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Wie soll man helfen.

Ein Aufenthalt in Lateinamerika ist kaum möglich, ohne früher oder später der Armut über den Weg zu laufen. Obdachlose in den Straßen sind allgegenwärtig. Gestohlen oder geraubt wird immer noch häufig in einsamen nächtlichen Straßen (als Jordan in Medellin war, wurden wir an einer Straßenkreuzung von zwei Motorradfahrern bestohlen, die anhielten, Jordan eine um den Hals getragene Kette vom Hals rissen und schnell fortfuhren). Gebettelt wird überall, wo Leute sind – oft nur um wenige hundert Pesos (ein paar Cent), ob für die nächste Empanada oder einen Aguardiente, wer weiß das schon. Einmal bat mich abends in der Candelaria Bogotas ein Mann um ein paar Pesos (“ich bettel lieber, als zu klauen”). Ich antwortete, dass ich kein Kleingeld habe, was stimmte, worauf er meinte, dann könne ich ihm vielleicht am unteren Ende der Straße etwas zu Essen kaufen. Nun, da kann ich mir auf jeden Fall sicher sein, dass es auch wirklich um Essen geht, dachte ich mir, ging mit ihm zwei Blöcke weiter und kaufte ihm ein Stück Pizza für 2000 Pesos. So weit, so gut, doch anschließend fragte er, ob ich nicht noch 200 Pesos für eine Empanada hätte. Hatte ich erstens tatsächlich nicht (weil ich mit einem 2000-Schein bezahlt hatte), und fand ich zweitens etwas merkwürdig. Versuchte er nur, noch etwas mehr von einem offensichtlich spendablen Passanten zu bekommen, oder würde das Bargeld nicht lieber in Drogen investiert werden? – man kann es nie wissen. Und Spenden auf der Straße ist auch keine wirklich langfristige Hilfe. Und dann überlegt man sich, ob man nicht einfach weitergehen sollte, so wie Victor, der als 12-Jähriger ausgeraubt wurde, nachdem er einem Bettelnden versprochen hatte, etwas mehr Geld von zuhause zu holen. Und dann sieht man Obdachlose, die in Kleiderfetzen auf den Bürgersteigen neben den luftverpesteten Straßen schlafen, und weiß nicht, wer nicht arbeiten kann, und wer nicht will. Ich schrieb schon nach meinem letzten Aufenthalt im Text “Weißer Nebel” “Doch was kann ich schon tun, außer spenden und Texte schreiben”… man fühlt sich manchmal so hilflos, als könnte man nichts tun, um dieses zum Teil von uns mitverantwortete Elend zu bekämpfen. Das ist natürlich falsch. Man kann etwas tun. Auch abgesehen von Spenden, nicht unbedingt an einzelne Bettler, sondern an Organisationen wie Un Techo para mi país (“Ein Dach für mein Land”, die armen Familien in Lateinamerika helfen, sich eine stabile Unterkunft bauen zu können) oder vergleichbare Organisationen. Mikrokredite sind eine andere Möglichkeit, durch welche viele Menschen aus der Armut entfliehen können, und man selbst nicht einmal sein Geld “verschenken” muss, sondern es meist wiederbekommt. Ich bin noch auf der Suche nach der perfekten Mikrokredit-Organisation (mit dem geringsten Zinssatz für die Kreditnehmer und einer Vergabe auch an wirklich arme Menschen) – bis dahin habe ich mit kiva.org schonmal eine sehr Gute gefunden, die ich euch auch ans Herz legen möchte. 25$ sind nicht mal 20€, die ihr wahrscheinlich auch wieder zurückbekommt, und in der Zwischenzeit ist einem Menschen und seiner/ihrer Familie am anderen Ende der Welt damit mehr geholfen, als wir uns mit 20€ vorstellen könnten. Zeit, seine Aktien an der Börse zu verkaufen, und das Geld in etwas Sinnvolles zu stecken.

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Grosse Zusammenfassung: Meine Top 25

Meine Zeit in Lateinamerika neigt sich dem Ende zu, und Deutschland rückt immer näher. Die letzte Zeit in Monteverde mit den fast schon familiär gewordenen Freunden aus NuestraKasa verbracht, nochmal Salsatanzen gegangen, gemeinsames Kochen mit 13 Leuten und leicht wehmütig in der Hängematte chillen – ein wenig seltsam ist es schon, jetzt nach 8 Monaten wieder zurückzukehren… und doch wird es langsam Zeit, und ich freue mich auf alles, was mich nach dem langen Flug erwarten wird. Ich habe unglaublich vieles erlebt auf dieser Reise, habe erschreckende Armut gesehen und glänzende Kolonialstädte, Auswirkungen des Klimawandels und scheinbar unberührte Naturparadiese, habe Freunde kennengelernt und bin mit mehr Verkehrsmitteln gereist, als ich Strassenessen gegessen habe (naja, vielleicht nicht ganz). Ich weiss, dass ihr nicht immer alle soviel Zeit hattet, all das zu lesen und ihr so manches vielleicht nur überflogen habt… deshalb habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, und eine grosse Zusammenfassung der 25 Orte geschrieben, die mich am meisten beeindruckt haben… auf positiver Seite; denn was wäre schon ein Rückblick auf die traurigsten Orte die man gesehen hat? – unabhängig dass es davon zum Glück nicht so viele gibt. Per Klick auf die kleine Zahl in Klammern hinter dem Ortsnamen kommt ihr zu dem Blogeintrag, den ich dazu jeweils geschrieben hatte.
In chronologischer Reihenfolge 😉

Blick auf LimaBarrancoLima
Meine Heimatstadt, die von vielen Kurzzeitbesuchern so verachtet wird, und doch geliebt von jedem, der dort mehr als ein paar Tage verbringt. Irgendwo zwischen den Welten aus armen Barrios wie Puente Piedra, wo ich meine peruanische Familie schätzen lernte, und dem glitzernden Miraflores, wo ich Woche für Woche mit Slamtexten an der Poesia en el Parque teilnahm, zwischen der rauhen Steilküste zum Meer beobachten und Paragliden und dem chaotischen Busverkehr im Zentrum, dem im August so grauen Himmel und dem pulsierenden Leben in der Uni Nacional de San Marcos… liegt meine geliebte peruanische Heimat. Lima wird immer eine Sonderposition für mich haben. Pucha huevon, nunca la olvides!

UrobootFeuertanzAmantanihafenAmantaniaussichtAmantani & Der Titicacasee (1)
Einer der schönsten Orte meiner Reise – ich habe mein Herz verloren am Titicacasee. Der riesige Andensee, der scheint wie ein Meer, breitete sich vor meinen Füssen aus, die auf dem Stein des Osthügels Amantanis stehen, hinter mir die Pachamamaruinen, und am Ufer liegt der friedliche Ort, in dem ich in einer lokalen Familie untergekommen in das Quechua-geprägte Leben eintauchen konnte. Nachts zum frösteln kalt, tags pralle Sonne, abends der Blick auf den bis zum Horizont reichenden See und die darüber untergehende Sonne – kaum ein schönerer Ort auf Erden!

IndigenoSonnentempelCusco KathedraleLamaCusco & Das heilige Tal (1)(2)
Wenn auch ein viel zu touristischer Ort, muss man Cusco und die Bauwerke Machu Picchu und Saqsaiwaman einfach gesehen haben. Was die Inkas dort an architektonischen Wundern bauten, ist mit wenig vergleichbar. Während die spanischen Kolonialhäuser immer wieder Erdbeben zum Opfer fielen, stehen die passgenauen Mauern der Inka immer noch. Cusco selbst ist schön, vielfältig und interessant… wären da nicht all die Touristen und die vielen Einheimischen, die selbige übers Ohr hauen wollen.

SandboardenHuacachinaDünenSandboarden in der Oase Huacachina (1)
Mitten in der Wüste aus Sanddünen im Süden Perus taucht diese herrlich schöne Lagunen-Oase vor meinen Augen auf (die übrigens auch auf peruanischen Geldscheinen zu sehen ist), eingedrängt zwischen den gelben Hügeln, durch welche ich wenig später auf einem Quad in affenartigem Tempo düse – um schliesslich, auf deren Hügeln stehend, ein Board in der Hand, in die Tiefe surfe. Voll mit Sand und Adrenalin die Sonne über den Dünen untergehen sehen – göttlich!

artesaniaHaus KöhelPozuzo (1)
Bananenstrudel und Wiener Schnitzel im österreichisch geschmückten Tiroler Adler, durch den kleinen, sauberen Ort voller geschnitzter Holzhäuser schlendern und sich von Einheimischen aus der Sendero-Luminoso-Zeit erzählen lassen, als sie sich von den Hügeln aus verteidigten, durch die wir am Vormittag noch gewandert sind… Der Ort ist so eigen, dass Wenige den komplizierten Weg im Minibus an Felsklippen entlang auf sich nehmen: aber es lohnt sich!

camino del muertecocoaCoroico & Der Camino del Muerte(1)
In dicken Klamotten umgeben von Nebel und kaltem Gestein auf 4000m Höhe in den bolivianischen Anden setze ich mich aufs Mountainbike – auf 1500m steige ich nach einer unvergleichlichen Abfahrt im grünbewachsenen, heissen Dschungel wieder ab. Trotz absoluten Geflasht-seins bleibe ich noch dort und entdecke Coroico, ein gemütlicher Hügelort mit fantastischer Aussicht auf den Dschungel, und schliesse im Tier-Rehabilitationspark Freundschaft mit dem Spinnenaffen Cocoa, der meine Hand gar nicht mehr loslassen will…

wurzeltrinkenamazonasaffeAmazonischer Dschungel (bei Iquitos) (1)
Viel wird als Selva bezeichnet, doch nichts ist so sehr Dschungel wie Amazonien. Ich sehe pinke Delfine, giftgrüne Frösche, Tarantulas und Schlangen, trinke aus Wurzeln und reibe mich mit Termiten ein… und verlaufe mich im Dikicht des Primärregenwaldes in Dunkelheit. Unglaublich schwül-heiss und voller Mücken. Aber was für ein Abenteuer!

BaumVersteinerter Wald (bei Puyango) (1)
Zum winzigen Dorf trampend fängt meine grosse Reise an, und der versteinerte Wald, den man in vielen Reiseführern vergeblich sucht, ist so ein seltsamer, faszinierender Ausblick, dass er als passender Startpunkt in Ecuador in meinem Kopf hängen geblieben ist. Kiloschwere Holzsteine auf dem Weg, den lebenden Wald um mich herum, perfekte Ruhe…

CuencahutmacherCuenca & Die Anden (1)
Dass ich die Anden liebe, wird mir in Cuenca wieder klar: die mit hübschen Häusern und mehr Kirchen als man zählen kann gefüllten Strassen wollen mich bleiben lassen. Und der Himmel beschenkt mich mit dem schönsten Andenwetter, während ich in den Hutladen eines betagten Herren schaue…

QuitoTurmuhrreitenQuito & Der Mittelpunkt der Erde (1)(2)
Das irgendjemand freiwillig im neuen Quito wohnt, ist mir unverständlich – hat Alt-Quito doch einen so angenehmen kolonial-verstaubten Charme, eine fantastische, dem Kölner Dom nachempfundene Kathedrale und versteckte Innenhöfe hinter jeder zweiter Tür. Mit der Seilbahn komme ich hoch in die Nähe des Hausvulkans, zu Pferd (erstmalige Erfahrung für mich) noch weiter – mit lohnender Aussicht auf die Natur um mich rum und die Stadt hinter dem nächsten Hügel. Im nahegelegenen Mitad del Mundo überquere ich den Äquator und stelle fest, was die Erdanziehungskraft alles tolles kann:

SalsaLa Feria de Cali(1)
Ich kann nicht sagen, ob Cali auch so für sich alleine hier in der Liste gelandet wäre – auch wenn es unbestreitbar schöne Stadtviertel hat. Was mir aber v.a. hängen ggeblieben ist, war die hier jedes Jahr zu Weihnachten stattfindende Feria, von der ich Teile erleen durfte: umwerfende Paraden mit den besten Salsa-TänzerInnen des Kontinents, Konzerte (darunter ein absolutes Underground-Erlebnis) und noch mehr Salsa: ganz Cali pochte im Rhythmus der Musik!

LadrillerosLadrillerosLadrillerosLadrilleros (1)
Durch tiefsten Dschungel, durch welchen Sonnenstrahlen vereinzelt auf den Fluss schimmern, sind wir im Kanu bis zur abgelegenen natürlichen Piscina gekommen, in der wir in völliger Einsamkeit vom Wasserfall ins 3m-tiefe Becken springen, uns mit dem abgekratzten weichen Steinschlamm einschmieren und überrascht nach oben schauen, als ein kleines Flugzeug der nahen Militäraussenstelle knappe 12m über uns hinwegdüst. Wow. Geheimtipp pur. Den Rest der Zeit am schwarzen Strand chillen, auf den Pazifik und diedschungelbewachsene Steilküste starren und göttliche Papas Rellenas im Dorf essen… Noch ein Höhepunkt: Sylvester mit Privatkonzert!

KolibriKaffepflanzeKaffeeDas Kaffee-Land(1)
Salento, der vielgelobte Miniort in der Zona Cafetera, mag von backpackern überlaufen und ereignislos sein: es ist ein hübscher Ort zum Wohlfühlen, und noch viel wichtiger: man ist nach einem kurzen Wanderweg direkt im kaffeeland. Mögen die schöne Landschaft und Wanderungen durch Wachspalmenwald noch vergleichsweise unspektakulär scheinen (obwohl… nicht) – der Besuch auf einer Kaffeefinca mit Privattour und Verkostung ist so schnell woanders nicht zu finden. Und so guter Kaffee auch nicht!

wasserspiegelsalzkathedraleDie Salzkathedrale (bei Bogota)(1)
Die wohl beeindruckendste, und wegen ihrer Schlichtheit schönste Kathedrale die ich bisher gesehen habe tief unter der Erde im Salzbau, mit Salzwasserspiegel und gigantischen, in den Stein gehauenen Kreuzen – wer hier nicht andächtig wird, hat was falsch gemacht. Bogota selbst ist natürlich auch sehr sehenswert, wie man es bei einer 8Millionen-Stadt vielleicht erwarten kann. Aber ich kann ja jetzt auch nicht jede kolumbianische Stadt in meine Top25 packen… oder eigentlich gleich ganz Kolumbien 😉

metroboteroIch vor dem Stausee von GuatapéDer HinkelsteinMedellin & Der Stein von Guatapé (1)
vielleicht habe ich ja auch einfach eine Paisa-Seele 🙂 – doch das Land und die Paisametropole Medellin lassen mich nicht mehr los – und man kann mich jetzt schon kaum mehr von der Idee abbringen, für meine BA-Arbeit hierher zurückzukommen. Die Stadt voller Kultur und Wissenschaft, modern wie wenig andere in Lateinamerika, gleichzeitig besiedelt von den freundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann – das Land voller unbeschreiblicher Schönheiten, die ihresgleichen suchen: allen voran der Stausee von Guatapé und der ihn überragende Stein El Peñal, von welchem ich dieses wunderschöne, von Inselchen gesprengelte Nebenprodukt menschlichen Energiewahns bewundere. Wer nach Lateinamerika reist, sollte nach Kolumbien kommen – und wer nach Kolumbien reist, kann Medellin auf keinen Fall auslassen!

Ausgang der HöhlenMarmorstrand Rio ClaroRio Claro vom 8m-SprungCañon Rio Claro (1)
Als Tourismusziel ausgebaut und trotzdem herrlich ruhig – findet man wohl nur in Kolumbien. Der private Naturpark um den Rio Claro ist atemberaubend schön zum Spazierengehen (und dabei uU von einer Tarantula überrascht werden), vom 8m Standpunkt in die Strömung zu springen, vom marmornen Strand schwimmend den Fluss durchqueren und nach einer fast 2h-Wanderung durch den Dschungel die von 1m-Flügelspannweiten Fledermäusen behausten Marmorhöhlen wandernd, durch Wasser watend, springend, rutschend und schwimmend zu durchqueren und an einem Wasserfall hinunterkletternd nach einer Flussdurchquerung wieder am Strand zu landen. Echt jetzt? Ja echt… geil oder?

Paragliden bei BucaramangaAussicht vom GleitschirmParagliden bei Bucaramanga (1)
Gleitschirmfliegen mag für mich nicht mehr den Reiz des Neuen haben, und doch bin ich jedes Mal aufs neue 100% glücklich, wenn ich den Boden unter den Füssen zurücklasse und mit dem Schirm über mir den Hang entlangsoare… und die Landschaft in der Umgebung, die zu Wanderungen durch die kleinen Orte mit ihren gemütlichen Einwohnern verführt, tut ihr übriges. Aber das einfach unvergleichliche Erlebnis ist natürlich (auch) hier das Paragliden… (geht übrigens auch als Tandem), im Sonnenuntergang mit Blick auf das Tal, Buca und eine Hügellandschaft bis zum Horizont!

Der Schlammvulkan TotumaIch schwimme im SchlammCartagenas Stadtmauer bei SonnenuntergangBaden im Schlammvulkan (bei Cartagena) (1)
Ob sich Cartagena lohnt, muss jeder selbst zwischen schöner Altstadt und Tourifalle entscheiden. Der in der Nähe gelegene Schlammvulkan hingegen ist auf jeden Fall ein verdammt cooles Erlebnis – wo kann man sonst schon nach 5min Aufstieg im Krater eines aktiven Vulkans gemütlich im kühlen Schlamm liegen, sich in das blubbernde, zähe Grau sinken lassen um anschliessend in einer kleinen Seebucht den Matsch abwaschen zu gehen?

Templo de BahaiPanamas KathedralePanama-Stadt & Der Bahai-Tempel(1)
Jetzt war ich 3x am Flughafen Panamas, bin selbst aber nie dort in oder aus einem Flugzeug gestiegen. Trotzdem 2x in dieser Stadt gewesen, und mich das zweite Mal fast wie zuhause gefühlt. Der von den Wänden abblätternde Charme zwischen Vergangen und Immer noch da des alten Kolonialviertels Casco Viejo ist erstaunlich ruhig, und was ist toller, als Abends auf der Plaza de Francia philosophierend auf den causeway zu blicken? Selbiger ist ebenso besuchenswert – und dann noch den Metropolitanpark und (mein persönlicher Lieblingsort hier) der unglaubliche Ruhe ausstrahlende Bahau-Tempel, und man hat eine sympathische, fast schon heimelige Hauptstadt…

Grosses Schiff im PanamakanalDer Gatun-See, Teil des PanamakanalsDie Kanal-Eisenbahn

Der Kanal (1)
Es ist einfach aus technischer Sicht ein Wunderwerk, und definitiv den Besuch wert – in unserem Fall: zwei der riesigen Schleusen (wenn die bei Gatun leider schon zu waren) und eine krass szenische Bahnfahrt am Kanal und dem Gatunsee entlang. Gerne wäre ich auch noch per Schiff durch den Kanal gefahren – aber man kann ja nicht alles haben. Spannend wär das aber bestimmt auch mal…

tolle aussicht ... nochSilja und ich auf dem Gipfelthermalquelle CalderaBoquete, Barú & Calderas (1)
Einer meiner Lieblingsorte in Zentralamerika, kam ich nach Boquete gleich noch ein zweites Mal, um im frischen Klima und netter Atmosphäre zu entspannen. Der erste Besuch war actionreicher gewesen: in 7h erklommen wir den Vulkan Baru durch schönste Natur – auch wenn wir nach der kalten Nacht nicht mit der erhofften Aussicht belohnt wurden, war es eine tolle Erfahrung. Unsere Belohnung dafür: die heissen Quellen von Calderas, die wohl natürlichsten Thermen, die ich bisher gesehen habe. Wer nicht in Boquete war, hat einen der interessantesten Orte Panamas verpasst!

Unser Hostel BastimentosDie TaucherOld Banks, Bastimentos (1)
Eine völlig andere Kultur hüllt die Bocas del Toro-Insel in einen so unglaublich relaxenden Reggae-Vibe, dass man schon nach kurzer Zeit das Tempo verlangsamt, die allgegenwärtige Reggaemusik mitsummt und durch den Ort schlendert, in der Hängematte oder am Strand chillt oder maximal up in the Hill ein paar leckere Schokotrüffel verzehrt… okay, oder sich im Tauchen versucht. Ja man! Aber nicht den Ratschlag vergessen, den uns ein Ragga am Abend vorher gab: U cant smok unda wata, man!

Blick auf den Vulkan ConcepcionIrgendwo im NebelwaldDer Kratersee im MaderasIsla Ometepe (1)
Wer wie wir, nicht genug vom Vulkanbesteigen bekommt – der Maderas ist ein schlammiges Stück Aufstieg. Und der Seegrund im Krater ist auch nicht gerade gut um Stehen geeignet. Klingt doof? Naja, dafür gibts ne tolle Aussicht auf die andere Hälfte der Insel, den zweiten Vulkan der dieses Naturparadies inmitten des jegliche Vorstellungskraft sprengenden Lago Nicaraguas.

IMG_7299IMG_7287Der KraterWir besteigen den VulkankraterLeon & Der Cerro Negro: Vulkansurfen! (1)
Leon ist viel zu heiss, um es zu meiner Lieblingsstadt Mittelamerikas zu schaffen – schade eigentlich, denn sonst hat es alles: schöne koloniale AAltstadthäuser, eine fantastische Kathedrale auf deren Dach man herumwandern kann, viel gutes Essen und v.a. eine rege Kulturszene aus Gitarristen, Kleinkunstbands und Poeten, die sich durch die zahllosen Bars treiben. Dass die Stadt ihren Dichter Ruben Dario, der fast als Nationalheld gilt, über alles verehrt, macht sie nur noch sympathischer. Zusätzliches Aebntuer: auf dem Kraterrand des Cerro Negros in die tiefstehende Sonne wandern, auf der einen Seite den rauchenden Vulkan, auf der anderen die Steile, schwarze Piste, die wir mit dem Board unter den Füssen heruntersurfen…

Der geheime Baum von innenNebelwald-BlumeNebelwald-SchönheitMonteverde & Der Nebelwald(1)
Der einzige Ort, der mir gezeigt hat, wie reich und vielfältig Costa Rica sein kann – entspannte Atmosphäre, gutes Wetter und tausend Angebote, seinen Tag zu verbringen, auch wenn die meisten davon ein bisschen preislich übertrieben sind. Bei einer der Canopy-Touren gibts nen gehörigen Adrenalinkick, die Suche nach dem von Innen besteigbaren Rankenbaum erfüllt das Bedürfnis nach individueller Entdeckung und der Nebelwald von Santa Elena ist voller atemberaubender Schönheit, und trotz seiner durch Pfade leichten Zugänglichkeit wenig besucht, so dass man die völlig Ruhe dieses wundervollen Ortes perfekt geniessen kann. Und wenn man abends wieder Zivilisationswünsche offen hat, dann kann man hier sogar Salsa tanzen gehen 😉

…das sieht nach einer ganzen Menge aus – ist ja auch viel Zeit vergangen. Aber was meine Reise besonders erlebenswert gemacht haben, waren letztenendes all die Leute, die einem über den Weg laufen und jeden Reisetag ein neues Erlebnis werden lassen! Ich danke euch allen für die Rückmeldungen, die Mails, die Kommentare, die Unterstützung wenn ich mal einen Durchhänger hatte, und die Nachfragen, die dafür sorgten, dass ich mein Tagebuch nie allzu lange liegen liess 😉 …Und wenn ihr auch mal nach Lateinamerika reisen wollt, wisst ihr ja jetzt, wo ihr überall hinsolltet!

27.3.11, San Jose, Costa Rica

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Hitze in der Stadt der Löwen

Hitze in der Stadt der Löwen
IMG_7287Leon ist vieles: Kulturhauptstadt des Landes, Heimat des gefeierten Dichters Ruben Dario und des linken Revolutionsführers Sandino, berühmt für seine Dichter und Denker und sein Nachtleben, natürlich und touristisch, kolonial und modern, kein Dorf wie Granada aber doch keine Millionenstadt. Leon ist unglaublich schön und von der Atmosphäre her sehr angenehm. Aber vor allem: heiß. Geschlaucht von Temperatur, allergischer Reaktion auf unbekannte Insekten bei Silja und mir und den daraufhin genommenen Medikamenten, schleppen wir uns durch die Stadt, ständig zwischen Begeisterung und Erschöpfung. Vorgestern besuchten wir so die Galerie der Revolutionsgefallenen und das grosse Innere der Kathedrale, und gestern das (nicht so spannende) Dario-Museum, und schliesslich die absolut umwerfenden Kirchtürme der Kathedrale: IMG_7299unglaubliche Aussicht und faszinierendes Ambiente zwischen den Kuppeln auf dem Dach herumzulaufen und durch Fensterchen ins Innere des Gotteshauses zu blicken (in welchem wir übrigens alle drei versteckten Augen gefunden haben – Vater, Sohn, Geist – so dass uns nun laut lokaler Legende Liebe, Gesundheit und Geld sicher sind 😉 ). Heute kam dann noch der Stadtgarten des Umweltministeriums hinzu, wo selbst ich als PflanzenlegastenikerIMG_7343 einiges Schönes entdecken konnte. Ansonsten aßen wir viel leckeres (u.a., ja wirklich, Döner von einem Hamburger), tranken sehr viel und schleckten noch mehr Eis. Während wir bis gestern früh noch im Lazyboneshostel Klosterstimmung am Pool hatten (KEINER redete! echt!) sind wir inzwischen ins Haus von Rosario Mendieta umgezogen – die Mutter einer Couchsurferin, die ich angeschrieben hatte (welche selbst noch bis Donnerstag in Managua ist). Vorgestern waren wir schon vorbeigekommen und hatten uns mit der Farmazie-Professorin unterhalten, gestern zogen wir dann um und sind sehr froh, unter interessantem, menschlichen Kontakt zu Nicas zu sein.

2.3.11, Leon, Nicaragua

23
Ob man mit 23 jung oder alt ist, hängt zweifellos von der Perspektive ab. Aber dass die Zeit verflogen ist, ist unbestreitbar. So stehe ich hier, in Nicaragua, eine lange Reise hinter und eine kurze vor mir, und komme mir um viele Erfahrungen älter, und gleichzeitig so lebendig jung wie nie vor… 😀 Ich schätze mit 23 wirken so Altersphilosophien lächerlich, also lass ich das lieber, und freue mich über die vielen vielen Grüsse von euch allen, die von den verschiedensten Ecken der Welt an mich denken: ich vermiss euch alle, meine Freunde in Halle und meine Familie, die ich so bald wiedersehe, und all die Leute in Peru, Kolumbien und Mittelamerika, die meine Reise so bereichert haben – Danke, ich hab mich sehr gefreut!
Leider wurde mein Geburtstag doch etwas anders als geplant, da Torben gegen Mittag als wir schon halb unterwegs waren mit sich verschlimmernden Magenproblemen zu kämpfen hatte. So fuhren Silja und ich alleine nach San Jacinto, wo wir nach dem Besuch einiger brodelnden Vulkan-“Nasenlöcher” (wie uns die Kinder dort erklärten) in ein paar heissen Gewässern badeten und uns unter den Wasserfällen erfrischten, an denen immer wieder Einheimische mit ihren Pferden vorbeikamen, um Wasser in ihren Kanistern mitzunehmen. Unaufregend, aber so authentisch wie man es so nahe der touristischen Zone Leons nicht erwartet hätte. Auch unser Plan für heute Nacht (bis 3 Uhr durchtanzen, und dann direkt den Nachtbus nach Costa Rica nehmen) werden wir nun wohl anpassen müssen, mal schauen wie wir nun die Nacht um die Ohren schlagen. Erstmal kann ich aber natürlich nicht umhin, den mir angebotenen kostenlosen Geburtstagsdöner anzunehmen, der in der Bar/Restaurant eines Hamburgers hier in Leon am Spiess hängt und auf mich wartet… eine der vielen Sachen, die mir hier gefehlt haben in Lateinamerika 😉
Und morgen gehts dann swuuush per TicaBus direkt nach San Jose in Costa Rica, erneut nur für einen kurzen Aufenthalt und die Verabschiedung von Silja, die mit ihrer Urlaubszeit schon wieder am Ende ist. Oder anders gesagt: das wars schon wieder mit Nicaragua… schade, ein schönes Land, dass sicherlich noch sehr viel mehr zu bieten hat, als wir auf unserer kurzen Reise erleben durften…

3.3.11, Leon, Nicaragua

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Der erste richtige Vulkan und wie ich wieder runter kam

Masaya
Von unserem letzten Aufenthalt in Granada ging es gestern ins weniger touristische, aber eigentlich größere Masaya. Die Stadt gilt als Terrain der Arbeiterklasse und Kunsthandwerker, und wirkt um einiges nat”urlicher als Granada. Durch ein Erdbeben vor einigen Jahren sind wenig alte Geb”aude erhalten, und selbst das bessere Innenstadtviertel wirkt eher wie ein Außenviertel Limas. Heute widmeten wir uns hier einen halben Tag lang der Haupt/ und auch einzigen Attraktion der Stadt: seinen Märkten. Nachdem der lokale “Municipal”-Markt erwartbarerweise v.a. Essen und Alltagsgebrauchsmittel plus Kleidung führte (dafür natürlich sehr original lateinamerikanisch ist und einem das wirkliche Leben hier zeigt), war der tourisische “Mercado Viejo” in riesigen historischen Steinmauern im Zentrum gefült vom üblichen Tourikitsch. Anders als auf Limas Artesaniamärkten finden sich hier aber nicht noch zwischendrin ein paar versteckte Besonderheiten. Irgendwo zwischen Che und Sandino-Verherrlichungen, Flor de Caña-Rum und Marienbildchen fand Silja immerhin eine recht schöne Sporttragetasche.
Da man laut Lonely Planet im Viertel 1km südlich viele kleine Werkstätten findet, fuhren wir dorthin, irrten ein wenig durch die Gegen und gaben es schliesslich auf. Stattdessen schauten wir bei den Hängemattenherstellern vorbei, die sich um zwei Strassenblöcke angesiedelt haben. Nchdem wir mehrere Matten und Preise verglichen und ein paar Knüpfern über die Schulter gesehen hatten, kauften Silja und ich je eine für 260 Cordobas (13$), so dass ich nun eine schöne grün-blaue Hängematte für mein Zimmer im Rucksack habe. Weil die beiden KO waren, spazierte ich noch ein bisschen alleine am Malecon entlang, von dem man eine nette Aussicht auf den Masaya-See hat, bevor wir zusammen mittag assen und dann per Mikrobussen über Managua (welches wir uns sparten) zu unserem letzten grossen Ziel in Nicaragua fuhren: Leon.

26.2.11, Masaya, Nicaragua

Der erste richtige Vulkan und wie ich wieder runterkam
Wir stehen in einer Landschaft aus schwarzem Stein und Lavasand, wie eine andere Welt, über der die rote Sonne gerade untergeht. Unter unseren Armen klemmt je ein Surfbrett, und in unseren Körpern pulsiert noch das Adrenalin. Der Cerro Negro, ein etwa 700m hoer Vulkan, der noch aktiv ist und das letzte Mal 1999 ausgebrochen ist, erhebt sich hinter uns: und wir sind ihn hinabgesurft.
Silja war wegen ihrer (wie wir jetzt wissen) allergischen Reaktion auf ein bestimmtes Insekt nicht mitgekommen, so dass Torben und ich um 2 Uhr ohne sie mit dem Minibus der Agentur (Mas Aventuras) losgefahren waren. Irgendwo auf dem Hinweg blieben wir noch stecken, und nur mit Wagenheber, Holz und 10-Personen-Schubkraft holten wir den Wagen wieder aus dem Schotter. Am Fusse des Cerro Negros angekommen, packten wir uns Wasser und unsere Schutzanzüge im Rucksack, klemmten das Board auf den Rücken und stapften los. Mit weiteren 45min Aufstieg war es zwar der kürzeste Aufstieg der letzten drei Vulkane, aber dafür der schwierigste Weg: Über Schotter und Stein kletterten wir den Vulkan hoch, wurden dann jedoch auch mit der vulkanigsten Aussicht belohnt: hier hatte man (im Vgl zu den bisherigen) wirklich das bewusste Gefühl, auf einem Vulkan zu stehen: Schwefelgeruch, leichter aufsteigender Rauch von einigen Stellen des herrlich schönen Kraters, und stellenweise sogar gut warmes Gestein. Auf dem Kraterrand in einer Reihe entlanglaufend, das Brett auf dem Rücken, Wind um die Nase und in die tiefstehende Sonne sehend, fühlten wir uns so frei wie selten, und jenseits unserer Füße erstreckte sich die schönste Landschaft aus anderen Vulkanen bis zum Horizont und grüner Vegetation, die den schwarzen Sand der Ausläufer des Cerro Negros säumten. Unglaublich.
Die schwer nach 80er Jahre aussehenden “Schutzanzüge”, Knie, Elenbogen und Handschoner angezogen, legten wir dann die letzten Meter zur Piste zurück. Verflucht, was für eine Strecke! Uns standen die Münder offen. Die Gruppe von 8 Amis, die noch mit dabei war, stimmte dafür, dass wir beide zuerst fuhren – doch nachdem unsere Boards an den Füssen waren meinte unser Guide “Demokratie hin oder her, die Deutschen fahren als Letzte” – denn: wir waren die einzigen, die den Berg stehend meistern wolten, während alle anderen “Sitzboards” hatten, und ein bisschen wie auf einem Schlitten gerade runterfuhren (während wir in Kurven fahren). So betrachteten wir die anderen auf ihrer Abfahrt und stellten uns dann auf unser Board. Dank meiner peruanischen Erfahrung im Sandboarden konnte ich Torben noch ein paar Tipps geben, und dann ging es los. Nach rechts beugen, affenartigen Speed bekommen, mit den Händen im Schotter abbremsen, nach links beugen, sich wundern warums in die Richtung nicht so gut geht, wieder nach rechts, Pause, ein bisschen hochhüpfen um das Board freizukriegen, wieder nach rechts… meine Schuhe waren voller Vulkansteinchen und fühlten sich an wie Klötze, und ich dachte der Berg hört nie auf – es war der Hammer! Die untergehende Sonne am Horizont belohnte jeden Blick nach oben, und völlig KO, aber glücklich kam ich bei den anderen an. Torben hatte ein paar Koordinierungsprobleme, beim ersten Mal ja auch verständlich, aber auch ihm war das Grinsen auf dem erschöpften Gesicht kaum wegzuwischen. Die belohnende kalte Bierdose in der Hand gings zurück zum Bus, der uns rappelnd und halbwegs steckenbleibend schliesslich zurück nach Leon brachte. Bin ich jetzt deswegen so ein Surfer-dude? Hoffentlich nicht 😉 – aber sandboarden find ich trotzdem geil 😀

27.2.11, Leon, Nicaragua

Cerro NegroWir besteigen den VulkankraterDer KraterPosen auf dem VulkanPosen vor dem Vulkan

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Der grosse Sultan: Granada

Kirche in GranadaEndlich mal wieder eine Stadt mit Flair – Kolonialflair, um genau zu sein. Die im 19. Jh nach altem Vorbild neugebauten Häuser sind bunt und hübsch verziert, an der Plaza steht eine strahlend gelbe, bildschöne Kathedrale vor dem mit Bäumen und Pavillions gefüllten Platz, von dem aus die Bar- und Restaurantstrasse bis fast zum Nicaraguasee führt, welche abends in gedämmtes Licht gehüllt ist. Granada gilt nicht umsonst als schönste Stadt des Landes – dafür ist sie aber natürlich auch die touristischste. Das wissen auch die Einwohner, und Schlepper, Strassenverkäufer und Bettler lassen einem wenig Ruhe. An einem Abend im Restaurant bat uns ein kleiner Junge um Essen – beschämt und heimlich ass er die ihm angebotene Fajita, unterbrochen von kurzen Blicken nach der Bedienung, die ihn jeden Moment verscheuchen könnte… was das für eine Überwindung kosten muss, sich so zu erniedrigen für ein Stückchen Fajita, ist schwer vorstellbar.
Den 24.2. verbrachten wir hauptsächlich damit, durch die Stadt zu schlendern und sowohl die herausgeputzte Atmosphäre der Plaza und der grossen Strassen (sehr schön auch das von Innen zu sehende Casa de los tres Mundos) aufzufangen, als auch auf dem grossen Markt an Strassenständen zu essen und uns Reggaetonmusik-CDs durchzuhören. Das uns empfohlene Konventmuseum war nicht das Umwerfendste, doch die Ruhe im Innenhof desselben war mehr als angenehm. Torben und ich auf dem Merced-TurmVom Uhrturm der Kircha La Merced genossen wir dann noch die Sicht auf den nahen Vulkan, den grossen See und die Stadt bei Sonnenuntergang. Sonnenuntergang über GranadaDass es durchgehend heiss war und in unserem nicht allzu sehr zu empfehlenden Hostel La Libertad nicht mal Wasser für die Dusche da war (obwohl die Putzfrau eimerweise Wasser für den Fussboden zur Verfügung hatte), dämpfte unseren Aufenthalt ein wenig – ebenso wie Siljas sich vermehrende Bettwanzen-Probleme: offenbar hatte gerade sie hier im Hostel erneut ein verwanztes bett erwischt.
Heute entschieden wir uns v.a. wegen Letzterem, auszuchecken und die Nacht schon im nächsten Ort (Masaya) zu verbringen. Zuvor jedoch liehen wir uns je ein Fahrrad und fuhren runter an den See. Der “touristische Malecon” war nicht allzu beeindruckend, und der Müll hielt uns vorerst davon ab, irgendwo baden zu gehen. Schon nach einer kurzen Strecke hatten wir das Ende dieser “Strandpromenade” erreicht, bogen deshalb davon ab und kamen nach einer Weile bei Asede an, dem kleinen Hafen für überteuerte Bootsfahrten zu den Isletas. Eigentlich wollten wir nur einen Drink im Restaurant zu uns nehmen, wurden allerdings eine Weile aufgehalten, da ein angeketteter Kapuzineraffe unser Mitleid erregte und wir ihm unser übriggebliebenes Essen überliessen.
Auf dem Rückweg assen wir n einem Strandcafe, vor dem ein sogar gesäuberter Strand mich zum Baden im See lockte. Im flachen Sandstrand konnte ich gute 200m weit in den See hinauslaufen und eine grandiose Aussicht geniessen.
Zurück im Zentrum Granadas packten wir erneut unsere Rucksäcke und machten uns per altem Ami-Schulbus (die hier normales Transportmittel sind – von Reisenden oft abfällig als “Chickenbus” bezeichnet, weil die Passagiere eben oft einfach mal alles hier mitnehmen) nach Masaya auf…

25.2.11, Granada, Nicaragua

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Ometepe und der zweite Vulkan

Ich überspring jetzt einfach mal einen Tag und bin in Nicaragua. Huch? Ja richtig… wir sind am 19.2. von Panama ueber die Grenze nach Costa Rica geduest (naja, mehr oder weniger), haben dann in San Jose gepennt und einen interessanten Abend verbracht (fragt halt wenns euch interessiert) und dann am naechsten Tag mit einem Bus direkt bis an die nicaraguensische Grenze gefahren. Von da aus kamen wir nach einigen Transportmittelwechseln schliesslich an unserem ersten Ziel in Nicaragua an: der Insel Ometepe. Die Insel im Nicaraguasee, der an Ausmassen sogar den Titicacasee uebertrifft, besteht aus zwei Vulkanen (1700 und 1300m), die durch erkaltete Lava miteinander ueber eine Landbruecke verbunden sind. Der groesste Ort der Insel, an dem wir auch ankamen (Moyagalpa, knapp 3000 Einwohner) wartet noch mit dem ueblichen Zivilisationsschnikschnak auf, aber direkt dahinter, gibt es eigentlich nur noch die eine Hauptstrasse, die die verstreuten Haeuser und Finkas miteinander verbindet. Um die Ausmasse zu verdeutlichen: mit den Minibussen faehrt man 2/3h ueber die Insel – doch das ist eigentlich nichts: Schiffe zur oestlichen Seite des Sees brauchen 15 Stunden.
Am 21. fuhren wir ueber einen kleinen Umweg und einen grossen Aufenthalt bei einer alten Frau, die nahe der Strassenkreuzung wohnt wo wir den Bus wechselten auf die suedliche Seite der Insel. Die in der Ansiedlung El Quino wohnende Frau erzaehlte uns anfangs ganz interessante Sachen, unterbrochen vom Bananenlaster der ihr eine Staude fuer angeblich 6$ abkaufte, dann gingen ihr jedoch irgendwann die Themen aus, wie es so oft ist, wenn Landbewohner hier mit den tausend Erlebnissen der reisenden Staedter konfrontiert werden und selbst nicht so recht wissen, was sie nun erzaehlen sollen. Das wurde eine etwas unangenehme Situation, da sie irgendwann erzaehlte, was sie kuerzlich im Fernsehen gesehen hatte – wozu neben den ueblichen Telenovelas und Musiksendungen auch Pornos gehoerten. Wir waren froh als der Bus kam. Mit dem rappeligen Ding erreichten wir schliesslich die Ansiedlung, von der wir 15 min Fussweg spaeter in der Finca Magdalena ankamen, einer rustikalen Unterkunft, wo wir dann fuer knapp ueber 3$ mit bester Aussicht auf den Vulkan Concepcion auf der Nordseite der Insel und dem Maderas-Vulkan direkt hinter uns pennten.
Getreu meines Mottos, alles im Leben mindestens 2x gemacht zu haben, konnte ich natuerlich nicht anders, als auch diesen Vulkan zu erklimmen. Silja blieb in der Finca, um sich von ihren seltsamen Pusteln zu kurieren, die sie seit dem vorigen Tag plagten, waehrend Torben und ich loszogen. Zwar war es sowohl was Zeit, als auch KM betrifft, weniger als der Baru (der erste Vulkan bei Boquete in Panama), doch leichter war es trotzdem nicht. Waehrend die ersten 45 min zwar noch bei schwueler Hitze, dafuer mit stabilem Weg vor sich gingen (wobei wir ein bisschen an Kaffee; und Kakaoplantagen vorbeiliegen und einen Petroglyphen sahen), wurde es anschliessend nicht nur frischer und nebliger, sondern v.a. schlammiger. Der Pfad oft nur schwer erkennbar, krabbelten wir unter und ueber Baumstaemme, kletterten ueber Steine und versuchten, nicht im Schlammmatsch auszurutschen. War definitiv kein leichter Aufstieg. Sahen ein paar Affen unterwegs, viele Pflanzen (Nebel; und Zwergenwald), auf dem Hinweg aber dank des Nebels nicht allzu viel. Oben vom Kraterrand stiegen wir dann 10min hinab und erreichten den See, welcher den Krater fuellt. Schwimmen war nicht im urspruenglichen Sinne des Wortes moeglich, da man schon mit den ersten Schritten bis zu den Waden im Schlamm versinkt. War trotzdem sehr erfrischend. Nach unserem Sandwich;Mittag ging es dann an den ebenso anstrengenden Abstieg – versuch mal, einen steilen Berg runterzuklettern ohne im Schlamm auszurutschen.
Letztenendes eine vollkommen unterschiedliche Erfahrung als der Baru, und wenn ihr Torben fragt, eine anstrengendere… aber die Ausblicke auf dem Abstieg auf den riesigen See und den Nachbarvulkan Concepcion… die waren geil!

Blick auf den Vulkan ConcepcionIrgendwo im NebelwaldDer Kratersee im Maderas

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Verloren in Nicaragua / 170 km bis Arequipa

Verloren in Nicaragua
Spontan wie ich bin, habe ich mich heute kurzerhand nach Nicaragua begeben, um schon mal zu sehen, was mich so erwartet. Nicaragua, direkt nebenan zu Costa Rica, liegt nicht wie erwartet nahe der Pacifico, sondern bei San Felipe. So, verwirrt? Gut, das war ich auch, wenn auch auf andere Weise. Ich rede natürlich von Strassen, bzw. im Fall der “Pacifico” von einer (privaten) Uni. Und die Nicaragua… nun ja, die gibt es laut meiner Karte zwei Mal. Leider habe ich erst nur die eine gesehen, die mittlerweile anders heisst, und deshalb wie blöde gesucht und telefoniert, bis ich die andere, kleinere Nicaragua in der Nähe der Avenida San Felipe gefunden habe. Der Grund dieses komplizierten Ausflugs war meine zukünftige Unterkunft: da meine bisherige in Pueblo Libre zwar durchaus echt in Ordnung, aber leider zu teuer ist, habe ich mir in einem Hochhaus Potentielle Unterkunft in Jesus Maria(ja, Flo, in einem Hochhaus… ich…) in San Felipe (in Jesus Maria, nahe des Viertels San Isidro wenn ihrs genau wissen wollt) die Wohnung von Angela angesehen. Angela, die in Lima Gastronomie studiert, wohnt hier die Woche über, finanziert von ihrer Tante, und verbringt das Wochenende anscheinend meist bei ihren Eltern ausserhalb der Stadt. Und sie sucht eiunen Mitbewohner für das leere Zimmer in diesem Appartment – klingt ungerwöhnlich für eine Peruanerin? Stimmt – aber sie hat ja auch eine Zeit lang in Barcelona studiert, das hat wahrscheinlich seinen Einfluss hinterlassen. Alles in allem spricht wenig dagegen: es ist (ein gutes Stück) billiger, genauso sicher und gut gelegen, und ich hätte eine etwa gleichaltrige Mitbewohnerin. Nachteil: es ist ein Stückchen weiter von der Uni entfernt (allerdings nicht so weit wie befürchtet) und es ist eben ein Hochhaus ;). Könnte aber schlimmer sein… Nun ja, jetzt warte ich noch ein weiteres Angebot ab, das ich leider nicht mehr ansehen konnte vor meiner Abreise, und dann mal sehen wo man mich im September findet.
Miraflores Meerblick1
Ansonsten habe ich den Tag genutzt und kurz mal in Miraflores vorbeigeschaut – und das Meer gesehen! Beeindruckend – man sieht kaum den Unterschied zwischen Himmel und Meer. Da wird man mich sicher noch öfters sehen.Miraflores Meerblick2
Und um den Tag zu perfektionieren: für etwa 2 Stunden war zeitweise ein kleines bisschen Blau am Himmel zu sehen…
Pues, jetzt sitze ich im Bus nach Arequipa und die beiden Kinder von Juan, einem Kerl mit dem ich mich an der Gepäckabgabe unterhalten habe, probieren aus, wie weit man die Sitze vor meinen Knien nach hinten stellen kann. Juan sagt ihnen gerade, sie sollen aufhören, weil “el joven” gerade am schreiben ist… sein Machtwort hält nur für kurze Zeit an. Ich hoffe sie schlafen bald ein, damit ich die kommenden Stunden im Bus überleben werde 😉 Und morgen dann: Arequipa!

4.8., Ormeño-Bus Lima-Arequipa

170 km bis Arequipa
Der alte Bus, dessen Lüftung schon lange nicht mehr zu funktionieren scheint, kämpft sich einen weiteren Berg durch die Wüste hoch. 170 km bis Arequipa, sagt ein Schild an der Seite des Weges. Immer noch. Das letzte Schild um 13:15 zeigte 174 km. Jetzt ist es 14:35. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie sich vermessen oder wir uns verfahren haben. Ormeño ist schon eine tolle Buslinie.
Seit 17 Stunden sitze ich jetzt im Bus. Die beiden Kinder George und Milagros sind eigentlich ganz nett, 8 und 10 Jahre alt, fragen mich immer mal wieder aus oder beobachten mich beim Schlafen. Zur Mittagspause haben mich Juan und seine Frau zum mitgebrachten Essen und einen Anismate eingeladen und mich bereits im Voraus zu einer richtigen warmen Mahlzeit eingeladen, wenn sie wieder zurück in Lima sind (Telefonnummern sind inzwischen auch ausgetauscht) – jetzt fahren sie erstmal zum Familienbesuch nach Juliaca.
Nachdem wir uns in der Nacht gut mit Jacken einwickeln mussten, knallt jetzt die Wüstensonne auf unseren Bus und lässt mich an die deutsche Sommerhitze denken die ich noch vor weniger als einer Woche erlebt habe. Der gelbe Wüstensand zieht sich endlos an der Pazifikküste entlang, zerklüftete Felsen lösen Sanddünen ab. Wüste bei NazcaHin und wieder ein paar Baracken im Nirgendwo, hier und da ein kleines Dorf mit fünf Häusern, einem Restaurant und dem Schild “Zona Urbana”, alle paar Stunden ein grösserer Ort, bei dem fliegende Händler in den Bus steigen und Drinks, Knabberzeug und Medizin verkaufen.
Grüne WüsteAm beeindruckendsten jedoch der Ausblick, wenn wir hinter einem Berg hervorkommen und in ein Tal blicken, welches von einem winzigen Fluss durchquert wird – welcher wiederum das ganze Tal begrünt, so dass man grüne Wiesen, Anbaufelder und kleine Hütten inmitten der Wüstenberge ausmachen kann.
Wenn es nicht so warm wäre, könnte man das viel besser geniessen. Da soll noch wer was vom Kältechaos im Sueden reden – von wegen. Ob ich mich in Arequipa über die Kälte nach dieser Wüstentour freuen werde? Ob ich ein Recht habe, mich über die 18 Stunden zu beschweren, während die Bewohner hier in diesen Temperaturen ständig leben? Wie lange wir wohl noch für die verbleibenden 170 KM brauchen werden? Und ob George und Milagros es in der Zwischenzeit überdrüssig werden, mich an den Füssen kitzeln zu wollen? Fragen über Fragen… ich hoffe zumindest, die letzte beantwortet sich bald.

5.8., Ormeñobus Lima-Arequipa

Anmerkung
So, jetzt sitze ich in einem Internetcafe in Arequipa. Wir haben insgesamt sage und schreibe 20 Stunden gebraucht. (Also insgesamt, nicht für die letzten 170 km 😉 ). Juan, George, Milagros y yo
Nach der Fahrt sehr herzlich von Juans Familie verabschiedet worden und wie oben erwähnt Nummern ausgetauscht, ein Verwandter hat mich dann noch mit dem Auto bis in die Strasse Zela gebracht, wo ich in das Hostal eingecheckt habe, das Nicolas (siehe letzter Beitrag) mir empfohlen hat. Mehr dazu später, jetzt fordert erst mal mein Magen sein Recht ein.