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Siempre adelante! Ni un paso atrás!

“Siempre adelante! Ni un paso atras!” – diesen Satz habe ich oft gehört die letzten Tage. “Immer vorwärts! Nicht einen Schritt zurück!” rufen Byron oder Nicolás, meine beiden Mitbewohner, manchmal unvermittelt, wenn sie überraschen in den Raum kommen. Die Sozialisten. 🙂 Sie sind auf jeden Fall beide sehr umgängliche Mitbewohner, und ich bin sehr froh, dass ich hier gelandet bin. Inzwischen hat mein Zimmer ja auch eine Tür, da gibt es kaum was, was mir fehlen würde. Am Freitag gingen wir auch zusammen mit zwei Freundinnen abends weg, da wir ja hier direkt am Studentenblock sind, fehlt es nicht an alternativen Bars, in denen wir die Zeit totschlugen, und dann Byron überraschenderweise zu Mitternacht eine Geburtstagstorte bei uns zuhause präsentierten – er hat eigentlich erst heute Geburtstag. Aber das macht ja nichts. Freitag lässt sich schließlich besser feiern.
Zusammen mit Jessica, der Couchsurferin, bei der ich im Januar nächtigte und die mir die Wohnung hier überhaupt erst vermittelte, habe ich so schon einen kleinen Freundeskreis zusammen, obwohl ich die letzten Tage oft zeitig in die Bibliothek ging und so lange blieb wie möglich, da ich noch immer keine dauerhafte Zugangsberechtigung auf den Campus habe, und jedes mal die Sicherheitsleute am Eingang aufs Neue davon überzeugen muss, dass das sehr wichtig ist was ich hier mache. Gerade eben waren wir auf der Feria del Libro y de la Cultura, eine kulturelle Veranstaltung im botanischen Garten, die die ganzen nächsten zwei Wochen andauern wird (Mehr dazu später). Und heute Vormittag war Gleitschirmfliegen mit Byron angesagt. Das jedoch lief leider nicht so gut wie geplant. Während Byron und eine Freundin, die mit mir zusammen zum nahegelegenen Flugplatz bei San Felix gefahren waren, noch länger als ich auf ihren Tandempiloten warteten, und wegen des schlechten Wetters gar nicht erst losflogen, bekam ich “schon” um 2 Uhr (nach fast zwei Stunden warten 😉 ) meinen Schirm und konnte losfliegen. Leider nicht sehr lange. Pech mit der Thermik, ein erstaunlicherweise völlig abstinenter Hangaufwind in Kombination mit einem recht hoch gelegenen Landeplatz führten dazu, dass ich schneller tiefer flog als selbiger zu finden gewesen wäre, und auch nicht mehr auf die Höhe zurückkam. Notlanden nach recht kurzer Flugzeit auf einer glücklicherweise ausreichend großen Grünfläche eines Angelpärkchens für wohlhabendere Mitbürger war angesagt, wo ich immerhin nett empfangen wurde. Nach diversen Kommunikationen holte mich ein Cousin eines der Piloten dort ab und ließ mich im Vorort Santa Ana an der Schule raus, wo laut Absprache mit dem Piloten (dessen Gleitschirm ich hatte) selbiger mich wiederum nach oben abholen sollte. Aus den angeblichen 20 Minuten wurde schnell über eine Stunde. In einem Internetcafe fand ich schließlich seine Nummer raus und rief ihn an, woraufhin er meinte, da es dort regnete, wäre das mit dem Herunterkommen irgendwie nicht machbar. (Fragt nicht.) Meine bezahlten zwei Stunden waren natürlich inzwischen auch vorbei. Megaklasse. Und so habe ich jetzt einen Gleitschirm bei mir zuhause im Flur stehen, den er wohl irgendwann die Woche abholen wird. Wenn nicht, ist das ja auch nicht mehr mein Problem. Ärgerlich war dieser Tag natürlich entsprechend schon irgendwie… vor allem was Zeit- und Geldverschwendung betrifft. Aber was solls. Kann ja nicht immer alles gut gehen. Meinen nächsten freien Tag werde ich sicherlich sinnvoller verbringen. Aber jetzt gehts erstmal wieder ans fleißig sein – sofern ich morgen in die Bibliothek komme…

Unser Wohnraum Mein Zimmer Medellin bei Nacht. Schon wieder Parque Botero Byrons Geburtstag San Felix Flugplatz

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Clase en la Kalle / Paraglide

Classe en la Kalle: Chorillos
Da Montag ja mein freier ag ist, machte ich mich heute in das gut 1 Stunde von mir entfernte Stadtviertel Chorillos auf. Nach der langen Busfahrt in den Süden landete ich irgendwo in einer mittelgrossen Strasse – da meine Stadtkarte südlich von Barranco aufhört, lief ich einfach in die Richtung, in der dem Sonnenstand zufolge die Küste sein müsste. Wie die meisten Viertel reicht das Spektrum hier von abgeschirmtn, eingezäunten Mittelschichtsstrassen bis zu den ärmeren Gegenden, in diesem Hall auf den Hängen der südlich angrenzenden Hügel. Was ich jedoch hauptsächlich sah, ar unerwartet lebendig, voller Busse, Geschäfte und Parks – ich meine, ganz Peru ist natürlich lebendig, aber ich meine im Sinne, in dem Pueblo Libre lebendig ist, nicht wie man es von einem Randviertel erwarten würde… also zumindest was diesen Teil von Chorillos betrifft, schien es um einiges besser als zB Los Olivos o.ä. Als ich schliesslich den Malecon erreichte, der aufgrund von Aufbesserungsarbeiten recht leer und abgesperrt ist, wurde mein langer Weg mit einer fantastischen Aussicht auf die Steilküste Limas im Norden belohnt, die – wie immer – im Nebel und der Entfernung am anderen Ende der Bucht verschwindet. Wenig später spazierte ein mittelalter Herr mit seinem Hund vorbei und wies mich darauf hin, dass ich viell. besser nicht hier sitzen solle, da hier z.Zt. (während der Absperrung des Malecons wo wenig Leute hier sind) öfters “Pirañas” aktiv sind – mehrere Jugendliche, die zusammen einsame Leute ausrauben. Kam mir zwar dort überhaupt nicht gefährlich vor (im Vgl. zu manch anderen Orten in Lima) aber es war auf jeden Fall nett. Wir unterhielten uns ein wenig, er hatte seinerzeit Philosophie an der San Marcos studiert und in Ecuador gelebt, schien interessant. Auf dem Rückweg zeigte er mir sein Klamottengeschäft in der Hauptstrasse, wo gerade sein Arbeitstag anfing und er mir wie hier üblich, mit den Worten “cualquier cosa” (was auch immer los ist) seine Handynummer gab. Am Strand lief ich dann bis Barranco zurück und stellte fest, dass ich in 3 Monaten noch nicht hier am Strand gewesn war. Schon seltsam, da hat man den Pazifik vor der Haustür und war noch nicht einmal drin. Sollte ich noch machen bevor ich hier weg bin.

15.11.10, Lima

Clase en la Kalle: Centro / San Marcos
Es ist eigentlich nicht viel weiter entfernt von meiner Wohnung als die Uni… doch nach fas einer Stunde sass ich immer noch im Bus. Da es ein warmer Tag war gestern kriegte ich langsam zuviel im stickigen Bus und stieg schon in dr Manco Capac aus, obwohl man von dort noch über 10 Blöcke bis zu meinem Ziel läuft – wie fast jedes Mal wenn ich ins Zentrum fahre. Doch auch laufen ist nicht viel angenehmer… zwar angesichts des stehenden Verkehrs schneller, doch auf dr Abancay (der Hauptverkehrsader des historischen Zentrums) kann man nicht gerande entspannt langschlendern… lautes Hupen, viele hetzende Leute, tausend Verkäufr die ihre Ware anpreisen und wer langsam geht fällt gleich als Touri auf – man kommt automatisch ins gleiche Tempo. Als ich auf der Höhe der Plaza de Armas angekommen war, war ich schon bereit für eine Pause. Dort endlich angekommen holte ich dsa nach, wozu ich tozt mehrmaliger Besuche des Zentrums nicht gekommen war: mich einfach mal ein wenig umsehen, diesmal sogar mit Kamera (in Chorillos vergessen) und meine “Clase en la Kalle” machen. Manche Strassen erinnerten mich ein wenig an Halle, mit toprenovierten Häusern neben halben Ruinen, neben glänzenden Fassaden hinter deren Fenstern man in abgerissenes Haus oder den Himmel sieht. Vor allem ist es aber ein riesiger Marktplatz, wo sich Geschäfte für eigentlich alles finden, ganze Strassen voller Grossdruckereien, Büroläden oder sogar Fiseurstühlhändlern (ja wirklich!). An der Promenade (ic weiss nicht ob daneben mal ein Fluss war, ich hab jedenfalls keinen gesehen) kann man sogar ganz nett zwischen Skulpturen und kleinen Ständen entlanglaufen. Nichtsdestotrotz – Leben tuts sich in Jesusmaria doch entspannter 😉
Abends hetzte ich mehr oder weniger rechtzeitig zur Uni zurück wo ich zwei Klassen… nicht hatte. Weil beide Profs mal wieder nicht kamen. Dachte mir “was solls” kann ich mich aufs Refeerat für Mittwoch (heute) vorbereiten. Hatte auch dem Prof extra geschrieben ob die Klasse auch stattfindet, und ne positive Antwort erhalten.
Und wer stand heute ausser Nadja, die mit mir das Referat zusammen hält, vor dem Klassenraum? Ohne Prof…? Er kam auch tatsächlich nicht mehr. Wär ja nur unser Referat gewesen.
Nach einem Mittagessen mit Nadja und Benni kehrte ich zur San Marcos zurück um die Zeit bis zu meiner abendlichen Klasse mit einer weiteren “Clase en la Kalle zu überbrücken: Im “barrio” San Marcos 🙂
Der Unicampus ist natürlich eigentlich kein barrio – könnte aber fast eines sein. Jede Fakultät hat natürlich ihr eigenes grosses Gebäude, umringt von Wegen durch kleine Parks, Lädchen mit Snacks und Getränken, Kopierläden und Cafeterias, hinter der Politikwissenschaft finden sich mehrere Bankfilialen (früher auch mal eine Post, die aber mittlerweile geschlossen ist). In der Mitte des Campus erhebt sich das riesige Uni-Stadium, welches nicht nur für Sportereignisse genutzt wird, sondern immer mal wieder für gigantische Konzerte… im September trat hier Bon Jovie auf, im Oktober Greenday und nächste Woche die Smashing Pumpkins und die Stereophonics… wenn sie keine Absperrungsmassnahmen vornehmen, werden sich die Fakultät de las Letras und der Ciencias Sociales wieder mit Studenten füllen, die so die Eintrittspreise umgehen.
Am anderen Ende des Campus steht die Huaca San Marcus, eine präkolumbianische Pyramide, noch im halbarchäologischen Ausgrabungsstatus. Nach einem 10-Minuten-Aufstieg konnte ich zwischen kleinen Steinmauern umherwandernd über das ganze “Uni-barrio” blicken, bis an die Grenzen aus Containerwänden, die die Uni von den umgebenden Vierteln abgrenzen. Das Gelände ist wirklich unglaublich gross, und sogar einige Häuser der “Vivienda Universitaria” (Uni-Wohnungen für ärmere Studenten) finden sich hier. Man kann also hier wohnen, Geld abheben, (in begrenzter Weise) einkaufen und naja… das mit dem Studieren ist dann noch so ne Frage. Die Klasse am abend fiel nämlich auch aus.

17.11.10, Lima

Paraglide Poesie
Ich glaube, Jesus wollte mich nicht in der Luft sehen. Wie geplant machte ich mich heute Mittag zum Gleitschirm-Startplatz in San Isidro auf. Vorher rief ich noch extra den Piloten Jesus Alberto an, von dem ich die Ausrüstung leihen wollte, um zu checken ob das Wetter fliegbar ist. “Na klaaaar!”… bis 13 Uhr musste ich trotzdem warten bis überhaupt Wind aufkam. Da ich ein bisschen aus der Übung war, übte ich mich erst ein bisschen im Groundhandling, hauptsächlich durch Jesus dazu animiert… nun ja, schaden kanns nicht, dachte ich mir, war dann aber doch ganz froh, als er mich schliesslich fliegen liess. Leider hörte er dann nicht auf, mir über Funk zu erzählen, wo ich wie langfliegen sollte – was ziemlich nervte, da ich mit Fluglizenz schliesslich auch alleine fliegen kann. Leider konnte ich über Funk nicht antworten und ihm selbiges sagen. Dazu kam noch, dass der Idiot nur das eine Gurtzeug mithatte und selbiges für den geplanten Tandemflug mit Benni brauchte. So war mein Flug nach ca. 10 Minuten schon zu Ende. (wollte Benni ja auch nicht noch länger warten lassen).
Beim Landen gab Jesus dann noich so wirre “Anweisungen”, dass sich beim einladen eine meiner Leinen in nem Baum verhing und ich mit dem Schirm nachher nicht mehr fliegen konnte weil das dann docho riskant wäre. Ich geigte ihm ziemlich meine Meinung, denn ich war nicht bereit, 100 Sol für einen 10-Minuten Flug zu bezahlen, während dem ich auch noch von ihm zugequatscht wurde, und die Schuld für die defekte Leine wollte ich auch nicht auf mich nehmen. So kam ich nach einigen Diskussionen zu der für ihn wenig zufriedenstellenden, für mich gerechtfertigten Bezahlung von 10 Sol… basierend auf meiner Rechnung 100 Sol/5 Stunden -> 10 Sol / halbe Stunde… also immer noch mehr als ich eigentlich geflogen war. Naja, hätte natürlich schlechter laufen können, der Flug an sich war ja trotzdem ok, aber so richtig was ich erwartet hatte wars dann doch nicht.
Den Ausgleich gabs dann heute Abend bei Poesia en el Parque, wo mein Text (siehe unten) ausserordentlich gut ankam und so meinen Abend rettete 😉

19.11.10, Lima

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Und plötzlich fliegt man in die Luft

…mit erstaunlich kaltem Wind um die Ohren, den beinen über einem 100 Meter tiefen Felsabgrund und einer vom Meer gesäumten, 4-spurigen Strasse.

Wie das eben so ist in Peru… da bin ich so oft zum gleitschirmflugplatz in Miraflores gefahren und kam aus verschiedenen Gründen nie zum fliegen, und heute war ich eigentlich nir an der Steilküste San Isidros spazieren, und ende unter einem Tandemgleitschirm. Zufällig hatte ich dort diesen abgelegenen, sehr viel ruhigeren Startplatz entdeckt – da ich immer noch nicht zum Fliegen hier in Lima gekommen war, fragte ich einen Tandempiloten, ob er auch Ausrüstungen verleiht (für einen anderen Tag, da es schon Nachmittags war). Ich handelte ihn auf 100 Sol für nächsten Freitag runter (wenn das Wetter gut ist). Zufriegen legte ich mich auf die Wiese, betrachtete die Schirme im dynamischen Aufwind und schrieb an einem Text, als der Typ ankam und meinte, ob ich nicht jetzt auch Lust hätte zu fliegen – am Tandem mit ihm. Auf mein Zögern meinte er “Gratis”, wodurch natürlich die einzige barriere beseitigt war und so sass ich kurz darauf vor ihm im Tandemgurtzeug, lernte die Dynamik auf entspannte Weise kennen um mich am freitag schneller zurechtzufinden, und versprach ihm, ihn meinen Freunden als Tandempiloten zu empfehlen. 10-15 Minuten später war ich wieder am Boden, mehr denn je überzeugt dass ich hier ungebingt noch selbst fliegen muss (was der Pilot natürlich bezweckt hatte 😉 ). und absolut happy… Gleitschirmfliegen ist was tolles, ich kann Freitag kaum erwarten. Kann es nur jedem empfehlen – apropos, Silja, schon den Gutschein eingelöst?

14.11.10, Lima

PS: Hier noch das Video von meinem letzten Slam… leider nicht die Liveaufnahme, aber seht selbst:

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Warten auf Wind / La Punta

Geburtstagsfeier, Session und warten auf Wind
Schon den zweiten Tag sitze ich hier an der Steilkueste von Miraflores und warte auf den richtigen Wind. Ich habe mir vorgenommen, wenigstens einmal hier Gleitschirm zu fliegen, aber gestern war der Wind für meine Kenntnisse zu stark, heute ist er (für alle) zu schwach. Sehr schade. Mal schauen ob ich morgen mehr Glück habe. Aber ereignislos war mein Wochenende trotzdem nicht: gestern habe ich mich mal wieder mit Sergio fuer eine sehr produktive Session getroffen, und haben uns vorgenommen, vor Dezember die Sachen noch irgendwo aufzunehmen. Er kennt ein Studio wo man nur 10 Dollar die Stunde zahlt, was ja wirklich geschenkt ist. Mal sehen ob das klappt – vorher wollen wir aber auf jeden Fall noch mal zusammen bei der Poesia en el Parque auftreten.
Gestern abend war ich bei Vilcas eingeladen, da Angela (Kattys Mutter) ihren 50sten Geburtstag hatte, den sie in doch sehr kleinem Kreis feierte (die Familie, ein Onkel und dazugehörige Tante und ich). War ein eher entspannter Abend mit leckerem Essen dem üblichen rumgereichten Bier und einer hervorragenden Torte – diese Möglichkeit muss man also zum “feiern in Peru”-How To noch hinzufuegen 🙂

10.10.10, Lima (hey, nettes Datum)

Clase en la Kalle: La Punta / Callao
Es riecht nach Meer. Möwenkreischen umgibt mich, die Pazifikwellen schlagen knapp über dem Deich aus aufgeschütteten Steinen. Vom mit grünen Wiesen und bunten Häusern und kleinen Villen gesäumten Malecon reicht der Blick über die gekrümmte Bucht bis auf die im Nebel verschwindende Skyline Limas, während zur Westseite die von Seelöwen bevölkerten Inseln um San Lorenzo die Halbinsel vor Trunamiwellen schützen. Mülleimer, Parkbänke und der nächste Sicherheitsmann sind fast überall in Sichtweite, hübsche Kolonialhäuser säumen die Plaza und auch das letzte Callao-Klischee verschwindet. Die Zwillingsschwester Limas, Callao, gilt als besonders gefährlich, hässlich, arm, dreckig, eine urbane Zusammenhäufung von Allen, die es sich nicht leisten können wegzuziehen; eine Stadt die, anders als die barriados jovenes” schon Zeit genug hatte, sich weiterzuenwickeln und es trotzdem nicht getan hat, gemieden von Touristen und umfahren von bessergestellten Limeños…. Von all dem merke ich hier wenig. La Punta, die Halbinsel Callaos hinter dem grössten Hafen des Landes, ist das Barranco Callaos. Nur natürlicher, denn die Municipalidad legt Wert auf den natürlichen Erhalt des barios. Und so finden sich hier nur wenige Touristen, keine Diskos oder schicken Hotels, selbst Kneipen scheinen rar gesät, und einen Supermarkt habe ich auch noch nicht gesehen. ur am Malecon finden sich ein paar Ceviche-Restaurants. All das macht La Punta zu einem der ruhigsten Barrios der Zwillingsstadt, und das erstbeste Adjektiv das einem einfällt ist “tranquilo”. Hier muss es sich schön leben; nur die bei See/Erdbeben entstehenden Tsunamis stören die Ruhe – der letzte war 1994.
Heute morgen bin ich nach Callao aufgebrochen, hauptsächlich um das Fuerte Real Felipe zu besichtigen, eine von den Spaniern gegen Piraten errichtete Festung am Eingang zur erwähnten Halbinsel, direkt beim Hafen, die heute vom peruanischen Militär genutzt wird. Am Eingang wird man von einer Soldain zur Kasse geleitet und von da zur Gruppe, da man ohne Führung die Fortaleza nicht besichtigen darf. Selbige wurde von einer 18-jährigen Miliärdienstleistenden geführt, von der ich erfuhr, das nur ein winziger Teil in der grossen Kaserne heute noch als solche benutzt wird, der Rest ist Museum. Nur knapp über 100 Soldaten sind hier stationiert (meist Rekruten vom 2-jährigen freiwilligen Militärdienst), der Hauptteil des peruanischen Militärs sitzt in einer neuen Kaserne in Rimac. Die Führung ist nett gemacht, besser als manches Museum was ich hier gesehen habe, aber es is natürlich ein Militärmuseum. Die herumstehenden Panzer sollten also nicht irritieren.
Von da aus ging ich aus Neugier weiter die Halbinseln hinauf und fand mich im oben beschriebenen Barrio wieder. Es lohnt wirklich einen Besuch, ich werde sicherlich nochmal irgendwann wiederkommen, da ich bisher noch keine so angenehme Meerpromenade in Lima entdeckt habe.

12.10.10, El Callao

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Rendezvous mit der weißen Wand

Vor mir steht eine weiße Wand, dicht und für das Auge nur hin und wieder durchdringbar. Keine hundert Meter vor mir verschwimmen Wiese, Tal und Seilbahn im weißen Nebel. Ich warte schon zu lange, bin schon viel zu weit von der Bergstation heruntergelaufen, also nutze ich die kleine Lücke und ziehe den Schirm auf, der sich, blau und gelb, über meinem Kopf aufspannt. Ein paar Schritte mehr im Startlauf als gewollt, und ich verschwinde in der Luft des weißen Dunstes. Das Rendezvouz währt etwa 2 Minuten – 2 Minuten in denen ich nur weiß sehe. Vor mir weiß, links und rechts von mir weiß, unter mir weiß; durchzogen nur von dem dünnen Streifen des Bergpfades. 
Der kurze Abgleiter vom Kössener Unterberg ist genaugenommen ziemlich langweilig, nachdem ich die Nebeldecke durchstoßen habe. Kein Hangaufwind, niht der geringste Hauch einer Thermik. Definitiv alles in allem kein lohnender Flug, verglichen einerseits mit der teuren Bergauffahrt und andererseits mit den Flügen hier im letzten Jahr. Aus Gleitschirmfliegersicht alles andere als ein erfolgreiches Wochenende. Aber ich habe das Nichts gesehen.

Erster Flirt mit der weißen WandMein Packsack in freudiger ErregungRendezvouz mit der weißen Wand

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Auf in die Lüfte

Gerade bin ich von einem kurzen Trip ins Rheinland und zu einem Poetry Slam in Münster zurückgekehrt, da mache ich mich schon wieder auf den Weg. Man könnte meinen, ich würde gar nichts mehr für die Uni machen, womit man allerdings nur teilweise Recht hätte… aber das ist jetzt nicht Thema. Thema ist mein nächster Trip über das kommende verlängerte Wochenende nach Österreich, wo es nach – wie es scheint – einer Ewigkeit wieder auf in die Lüfte geht. Neben mir steht meine vollgepackte Reisetasche, mein Zelt und mein Schlafsack, und nicht zu vergessen, natürlich das größte und für diese Reise wichtigste Gepäckstück: mein Gleitschirm. Der schöne gelb-blaue Advance Alpha hat auch schon lange keine freie Luft mehr gesehen. Nun, das wird sich, wenn das Wetter mitspielt, in Kürze ändern. Im österreichischen Kössen, ganz in der Nähe der Deutsch-Österreichischen Grenze, werde ich vier Tage lang mit der DHV-Jugend fliegen gehen und aufs neue feststellen, warum ich diesen Sport so liebe. Es ist jedesmal das gleiche: während der Vorbereitungen und Planung und selbst noch wenn ich den schweren Rucksack auf den Startplatz stemme will mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass das alles doch viel zu viel Aufwand ist für ein mal im Jahr, wenn ich es mir leisten kann, fliegen zu gehen. Aber kaum haben meine Füße den irdischen Grund unter sich gelassen, weiß ich wieder wofür ich das alles tue. Da drängt sich schon fast der Vergleich zur Liebe auf – dieses erhebende Gefühl zu fliegen rechtfertigt alle Mühen. Nur dass das Verb beim Gleitschirmfliegen eben wörtlich zu nehmen ist.