Pipintuasi und der Paradies-“See”
Wollten wir nicht alle schonmal vollkommen alleine an einem kleinen Sandstrand liegen, ein ruhiger See vor der Nase, Palmen, Grillenzirpen und Vogelgeräusche hinterm Rücken, blauer Himmel, strahlende Sonne, und das Anfang Dezember?
Ich will euch ja nicht neidisch machen, aber da bin ich grade. Okay, der Preis sind gigantische Mückenstiche, und ich weiss auch nicht wirklich, obes der See Corrientillo ist, oder doch eher der Rio Nanay, und ob das Gegenüber ne Insel oder eine Landzunge ist – die hin und ab vorbeikommenden Motorkanus sprechen eigentlich für letzteres. Egal 😉 Ich hatte mich von einem Mototaxi zum See bringen lassen, er liess mich allerdings an einem kleinen Seechen raus, das, wenn es wirklich Corientillo ist, längst nicht so toll ist wie im Lonely Planet beschrieben. Ich drehte ein paar Runden im rötlichen Wasser, wo man selbst am tiefsten Punkt grade bis zur Hüfte im Wasser steht, und entschloss mich dann, was Besseres zu suchen. Dem Weg folgend an der Universidad Nacional Amazonia Peruana vorbei (was für ein GEILER Campus=) ) fand ich dieses Goldstück. An den tatsächlichen, oben beschriebenen Strand kam ich zwar nur schwimmend, so dass ich zum Tagebuchschreiben zurück an den “Hafen” musste. Wären nicht so viele Mücken, mein Hunger und die Frage wie ich zurück nach Iquitos komme, würde ich bis Sonnenuntergang hier bleiben…
Heute vormittag war ich im Pipintuasi-Schmetterlingspark. Über Busfahrt nach Bellavista-Nanay (mit schickem hölzernen Mikro) und Bootsfahrt nach Padre Cocha erreichte ich schliesslich den Park. Durch bestes Dschungelgebiet (naja… mit Pfaden und sehr viel geordneter als die Selva virgen) teils mit und teils ohne Führung konnte ich nicht nur zahlreiche Schmetterlinger beobachten (die werden hier aufgezüchtet und dann in die Freiheit entlassen), frei durch die Gegend hüpfenden Affen folgen und die beiden Raubkatzen bewundern.
2.12.2010, Iquitos
Iquitos
An meinem letzten Tag hier in der Provinz Loreto habe ich mir endlich einmal Iquitos selbst angeguckt. Und war – schnell gelangweilt. Ich war um ca. 9 Uhr die “Prospero” heruntergelaufen, fotografierte dabei ein paar Häuser, die noch aus Zeiten des Kautschuk-Booms mit teuren portugiesischen Kacheln verziert sind, und erreichte dann Belen. Belen ist zum einen der grösste Markt der Stadt, zum anderen das Armenviertel. Teils beides zusammen. Der Markt ist angesichts der Temperaturen noch unhygienischer als ich es hier schon gewohnt bin (wenn sogar schon die dort hängenden Hähnchen so stark riechen, fragt nicht nach dem Fisch!) – dabei war es vormittags dank konstantem Nieseln “verhältnismässig” frisch. Das Stadtviertel erstreckt sich bis weit hinunter zum Fluss, voller bunter Baracken auf Stelzen, was sich im Lonely Planet noch ganz schön anhört… dass der Müll auf dem Boden schon festgetretener Teil der “Strasse” selbst ist, steht da natürlich nicht. Weiter draussen liegt dann der “schwimmende” Teil der Stadt, mit Häusern auf Flössen, die mit dem Fluss steigen/sinken. Ich hatte aber nicht mehr wirklich Lust, da mit einem Kanu hinzufahren, ich war so schon von der schwülen Hitze geschlaucht und entschloss mich umzukehren. Am Malecon hoch, neben ein paar Kolonialhäusern vorbei bis zurück zur Plaza, wo sich auch das “Casa de Hierro” (Eisenhaus) befindet. Wurde eins vom Monsieur Eiffel konstruiert und nach Iquitos importiert, als die Stadt durch Kautschuk offenbar zu viel Geld hatte. Ist aber nix besonderes drin – was sich eigentlich von der ganzen Stadt sagen lässt. Eintsprechend war nach einem weiteren kurzen Spaziergang zur Plaza 28 (sehr hässlich) und einem Mittagessen grade der halbe Tag um, doch die Stadtbesichtigung fertig…
Und da ich nach einem Mittagsschlaf immer noch so träge war, dass ich in der von Mototaxis lärmenden Stadt nichts anzufangen wusste, folgte ich einem weiteren Lonely-Planet-Tipp zum See Mapacocha bei Santo Tomás, etwa 45 Minuten von der Stadt entfernt. Der Lonely Planet schwärmt von tollen weissen Sandstränden bei niedrigem Wasserstand und zahllosen Einheimischen in den Bars um den See herum… Trotz SEHR tiefem Wasserstand (man kann überall stehen) ist der Sandstrandbereich keine 10 Meter breit, und ich bin so ziemlich der Einzige, der hier schwimmt, obwohl es Freitag ist. Egal, trotzdem gut erfrischt und endlich wieder fit, am Strand gechillt und Sonnenuntergang beobachtet, was will ich mich beschweren? 😉
3.12.2010, Iquitos