…und da es in Bogotá quasi täglich regnet – was man überhaupt machen kann.
1. Sich durch den Buchladen “Merlin” (Carrera 9 mit Calle 16) durchschmökern, und nach dem klein scheinenden Raum am Eingang drei volle Etagen mit teils uralten Büchern in Ledereinband in verschiedensten Sprachen zu allen nur denkbaren Themen entdecken
2. In eine der kleinen Panaderias in der Candelaria gehen und sich durch die köstlichen Cookies, Teilchen und Trüffel bei einer heissen Schokolade probieren, bis eine regenfreie Stunde einem die Chance gibt, die schöne Altstadt drumherum zu durchlaufen
3. Im Museo de Oro prähispanische Metallkunst bewundern und über die Bedeutung von “El Dorado” lernen, oder sich einen echt guten Film über “los Colombianos tal como somos” im 4. Stock ansehen
4. Auf dem Flohmarkt (Mercado de Pulgas) San Alejo unter den Plastikplanen der Stände alte Wählscheibentelefone, notwendige Schals und Mützen, verdammt günstige Hängematten, Filmplakate oder Süßspeisen und Säfte kaufen
5. In der Cinemateca Distrital, einer mit Independentkinos vergleichbaren Institution in einem altkolonialen Gebäude (Carrera 7 con Calle 22, #79) Dokumentarfilme oder Untergrundproduktionen für 2500 Pesos ansehen, oder (mit weniger frequenten Aufführungszeiten) für etwas mehr Geld ins Teatro Municipal direkt nebenan gehen
6. Bestenlisten schreiben. Okay, das zählt eigentlich nicht. Was man stattdessen machen kann, was zwar nicht so viel Spass macht, aber ein guter Zeitvertreib während Regen ist: versuchen, das Transmilenio-Bussystem zu verstehen.
7. Sich mit Victor (oder einem anderen intelligenten Uni Nacional-Studenten 😉 ) in einem Crepes & Waffles ein Crepe mit Kaffeeeis, Arequipe, Krokant und Schokosausse bestellen und über das kolumbianische Bildungssystem aufklären lassen
8. Forschungsinterviews mit Anthropologen über die Identität von Afrokolumbianern führen. Okay, für alle Nicht-Soziologen (obwohl das wirklich spannend ist!): mit einem paar wasserdichter Schuhe eine der Strassen östlich der Plaza hochrennen und versuchen, nicht auf den durch Flüsse aus Regenwasser durchnässte Kopfsteine auszurutschen, um unter einem der Regenschirme Halt zu machen, unter denen ältere Frauen “Ricas Obleas” verkaufen – große, runde Obladen mit wahlweise einer oder aller der folgenden Zutaten beschmiert: Brombeeren (die hier ECHT populär sind), Arequipe, Kondensmilch, geraspelter Käse, Erdnussstückchen oder Kokosraspeln.
9. An der Uni Nacional zu kulturellen Veranstaltungen, Theateraufführungen o.ä. gehen (fast immer kostenlos), und/oder immer Samstags im Hof der Cuenteros (notfalls bei der Cafeteria unterstellen, wenn es… nein, weil es regnet) teils weitgereisten, professionellen Geschichtenerzählern lauschen
10. Mit einer Ausgabe des Espectadors, der Semana oder ähnlichen Presseprodukten einen Tinto (schwarzer Kaffee) trinken, auf die Strasse blicken, die sich durch den Regen mal wieder in einen reissenden Strom verwandelt, und alter Salsa-, Tango- und spanischer Opernmusik auf Schallplatte lauschen, während sich alte Männer an den umgebenden Tischen über Gott und die Welt unterhalten – sehr geeignet: das offenbar namenlose Café von der Carrera 7 kommend die Calle 22 hochlaufend auf der rechten Seite.
Das waren so ziemlich auch meine sinnvollsten Beschäftigungen der letzten Tage in Bogotá. Außer Schnupfen kriegen. Aber das war ja schon fast erwartbar. Inzwischen bin ich nach einer 18 (!) Stunden langen Fahrt (statt üblichen ca 10) von Bogotá per Bus nach Medellin gekommen (wir wurden durch einen Erdrutsch aufgehalten. Sehr lange.) und freue mich hier noch eine Weile übers gute Wetter. Eine Woche noch. Und dann geht es schon wieder zurück ins kalte Deutschland. Da hilft mir meine Liste bestimmt auch.