wert auf den natürlichen Erhalt des barios. Und so finden sich hier nur wenige Touristen, keine Diskos oder schicken Hotels, selbst Kneipen scheinen rar gesät, und einen Supermarkt habe ich auch noch nicht gesehen. ur am Malecon finden sich ein paar Ceviche-Restaurants. All das macht La Punta zu einem der ruhigsten Barrios der Zwillingsstadt, und das erstbeste Adjektiv das einem einfällt ist “tranquilo”. Hier muss es sich schön leben; nur die bei See/Erdbeben entstehenden Tsunamis stören die Ruhe – der letzte war 1994.
Heute morgen bin ich nach Callao aufgebrochen, hauptsächlich um das Fuerte Real Felipe zu besichtigen, eine von den Spaniern gegen Piraten errichtete Festung am Eingang zur erwähnten Halbinsel, direkt beim Hafen, die heute vom peruanischen Militär genutzt wird. Am Eingang wird man von einer Soldain zur Kasse geleitet und von da zur Gruppe, da man ohne Führung die Fortaleza nicht besichtigen darf. Selbige wurde von einer 18-jährigen Miliärdienstleistenden geführt, von der ich erfuhr, das nur ein winziger Teil in der grossen Kaserne heute noch als solche benutzt wird, der Rest ist Museum. Nur knapp über 100 Soldaten sind hier stationiert (meist Rekruten vom 2-jährigen freiwilligen Militärdienst), der Hauptteil des peruanischen Militärs sitzt in einer neuen Kaserne in Rimac. Die Führung ist nett gemacht, besser als manches Museum was ich hier gesehen habe, aber es is natürlich ein Militärmuseum. Die herumstehenden Panzer sollten also nicht irritieren.
Von da aus ging ich aus Neugier weiter die Halbinseln hinauf und fand mich im oben beschriebenen Barrio wieder. Es lohnt wirklich einen Besuch, ich werde sicherlich nochmal irgendwann wiederkommen, da ich bisher noch keine so angenehme Meerpromenade in Lima entdeckt habe.

12.10.10, El Callao