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Grosse Zusammenfassung: Meine Top 25

Meine Zeit in Lateinamerika neigt sich dem Ende zu, und Deutschland rückt immer näher. Die letzte Zeit in Monteverde mit den fast schon familiär gewordenen Freunden aus NuestraKasa verbracht, nochmal Salsatanzen gegangen, gemeinsames Kochen mit 13 Leuten und leicht wehmütig in der Hängematte chillen – ein wenig seltsam ist es schon, jetzt nach 8 Monaten wieder zurückzukehren… und doch wird es langsam Zeit, und ich freue mich auf alles, was mich nach dem langen Flug erwarten wird. Ich habe unglaublich vieles erlebt auf dieser Reise, habe erschreckende Armut gesehen und glänzende Kolonialstädte, Auswirkungen des Klimawandels und scheinbar unberührte Naturparadiese, habe Freunde kennengelernt und bin mit mehr Verkehrsmitteln gereist, als ich Strassenessen gegessen habe (naja, vielleicht nicht ganz). Ich weiss, dass ihr nicht immer alle soviel Zeit hattet, all das zu lesen und ihr so manches vielleicht nur überflogen habt… deshalb habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, und eine grosse Zusammenfassung der 25 Orte geschrieben, die mich am meisten beeindruckt haben… auf positiver Seite; denn was wäre schon ein Rückblick auf die traurigsten Orte die man gesehen hat? – unabhängig dass es davon zum Glück nicht so viele gibt. Per Klick auf die kleine Zahl in Klammern hinter dem Ortsnamen kommt ihr zu dem Blogeintrag, den ich dazu jeweils geschrieben hatte.
In chronologischer Reihenfolge 😉

Blick auf LimaBarrancoLima
Meine Heimatstadt, die von vielen Kurzzeitbesuchern so verachtet wird, und doch geliebt von jedem, der dort mehr als ein paar Tage verbringt. Irgendwo zwischen den Welten aus armen Barrios wie Puente Piedra, wo ich meine peruanische Familie schätzen lernte, und dem glitzernden Miraflores, wo ich Woche für Woche mit Slamtexten an der Poesia en el Parque teilnahm, zwischen der rauhen Steilküste zum Meer beobachten und Paragliden und dem chaotischen Busverkehr im Zentrum, dem im August so grauen Himmel und dem pulsierenden Leben in der Uni Nacional de San Marcos… liegt meine geliebte peruanische Heimat. Lima wird immer eine Sonderposition für mich haben. Pucha huevon, nunca la olvides!

UrobootFeuertanzAmantanihafenAmantaniaussichtAmantani & Der Titicacasee (1)
Einer der schönsten Orte meiner Reise – ich habe mein Herz verloren am Titicacasee. Der riesige Andensee, der scheint wie ein Meer, breitete sich vor meinen Füssen aus, die auf dem Stein des Osthügels Amantanis stehen, hinter mir die Pachamamaruinen, und am Ufer liegt der friedliche Ort, in dem ich in einer lokalen Familie untergekommen in das Quechua-geprägte Leben eintauchen konnte. Nachts zum frösteln kalt, tags pralle Sonne, abends der Blick auf den bis zum Horizont reichenden See und die darüber untergehende Sonne – kaum ein schönerer Ort auf Erden!

IndigenoSonnentempelCusco KathedraleLamaCusco & Das heilige Tal (1)(2)
Wenn auch ein viel zu touristischer Ort, muss man Cusco und die Bauwerke Machu Picchu und Saqsaiwaman einfach gesehen haben. Was die Inkas dort an architektonischen Wundern bauten, ist mit wenig vergleichbar. Während die spanischen Kolonialhäuser immer wieder Erdbeben zum Opfer fielen, stehen die passgenauen Mauern der Inka immer noch. Cusco selbst ist schön, vielfältig und interessant… wären da nicht all die Touristen und die vielen Einheimischen, die selbige übers Ohr hauen wollen.

SandboardenHuacachinaDünenSandboarden in der Oase Huacachina (1)
Mitten in der Wüste aus Sanddünen im Süden Perus taucht diese herrlich schöne Lagunen-Oase vor meinen Augen auf (die übrigens auch auf peruanischen Geldscheinen zu sehen ist), eingedrängt zwischen den gelben Hügeln, durch welche ich wenig später auf einem Quad in affenartigem Tempo düse – um schliesslich, auf deren Hügeln stehend, ein Board in der Hand, in die Tiefe surfe. Voll mit Sand und Adrenalin die Sonne über den Dünen untergehen sehen – göttlich!

artesaniaHaus KöhelPozuzo (1)
Bananenstrudel und Wiener Schnitzel im österreichisch geschmückten Tiroler Adler, durch den kleinen, sauberen Ort voller geschnitzter Holzhäuser schlendern und sich von Einheimischen aus der Sendero-Luminoso-Zeit erzählen lassen, als sie sich von den Hügeln aus verteidigten, durch die wir am Vormittag noch gewandert sind… Der Ort ist so eigen, dass Wenige den komplizierten Weg im Minibus an Felsklippen entlang auf sich nehmen: aber es lohnt sich!

camino del muertecocoaCoroico & Der Camino del Muerte(1)
In dicken Klamotten umgeben von Nebel und kaltem Gestein auf 4000m Höhe in den bolivianischen Anden setze ich mich aufs Mountainbike – auf 1500m steige ich nach einer unvergleichlichen Abfahrt im grünbewachsenen, heissen Dschungel wieder ab. Trotz absoluten Geflasht-seins bleibe ich noch dort und entdecke Coroico, ein gemütlicher Hügelort mit fantastischer Aussicht auf den Dschungel, und schliesse im Tier-Rehabilitationspark Freundschaft mit dem Spinnenaffen Cocoa, der meine Hand gar nicht mehr loslassen will…

wurzeltrinkenamazonasaffeAmazonischer Dschungel (bei Iquitos) (1)
Viel wird als Selva bezeichnet, doch nichts ist so sehr Dschungel wie Amazonien. Ich sehe pinke Delfine, giftgrüne Frösche, Tarantulas und Schlangen, trinke aus Wurzeln und reibe mich mit Termiten ein… und verlaufe mich im Dikicht des Primärregenwaldes in Dunkelheit. Unglaublich schwül-heiss und voller Mücken. Aber was für ein Abenteuer!

BaumVersteinerter Wald (bei Puyango) (1)
Zum winzigen Dorf trampend fängt meine grosse Reise an, und der versteinerte Wald, den man in vielen Reiseführern vergeblich sucht, ist so ein seltsamer, faszinierender Ausblick, dass er als passender Startpunkt in Ecuador in meinem Kopf hängen geblieben ist. Kiloschwere Holzsteine auf dem Weg, den lebenden Wald um mich herum, perfekte Ruhe…

CuencahutmacherCuenca & Die Anden (1)
Dass ich die Anden liebe, wird mir in Cuenca wieder klar: die mit hübschen Häusern und mehr Kirchen als man zählen kann gefüllten Strassen wollen mich bleiben lassen. Und der Himmel beschenkt mich mit dem schönsten Andenwetter, während ich in den Hutladen eines betagten Herren schaue…

QuitoTurmuhrreitenQuito & Der Mittelpunkt der Erde (1)(2)
Das irgendjemand freiwillig im neuen Quito wohnt, ist mir unverständlich – hat Alt-Quito doch einen so angenehmen kolonial-verstaubten Charme, eine fantastische, dem Kölner Dom nachempfundene Kathedrale und versteckte Innenhöfe hinter jeder zweiter Tür. Mit der Seilbahn komme ich hoch in die Nähe des Hausvulkans, zu Pferd (erstmalige Erfahrung für mich) noch weiter – mit lohnender Aussicht auf die Natur um mich rum und die Stadt hinter dem nächsten Hügel. Im nahegelegenen Mitad del Mundo überquere ich den Äquator und stelle fest, was die Erdanziehungskraft alles tolles kann:

SalsaLa Feria de Cali(1)
Ich kann nicht sagen, ob Cali auch so für sich alleine hier in der Liste gelandet wäre – auch wenn es unbestreitbar schöne Stadtviertel hat. Was mir aber v.a. hängen ggeblieben ist, war die hier jedes Jahr zu Weihnachten stattfindende Feria, von der ich Teile erleen durfte: umwerfende Paraden mit den besten Salsa-TänzerInnen des Kontinents, Konzerte (darunter ein absolutes Underground-Erlebnis) und noch mehr Salsa: ganz Cali pochte im Rhythmus der Musik!

LadrillerosLadrillerosLadrillerosLadrilleros (1)
Durch tiefsten Dschungel, durch welchen Sonnenstrahlen vereinzelt auf den Fluss schimmern, sind wir im Kanu bis zur abgelegenen natürlichen Piscina gekommen, in der wir in völliger Einsamkeit vom Wasserfall ins 3m-tiefe Becken springen, uns mit dem abgekratzten weichen Steinschlamm einschmieren und überrascht nach oben schauen, als ein kleines Flugzeug der nahen Militäraussenstelle knappe 12m über uns hinwegdüst. Wow. Geheimtipp pur. Den Rest der Zeit am schwarzen Strand chillen, auf den Pazifik und diedschungelbewachsene Steilküste starren und göttliche Papas Rellenas im Dorf essen… Noch ein Höhepunkt: Sylvester mit Privatkonzert!

KolibriKaffepflanzeKaffeeDas Kaffee-Land(1)
Salento, der vielgelobte Miniort in der Zona Cafetera, mag von backpackern überlaufen und ereignislos sein: es ist ein hübscher Ort zum Wohlfühlen, und noch viel wichtiger: man ist nach einem kurzen Wanderweg direkt im kaffeeland. Mögen die schöne Landschaft und Wanderungen durch Wachspalmenwald noch vergleichsweise unspektakulär scheinen (obwohl… nicht) – der Besuch auf einer Kaffeefinca mit Privattour und Verkostung ist so schnell woanders nicht zu finden. Und so guter Kaffee auch nicht!

wasserspiegelsalzkathedraleDie Salzkathedrale (bei Bogota)(1)
Die wohl beeindruckendste, und wegen ihrer Schlichtheit schönste Kathedrale die ich bisher gesehen habe tief unter der Erde im Salzbau, mit Salzwasserspiegel und gigantischen, in den Stein gehauenen Kreuzen – wer hier nicht andächtig wird, hat was falsch gemacht. Bogota selbst ist natürlich auch sehr sehenswert, wie man es bei einer 8Millionen-Stadt vielleicht erwarten kann. Aber ich kann ja jetzt auch nicht jede kolumbianische Stadt in meine Top25 packen… oder eigentlich gleich ganz Kolumbien 😉

metroboteroIch vor dem Stausee von GuatapéDer HinkelsteinMedellin & Der Stein von Guatapé (1)
vielleicht habe ich ja auch einfach eine Paisa-Seele 🙂 – doch das Land und die Paisametropole Medellin lassen mich nicht mehr los – und man kann mich jetzt schon kaum mehr von der Idee abbringen, für meine BA-Arbeit hierher zurückzukommen. Die Stadt voller Kultur und Wissenschaft, modern wie wenig andere in Lateinamerika, gleichzeitig besiedelt von den freundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann – das Land voller unbeschreiblicher Schönheiten, die ihresgleichen suchen: allen voran der Stausee von Guatapé und der ihn überragende Stein El Peñal, von welchem ich dieses wunderschöne, von Inselchen gesprengelte Nebenprodukt menschlichen Energiewahns bewundere. Wer nach Lateinamerika reist, sollte nach Kolumbien kommen – und wer nach Kolumbien reist, kann Medellin auf keinen Fall auslassen!

Ausgang der HöhlenMarmorstrand Rio ClaroRio Claro vom 8m-SprungCañon Rio Claro (1)
Als Tourismusziel ausgebaut und trotzdem herrlich ruhig – findet man wohl nur in Kolumbien. Der private Naturpark um den Rio Claro ist atemberaubend schön zum Spazierengehen (und dabei uU von einer Tarantula überrascht werden), vom 8m Standpunkt in die Strömung zu springen, vom marmornen Strand schwimmend den Fluss durchqueren und nach einer fast 2h-Wanderung durch den Dschungel die von 1m-Flügelspannweiten Fledermäusen behausten Marmorhöhlen wandernd, durch Wasser watend, springend, rutschend und schwimmend zu durchqueren und an einem Wasserfall hinunterkletternd nach einer Flussdurchquerung wieder am Strand zu landen. Echt jetzt? Ja echt… geil oder?

Paragliden bei BucaramangaAussicht vom GleitschirmParagliden bei Bucaramanga (1)
Gleitschirmfliegen mag für mich nicht mehr den Reiz des Neuen haben, und doch bin ich jedes Mal aufs neue 100% glücklich, wenn ich den Boden unter den Füssen zurücklasse und mit dem Schirm über mir den Hang entlangsoare… und die Landschaft in der Umgebung, die zu Wanderungen durch die kleinen Orte mit ihren gemütlichen Einwohnern verführt, tut ihr übriges. Aber das einfach unvergleichliche Erlebnis ist natürlich (auch) hier das Paragliden… (geht übrigens auch als Tandem), im Sonnenuntergang mit Blick auf das Tal, Buca und eine Hügellandschaft bis zum Horizont!

Der Schlammvulkan TotumaIch schwimme im SchlammCartagenas Stadtmauer bei SonnenuntergangBaden im Schlammvulkan (bei Cartagena) (1)
Ob sich Cartagena lohnt, muss jeder selbst zwischen schöner Altstadt und Tourifalle entscheiden. Der in der Nähe gelegene Schlammvulkan hingegen ist auf jeden Fall ein verdammt cooles Erlebnis – wo kann man sonst schon nach 5min Aufstieg im Krater eines aktiven Vulkans gemütlich im kühlen Schlamm liegen, sich in das blubbernde, zähe Grau sinken lassen um anschliessend in einer kleinen Seebucht den Matsch abwaschen zu gehen?

Templo de BahaiPanamas KathedralePanama-Stadt & Der Bahai-Tempel(1)
Jetzt war ich 3x am Flughafen Panamas, bin selbst aber nie dort in oder aus einem Flugzeug gestiegen. Trotzdem 2x in dieser Stadt gewesen, und mich das zweite Mal fast wie zuhause gefühlt. Der von den Wänden abblätternde Charme zwischen Vergangen und Immer noch da des alten Kolonialviertels Casco Viejo ist erstaunlich ruhig, und was ist toller, als Abends auf der Plaza de Francia philosophierend auf den causeway zu blicken? Selbiger ist ebenso besuchenswert – und dann noch den Metropolitanpark und (mein persönlicher Lieblingsort hier) der unglaubliche Ruhe ausstrahlende Bahau-Tempel, und man hat eine sympathische, fast schon heimelige Hauptstadt…

Grosses Schiff im PanamakanalDer Gatun-See, Teil des PanamakanalsDie Kanal-Eisenbahn

Der Kanal (1)
Es ist einfach aus technischer Sicht ein Wunderwerk, und definitiv den Besuch wert – in unserem Fall: zwei der riesigen Schleusen (wenn die bei Gatun leider schon zu waren) und eine krass szenische Bahnfahrt am Kanal und dem Gatunsee entlang. Gerne wäre ich auch noch per Schiff durch den Kanal gefahren – aber man kann ja nicht alles haben. Spannend wär das aber bestimmt auch mal…

tolle aussicht ... nochSilja und ich auf dem Gipfelthermalquelle CalderaBoquete, Barú & Calderas (1)
Einer meiner Lieblingsorte in Zentralamerika, kam ich nach Boquete gleich noch ein zweites Mal, um im frischen Klima und netter Atmosphäre zu entspannen. Der erste Besuch war actionreicher gewesen: in 7h erklommen wir den Vulkan Baru durch schönste Natur – auch wenn wir nach der kalten Nacht nicht mit der erhofften Aussicht belohnt wurden, war es eine tolle Erfahrung. Unsere Belohnung dafür: die heissen Quellen von Calderas, die wohl natürlichsten Thermen, die ich bisher gesehen habe. Wer nicht in Boquete war, hat einen der interessantesten Orte Panamas verpasst!

Unser Hostel BastimentosDie TaucherOld Banks, Bastimentos (1)
Eine völlig andere Kultur hüllt die Bocas del Toro-Insel in einen so unglaublich relaxenden Reggae-Vibe, dass man schon nach kurzer Zeit das Tempo verlangsamt, die allgegenwärtige Reggaemusik mitsummt und durch den Ort schlendert, in der Hängematte oder am Strand chillt oder maximal up in the Hill ein paar leckere Schokotrüffel verzehrt… okay, oder sich im Tauchen versucht. Ja man! Aber nicht den Ratschlag vergessen, den uns ein Ragga am Abend vorher gab: U cant smok unda wata, man!

Blick auf den Vulkan ConcepcionIrgendwo im NebelwaldDer Kratersee im MaderasIsla Ometepe (1)
Wer wie wir, nicht genug vom Vulkanbesteigen bekommt – der Maderas ist ein schlammiges Stück Aufstieg. Und der Seegrund im Krater ist auch nicht gerade gut um Stehen geeignet. Klingt doof? Naja, dafür gibts ne tolle Aussicht auf die andere Hälfte der Insel, den zweiten Vulkan der dieses Naturparadies inmitten des jegliche Vorstellungskraft sprengenden Lago Nicaraguas.

IMG_7299IMG_7287Der KraterWir besteigen den VulkankraterLeon & Der Cerro Negro: Vulkansurfen! (1)
Leon ist viel zu heiss, um es zu meiner Lieblingsstadt Mittelamerikas zu schaffen – schade eigentlich, denn sonst hat es alles: schöne koloniale AAltstadthäuser, eine fantastische Kathedrale auf deren Dach man herumwandern kann, viel gutes Essen und v.a. eine rege Kulturszene aus Gitarristen, Kleinkunstbands und Poeten, die sich durch die zahllosen Bars treiben. Dass die Stadt ihren Dichter Ruben Dario, der fast als Nationalheld gilt, über alles verehrt, macht sie nur noch sympathischer. Zusätzliches Aebntuer: auf dem Kraterrand des Cerro Negros in die tiefstehende Sonne wandern, auf der einen Seite den rauchenden Vulkan, auf der anderen die Steile, schwarze Piste, die wir mit dem Board unter den Füssen heruntersurfen…

Der geheime Baum von innenNebelwald-BlumeNebelwald-SchönheitMonteverde & Der Nebelwald(1)
Der einzige Ort, der mir gezeigt hat, wie reich und vielfältig Costa Rica sein kann – entspannte Atmosphäre, gutes Wetter und tausend Angebote, seinen Tag zu verbringen, auch wenn die meisten davon ein bisschen preislich übertrieben sind. Bei einer der Canopy-Touren gibts nen gehörigen Adrenalinkick, die Suche nach dem von Innen besteigbaren Rankenbaum erfüllt das Bedürfnis nach individueller Entdeckung und der Nebelwald von Santa Elena ist voller atemberaubender Schönheit, und trotz seiner durch Pfade leichten Zugänglichkeit wenig besucht, so dass man die völlig Ruhe dieses wundervollen Ortes perfekt geniessen kann. Und wenn man abends wieder Zivilisationswünsche offen hat, dann kann man hier sogar Salsa tanzen gehen 😉

…das sieht nach einer ganzen Menge aus – ist ja auch viel Zeit vergangen. Aber was meine Reise besonders erlebenswert gemacht haben, waren letztenendes all die Leute, die einem über den Weg laufen und jeden Reisetag ein neues Erlebnis werden lassen! Ich danke euch allen für die Rückmeldungen, die Mails, die Kommentare, die Unterstützung wenn ich mal einen Durchhänger hatte, und die Nachfragen, die dafür sorgten, dass ich mein Tagebuch nie allzu lange liegen liess 😉 …Und wenn ihr auch mal nach Lateinamerika reisen wollt, wisst ihr ja jetzt, wo ihr überall hinsolltet!

27.3.11, San Jose, Costa Rica

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Reisefaul?

Treiben lassen in Boquete
Die Zeit treibt vor sich hin und es ist leicht, den Überblick zu verlieren. Wie lange bin ich jetzt schon wieder in Boquete? Untergekommen im sehr zu empfehlenen Mamallena, bin ich hier wieder zur Ruhe gekommen, im angenehmen Klima und umgeben von sympathischen Leuten, in einem Ort den ich bereits kenne… das habe ich gebraucht. Habe auch nicht viel unternommen – ein kleiner lokaler Markt, der Garten Mi jardin es tu jardin“mi jardin es tu jardin” und zusammen mit den beiden Hallenserinnen die ich in Santa Fe getroffen hatte nochmal zu den Calderas-Thermen gefahren (die immer noch ein absolut toller Ort sind). Ansonsten verbrachte ich viel Zeit damit, diverse Sachen für meine Rückkehr nach Deutschland zu planen, für die Uni, für Poetry Slams und meinen Job, und die T-Shirts zu bemalen, die ich mir in Panama-Stadt geholt hatte. Letzteres begeisterte ein paar Leute im Hostel so sehr, dass ich nebenbei noch drei Caps als Auftragsarbeiten annahm und dadurch für meine Zeit in Boquete mit Rum und Massagen versorgt wurde. Es fällt leicht, hier hängen zu bleiben, jeder Tag geht so gut rum, viele Gespräche mit den anderen Leuten hier, und ich würde gerne noch länger bleiben, im Konflikt zwischen “wenigstens noch ein bisschen Costa Rica sehen” und das hier geniessen…
Pucha-huevon Shirtpues si shirtchevere-shirtcap1cap2cap3

17.03.2011, Boquete, Panama

San Jose oder die zwanghafte Suche nach dem Authentischen
Wendys Fastfood in San JoseUS-amerikanischer geht es wahrscheinlich gar nicht mehr. Wenn Mittelamerika mit schon so übermässig vom grossen Nachbarn beeinfluss schien, San Jose ist die absolute Zuspitzung: neue, grosse Autos, fastfood-Ketten an jeder Strassenecke, Autohändler, Diners, riesige Werbeplakate, Surferklamotten-Shops… und der so “typisch” Tica-Ausruf “Pura Vida” (pures Leben) ist auch nichts anderes als das Pursuit of hapiness und den american way of life. Ich bin ja inzwischen das dritte Mal hier (die ersten beiden Male jedoch mehr als Durchreiseort denn als Ziel), und trotzdem erschreckt dieses Stück Staaten in Lateinamerika noch, die Preise, die Atmosphäre und irgendwie auch die Menschen, und ich fühle mich hier längst nicht so wohl wie in all den lateinamerikanischen Städten, in denen ich auf meiner Reise war – und das obwohl ich vor einigen Jahren einen Schüleraustausch in den USA gemacht hatte und so dieser Kultur gar nicht mal von Grund auf abgeneigt bin… das Problem ist die Authentik. Der Dr. Sparen!Der reisende Backpaccker ebenso wie der Kulturwissenschaftler in mir schreien “das ist doch nicht Lateinamerika”, sondern eine übergestülpte Kulturvorstellung. Auf der anderen Seite ist diese Jultur hier im Zusammenhang mit dem Lebensstandard zu sehen, der hier zweifellos um einiges höher ist als im Rest Lateinamerikas (ausser vielleicht Argentinien) – Costa Rica gilt als die Schweiz Lateinamerikas, und an wenigen Orten des Kontinents geht es den Menschen aus ökonomischer Sicht so gut wie in San Jose.

Ist es nicht irgendwie egoistisch, dies alles zu kritisieren, bloss weil einem selbst dadurch dieses romantische Authentische fehlt, dass wir reisenden Europäer so zwanghaft auf der ganzen Welt suchen? Dieses verherrlichte Natürliche, dass wir bei uns nicht mehr kennen und deshalb hoffen, in den armen Regionen der Welt zu finden? – mal noch auf unmerklich-harmlose Weise, wenn wir uns freuen, statt im Hostel bei einer regionalen Familie untergekommen zu sein und so ihr “natürliches” Leben mitbekommen, mal in hässlich deutlicher Weise, wenn sich Touris mit ihrer Spiegelreflexkamera vor kleine Kinder in traditioneller Kleidung stellen und sie postkartenreif ablichten, ohne ihnen wenigstens die Armbänder abzukaufen, welche sie für lächerlich geringe Preise verkaufen, um immerhin etwas Einkommen zur Familie beizutragen – der Zooeffekt. Und währenddessen blicken wir abschätzig auf die Pauschaltouristen, die sich im überteuerten Hotel einquartieren und gar nichts vom “eigentlichen” Land mitkriegen – was richtig sein mag, aber dafür gentrifizieren sie wenigstens nur ihre Strandressort-Küstenstreifen und dringen nicht immer weiter ins abgelegene Inland vor, auf der Suche nach dem Geheimtipp, diesem unentdeckten Ort, den wir dann so vielen anderen backpackern weiterempfehlen, dass sich bald dort auch ein Backpacker-Hostel mit Wi-Fi, Pancake-Frühstück und Innenhofpool findet. Die Parallele zur üblichen Gentrifizierung innerhalb von Städten ist auffällig: ob Berlin, Hamburg oder New York, es läuft immer gleich: die KünstlerInnen und Alternativen ziehen in Gegenden, wo der Lebensstandart niedrig ist (aus finanziellen Gründen ebenso wie aufgrund der “Authentik”), ermöglichen eine gewisse Infrastruktur und locken durch ihreCoolness die Leute an, die was ähnliches im Kopf, aber sehr viel mehr im Geldbeutel haben… bis die ursprünglichen Bewohner sich ihre eigenen Wohnungen nicht mehr leisten können und in abgelegene Orte abgedrängt werden. Im Reise-äquivalent übernehmen wir Individualreisenden die Rolle der Künstler – und individual sind wir dabei selbst auch oft nicht mehr, wenn wir alle unsere Reisepläne dem gleichen Lonely Planet entnehmen….

18.03.11, San Jose, Costa Rica

Moderne Kunst / Wie verbringt man den Tag in einer langweiligen Stadt?
Streetart San JoseDass ich an San Jose wenig finde, habe ich ja bereits festgehalten. Das Theater San JoseEines muss man der Stadt jedoch lassen: sie ist ein gefüllter Pool (moderner) Kultur! Gestern durch die Stadt geschlendert und dabei nicht nur ein paar neue Parks entdeckt (mit moderner Kunst verziert), sondern auch das Museum für moderne Kunst und Design (recht interessant) und Subkulturen vom feinsten: beim Pavillon de la musica eine Gruppe Gothiks in vollem Kostüm, die zu Gothik-Elektro tanzten, Inoffizieller Versammlungsort aller Musiker ;) in der Fussgängerzone dann einen christlichen Rapper… wär ich abends nicht so faul gewesen, hätte ich sicher noch mehr dort sehen können.
Heute wurde es dann weniger spannend:
Ich weiss ja nicht ob es an mir liegt, der Reiseüberdrüssigkeit, dem zu-viel-gesehen-Syndrom… aber Heredia wirkte nicht mal halb so interessant wie im Lonely Planet beschrieben . und selbst da ist der Stadt nur wenig Platz gewidmet. Da ich aber ja meine Zeit irgendwie nutzen wollte und von “kolonialem Altstadtflair” die Rede war, stand ich extra früh auf, um zum Bahnhof zu laufen, von welchem es bis 8 Uhr einen Zug nach Heredia gibt… ja wirklich, ein normaler Zug! – So normal nur dann leider doch nicht: fährt nämlich nur wochentags. Ein weiterer Abschnitt in der Liste “Jesko versucht in Lateinamerika Bahn zu fahren”… also den Bus genommen und erstaunlich schnell angekommen (sind ja auch nur 11 km) – doch den Kolonialflair suchte ich vergebens. Heredias KathedraleEs dauerte eine Weile, bis ich überhaupt die Plaza gefunden hatte, deren Kathedrale und der alte spanische Festungsturm an der Nordseite dann auch wirklich das Einzige sind, was etwas von diesem Flair hätte.Der spanische Turm Wahrscheinliich ist das für Costa Rica schon viel, und ich sollte nicht solche Altstadt-Giganten wie Cartagena, Quito und Cusco als Massstab nehmen. Man wird anspruchsvoll, wenn man so tolle Orte gesehen hat. Ich langweilte mich schnell, denn es gibt dort noch weniger zu tun als in San Jose, weshalb ich dorthin zurückfuhr, noch ein wenig durch die Stadt schlenderte und in der Hängematte entspannte. Morgen geht es dann noch ein letztes Mal auf Tour, den Erzählungen von anderen (aufgrund derer ich die entsprechenden Orte als Ziele auswählte) zufolge habe ich berechtigte Erwartungen, dass es die nächsten Tage nochmal ein wenig spannender wird – wir werden sehen. Ansonsten jedoch nicht erschrecken, wenn dieser Blog etwas negativ klingt: ich bin nach fast 8 Monaten fern der Heimat einfach ein wenig reisemüde, die ständigen Ortswechsel seit Dezember, das Aus-dem-Rucksack-leben, die immergleichen Backpacker-Bekanntschaften-Gespräche… aber wahrscheinlich dauert es nicht lange, wenn ich zurück in Dtl bin, und ich werde so einiges hier vermissen!

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Durch den Fluss: Santa Fe

So hatte ich meine Ausspannzeit eigentlich nicht geplant – aber auch entspannend: ich sitze in einem fetten Gummireifen und lasse mich von der Strömung den Rio Santa Maria hinuntertreiben, neben mir treibt Wiliam, ein 25-jähriger Panameño, der die Dinger als geniale Geschäftsidee vermietet. Der Fluss ist niedrig zur Zeit, deshalb geht es langsam… sehr entspannt – nur hin und ab einige Stromschnellen über grosse Steine, von denen mein Reifen wie beim Autoscooter abprallt. Anderthalb Stunden später steigen wir bei der 2. Brücke aus, und ich wandere noch eine Weile weiter bis zu einer kleinen, abgelegenen Piscina unter einem Wasserfall, wo ich eine Weile ungestört schwimme und mich auf den Steinen sonne. Nach dem guten Fussweg zurück chille ich den Rest des Tages im ruhigen Garten des “La Qhia”, einem netten Hostel in Santa Fe, dem Ort den ich eigentlich nur als Zwischenstop auf dem Weg nach Boquete aufgesucht hatte, um nicht ganz durchzufahren, doch es gefiel mir hier so sehr, dass ich dann doch erst einen Tag später weiterfuhr. Lustigerweise lernte ich dann noch zwei Mädels kennen, die auf die Frage wo ich herkomme ungläubig guckten: sie sind auch aus Halle 😉
Jetzt bin ich erstmal ein paar Tage in Boquete, entspanne eine Weile und erledige diverse Sachen, die so zu erledigen sind, bevor ich nach Costa Rica weiterreise, also nicht wundern wenn ich jetzt erstmal nichts schreibe 😉
Ich im Fluss bei Santa FeSanta Fes Natur

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Grossstadtdschungel / Der Tsunami

Grossstadtdschungel
Hinter dem grünen Dikicht, das sich voller Lianen und ander Pflanzen und Tiere vor unseren Füssen ausbreitet, erstreckt sich die Skyline von PanamaCity an der Pazifikküste. Auf dem Weg zu diesem tollen Aussichtspunkt sind wir Kolibris, kleinen Nutriaähnlichen Wesen (hach, Halle-Heimweh!) und einer Mischugn aus Schmetterling und Libelle begegnet, und sind insgesamt 2h wandernd durch den Parque metropolitano der Grossstadt entflohen, auf welche wir gerade blicken. Nachdem wir den Tag gestern schwer ereignislos verbracht hatten (uns vom seltsamen Karneval erholt haben und ein paar Einkäufe erledigten), wollten wir heute doch noch irgendwas tun, und verbrachten deshalb den Vormittag im Metropolitanen Park, einem Naturschutzgebiet innerhalb der Stadttgreenzen. Vor der Mittagshitze flüchtend schlenderten wir dann eine Weile durch die Albrook-Mall (was für eine vollkommen andere, US-amerikanische Welt…) und verbrachten nach selbstgekochtem Essen Torbens letzten Abend mit Zigarre und Rotwein auf der Dachterasse, abgeschlossen mit dem Hallewoodfilm aufm iPod, den uns unsere Halle-Leute damals zum Abschied geschenkt hatten – stillte das Heimweh nicht gerade. Wie lange ist das schon her… unglaublich, was seit dem alles passiert ist. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, sie alle wiederzusehen. Im Hostel gabs übrigens noch eine lustige begegnung im Hostel: “Hey, erinnerst du dich noch an mich?”, grinst ein blonder Ami in die Küche. “Äähm….” – “Wir haben uns im Bus kennengelernt, weisste nicht mehr?” (tolle Angabe, wisst ihr in wie vielen Bussen ich im letzten halben Jahr sass? – entsprechend: ) “Welchem genau?” – “Der Erdrutsch?! In Kolumbien?!”… Boyd, der US-Ami mit dem ich damals auf dem Weg von Ecuador nach Cali den Erdrutsch meisterte und gerade noch rechtzeitig zu Heiligabend dort ankam, wohnt jetzt in unserem Hostel. Und da sagt man immer, Reisebekanntschaften wären so vergänglich 😉

10.3.11, Panama-Stadt

Waiting for the wave
7.9 auf der Richterskala, ein AKW kurz vor der Kernschmelze, Flutwellen und unzählige Betroffene – tausende Meilen entfernt, auf der anderen Seite des Ozeans, tobt in Japan das Chaos. Und wir sitzen hier in Panamastadt, und warten auf die Tsunamiwellen, die gegen Abend hier eintreffen sollen. es ist eine seltsame Atmosphäre, hier bei scheinbar harmlosem, wie üblich heissem Wetter zu sitzen und auf besorgte Eltern-Mails zu antworten – derzeit sieht es gut aus, die Wellen dürften unter 3m sein, und Casco Viejo (wo unser Hostel ist) liegt 6m überm Meeresspiegel. Ums kompliziert zu machen, werden wir allerdings gerade um 6 im Taxi sitzen, unterwegs zum Flughafen, von dem Torben um 8 abfliegt. Ich hoffe, alles läuft gut. 11.3.11, Panama-Stadt
Wir haben noch mal ziemliches Glück gehabt… Die Wellen, die zwischen 6 und 8 Uhr abends der Voraussage nach eintreffen sollten, erreichten nicht mal einen Meter – Lateinamerika konnte generell aufatmen (auch meinen Limeños geht es gut). Als wir gegen 6 mit dem Taxi die Avenida Balboa langfuhren, kräuselte sich das Meer in der Bucht zu kleinen Wellen. Ein mulmiges Gefühl war das schon. Welch Erleichterung, als ich schliesslich auf dem Rückweg nach gebührender Verabschiedung hörte, dass nichts weiter passiert war. “Gracias a Dios”, wie der Taxista betonte. Da sitzt man am anderen Ende der Welt im Hostel, nur wenige Minuten Fussweg vom Pazifik entfernt, und beobachtet per CNN, wie Japan im halben Chaos versinkt… ohne zu wissen, was für einen Schaden die Auswirkungen hier wenige Stunden später anrichten werden. Auch ich hatte zwischenzeitlich überlegt, noch schnell einen Bus ins Landesinnere zu nehmen… doch die Information über die Höhe des Casco Viejo überzeugte mich eines Besseren. Alles in allem: ein paar mulmige Stunden hier in Panama, und mal wieder grosses Glück gehabt. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Betroffenenzahlen in Japan sich in Grenzen halten!

12.3.11, Panama-stadt

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Costa Rica Transit / Carnaval Freaktown

Costa Rica Transit Number 2
Zum zweiten Mal nach Costa Rica eingereist, und wieder kaum mehr als auf der Durchreise. Nach langer langer Busfahrt (Taxi zum Terminal Leon, Minibus Managua und von dort um 7 Uhr früh per TicaBus über die Grenze) kamen wir gegen 5 Uhr abends in San Jose an. Der Einfachheit halber checkten wir wieder im Tranquilo Backpackers ein, was zumindest Silja bereute, weil sie wieder ein paar Stiche abbekam – was immer diese allergische Reaktion hervorruft, es gibt die Biester im Tranquilo…
Heute blieb dann der Vormittag übrig, um ein wenig von San Joses Flair einzufangen: ein wahrer Kulturschock nach Nicaragua. Kühleres Klima, Shopping Malls und US-Style Diners und Fastfoodketten, zahllose Skater- und Surfklamottenläden in der Fussgängerzone – alles sehr seltsam, aber um mal ein bisschen langzuschlengern und sich wieder mehr in Deutschland zu fühlen, ganz in Ordnung. Ein paar Plazas, ein Artesaniamarkt, Essen und für Karneval gekaufte Schminke später holen wir unser Gepäck und fahren per Bus ins 18km entfernte Alajuela, eine kleinere Stadt (und doch mit grade 160.000 die zweitgrösste Stadt des Landes), ein wenig “normaler”, sehr viel übersichtlicher, und nur 5 Taximinuten vom internationalen Flughafen entfernt – optimal für Siljas Flug morgen um 7 Uhr früh. Torben und ich werden direkt anschliessend nach San Jose zurück und von da über David in Panama nach Chitre fahren, ein ekleiner Ort in der Nähe der Karnevalshochburg Las Tablas… war schon schwer genug, selbst da noch ne Unterkunft (für 15$) zu bekommen… ich hoffe, der Karneval ist es wert!

5.3.11, Alajuela, Costa Rica

Carnaval Freaktown
Die KarnevalsköniginGott, wo sind wir gelandet? Dass ausgerechnet Torben und ich zum Karneval nach Chitre kommen mussten, ist nur durch völlig verkehrte Erwartungen zu rechtfertigen. Denn Karneval ist hier nicht verkleiden, ausgeschmückte Wagen etc., sondern v.a. eins: rumstehen und nass werden. Hä?! Ganze zwei Wagen haben wir gesehen, mit je einer Karnevalsprinzessin mit vielen Federn drauf, gefolgt von einem Wagen Blechbläser. Abgesehen von diesem “Highlight” dröhnt Bass aus riesigen Boxen, und auf der Strasse stehen viele Menschen, die sich von anderen Menschen aus Wasserschläuchen bespritzen lassen.Die Menge lässt sich mit Wasser bespritzen Getanzt wird wenig (nur hier und da steht ein Mädchen auf ner Kühlbox und bewegt ein bisschen die Hüften), getrunken viel, ansonsten wird wirklich NICHTS gemacht. Wer nicht betrunken und mit seiner eigenen Crowd unterwegs ist (=wir), langweilt sich sehr schnell. Ok, ersteres hätten wir ändern können, aber auch sinnlos – durch unsere generell gerade vorhandene Reiseunlust sind wir auch nicht überaus kontaktfreudig und eher froh, als der langweilige Franzose Renault (ja wirklich!) uns in Ruhe lässt, die Mädchen sind entweder minderjährig, vergeben oder dick und… naja: Hauptereignis: wir sind nass geworden. Oleole. Dazu macht die Stadt einen freakigen Eindruck auf uns: gestern spät nachts angekommen pennten wir schliesslich bei “Miami Mike” auf einer Matraze und einem auf dem Boden liegenden Schlafsack, da mit unserer Reservierung was schiefgelaufen war. Dass Mike ein schmieriger, dicker, seltsamer Ami ist, half unserer Laune nicht grad. Durch viel Glück fanden wir heute früh ein paar Häuser weiter für 20$ pro Person ein immernoch teures, aber akzeptables Zimmer mit Rückzugsmöglichkeit. Die freakigen Leute liefen uns trotzdem noch ständig über den Weg und das liegt nicht am Karneval. (Dadurch waren es noch mehr). Schuss in den Ofen. Las tablas werden wir uns jetzt sparen, und haben unsere Reservierung für Panamastadt einen Tag vorverschoben. Die Lehre: wer karneval in Deutschland schon nicht mag, wird es auch in Panama nicht mögen.

7.3.11, Chitre, Panama

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Jamaica für Panameños

Jamaica für Panamaeños
Der Vibe hat uns. Unser Hostel BastimentosSchon unser Hostel-rezeptionist, ein farbiger Rastafari, redet in einer für Lateinamerika völlig untypischen Langsamkeit, aus dem Restaurant gegenüber kling Reggaemusik und die ca. 90% Dunkelhäutigen vor den Holzhäusern reden abwechselnd Spanisch, “Jamaica-Englisch” und eine Mischung aus beiden. Aber ja, wir sind immer noch in Panama. nach 7h Fahrt, einer Sitzblockade auf der Strasse vor uns und einer bumpy Bootsfahrt sind wir jetzt auf Bastimento, einer Insel der Bocas del Toro-Gruppe in der panamaischen Karibik. Obwohl von mehreren Touris (meist Backpackern) bereits entdeckt, fällt dies kaum auf, und auf der “Hauptstrasse” (einem schmalen Fussweg) des kleinen Ortes Old Bank (ausser ein paar Ansiedlungen der Ngöbe-Bugle) sieht man hauptsächlich Einheimische flanieren. Das Klischee wird perfekt, als uns auf der Strasse gleich mehrmals Gras angeboten wird. Das Meer vor der Nase, alle Leute wahnsinnig entspannt – es ist eine andere Welt, aber alles passt zusammen. Kein Auto, wenige Fernseher, und abends das Grillenzirpen vor unserer Terasse. Auf Dauer wär das nichts für mich und ich bin eigentlich auch kein Reggaefan – aber im Moment ist es perfekt. Und ist nicht der Moment das, was zählt? Relax, man!

16.2.11, Old Banks, Bastimentos, Panama

All-Time-Chillin
Es fühlt sich schon an, als würden wir eine halbe Ewigkeit hier sein. Den Ort kennt man nach etwas mehr als 10 Minuten fast vollständig, die Leute eigentlich ebenfalls, und man ist einfach Klischee-hafter Artesaniaverkäuferso gechillt, dass alles so easy ist wie der von Bob Marley abgelöste Gentleman-Sound aus den Boxen des Artesania-Verkäufers, dem eigentlich egal ist, ob jemand seine Sachen kauft. Erstaunlich wie ansteckend das ist. Vormittags gingen wir über einen schlammigen Pfad urch dichten Wald hinter dem Ort in den Osten der Insel zum Wizard-Strand, einem weichen, gelben, breiten Strand mit herrlichen Wellen. Auf dem Rückweg nahmen wir eine andere Richtung hoch zum “PalmTree Up the Hill”, einem alternativen Laen/Cafe und Hostel mit eigener Kakaoplantage und göttlich leckeren Schokotrüffeln, einer entspannten Aussteiger-Atmosphäre und viel Natur drumrum. Nachdem wir rausfanden, dass die Touren zu den beliebten Cavernas (Höhlen) 25$ kosten, liessen wir das lieber sein und… dreimal dürft ihr raten: entspannten den Rest des Tages, asen leckeres einheimisches Essen, tranken noch bessere Säfte und chillten abends auf unserer Terasse. Klingt unspannend? Ja man. Und?

der Tag danach man, immer noch dort

Down under
Überall um mich herum ist Wasser. Etwa 12m vor mir verschwindet die Sicht im blauen Dunst und gute 7m über mir schimmert die Wasseroberfläche. Nur hin und wieder fällt mein Blick auf die sich im Wasser wiegenden Korallen unter mir und die vereinzelten Fische, da ich ehrlicherweise v.a. damit beschäftigt bin, ruhig zu atmen und mit zwecks Druckausgleich die Nase zuzuhalten. Torben, Silja, der holländische Tauschmaster und eine Schweizerin tauchen vor mir urch das karibische Wasser, von oben bis unten in schwarzem Neopren und mit dicker Ausrüstung auf dem Rücken, die uns mit Luft versorgt. Wir haben anfangs ein paar Übungen gemacht (den hinter sich hängenden Luftschlauch wiederangeln während man versucht, die verbleibende Luft in den Lungen nur langsam entweichen zu lassen, das Wasser aus der Taucherbrille kriegen und per 2. Luftschlauch eines anderen Tauchers zu atmen, falls einem selbst mal die Luft ausgeht) und dann ein wenig in Richtung der Korallen gepaddelt. 42 Minuten insgesamt down under water. Das Atmen durch den Schlauch ist seltsam und ungewohnt, und ich beisse zu angestrengt auf das Mundstück das mir meine Luft zum Leben liefert. Ständig muss ich Druckausgleich machen, jeder Meter Unterschied fühlt sich an wie ein halber Flugzeugaufstieg, undDie Taucher irgendwann will mein linkes Ohr gar nicht mehr auf den Druckausgleich reagieren – womöglich noch imemr eine Spätfolge meines bereits über 18 Jahre zurückliegenden Schädelbasisbruches – ich muss wieder aufsteigen, denn so ein Überdruck kann ganz schön weh tun. In (erstaunlicherweise) Nieselregen fahren wir per Boot zurück zur Insel (da hats schon wieder aufgehört und ist wieder schön warm…) KO und ein wenig am frieren (ja wirklich! – also auf dem Boot). Eine interessante Erfahrung, wenn auch leider viel zu wenig vom Seeleben mitgekriegt, weil so sehr mit dem Tauchen selbst beschäftigt. Würd ich es trotzdem nochmal machen? Nach einem Ohrencheck… wahrscheinlich schon… 🙂

18.2.11, Old Banks, Bastimentos, Panama

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Boquete und der Volcan Baru

Temperaturwechsel: Boquete
Nach tagelanger Hitze und nahezu unerträglichen Mittagsstunden ist der Nieselregen bei knapp 20 Grad fast angenehm, als wir gegen 12 in Boquete ankommen. Nach nur 1h im Taxi (für 24$ – nur geringfügig teurer pro Person als Bus) und 1h im alten Amischulbus von David aus haben wir einen krassen Temperaturwechsel hinter uns, jetzt wo wir uns in den Bergen Chiriquis befinden. Kühler ist es hier immer ,der Nieselregen ist allerdings Ausnahme. Nach dem touristisch-teuren Resturant-Hotel in Boca Brva ist unser grünstiges Hostal Palacio und das köstliche Cafe “Central Park” eine Entspannung – auch für das Portmonaie, aber v.a. in Bezug auf die Kundschaft. Die Touristinfo schreckte uns erstmal v.a. preislich von allem Möglichen ab, aber ein Gespräch mit einem hier lebenden Kanadier im Cafe brachte uns nützliche Informationen: die Thermalbäder kann man nicht nur per teurem Taxzi, sondern auch per Bus erreichen (leider jetzt von der Uhrzeit her nicht mehr, sie seien aber auch “nicht allzu besonders”) und… erleichternde Auskunft: man kann auch ohne Guia in den Nationalpark und auf den Vulkan Baru steigen. Entsprechend sieht unser Plan jetzt so aus, morgen früh die 6h-Wanderung anzugehen, dann oben auf dem 3470-Meter-berg zelten und so Sonnenaufgang und freie Sicht auf Atlantik und Pazifik geniessen, bevor wir am Dienstag wieder zurück nach Boquete kommen. Lebensmittel sind gekauft, morgen packen wir Klamotten Schlafsäcke und Zelt in einen der Rucksäcke, mit dem wir uns dann abwechseln können. Den Rest des heutigen Tages verbrachten wir in Cafes und in unserem gemütlichen Hostel, und beobachteten einen Teil der Parade voller Musik und hübsch gekleideter Leute, die anlässlich des bald anfallenden 100-Jahre-Jubiläums der Stadt durch die Strassen zog.

13.2.11, Boquete, Panama

Der Volcan Baru
Wir waren tot. Also, im übertragenen Sinne. 6 1/2 Stunden hatten wir hinter uns, 1600m Höhenunterschied und 13 Kilometer Fussweg über Geröll, Steine, Asphalt, Erde, Gras und was es sonst noch so gibt, mit einem grossen Rucksack dabei, mit dem wir uns alle halbe Stunde abwechselten. So brachen wir gestern um 9 Uhr auf zur Besteigung des Vulkans Baru, der zwar inaktiv, aber dafür auch gross ist :D… Die Natur im ihn umgebenden nationalpark war beeindruckend, hin und ab ein Vogel (war es der berühmte Quetzal?) und ganz oben ein Nasenbärähnliches Tier, das wir nicht so wirklich zuteilen konnten. Wir schwitzten viel und es war keineswegs einfach, dazu immer mal wieder Nieselregen der sich mit der Sonne abwechselte. Um 15:30 kamen wir nach einem Weg voller Naturschönheit, aber auch voller Anstrengung beim Zeltplatz 1,2km vor dem Gipfel an, und entschieden uns, hier unsere Unterkunft aufzuschlagen. Es war inzwischen kalt auf der Höhe, wi waren KO und es nieselte wieder, unser feuer konnten wir vergessen und so waren wir froh, nach dem Abendessen im Zelt zu bleiben. Irgendwo unterwegsFalls ihr euch in Boqute Infos im Infocenter holt: vergesst es. Es ist kälter als er sagt, dafür viel einfacher zu finden – überall sind Schilder, die einem sagen wie weit es noch zum Gipfel ist. Heute früh standen wir nach einer kalten Nacht dann zeitig auf, Silja und ich auf dem Gipfelund erklommen die verbleibenden 1,8km zum Gipfel – wo wir erstmal verwirrt waren, da es plötzlich kein schild mehr gab. Da oben steht ausserdem der sender für das nationale fernsehen und Radio, also Panama-weit sozusagen, was in der Dämmerung was leicht abstruses und Raumstation-haftes hatte. Von der angeblich tollen Aussicht auf Pazifik und Atlantik zu beiden Seiten hatten wir dank Nebel bzw. Wolken leider letztenendes genauso wenig wie vom Sonnenaufgang. tolle aussicht ... nochWas unseren Aufstieg letztlich lohnenswert gemacht hatte, war der Aufstieg selbst.
Nach einem gottseidank vil kürzeren (4h) aber trotzdem anstrengenden Abstieg kamen wir mittags schliesslich wieder in dem kleinen, angenehmen Boquete an und versorgten uns erstmal mit ausreichend leckerem Mittagessen. Um unsere geschundenen Körper wieder auf vordermann zu bringen, nahmen wir dann ein Taxi zu den mehr oder weniger naheliegenden Thermales de Caldera. Ich war ja nun inzwischen in diversen Thermen, thermalquelle Calderaaber das waren mit Abstand die natürlichsten und authentischsten. So ziemlich als einzige Besucher hüpften wir vom 42° ins 38° ins 32° Becken (siehe Bild) und schliesslich in den eiskalten Fluss nebenan. Wirklich nur dringendst zu empehlen! So waren wir dann abends voll aufgewärmt und um einiges fitter als wir heute früh um 5 gedacht hätten, jemals wieder sein zu können… was ein Tag!

15.2.11, boquete, Panama

PS: in den letzten beiden Beiträgen sind jetzt medien ergänzt…

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El Canal

Grosses Schiff im PanamakanalDer Kanal ist der ganze Stolz der Panameños. Überall auf der Welt ist der Panamakanal ein Begriff und die Schiffe werden in der Größe der Schleusenmaße hergestellt, da sie sonst einmal um Amerika herumfahren müssen. Nachdem erst die Franzosen versucht hatten, den Isthmus mit einem Kanal auf Meereslevel zu durchschneiden (und aufgrund der technischen Anforderungen und des Gelbfiebers scheiterten) mischten sich die US-Amerikaner mal wieder in zentralamerikanische Angelegenheiten ein. Der Vertrag zum Bau sicherte ihnen die Nutzung und Verwaltung des Kanals, der dafür notwendigen Frischwasser und eines 10 km breiten Landstriches um den Kanal zu. Im Gegenzug sollte die Unabhängigkeit Panamas von Kolumbien gesichert und garantiert werden. Erst Ende der 70er forderten die Panameños die Souveränität über ihr Land ein, und nach einer 20-jährigen Übergangsperiode konnten sie 1999 ihren Kanal endlich selbst verwalten.
Das und vieles mehr erfuhren wir heute früh im Kanalmuseum, welches seine 2$ Eintritt mehr als wert ist – sie haben wirklich alles ins Museum gepackt, was sie zum Thema des Transisthmischen Verkehr gefunden haben.
Anschließend sahen wir uns das Ganze in echt an, und fuhren zu den Esclusas Miraflores. Dieses erste Set Schleusen auf pazifischer Seite hebt die Schiffe 12m an, circa die Hälfte der Gesamterhöhung, die sie brauchen un auf die Höhe des künstlichen Sees Gatun zu kommen. Es ist schon beeindruckend, einen der riesigen Transporter von vier Loks gezogen in die Schleuse einfahren zu sehen, welche dann langsam mit Wasser gefüllt wird und den tonnenschweren Kahn anhebt. Die Schiffe zahlen übrigens nach Gewicht: der Durchschnitt liergt bei ca. 30000Dollar für die Passage. Unser Plan, direkt von hier aus nach Colon zu fahren, scheiterte am Busverkehr, so dass wir erst nochmal zum Terminal in Panama zurückmussten, um von dort aus dann einen Direktbus in die 2h entfernte Hafenstadt am Atlantik zu nehmen. Von dort düsten wir zu der dritten, atlantischen Schleuse Gatun, die die grösste von den dreien ist. Leider kamen wir erst um 15:50 an – und die Öffnungszeiten der Besucherplatform wurden kürzlich auf 15:45 verkürzt. Taxifahrt also fast umsonst, nur von einem ungünstigen Blickpunkt konnten wir einen Riesendampfer die Schleuse verlassen sehen.
Die Kanal-EisenbahnDer letzte Teil unseres Kanaltags klappte jedoch problemlos, mit der Panama Railrod Company fuhren wir von Colon aus zurück, auf der schön gelegenen Bahnstrecke zwischen Wald und Kanal und streckenweise auf einer schmalen Landbrücke durch den künstlichen See – sehr schöne Panoramablicke auf die Luxusreiseweise (und das für nur 22Dollar) – Der Gatun-See, Teil des Panamakanalsleider mit einem Haufen ignoranter, reicher Touris im Abteil, über die man sicher auch herrlich lustig machen kann. Fast 10h lang unterwegs kamen wir schliesslich wieder im Hostel an, zu wenig mehr fähig als Rotwein auf der Dachterasse – da waren einfach mal viele Eindrücke, aber es definitiv wert gewesen, nicht nur weil es einfach ein Muss in Panama ist, sondern wegen der beeindruckenden Ingenieurstechnischen Arbeit. Aber jetzt genug Stadt und Technik und Zivilisation: morgen gehts aufs Land!

8.2.11, Panama

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Willkommen in Panama / Bahai

Bahai
Panamas KathedraleEine Mischung aus halben Ruinen und abblätterndem Putz, kleine Läden, ein paar Kirchen, stickige Luft: das ist der erste Eindruck Casco Viejos, dem Kolonialviertel von Panama-ciudad. Nach Kolumbien ist es wirklich erschreckend touristisch… Noch ein wenig ausgelaugt von meiner Bootsreise durch die karibik und einem langen Zeitraum rastlosen Reisens, kam ich am 4.2. hier erstmal zur Ruhe, und genoss ein wenig die Atmosphäre dieser kleinen Kolonialperle gegenüber der Wolkenkratzer von Panama-Downtown. Tags drauf holte ich dann Torben vom Flughafen ab, der nach seinem Auslandsaufenthalt in Havanna, Cuba, nun zu mir herübergeflogen ist, um etwa einen Monat zusammen mit mir durch Mittelamerika zu reisen. Er musste sich erstmal wieder an den hektischen Kapitalismus der Grossstadt gewöhnen, und auch an Gesprächsbedarf hatten wir einiges nachzuholen. Schwer zu glauben dass wir beide nun schon seit einem halben Jahr hier in Lateinamerika leben, in zwei völlig unterschiedlichen Ländern und doch mit vielen ähnlichen Erfahrungen.
Bevor meine Schwester Silja dann am 6.2. abends ankam, wollten wir etwas Interessantes unternehmen, ohne Silja irgendetwas besonders sehenswertes hier “wegzuschnappen”… keine einfache Entscheidung. So landeten wir letztenendes beim Templo de BahaiTemplo de los Bahai, der für ganz Lateinamerika zuständig ist und sich knapp 11km ausserhalb der Stadt auf einem Hügel befindet. Die grosse, weisse, eiförmige Kuppel ist schon von weitem vor ein paar Palmen zu sehen, und ist über einen verschlungenen Weg hinauf zu erreichen. Mit neun herrlichen Gittertoren ausgestatten, neben denen breite Säulen die Kuppel tragen, weht eine angenehm frische Brise durch den der Meditation gewidmeten Tempel. da wir zeitlich passend da waren, hörten wir noch die allwöchentliche 20-minütige Lesung aus den Bahai-Schriften und genossen die unheimlich friedliche Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt. Was für ein lohnender Besuch. Die Weltreligion der bahai an sich erscheint mir ebenfalls im Vergleich zu anderen Religionen sehr intelligent und angenehm frei/offen: für mehr Infos lest euch mal die Wikipedia-Seite durch.
Anschliessend sahen wir uns noch “mi Pueblito” an, Replikadörfer verschiedener regionen Panamas auf einem Hügel am Stadtrand, ganz nett aber auch nichts umwerfendes, ebenso die Aussicht von aoben auf die Stadt. Am Abend holten wir dann die vom Jetlag geplagte Silja ab, und sind nun vollständig als die kleine Reisegruppe, die wir für den nächsten Monat bilden werden…

6.2.11, Panama

Viejo

Silja vor downtown Wenn man in Panamá nach dem Weg zum historischen Zentrum fragt, sollte man nicht “Panama viejo” sagen – sonst landet man bei einem Haufen Ruinen weit östlich der Stadt. Das historische Zentrum heisst “Casco Viejo”, und selbiges nahmen wir uns heute vormittag vor, da es direkt vor unserer Hosteltüre liegt. Während Torben und ich ein paar Sachen schon gesehen hatten, war es für Silja und unsere Kameras Neuland. Obwohl es noch Vormittags war, knallte die Sonne erbarmungslos auf unsere Köpfe, so dass wir nach Plaza Francia, der Kathedrale, einer Klosterruine, dem Palast, der Plaza Independencia und einigen netten Straßen uns in die klimatisierten Räume des historischen Museums flüchteten. Dank einer Privatführung des Wachmanns war es auch recht interessant.
Nachdem die Nachmittagshitze siestamässig hinter uns lag, sahen wir uns dann das “wirkliche” Viejo an: Panama La vieja, am ursprünglichen Gründungsort der Stadt, ist nach dem Piraten Henry Morgan, der aus Furcht vor selbigem erfolgten Verbrennung seitens des eigenen Herrschers und der Wiederverwendung der Steine für die neue Stadt kaum mehr als ein paar schenkelhohe Ruinenstücke. Mit Ausnahme des hinteren Teils der Kathedrale und einem restaurierten Turm, der sich vor der Küste des Pazifiks erhebt – leider gerade Montags geschlossen. War aber trotzdem sehr interessant. (trotz Hitze, die immer noch viel zu präsent war). Mit Sonnenuntergang an der Plaza Francia und selbstgekochtem Essen klang der Abend aus, und wir haben die interessantesten Teile der Stadt gesehen: morgen kommt dann der Kanal!

7.2.11, Panama

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Auf See

Tag 1: Warum ich immer noch hier bin
Es sollte eigentlich ganz einfach sein: Gestern um 9:30 wollten wir uns beim DAS treffen, um unsere Pässe ausreisestempeln zu lassen und dann hätte es gestern Mittag losgehen lönnen. Nichts da. Wir warteten erst auf den Käptn, dann ein paar fehlende Passagiere und dann den Hafenmeister, nur um dann mitgeteilt zu bekommen, dass der DAS-Mann erst um 14:30 könne. Also packten wir in der Zwischenzeit schon unser Zeug auf den Katamaran “Drus”, machten Essenseinkäufe und trafen uns pünktlich wieder beim DAS … wo der Mann nochmal ne Stunde auf sich warten less – und dann war der Hafenmeister noch nicht da. Letztenendes kamen wir um 16 Uhr einer nach dem anderen ins DAS-Büro für so nen blöden Stempel. Wie uns Käptn Ariel mitteilte, leider schon zu spät zum Losfahren, da wir nach 5 nicht mehr im Hafen fahren dürfen und noch tanken müssten. Und so schliefen die Argentinierin, die italienische Radfahrerin, der etwas seltsame kolumbianische Artesano, der Melliner Designer mit seiner US-Freundin und der Bootsjunge Jayson schon unsere erste Nacht an Bord, noch im Hafen liegend. War letztenendes nicht so schlimm, Rotwein, selbstgekochtes Essen und auf Deck liegend auf die nächtliche Stadt blicken…
Wie Ariel heute erwähnte, hätten wir angeblich fast noch mal 1-2 Tage länger bleiben müssen, da sich der Hafenmeister nur dank 100$ dazu überreden liess, “Zeit für die Unterschrift” zu haben. Dann ging es natürlich immer noch nicht “um 8 Uhr früh” los, da wir nach dem Tanken erstmal noch ausgiebig von der Küstenwache samt Hunden auf Kokain durchsucht wurden. Nach 10 Uhr liessen wir die Stadt dann schliesslich hinter uns. Und dann folgt wenig berichtenswertes: Anfangs noch ganz locker drauf mit nem Cuba Libre in der Hand wurden wir nach und nach (selbst der Bootsjunge und die Frau des Kapitäns) seekrank. Blick aufs Meer von der DrusDas ich selbst zu den wenigen gehörte, die nicht kotzen musste, hiess nicht, dass ich mich gut fühlte. So war nichts mit schreiben, lesen oder esen, jede Bewegung war ein Risiko. Ich lag meist an Deck und versuchte, mich an das Schaukeln zu gewöhnen. Klappte nicht ganz. Der Blick hin und wieder nach oben, zeigte, was ich verpasste: Meer bis zum Horizont, später am Tag die tiefstehende Sonne hinterm aufgeblähten Segel. Ich schlief an Deck, frischer Wind hilft, und der Sternenhimmel ist unglaublich.

30.1.11, in der Karibik

Tag 2
Ich kam auch ums kotzen nicht drumrum. Wenigstens hatte ich schon ein bisschen was im Magen, das hilft. Ich spar euch die Details. Ansonsten: mehr Meer.

31.1.11, in der Karibik

Tag 3
Porvenir, die panamaischen Inseln von San BlasGegen frühen Morgen sahen wir die Inseln am Horizont. Wir konnten es kaum erwarten, von Bord zu gehen. Von ein paar Delphinen umschwommen erreichten wir Porvenir, ein Inselchen mit “Flughafen”, Militärposten, ein paar Häusern, ein Restaurant und einem grossen Palmenstrand. Eine Klischee-Karibikinsel. Ich schwamm an Land und kostete den Sandstrand voll aus – fühlte mich nach nur 2 Tagen Meer wie nach ewiger Seefahrt. Leider gabs ein paar Probleme: erstens war der Käptn nicht als erster mit den Papieren an Land gekommen (was nötig gewesen wäre… und irgendwas war damit auch scheinbar nicht in Ordnung, denn sie wollten uns hier keine Immigrationsstempel geben), zweitens war der Medelliner (korrekter: der Paisa) so schlau, direkt erstmal nacktbaden zu gehen. Fanden die Militärs nicht so toll. Ariel meinte, das wäre der Grund für die Probleme, was ich nicht so recht glaube. Mit dem Argument, er müsste was an einem der Motoren reparieren, erhielten wir immerhin die Erlaubnis, den Tag heute hier zu verbringen und dann morgen nach Portobello zu fahren.

1.2.11, Porvenir, Panama

Tag 4
Endlich wieder festen Boden unter den Füssen. Gestern fiel es schon schwer, Porvenir wieder zu verlassen und die Nacht an Deck verbringen zu müssen – wir waren so lang wie möglich am Strand geblieben, schwommen, lästerten über die Unzuverlässigkeit des Käptns und assen Pasta für alle, die wir auf dem Boot gekocht hatten (und dann schnell an Land brachten – nicht länger als nötig auf dem Schiff). nach einer ruhigeren, da auf Anker liegenden Nacht brachen wir um 7 Uhr heute früh auf. Aus dem angeblichen “halben Tag” von 6 Stunden wurden schnell neun, weil einer der beiden Motoren ausfiel und was Ariel sonst noch für Ausreden einfielen. Er ist eigentlich in Ordnung, aber ein Lügenbold, wie es das Seemann-Klischee erfordert. Das ganze strotzt vor Informalitäten.
Als wir schliesslich in der Bucht des kleinen Hafens Portobello ankamen, war es natürlich zu spät, um mit dem Bus nach Colon zu fahren, um die Immigration zu klären. (Warum machen wir das nicht im kleinen Immigrationsoffice in Portobello? …frag den Käptn!). Gottseidank durften wir trotzdem an Land gehen und die Nacht in einem Hostel verbringen. Dusche, warmes Essen, nette Leute – wie erleichternd nach dem Trip. Abschliessende Empfehlung: Sucht euch nen guten Kapitän oder lasst es ganz sein. Ein Trip von Panama zu den Inseln ist weitaus weniger anstrengend, und Flüge zwischen Panama und Cartagena sind teils sogar billiger. Aber was solls, auch negative Erfahrungen sind Erfahrungen.