Kategorien
Alte Reisen Reiseblog

Der erste richtige Vulkan und wie ich wieder runter kam

Masaya
Von unserem letzten Aufenthalt in Granada ging es gestern ins weniger touristische, aber eigentlich größere Masaya. Die Stadt gilt als Terrain der Arbeiterklasse und Kunsthandwerker, und wirkt um einiges nat”urlicher als Granada. Durch ein Erdbeben vor einigen Jahren sind wenig alte Geb”aude erhalten, und selbst das bessere Innenstadtviertel wirkt eher wie ein Außenviertel Limas. Heute widmeten wir uns hier einen halben Tag lang der Haupt/ und auch einzigen Attraktion der Stadt: seinen Märkten. Nachdem der lokale “Municipal”-Markt erwartbarerweise v.a. Essen und Alltagsgebrauchsmittel plus Kleidung führte (dafür natürlich sehr original lateinamerikanisch ist und einem das wirkliche Leben hier zeigt), war der tourisische “Mercado Viejo” in riesigen historischen Steinmauern im Zentrum gefült vom üblichen Tourikitsch. Anders als auf Limas Artesaniamärkten finden sich hier aber nicht noch zwischendrin ein paar versteckte Besonderheiten. Irgendwo zwischen Che und Sandino-Verherrlichungen, Flor de Caña-Rum und Marienbildchen fand Silja immerhin eine recht schöne Sporttragetasche.
Da man laut Lonely Planet im Viertel 1km südlich viele kleine Werkstätten findet, fuhren wir dorthin, irrten ein wenig durch die Gegen und gaben es schliesslich auf. Stattdessen schauten wir bei den Hängemattenherstellern vorbei, die sich um zwei Strassenblöcke angesiedelt haben. Nchdem wir mehrere Matten und Preise verglichen und ein paar Knüpfern über die Schulter gesehen hatten, kauften Silja und ich je eine für 260 Cordobas (13$), so dass ich nun eine schöne grün-blaue Hängematte für mein Zimmer im Rucksack habe. Weil die beiden KO waren, spazierte ich noch ein bisschen alleine am Malecon entlang, von dem man eine nette Aussicht auf den Masaya-See hat, bevor wir zusammen mittag assen und dann per Mikrobussen über Managua (welches wir uns sparten) zu unserem letzten grossen Ziel in Nicaragua fuhren: Leon.

26.2.11, Masaya, Nicaragua

Der erste richtige Vulkan und wie ich wieder runterkam
Wir stehen in einer Landschaft aus schwarzem Stein und Lavasand, wie eine andere Welt, über der die rote Sonne gerade untergeht. Unter unseren Armen klemmt je ein Surfbrett, und in unseren Körpern pulsiert noch das Adrenalin. Der Cerro Negro, ein etwa 700m hoer Vulkan, der noch aktiv ist und das letzte Mal 1999 ausgebrochen ist, erhebt sich hinter uns: und wir sind ihn hinabgesurft.
Silja war wegen ihrer (wie wir jetzt wissen) allergischen Reaktion auf ein bestimmtes Insekt nicht mitgekommen, so dass Torben und ich um 2 Uhr ohne sie mit dem Minibus der Agentur (Mas Aventuras) losgefahren waren. Irgendwo auf dem Hinweg blieben wir noch stecken, und nur mit Wagenheber, Holz und 10-Personen-Schubkraft holten wir den Wagen wieder aus dem Schotter. Am Fusse des Cerro Negros angekommen, packten wir uns Wasser und unsere Schutzanzüge im Rucksack, klemmten das Board auf den Rücken und stapften los. Mit weiteren 45min Aufstieg war es zwar der kürzeste Aufstieg der letzten drei Vulkane, aber dafür der schwierigste Weg: Über Schotter und Stein kletterten wir den Vulkan hoch, wurden dann jedoch auch mit der vulkanigsten Aussicht belohnt: hier hatte man (im Vgl zu den bisherigen) wirklich das bewusste Gefühl, auf einem Vulkan zu stehen: Schwefelgeruch, leichter aufsteigender Rauch von einigen Stellen des herrlich schönen Kraters, und stellenweise sogar gut warmes Gestein. Auf dem Kraterrand in einer Reihe entlanglaufend, das Brett auf dem Rücken, Wind um die Nase und in die tiefstehende Sonne sehend, fühlten wir uns so frei wie selten, und jenseits unserer Füße erstreckte sich die schönste Landschaft aus anderen Vulkanen bis zum Horizont und grüner Vegetation, die den schwarzen Sand der Ausläufer des Cerro Negros säumten. Unglaublich.
Die schwer nach 80er Jahre aussehenden “Schutzanzüge”, Knie, Elenbogen und Handschoner angezogen, legten wir dann die letzten Meter zur Piste zurück. Verflucht, was für eine Strecke! Uns standen die Münder offen. Die Gruppe von 8 Amis, die noch mit dabei war, stimmte dafür, dass wir beide zuerst fuhren – doch nachdem unsere Boards an den Füssen waren meinte unser Guide “Demokratie hin oder her, die Deutschen fahren als Letzte” – denn: wir waren die einzigen, die den Berg stehend meistern wolten, während alle anderen “Sitzboards” hatten, und ein bisschen wie auf einem Schlitten gerade runterfuhren (während wir in Kurven fahren). So betrachteten wir die anderen auf ihrer Abfahrt und stellten uns dann auf unser Board. Dank meiner peruanischen Erfahrung im Sandboarden konnte ich Torben noch ein paar Tipps geben, und dann ging es los. Nach rechts beugen, affenartigen Speed bekommen, mit den Händen im Schotter abbremsen, nach links beugen, sich wundern warums in die Richtung nicht so gut geht, wieder nach rechts, Pause, ein bisschen hochhüpfen um das Board freizukriegen, wieder nach rechts… meine Schuhe waren voller Vulkansteinchen und fühlten sich an wie Klötze, und ich dachte der Berg hört nie auf – es war der Hammer! Die untergehende Sonne am Horizont belohnte jeden Blick nach oben, und völlig KO, aber glücklich kam ich bei den anderen an. Torben hatte ein paar Koordinierungsprobleme, beim ersten Mal ja auch verständlich, aber auch ihm war das Grinsen auf dem erschöpften Gesicht kaum wegzuwischen. Die belohnende kalte Bierdose in der Hand gings zurück zum Bus, der uns rappelnd und halbwegs steckenbleibend schliesslich zurück nach Leon brachte. Bin ich jetzt deswegen so ein Surfer-dude? Hoffentlich nicht 😉 – aber sandboarden find ich trotzdem geil 😀

27.2.11, Leon, Nicaragua

Cerro NegroWir besteigen den VulkankraterDer KraterPosen auf dem VulkanPosen vor dem Vulkan

Kategorien
Alte Reisen Reiseblog

Boquete und der Volcan Baru

Temperaturwechsel: Boquete
Nach tagelanger Hitze und nahezu unerträglichen Mittagsstunden ist der Nieselregen bei knapp 20 Grad fast angenehm, als wir gegen 12 in Boquete ankommen. Nach nur 1h im Taxi (für 24$ – nur geringfügig teurer pro Person als Bus) und 1h im alten Amischulbus von David aus haben wir einen krassen Temperaturwechsel hinter uns, jetzt wo wir uns in den Bergen Chiriquis befinden. Kühler ist es hier immer ,der Nieselregen ist allerdings Ausnahme. Nach dem touristisch-teuren Resturant-Hotel in Boca Brva ist unser grünstiges Hostal Palacio und das köstliche Cafe “Central Park” eine Entspannung – auch für das Portmonaie, aber v.a. in Bezug auf die Kundschaft. Die Touristinfo schreckte uns erstmal v.a. preislich von allem Möglichen ab, aber ein Gespräch mit einem hier lebenden Kanadier im Cafe brachte uns nützliche Informationen: die Thermalbäder kann man nicht nur per teurem Taxzi, sondern auch per Bus erreichen (leider jetzt von der Uhrzeit her nicht mehr, sie seien aber auch “nicht allzu besonders”) und… erleichternde Auskunft: man kann auch ohne Guia in den Nationalpark und auf den Vulkan Baru steigen. Entsprechend sieht unser Plan jetzt so aus, morgen früh die 6h-Wanderung anzugehen, dann oben auf dem 3470-Meter-berg zelten und so Sonnenaufgang und freie Sicht auf Atlantik und Pazifik geniessen, bevor wir am Dienstag wieder zurück nach Boquete kommen. Lebensmittel sind gekauft, morgen packen wir Klamotten Schlafsäcke und Zelt in einen der Rucksäcke, mit dem wir uns dann abwechseln können. Den Rest des heutigen Tages verbrachten wir in Cafes und in unserem gemütlichen Hostel, und beobachteten einen Teil der Parade voller Musik und hübsch gekleideter Leute, die anlässlich des bald anfallenden 100-Jahre-Jubiläums der Stadt durch die Strassen zog.

13.2.11, Boquete, Panama

Der Volcan Baru
Wir waren tot. Also, im übertragenen Sinne. 6 1/2 Stunden hatten wir hinter uns, 1600m Höhenunterschied und 13 Kilometer Fussweg über Geröll, Steine, Asphalt, Erde, Gras und was es sonst noch so gibt, mit einem grossen Rucksack dabei, mit dem wir uns alle halbe Stunde abwechselten. So brachen wir gestern um 9 Uhr auf zur Besteigung des Vulkans Baru, der zwar inaktiv, aber dafür auch gross ist :D… Die Natur im ihn umgebenden nationalpark war beeindruckend, hin und ab ein Vogel (war es der berühmte Quetzal?) und ganz oben ein Nasenbärähnliches Tier, das wir nicht so wirklich zuteilen konnten. Wir schwitzten viel und es war keineswegs einfach, dazu immer mal wieder Nieselregen der sich mit der Sonne abwechselte. Um 15:30 kamen wir nach einem Weg voller Naturschönheit, aber auch voller Anstrengung beim Zeltplatz 1,2km vor dem Gipfel an, und entschieden uns, hier unsere Unterkunft aufzuschlagen. Es war inzwischen kalt auf der Höhe, wi waren KO und es nieselte wieder, unser feuer konnten wir vergessen und so waren wir froh, nach dem Abendessen im Zelt zu bleiben. Irgendwo unterwegsFalls ihr euch in Boqute Infos im Infocenter holt: vergesst es. Es ist kälter als er sagt, dafür viel einfacher zu finden – überall sind Schilder, die einem sagen wie weit es noch zum Gipfel ist. Heute früh standen wir nach einer kalten Nacht dann zeitig auf, Silja und ich auf dem Gipfelund erklommen die verbleibenden 1,8km zum Gipfel – wo wir erstmal verwirrt waren, da es plötzlich kein schild mehr gab. Da oben steht ausserdem der sender für das nationale fernsehen und Radio, also Panama-weit sozusagen, was in der Dämmerung was leicht abstruses und Raumstation-haftes hatte. Von der angeblich tollen Aussicht auf Pazifik und Atlantik zu beiden Seiten hatten wir dank Nebel bzw. Wolken leider letztenendes genauso wenig wie vom Sonnenaufgang. tolle aussicht ... nochWas unseren Aufstieg letztlich lohnenswert gemacht hatte, war der Aufstieg selbst.
Nach einem gottseidank vil kürzeren (4h) aber trotzdem anstrengenden Abstieg kamen wir mittags schliesslich wieder in dem kleinen, angenehmen Boquete an und versorgten uns erstmal mit ausreichend leckerem Mittagessen. Um unsere geschundenen Körper wieder auf vordermann zu bringen, nahmen wir dann ein Taxi zu den mehr oder weniger naheliegenden Thermales de Caldera. Ich war ja nun inzwischen in diversen Thermen, thermalquelle Calderaaber das waren mit Abstand die natürlichsten und authentischsten. So ziemlich als einzige Besucher hüpften wir vom 42° ins 38° ins 32° Becken (siehe Bild) und schliesslich in den eiskalten Fluss nebenan. Wirklich nur dringendst zu empehlen! So waren wir dann abends voll aufgewärmt und um einiges fitter als wir heute früh um 5 gedacht hätten, jemals wieder sein zu können… was ein Tag!

15.2.11, boquete, Panama

PS: in den letzten beiden Beiträgen sind jetzt medien ergänzt…