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Handychaos / Poesia en el Parque

Handychaos
Jetzt habe ich ja wieder ein Handy, (nachdem ich mein erstes auf der letzten Reise verloren zu haben scheine…), also wollte ich es schnell mal mit S/ 10 aufladen. Karte geholt, *778 zum Aufladen gewählt, besetzt. Besetzt? Ja, besetzt! Supermegaklasse. Mit Hilfe von Pilar (Rosannas Schwester) den Kundenservice angerufen (123, die einzige Nummer die immer klappt), die mir zwar sagen konnten, wie ichs aufladen kann (geht nämlich bei Claro auch per Direkteingabe… für alle zukünftigen Perureisenden: *778#Geheimnummer# und Telefon. geht schneller 😉 ), aber leider kann ich noch immer in keine Leitung und konnte nirgendwo anrufen. Nächster Tipp war “SIM-Karte rausnehmen und wieder reintun” (hat natürlich nicht geholfen) und mir eine Reklamationsnummer zu geben mit der ich es in 4 Tagen noch mal versuchen könne. Mistverein. Naja, erstmal mit abgefunden, dass ich mit dem Ding wohl nur Anrufe entgegennehmen kann. Ein zugegebenerweise nur halbwegs geplantes Skype-gespräch mit meinem Paps wurde dann auch nichts und ich fühlte mich telekommunikativ gesehen ein bisschen doof 😉
Dafür gehts meinem Magen mittlerweile wieder besser. Gestern auch wieder in der Uni gewesen (Demografia social, immer noch einfach) und abends mit Katty ins Kino gegangen. Nachdem sie natürlich zu spät war, stellte ich beim Versuch, sie anzurufen, fest, dass mein Handy plötzlich einfach doch klappt. Ein Problem weniger.
Heute dann nach knapper, aber gerade noch pünktlicher Fahrt zur Uni, wo ich laut Horario um 3:00 PM Sociologia de la cultura hätte – keiner da. 20 Minuten gewartet, dann echt keinen Bock mehr gehabt. Findet in dieser Uni überhaupt irgendwas statt?! Wir haben jetzt Ende August und ich hatte bisher nur 2 (!) eher wenig produktive Klassen! Hätte ich das gewusst, hätte ich auf das teure Apartment hier im August verzichten können, gleich erst ab September in die Wohnung einziehen und den ganzen August reisen können! (und wäre durch die gesparten 750 Soles kaum teurer dran gewesen). So ein Scheiss. Aber hätte, hätte, Fahrradkette, wie Torben so schön sagt. …nicht dass es mich stört, die Zeit des Unterrichts frei zu haben – es stört, so was nicht vorher zu wissen. Vaya. Was solls.

27.8.2010, Lima

Poesia en el Parque
Um mir abends nach dem unnützen Tag mal ein bisschen mehr die Stadt anzusehen, ging es nach Miraflores. In Richtung des Parque Kennedys schlendernd traf ich im Parque Central auf eine Menschenmenge um einen kleinen, aulamässig abgesenkten Platz, in dessen Mitte ein mit Mikrofon ausgestatteter Herr dem Publikum ein Gedicht vortrug… ein Blick reichte, und ich war gefesselt, reihte mich in die Gruppe der Zuhörer ein und lauschte den Texten verschiedener Dichter: meine Augen leuchteten und ich muss übers ganze Gesicht gegrinst haben, dass man mich für die Grinsekatze von “Alice” hätte halten können. Wie sich herausstellte (ich unterhielt mich anschliessend mit dem Moderator) findet diese “Poesia en el Parque” jeden Freitag hier von 7-8 Uhr statt, jeder kann sich am selben Abend vorher in eine Liste eintragen und präsentiert seine Texte – ohne den gewohnten Poetry-Slam-Kontext natürlich, sondern mehr als Lesebühne, und mit einem etwas höheren Publikums-Altersdurchschnitt, aber ebenso mit Begeisterung und Leidenschaft und Applaus und Poesie und Reim und Inhalt und der Liebe zum Wort… jetzt kann ich mir hier echt heimisch fühlen. Ich habe schon angefangen, meinen Text “Ich hasse” (mein erster richtiger Slamtext übers Fernsehen) zu übersetzen um ihn dann hier zweisprachig vorzutragen und kann es kaum erwarten – ich brauche es eben doch einfach, das Mikro, das Publikum… und noch viel mehr den Ansporn zum Schreiben!
Auf der Taxifahrt nach Pueblo Libre zurück (nach ein bisschen Nachtleben durchschwärmen in Miraflores) unterhielt ich mich mit dem Fahrer, dessen Neffe auch Gedichte schreibt und der ausserdem schonmal in Deutschland war, über Poesie und die deutsche Mentalität. Erst nach 12 angekommen musste ich feststellen, dass die hier in meiner Unterkunft tatsächlich noch ein weiteres Schloss an der Haustür benutzen, dessen Schlüssel ich nicht habe, sodass Pilar extra aufmachen musste (k.A. wie sie mich so leicht gehört hat…) – jetzt weiss ich auch warum die Regel “vor 12 zuhause” existiert… das ist ja schon irgendwie ätzend, hab schliesslich vor, noch das ein oder andere Mal abends auszugehen. Gut, dass ich ausziehe.
Heute ging es dann nach ein wenig überfälligem Wäschewaschen in den mit Katty in den Parque de la Leyendas. Der ist aber weniger poetisch als sein Name – im Grund eigentlich ein Zoo, einfach ein wenig auf die drei Landeszonen bezogen. Mit 10 Soles ausserdem lächerlich überteuert. Dafür trumpft er wenigstens mit Quantität und ist einfach riesig. Wir brauchten bis zum frühen Abend, bis der Park schliesslich schloss.
Da wir morgen von ihr aus nach Chancay fahren wollten, wollte ich anschliessend nur ein paar Sachen aus meinem Zimmer holen – da man einen Gast nun mal abends nicht draussen vor der Tür warten lässt, bat ich sie, in der Küche zu warten. Ich war kaum die Treppe hoch, da hielt mich Rosanna auf und fragte, ob ich wen mitgebracht hätte (was die Hausregeln nicht erlauben). Ich erklärte die Situation unter dem Aspekt, dass ich nur 2 Minuten meine Sachen holen würde, aber siue bestand darauf, dass ich erst runter ging, sie rauswarf und dann erst mein Zeug holte. Engstirnig. Als ich beim endgültigen rausgehen wortlos die Schlüssel auf den Tisch legte verlangte sie gar noch, ich könne mich ja auch noch richtig verabschieden. “vaza, hasta luego, me voy” sagte ich deutlich angepisst und machte mich davon. Dass die Regeln bis zur kleinkarierten Unhöflichkeit gingen war schlimm genug – mich wie ein unmündiges Familienmitglied zu behandeln, dass sie nicht ordentlich verabschiedet hatte, ging zu weit. Bin wirklich froh, hier bald auszuziehen – ich unterwerf mich doch keinen Regeln, die sich keine Familie (erst recht nicht meine) trauen würde, so durchzusetzen und lass mich dann für einen erwachsenen Studenten völlig unpassend behandeln, wenn ich nicht mal in einer Familie lebe, sondern dafür bezahle wie in einem Hotel. Also an alle potentiell interessierten – das “Boarding House” von Rosanna Paz in der Seoane 272 ist nur was für Studenten, die nicht vorhaben, mal mit nem Freund vorbeizuschauen oder abends wegzugehen. Alle anderen sind selbst in nem Hostel besser aufgehoben.

28.8.2010, Lima

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El pueblo libre y la demografia

Da mein Unterricht heute ja erst nachmittags stattfand, hatte ich nach dem Aufstehen den ganzen Tag über Zeit und entschloss mich, ein wenig mein barrio zu erkunden, so lange ich noch hier wohne. Also Stadtplan und Torbens Walkman eingepackt und los in Richtung La Mar. Die nächsten fünf Stunden legte ich einen beachtlichen Weg durch Pueblo Libre und San Miguel zurück, bis zum Meer, zurück zur Plaza San Miguel und wieder zur casa. Mit Torbens Mail aus Cuba und der dort auffälligen Propaganda im Kopf fielen mir hier besonders die Wahlwerbungen auf, die wirklich an jeder Ecke hängen, da bald Bürgermeisterwahlen sind. Unglaublich viele alcaldes werben mit ihren Gesichtern, dem Namen und/oder dem Parteisymbol (welches man hier dann bei der Wahl ankreuzt) um die Stimmen – erstaunlich selten jedoch damit, wofür sie stehen, oder was sie denn als alcalde so tun wollen. Man wählt also einfach den, der am sympathischsten aussieht, oder dessen Namen man am häufigsten auf Wänden gelesen hat (das wäre dann wohl Lourdes) – so kann Demokratie doch nicht richtig funktionieren… und dann beschweren sich alle über die Korruption. Obwohl: wird in Deutschland denn so viel mehr nach anderen, rationalen Kriterien gewählt?…

Abends ging es dann zur Uni, wo ich erstmal wieder vor einer leeren aula sass. Ich befürchtete schon, wieder umsonst hergekommen zu sein, und das meine Klassen nie anfangen. Es kam aber schliesslich ein Kommilitone, mit dem ich mich unterhielt, und der meinte, heute würde das Seminar sicher stattfinden – sonst wäre ich vielleicht schon wieder gegangen. Circa 30 Minuten später kam dann Professor Max Menesis Rivas, und auch die anderen Kommilitonen trudelten langsam ein. Die Veranstaltung selbst war natürlich noch eine einleitende Organisationsstunde ohne grossen Inhalt, aber es erschien mir doch bastaaaante einfach für eine 8.-Semester-Veranstaltung: das meiste des thematisch angesetzten hatte ich nin Halle schon im 2. und 3. Semester. Nun ja, abwarten, vielleicht unterschätze ich es ja auch. Aber wenn das so bleibt, werde ich wohl selbst dann keine Probleme haben, wenn ich hier das ein oder andere mal fehle…

24.8.2010, Lima

Blick auf den blauen Himmel aus dem Bett
Früh aufgestanden, um zu meiner 8:05-Veranstaltung zu gehen, bemerkte ich schon schnell ein starkes Unwohlsein in der Magengegend – das musste ja früher oder später kommen. Schon auf dem Weg zur Bolívar plagten mich die Bauchschmerzen so sehr, dass ich die Veranstaltung kurzerhand ausfallen liess und umkehrte – also schon wieder kein Unterricht heute. (Nadja erzählte mir später, dass es auch nur organisatorisch gewesen war, sowie dass die Klasse am Freitag ausfallen würde, weil der Prof da aus irgendeinem Grund eine Doppelbelegung hat). Bis zum späten Nachmittag verbrachte ich also den Tag mit Bauchschmerzen und Durchfall im Bett und sah nur aus dem Fenster, dass ich einen der wenigen Tage in Lima mit blauem Himmel verpasste. Sehr ärgerlich. Ich hoffe, das wird mir nicht allzu oft hier so gehen, vor allem nicht in dem Ausmass… vielleicht sollte ich weniger en la calle essen…

25.8.2010, Lima

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Spannende Klassen

…hatte ich bisher ehrlich gesagt noch nicht in der Uni. Genaugenommen gar keine; sowohl die Klasse gestern, als auch heute fiel aus – von ersterer weiss ich nun, dass der Prof noch die ganze Woche weg ist – bei den anderen kann ich das nur vermuten. Ein wenig ärgerlich, dass ich da nicht gleich länger in Cusco geblieben bin. Da also unitechnisch diese Woche wohl nichts mehr laufen wird, geht es ab morgen für ein verlängertes Wochenende wahrscheinlich nach Pisco, Ica und wahrscheinlich auch noch Nazca – da muss ich die Zeit ja nicht hier in Lima verbummeln.
Nun ja, gestern habe ich mir jedenfalls mal ein bisschen intensiver das historische Zentrum angesehen mit der Plaza de Armas (bei Nacht sehr schick beleuchtet) und die Fussgängerzone Union; was meinen Eindruck vom Centre etwas verbessert hat. Heute nach dem Ausfall war ich wieder ein wenig in selbigem Zentrum, mit meiner halleschen Kommilitonin Nadja, die ebenfalls hier in Lima studiert und die (ausgefallene) Veranstaltung heute früh mit mir zusammen belegt.
Inzwischen habe ich auch meine Unterkunft ab September klar gemacht und wohne dann für S/ 500 mit Angela in der WG in Jesús Maria – zwar nicht unbedingt das billigste, aber ist mir dann doch lieber so, da ich schliesslich dort all die liebgewonnenen Freiheiten des WG-Lebens habe und trotzdem durch die peruanische Mitbewohnerin nicht den “Landeskontakt” verliere…

18.8.2010, Lima

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Mis Horarios

Ich bin wieder in Lima, der Himmel ist immernoch grau – aber es geht mir gut! Die Reise hat mir gut getan, mir viel Neues gezeigt und jetzt bin ich frisch und bereit für den Semesterbeginn. Heute früh ging es zur Reunion eines Teils der Austauschstudenten im Büro der Austauschverantwortlichen Veronica Roldán Flores. Wie sich herausstellte, waren 7 der 10 Anwesenden aus Deutschland… war trotzdem interessant. 😉
Die meisten angesprochenen Sachen hatten sich allerdings für mich schon erledigt, weil ich es schon Anfang des Monats geklärt hatte. So konnte ich dann auch anschliessend schon meinen Bibliotheksausweis der Uni Lima abholen, mit dem ich jetzt offiziell peruanischer Student bin. Schickes Ding, und das Foto gefällt mir auf jeden Fall besser als das meines internationalen Studentenausweises. Anschliessend ging ich meinen Horario (Stundenplan) machen. Zwei der drei Veranstaltungen, die ich mir in Dtl. per Internet rausgesucht hatte, tauchten leider nirgendwo auf und werden offenbar dieses Jahr nicht mehr angeboten (Stadtsoziologie und “Armut und soziale Exklusion in Peru”), so dass ich mir stattdessen zwei andere Veranstaltungen raussuchte. Die einzige Veranstaltung, die ich mir in Halle für mein kulturwissenschaftliches Modul anrechnen lassen will (“Soziale und politische Prozesse in Lateinamerika”) fand sich zum Glück wieder. Da die beiden fakultativen Seminare für Peruaner des 8. Semesters sind, habe ich den grössten Teil der Woche nur Nachmittags Uni, da die höheren Semester hier grundsätzlich nachmittags, die jüngeren Vormittags Uni haben. Hier mal mein Stundenplan:
Fakultät der Sozialwissenschaften
Montag: 15:10-17:40 “Sociologia de la cultura”
Dienstag: 18:35-20:15 “Demografia social”
Mittwoch: 8:00-10:35 “Procesos sociales y politicos”
Donnerstag: 16:00-17:40 “Demografia social”
Freitag: 8:00-10:35 “Procesos sociales y politicos”
15:10-16:50 “Sociologia de la cultura”

…ist zwar schick viel frei, aber leider nicht am Stück – wenn ich also ein verlängertes Wochenende weg will, muss ich wohl oder übel etwas ausfallen lassen. Apropos ausfallen: die erste Veranstaltung heute, “Soziologie der Kultur”, fiel erstmal aus. Ist ja schliesslich auch der erste Tag…
Abends war ich dann noch relativ spontan bei Kattys Familie in Los Olivos – die Familie ist grandios (und gross) und wir hatten eine schöne cena zusammen. Sie wohnen in einer recht heruntergekommenen Gegend mit grösstenteils Wellblechhäusern, die meist eigenhändig erweitert und ausgebaut sind, die Strasse davor ist unbefestigt – aber trotz erschreckend kleinem und spärlichen Bad und der Notwendigkeit, drinnen Mütze und Jacke zu tragen, findet sich ein grosser Fernseher und eine neue Stereoanlage im Wohnzimmer. Denn an sich scheinen sie ganz gut leben zu können – ob hier nur einfach andere Prioritäten als die Wohnung gesetzt werden, oder woran das letztenendlich liegt, kann ich (noch) nicht beurteilen. Aber es scheint ein weit verbreitetes Phänomen zu sein. Nun ja, wie auch immer, die Familie hat mich sehr herzlich empfangen (besonders die 1 und 3 Jahre alten Kinder von Kattys Schwester 😉 ), und ich habe mich dort wirklich wohl gefühlt – und was wäre wichtiger als das?

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El Molino de Sabandía

Das Wasser plätschert durch das Mühlrad hinter mir, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel auf die Pferde, die an der Wiese vorbeilaufen, während ich im Schatten einer etwa 200 Jahre alten Mauer im Gras liege. ¡Que lindo! Ich befinde mich an der Mühle von Sabandía, einem Vorort von Arequipa, etwa 20 Minuten von der Innenstadt entfernt. Eigentlich wollte ich ja den ganzen Tag in Arequipa selbst verbringen, konnte nach Carlas (die erwähnte Couchsurferin) Schwärmereien aber nicht anders, als hier vorbeizuschauen. Wie verabredet hatten wir uns heute zum Frühstück getroffen und eine Weile über Gott* und Peru geplaudert. (*sie ist Adventistin – eine christliche Gemeinschaft, die sich in Peru immer mehr ausbreitet… war ganz interessant – erfreulicherweise wollte sie mich trotzdem nicht bekehren und wir haben auch über andere Sachen geredet.) Zunächst fuhr ich dann mit einem collectivo (selbst die sind hier günstiger als in Lima) zum Terminal Terrestre, wo ich mir ein Busticket nach Puno für morgen früh kaufte… diesmal mit “Flores”, die auf jeden Fall schon mal neuere Busse haben als Ormeño, aber trotzdem nicht so teuer sind wie Cruz del Sur. Dann schnappte ich mir ein Taxi, um nach Sabandía zu kommen – und hatte Glück mit dem betagteren Taxista, mit dem ich mich angeregt unterhielt, und der mir empfiehl, unbedingt in “die Schweiz Perus” zu fahren (Huaraz). Auf der Fahrt sah ich auch erstmals die äusseren Viertel Arequipas, die doch bedeutend ärmer sind als das Zentrum – aber die gibt es wohl überall. Im Vergleich zu Lima waren aber selbst die noch in vertretbarem Zustand, was die Stadt natürlich noch mal sympathischer macht.
Molina de SabandíaDen Mittag konnte ich dann in Ruhe an der Mühle geniessen, bevor ich in einem nahegelegenen Restaurant Mittag ass… und es bereute, weil es einfach nicht gut schmeckte… naja, kommt auch mal vor.
Mit einem 70Centimos-Collectivo ging es dann zurück in die Stadt, wo ich jetzt erstmal die Uni und einen Park im Norden der Stadt sehen werde, etwas richtiges Esse und heute Abend dann wieder meine Sachen packe, um nach Puno weiterzureisen. Von dem angefragten Couchsurfer habe ich leider bisher noch keine Antwort, muss mir dann also vor Ort ein Hostal suchen – mal sehen ob ich da so ein Glück haben werde wie hier in Arequipa.

PS: Arequipa gilt als “die weisse Stadt” – musste aber leider feststellen dass das ein klein wenig übertrieben ist. Liegt vielleicht daran, dass der Name angeblich nicht von den weissen Gebäuden kommt, sondern von der ehemals homogen weissen Bevölkerung…

7.8., Arequipa

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Planung und die lateinamerikanische Mentalität – eine Liebesgeschichte

Okay, ich gebe es zu – ich bin übereifrig was das vorausplanen und organisieren von Zukünftigem betrifft. Das weiß ich, und deshalb versuche ich mich meistens zurückzuhalten. Aber ein Auslandssemester in Peru gehört meiner Meinung nach zu den Dingen, die zumindest ein bisschen geplant gehören. Das bringt mich natürlich in einen Konflikt, denn wie ich nicht nur weiß, sondern gerade auch nochmal in der Praxis erfahre, ist die Beziehung zwischen Planung und der lateinamerikanischen Mentalität eine grandiose Liebesgeschichte… oder anders gesagt: sie stehen auf dem Kriegsfuß.
Natürlich ist mein Flug bereits gebucht, meine vollständigen Unterlagen müssten mittlerweile seit einigen Monaten ihren Weg an die Uni Lima gefunden haben und der Teil der Papiere, die ICH dem Amt für Bafoeg-Förderung im Ausland schicken kann, liegt da natürlich auch schon vor. Aber das heißt ja nichts. Eine auch nur vorläufige Bestätigung der Uni Lima, dass sie jemals von mir gehört haben, lässt bisher noch auf sich warten (ganz zu schweigen von den vom Bafoegamt benötigten Unterlagen selbiger Uni), die Verantwortlichen vom Bafoegamt in Bremen lassen sich offenbar (auch wenn sie mit größerer Sicherheit keine Lateinamerikaner sind) auch ihre Zeit, und die Verantwortliche für das Partnerprogramm mit Lima an unserer hallischen Uni ist zwar wirklich nett und gibt sich sicherlich redliche Mühe – aber auch sie war vermutlich schon zu lange auf dem südamerikanischen Kontinent. Hinzu kommt, dass das peruanische Konsulat in Deutschland derzeit keine Studentenvisa ausstellen kann, weil es “eine Gesetzesänderung gegeben hat”. Wann (und ob überhaupt) sie das wieder können, und was ich in der Zwischenzeit machen soll, das steht da natürlich nicht. Der Kommentar der Lima-Verantwortlichen unserer Uni dazu: “Machen Sie sich mal keine Sorgen, das funktioniert schon rechtzeitig wieder”. Das eine wie auch immer geartete Unterkunft in Lima (“Wir können dann da eine Familie für sie organisieren, aber das machen wir dann im Juni oder so”) noch ungeklärt ist, ist dagegen geradezu bedeutungslos.
Trotzdem muss ich hier natürlich noch ein Urlaubssemester beantragen, meine Krankenkasse kündigen und diverse andere Kleinigkeiten klären – alles in der Hoffnung, dass die Uni Lima überhaupt weiß wer ich bin und im August ein kleines Studentenkärtchen oder wenigstens ein unterschriebenes Formular für mich haben. Naja, und wenn das nicht klappt – dann reise ich eben acht Monate durch den Kontinent. Ganz ungeplant. Lateinamerikanisch eben.