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Alte Reisen Reiseblog

Ein bisschen Frankreich in Kanada

Wenn die Bedienung im Café dich plötzlich nicht mehr versteht, wenn Burger King durch Bistró ersetzt wurde, Autofahrer (großteils) die
zweirädrigen Kollegen respektieren und man frisches Baguette selbst im ländlichen General Store findet, dann ist man in Quebec, der
französisch geprägten kanadischen Provinz, deren südliches Ende wir letzte Woche endlich erreichten. An der Grenze beäugte man die zwei
Radler zwar etwas, winkte sie dann jedoch durch, ohne weitere Schwierigkeiten zu machen. Keine hundert Meter hinter der Grenze
erwartete uns das Glück in Form von einem französischem USA-Durchradler, der kommende Woche von Chicago nach San Francisco reisen wird, und gerade mit Freunden einen Ausflug am Lake Champlain machte – prinzipiell aber in Montreal wohnt. Er war natürlich furchtbar interessiert, wie das bei uns alles so läuft, und bot uns im Laufe der Unterhaltung an, dass wir in Montreal natürlich auch gerne bei ihm unterkommen könnten. Wir tauschten Kontaktdaten aus, und hatten tatsächlich unsere Übernachtung in Montreal am Sonntagabend sicher. Zuvor radelten wir jedoch unter stärkstem Gegenwind nach Saint Jean zur Richelieu, einem kleinen, sehr französischsprachigen Städtchen in der Mitte der Strecke, wo ein Campingplatz auf uns wartete, der bis auf die gesprochene Sprache beinah aufs Haar jenem in Alburg glich: Übergroße Wohnmobile, Vorgärten wie in einer Kleinstadt, Pool, Seezugang (hier allerdings mit Hollywoodschaukel) und abendliches Mueckenmittelbenutzen. Da wir aber die Strecke zuvor mit gutem Tempo durchgezogen hatten, konnten wir tatsächlich einen Nachmittag dort verbringen, kochen und frisches Obst einkaufen und uns für die letzte, lange Strecke bis Montreal entspannen. Natürlich hatte der Wind gerade an diesem Tag sich so gedreht, dass er uns nun nicht mehr von Norden entgegenkam, sondern von Westen (da dies unsere neue Reiserichtung war) und so strampelten wir uns noch einmal die Knie wund. Der ausgewiesene “Grüne Weg”, mit dem Quebec gerne angibt, war zwar weniger befahren als so mancher Biketrail in New York, aber bestand letztlich doch Größtenteils aus einfachen Ueberlandstrasen mit relativ schmalem Seitenstreifen. Dass wir jedoch ab der Hälfte der Strecke bereits die Skyline der bilingualen Grossstadt sahen, motivierte uns jedoch ungemein, und auch wenn sich das letzte Stück, auf der anderen Flussseite gelegen, durch einige hin und herführende Brücken noch einmal ewig hinzuziehen schien, gab es mit Erreichen der Metropolregion tatsächlich richtige Fahrradwege, die die fahrradfreundliche Stadt quer durch ihr Hoheitsgebiet gezogen hat.
Verschwitzt und fertig vom Gegenwind, aber glücklich über das erreichte Ziel, kehrten wir schliesslich am hübschen, alten Hafen der Stadt in ein Bistro ein und freuten uns, nun nur noch die Adresse von unserem Host dem US-Durchradler finden mussten, um mit Dusche und Bett belohnt zu werden.
Das dauerte natürlich noch eine Weile, und da er selbst erst an diesem Tag vom Lake Champlain zurück kam, vertrieben wir uns bis neun Uhr abends im sehr hübschen Viertel um die Rue Mont Royal die Zeit (was mit bepackten Rädern auch nur eingeschränkt geht). Da er kein Handy besitzt, mussten wir Starbucks-Internet anzapfen, um ihm zu schreiben, in welchem Apartment er denn wohne und ob er schon da sei (wir hatten nur die Hausnummer, und an den Klingeln standen keine Namen). Irgendwie mussten wir beim Mails checken gerade die Antwort verpasst haben, jedenfalls kamen wir (kurz vor der Enttäuschung, dass er vielleicht doch noch nicht hier sei und wir ein Hostel suchen müssten) doch noch herein, in dem ich einfach mal ein paar Apartments durchklingelte. Unser Radler war ein fantastischer Host, der sich nicht ausreden liess, auf der Couch zu schlafen um uns das Bett zu überlassen, und uns ausgerüstet mit Schlüsseln für die Hintertüre tun und lassen liess, was immer uns beliebte. Wir verbrachten einige angenehme Gespräche mit Bier auf der Terrasse, gaben ihm Packempfehlungen für seine Reise und gingen zusammen essen, nahmen seine Empfehlung für Poutin, die montrealer Stammspeise (eine Art weichgekochte Pommes mit sehr matschiger, aber gar nicht so schlechter Sauce und Käse) an und sind überaus dankbar für all die anderen kleinen Tipps, die er für uns bereithielt.
Wir verbrachten noch eine schöne Zeit in dieser herrlich entspannten Stadt, in der selbst die gelegentlichen Regenfälle der letzten Tage uns nicht daran hinderte, Einiges zu sehen, darunter:
– Den Mont Royal, von dem aus man eine herrliche Aussicht auf die ganze Stadt hat, während ein begabter junger Mann an einem frei herumstehenden Public Piano spielt
– Die skylinebereichernde Kuppel der Biosphere, einem an sich furchtbar toll gestalteten Umweltmuseum (auch wenn es uns nicht allzu viel Neues erzählte)
– Die europaeisch-franzoesisch anmutende Altstadt mit Notre Dame Kathedrale, strassenmusikantenbevoelkerten Plätzen und Kopfsteinpflasterstrassen
– Das hippe Viertel um den Mont Royal, in dem sich Creperien, Cafes, Restaurants und kleine Laedchen aneinanderreihen

Gestern morgen endete dann der gemeinsame Abschnitt unserer Reise, und Chili nahm eine Bahn zurück nach New York, von wo aus sie heute hoffentlich wohlbehalten nach Berlin zurück fliegt. Es war eine gute Zeit, und das gemeinsame Reisen hat manches leichter, manches schwerer gemacht, wie verschiedene Arten des Reisens nun immer ihre Vor und Nachteile haben. Ich bin auf jeden Fall froh, dass sie diesen Abschnitt der Reise mit mir geteilt hat und bin gespannt, ob die kommenden Wochen ähnlich aufregend werden.
Zunächst blieb / bleibe ich erstmal ein paar Tage in Montreal, wo ich noch den botanischen Garten und so manches Viertel der Stadt durchstreifte, vom Clocktower am Hafen aus über die Altstadt blickte und am Stadtstrand am Fluss entspannte. Ausserdem brachte ich eines der Fahrräder weg (tatsächlich meins, da Chilis etwas besser ist und mir noch gut dienen wird) – der ursprünglichen Idee folgend, fuhr ich es zu einem Thrift Shop der Salvation Army, die es mit grosser Freude entgegennahmen, und von wo es hoffentlich jemanden finden wird, dem es noch für lange Zeit etwas bringen wird. Dann zog ich bei unserem USA-Durchradler aus, da ich während seiner aktuellen Arbeite- und Reisevorplanungszeit nicht noch länger sein Schlafzimmer okkupieren wollte, und kam im sehr empfehlenswerten Hostel “M Montreal” unter. Gestern Abend stolperte ich noch zufällig über eine Performance einer Circusartistikgruppe, die zum derzeitigen Festival in der Stadt (eines der gefühlten 10.000 Festivals die Montreal den Sommer über veranstaltet) an der nächsten Metrostation auf mehrere Stockwerke hohen Gerüsten herumturnten. Bis Samstag morgen habe ich nun noch mein Zimmer verlängert, dann geht es auf den nächsten Abschnitt der Route, die ich angesichts der ausgiebig beschriebenen Strassenlage stark geändert habe – aber dazu später mehr.
Jetzt geniesse ich noch ein wenig die Vorteile einer Grossstadt, bevor es mich in die Wälder Kanadas zieht, das Gepäck nurmehr auf einen Gepaecktrager gezurrt und verstaut. Nächstes Zwischenziel (über Umwege): Ottawa.

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Lake Champlain oder wie man durch Unglück tolle Leute kennenlernt

Die Tage, an denen wir verzweifelt einen Schlafplatz für die Nacht
suchten, sollten noch nicht vorbei sein. Dabei hatten wir doch extra
in Boston Campingplätze für die nächsten vier Tage rausgesucht, um
nicht wieder kurzfristig auf ein teures Hotel umsteigen zu müssen.
Während wir jedoch unseren Mietwagen Richtung Norden zurück fuhren,
verriet uns die der Anrufbeantworter des Little River Camps, dass sie
für die nächsten 2 Wochen völlig ausgebucht sein – immerhin war ja
die Woche des 4. Juli, da sind wir nicht die einzigen Camper. Wir
entschieden uns, trotzdem dorthinzu fahren und persönlich zu fragen,
vielleicht wüsste man ja dort einen alternativen Platz in der Nähe,
immerhin hatten wir ja noch die letzte Nacht ein Auto. Wir nahmen
also, wie zuvor notiert, den Exit 10 auf der Interstate 89, fanden
dahinter jedoch weder die erwartete Route 10, noch den Campingplatz,
sondern landeten in einem kleinen Ort am See, in dem es nicht viel
mehr gab als einen Grocerie Store und ein Inn. Das ältere Pärchen,
das wir bei ersterem fragten, schlugen überrascht die Hände an den
Kopf: “You’re in the wrong state!” riefen sie theatralisch, “ihr seid
nicht in Vermont, sondern in New Hampshire!”. Wie wir später
herausfanden, hätten wir einfach die I89 eine Weile weiterfahren
müssen und dann den Exit 10 nehmen müssen – die werden nämlich in
jedem Staat neu durchnummeriert. Nach ein bisschen rumtelefoniere
stellte sich heraus, das auch alle Campgrounds hier in der Gegend voll
waren, und so fragten wir verzweifelt den Inn-Besitzer, ob man nicht
(gegen Geld) das Zelt im Garten des Inns aufschlagen könne. “Da oben
ist eigentlich genug Platz”, sagte er, “aber das müsst ihr mit dem
Kerl abklären, dem ich die Hütte dort vermietet habe, sein motorrad
steht da, er müsste also zuhause sein.”
Der Motorradfahrer war ein netter Kerl, der damit überhaupt keine
Probleme hatte, aber er müsse seine Freundin fragen, die gerade noch
in einer Gärtnerei arbeite aber bald zurück kommen müsse. Wir
hinterließen dankend unsere Nummer und gingen eine Runde in dem
herrlich erfrischenden See schwimmen – bis er vorbeikam und meinte,
das ginge klar, und wir könnten gerne das Zelt aufbauen. So
verbrachten wir einen Abend am wunderschön ruhigen, warmen See,
unterhielten uns mit dem Motorradfahrer und der Gärtnerin, bestaunten
ihre herrlich eingerichtete, wohnliche Hütte und schlugen unser Zelt
auf.
Am Mittwoch mussten wir dann das Auto in Burlington zurückgeben und
packten dort wieder unsere guten alten Räder, die die letzten Tage eng
im Kofferraum verstaut verbracht hatten. Diesmal hatten wir
tatsächlich eine Reservierung für einen Campingplatz auf der Insel
South Hero im Lake Champlain ergattern können, und so fuhren wir
hochmotiviert los. Nachdem wir endlich Burlingtons Zentrum erreicht
und den highway hinter uns hatten, wurde es die wohl schönste Strecke
unserer Tour. Wir aßen Tortellini in der Burlingtoner Fußgängerzone,
ließen uns dann zum Ufer runterrollen und stießen dort auf den
Burlington Bikeway, der diesen Namen wirklich verdient – eine alte
Bahntrasse, die in einen Fuß- und Radweg umgewandelt wurde. Am
nördlichen Ende der Bucht geht der Weg weiter auf eine aus Schutt
aufgebauten, reich bepflanzten Passage, auf der früher die Bahn den
gut 4 Meilen Abschnitt See bis zur Insel überbrückte – und den wir
nun in voller Ruhe hinabradeln durften, bei Ausblick auf den riesigen
Lake Champlain. Kurz vor Ende der Passage überbrückt eine Radfähre
die Lücke, die für passierende Schiffe gelassen wurde, und so kamen
wir glücklich beim Camp am Südende der Insel an, welches den Tag noch
runder machte. Viel Platz, grüne Wiese, Seeblick und ein kleiner
Strand… Da wir für morgen eh noch keine Bleibe hatten, entschieden
wir uns, zwei Nächte zu bleiben. So war vorgestern ein schöner,
Gepäckfreier Tag, an dem wir über die Insel fuhren, Maplesoda von
einem kleinen Bauernhof tranken, schwammen und uns gemütlich Mittag
kochten. Abends brachen leider alle Regenwolken auf, so dass wir in
eine Gemeinschaftshütte flüchteten, dort aber dafür ein junges
Kunstleherpärchen trafen, die mit uns Billard spielten,
Schauermärchen erzählten und uns lokalen Blüten-Gin spendierten. So
hatte der Regenschauer doch noch etwas Gutes – auch wenn der Regen die
ganze Nacht immer wieder kam, einige unserer Sachen durchnässte und
eine der Zeltstangen unterm Wassergewiht brechen ließ. (Zum Glück
nicht so schlimm, dass es nicht flickbar wäre).
Mit entsprechender Wetteraussicht fuhren wir gestern los, um eine
passable Strecke bis nach Alburg (dem nächsten Camp) zurück zu legen.
Das Wetter meinte es jedoch gut mit uns und wir blieben on größerem
Regen verschont – weil der starke Wind es alles an uns vorbeischob
bevor es abregnen konnte. Leider hieß das 26 Meilen Gegenwind auf den
drei Inseln, die wir überquerten, und das auf einer längst nicht so
schönen Strecke wie zuvor. Hätten wir keine Reservierung für Alburg
gehabt, wir hätten wohl vorher aufgegeben. So jedoch erreichten wir
das Camp voller Wohnmobile von Hausgröße (viele scheinen ganz hier zu
wohnen), genossen Pool und Sandstrand mit herrlichem Blick über den
See, an dessen Rotgefärbtem Himmel die Unabhängigkeitstag-Feuerwerke
am Horizont von einem guten Dutzend Städte aufleuchteten. Kompensation
für einen langen Tag: gelungen.

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The Wilderness

Die bewaldeten Huegel erstrecken sich soweit das Auge reicht, das Wasser kraeuselt sich und unser Kanu schiebt sich gemuetlich durch die von Waeldern (und Privatgrundstuecken) gesaeumten Seen. Wir kommen an eine Verbindung zwischen zwei Seen, wo das Wasser sich zu Stromschnellen verbindend uns ueber eine Vielzahl von Steinen entgegenstuerzt. Ich steige aus und schiebe das Kanu durch das flache, schnelle Wasser, bis wir die Schnelle durchquert haben und zu einem weiteren, ruhigen Streckenabschnitt kommen. Das Kanu ist eine herrliche Abwechslung, die Beine danken die Arbeitsuebergabe an die Arme. Dabei ruhen unsere Fahrraeder tatsaechlich nun schon eine Weile in einen Kofferraum gequetscht auf dem wunderschoenen, ruhigen Campingplatz in Newcomb.
Nachdem das Maedchen mit Hut uns bis Saratoga Springs gebracht hatten, waren wir erstmal ein wenig dort geblieben und goennten uns die mehrtaegige Pause, die wir eigentlich schon in Hudson hatten haben wollen. Das Hotel war alles andere als unsere uebliche Preisklasse (es gibt einfach keine guenstigen Hostels hier…), und wir fuehlten uns ein wenig fehl am Platz, wie wir mit unseren Raedern vorfuhren, aber es sicherte uns immerhin den Ecology-Bonus, der urspruenglich fuer Gaeste mit Elektro-Autos vorgesehen ist. Saratoga ist ein angenehmes Staedtchen, wenn auch groesser und wuseliger als das beschauliche Hudson, und sehr viel touristischer. Einmal abseits der Hauptstrasse finden sich aber kleine verwinkelte Buchlaeden und Bars mit Open Mics und Billardtischen, wo wir mit gegen eine ihren 50. Geburtstag feiernden Dame spielten und einen sympathischen jungen Mann kennenlernten, der waehrend der Unterhaltung ueber unsere Reise ein paar Drinks spendierte und uns am Ende des Abends ein paar Geldscheine zusteckte, die die teure Hotelnacht ziemlich gut kompensierten.
Irgendwann brachen wir aber dann doch aus Saratoga auf, und nach einigem hin und her ueberlegen entschieden wir uns, lieber weniger konsequent zu sein und dafuer mehr vom groessten Nationalpark der USA sehen zu koennen, indem wir uns fuer eine Woche ein Auto mieteten. Damit konnten wir sehr viel weiter in die herrlichen Adirondacks vorstossen, als es uns mit Raedern (in der gegebenen Zeit) moeglich gewesen waere, und nutzten die gewonnene Zeit fuer besagte Kanutour ueber die Seen und in den hier noch jungen, schmalen (aber schon schnellen) Hudson sowie fuer eine anstrengende, aber lohnende Wanderung auf den Mount Goodnow, auf dessen Gipfel ein Feuerwachturm (bis in die 80er benutzt, um Waldbraende zu entdecken) trohnt – der weitlaeufigste Ausblick ueber die Berge und Seen der Upstate New York-Wilderness belohnte unseren Aufstieg. Was wir ausserdem dort erlebten:
– Drei hilfsbereite, wenn auch uebermaessig dem Alkohol froehnende Nachbarn, die uns in der ersten Nacht (nachdem wir lange verzweifelt im stroemenden Regen nach einer Unterkunft gesucht hatten und schon im Auto schlafen wollten) im Gaestebett schlafen liessen
– Von denen einer uns seine sammlung von 1970er Superheldencomics praesentierte (darunter die erste Ausgabe in der Wolverine auftaucht)
– Streifenhoernchen, Rehe und jede Menge Eichhoernchen auf den Wegen
– Den eher unfreundlichen Besitzer eines Privatsees, der uns zu den angeblich eine halbe Meile entfernten Cascade Lakes verwies
– Einen einstuendigen Fussmarsch und die Erkenntnis, dass die doch etwas weiter entfernt waren
– Die wunderschoenen Cascade Lakes
– Zu viele Muecken und Black Flies

Da wir nun einmal das Auto hatten, packten wir die Gelegenheit beim Schopf und machten einen Abstecher nach Boston. Hier konnten wir eine Schulfreundin aus meiner Zeit in Ann Arbor treffen und im pompoesen Pool der Eltern eines Freundes von ihr die Sommerhitze vertroedeln, bevor wir abends nach Boston reinfuhren und uns den Bauch mit thaiwanesischem Essen vollschlugen. Da sie noch am selben Abend zurueck nach New Haven fuhr, mussten wir uns noch irgendwo eine Unterkunft suchen, und die sind in Boston erstaunlicherweise aehnlich teuer wie in New York City… wir landeten mit ein bisschen Handeln im kleinen Fairington Inn, wo das Doppelzimmer guenstiger war als die Dormbetten in der Jugendherberge. Eigentlich wollten wir die letzte Nacht dann weitaus guenstiger (sprich: umsonst) bei einem Couchsurfer verbringen, doch nachdem wir ihn gestern nachmittag getroffen hatten, entschieden wir uns doch fuer die teure Variante ohne creepige Kerle im Nachbarzimmer (er gab sich wirklich Muehe und vermutlich ist er einfach nur sehr einsam… aber es war auch wirklich ein sehr seltsamer Typ). Ansonsten sahen wir Harvard und die Innenstadt, kaempften uns durch die Metro und den abendlichen Strassenverkehr und haben heute vormittag ziemlich lange ein Internetcafe gesucht (die Dinger sind echt ausgestorben, viele wussten nicht mal, was wir meinten). Gleich geht es dann weiter in Richtung Burlington, Vermont, wo wir das Auto zurueckgeben werden und von da aus mit dem Rad weiter ueber den Lake Champlain fahren werden. Was uns dort passieren wird, erfahrt ihr spaetestens nach unserer Ankunft in Montreal.

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New York to Hudson: Fotos!

Hier endlich die versprochenen Fotos nachgeholt:

New York
New York TaxiChili @ Time SquareTime SquareIch @ Time SquarePosing auf der Brooklyn Bridge IIPosing auf der Brooklyn Bridge IBlick auf Manhattan (Empire State Buildung) IBlick auf Manhattan (Empire State Buildung) IIMiss Liberty aus Legosteinen
Beweisfoto New YorkIn der MetroTropical Island Manhattan Central Park

Unterwegs
Fahrraeder am ersten StoppDie SeenCrossing HudsonStanding at the Hudson-OverviewDie wohl kleinste BahnstationBad im HudsonAusruhpauseSchoener, aber anstrengender TrailStrassenstandardUnique Exceptional Beauty-IslandDas Hotel in Germantown

Hudson und die Muellhalde
Pride in HudsonMuellhalde Hudson IMuellhalde Hudson II

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Kojoten auf dem Muellberg

Das Heulen der Kojoten beginnt mit der untergehenden Sonne vom Rande
des Waldes, nur kurze Rufe und nicht allzu nah, doch wir lauschen ein
bisschen angespannt in unserem Zelt auf ihr Verklingen. Als die Sonne
hinter den Catskills verschwand und es frisch wurde, verabschiedeten
wir uns von der Wanderin, die zufällig unseren Weg gekreuzt und für
einen angenehmen Abendplausch gesorgt hatte, und ließen die ins
sonnenuntergangsrot getauchte Müllhalde hinter dem verschlossenen
Reißverschluss unseres Zeltes zurück. Aber keine Angst: wir schlafen
nicht zwischen Autoreifen und Elektroschrott, sondern auf einem von
violetten Wildblumen überwachsenen, hügeligen Grasland, aus dem nur
vereinzelte weiße Rohre hinaufstaksen und von der Schrott-
Vergangenheit der Hügel zeugen. Wir sind keine 10 Minuten von der
Hochburg der Antiklädchen, Hudson, NY, entfernt, wo wir gestern Mittag
ankamen. Nachdem wir am Donnerstag vom Motel in Poughkeepsie
aufgebrochen waren, hatten wir eine gute Strecke bis zum Norrie
Nationalpark zurückgelegt und dort auf einem Campingplatz unser Lager
aufgeschlagen. Auch wenn die zurueckgelegte Strecke nicht so weit war, hatten wir recht lange gebraucht – beim Roosevelt-Haus hatte ich vorgeschlagen, einen Wanderweg abseits der lauten und vielbefahrenen Strasse zu nehmen, der ein Stueck parallel und hinunter bis zum Hudson ging. Das war zwar sehr schoen, aber leider nicht nur sehr bergig, sondern auch nur fuer Wanderer ausgelegt, und so wuchteten wir unsere Raeder durchs mueckengeplagte Land – zwischen Auto- und Wanderwegen liegt offenbar nicht so viel Moegliches. Entsprechend fertig waren wir auf dem Campingplatz, und froh, uns dort in Ruhe entspannen zu koennen und endlich unseren Kocher einzuweihen. Am Freitag machten wir uns ohne wirkliches Ziel auf den Weg, folgten der Strasse (und der ein oder anderen kleineren Route, zB in Rhinebeck, wo man tatsaechlich ernstzunehmende Radrouten auszuzeichnen in der Lage war) und erreichten schliesslich Tivoli, ein huebsches kleines Staedtchen, dessen Ende man schneller erreicht hatte, als es zuerst geschienen hatte. Da sich direkt an den Ort ein grosser Nationalpark anschloss, machten wir uns dorthin auf, um vielleicht einen Platz fuer unser Zelt zu finden. Nun, Plaetze haette es gegeben, legale leider nicht, und der Park wird zum Sonnenuntergang geschlossen. Da wir ausserdem schlauerweise keine Lebensmittel fuer ein Abendessen besorgt hatten, war die Aussicht auf eine dortige Nacht nicht so famos. Nach einigem Ueberlegen (zurueck nach Tivoli, doch hier bleiben und hungern?) entschlossen wir uns, noch ein kleines bisschen weiter zu fahren, etwa drei Meilen weiter sollte das Village mit dem uns beinah ironisch vorkommenden Namen Germantown kommen. Kam es auch, und es ist tatsaechlich von Deutschen gegruendet worden (es gibt “Ottos Groceries”), ist saubergeputzt und ordentlich wie das Klischee es will – und ein auesserst huebsches Hotel gab es auch. Das leider ausgebucht war. Der Besitzer war jedoch sehr zuvorkommend: unterrichtet ueber unsere Lage (und dass das Inn 5 Meilen suedlich nicht wirklich verlockend war) bot er an, dass wir im Garten des Hotels zelten koennten, und die Toiletten koennten wir selbstverstaendlich auch benutzen. Uebergluecklich schlugen wir unser Zelt auf, deckten uns bei Ottos mit den leckersten Veggi-Burgern ein die wir je hatten und sassen mit Bier im Garten des Hotels, den Blick auf eine weitlaeufige Wiese (nur ein Haus von der “Hauptstrasse” entfernt).
Nachdem gestern dann der Weg leider wieder zurueck auf die grosse Route 9 fuehrte, fassten wir einen Entschluss: so machte das Radfahren schliesslich keinen Spass, wir wuerden in der naechsten Stadt, Hudson, eine Autovermietung suchen und zumindest das Stueck bis Saratoga Springs ueberspringen, um dann entspannter in den Adirondacks umher fahren zu koennen. Wir erreichten die Stadt just, als eine Gay Pride-Parade die Hauptstrasse hinablief, Alternative die Strassen bevoelkerten und sogar die oertlichen Kirchen ihre Akzeptanz zeigten. Kurzum, wir fuehlten uns wohl hier, und beschlossen, eine Nacht zu bleiben und dann unseren Autoplan zu verfolgen. Nachdem die Parade uns passiert hatte, fanden wir die einzige Autovermietung – die bereits fuer das Wochenende geschlossen hatte. Und zu allem Unglueck waren saemtliche Hotels und B&Bs ausgebucht, weil gerade eine grosse Hochzeit in der Stadt sei. Verzweifelt gingen wir an der Hauptstrasse zu einem Haus, von dessen Dach vorher bei der Parade ein paar gutgelaunte Menschen hinabgerufen hatten, wo wir hin unterwegs waren, und fragten, ob sie vielleicht einen Ort zum campen wuessten. Wussten sie, und das ueberfreundliche Maedchen mit Hut, das dort wohnt (und im Antikladen darunter arbeitet), schnappte sich kurzerhand ihr Rad und begleitete uns zu ebenjener ehemaligen Muellhalde, wo wir unsere letzte Nacht verbrachten. Aber damit nicht genug: als sie von unserem Plan hoerte, meinte sie: “nach Saratoga Springs, da kann ich euch morgen auch hinfahren, ich habe einen Fahrradtraeger”. Ob sie ohnehin dorthin fahre? Nein, aber das sei ja nur anderthalb Stunden mit dem Auto, wir sollten am naechsten Morgen vorbeikommen und unser Zeug dort abstellen, zum Nachmittag wuerden wir losfahren.
Nun, die Menschen sind eben gut, und das Maedchen mit Hut offenbar auch – jetzt sitzen wir in ihrer Wohnung, waehrend sie den Vormittag bei einer Baby Shower verbringt, und gleich freuen wir uns ueber eine auessert bequeme Fahrt weiter gen Norden ins schoene Saratoga Springs, wo wir planen, einen Tag Pause zu machen.

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Der Tag, an dem wir den Hudson und die Apalachen (fast) überquerten

Dieser eine Moment war mehr als genug Lohn für die Strecke des
gestrigen vormittags. Unsere vollbepackten Rennräder rasten 6
Kilometer am Stück abwärts, fraßen all die Höhenmeter auf, die wir
vor der Mittagspause auf dem 7-Lakes-Driveway erstritten hatten, und
plötzlich lichtete sich der Wald nach einer Kurve der abfallenden
Apalachen-Ausläufer und gab den Blick auf den mächtigen, breiten
Hudsonriver frei. Überwältigt von der Schönheit hielten wir inne,
Freudentränen in den Augen, aßen einen Müsliriegel und machten uns
dann weiter an die Abfahrt.
Aber ich habe ein bisschen Zeit übersprungen – wie sind wir da hin
gekommen?
Die letzten Tage in New York vergingen schnell, die Freiheitsstatur
schleust einen durch Menschenmassen von Schlangen und Security, und
den Abend gönnten wir uns “Bullets over Broadway”, ein Woody Allen
Musical (mit Zach Braff) am selbigen Broadway.
Am Montag packten wir dann unsere Sachen, dankten unsrem Host in
Montclair mit Früchten und Schokolade und verzweifelten, als wir
feststellten, dass nicht mal der Outdoorladen in Montclair
Gaskartuschen für unseren Kocher hatte, und schafften es schließlich
am Nachmittag zur Bahnstation Bay Street. Der Plan war, mit Umstieg in
Secaucus die Metrolinie bis Sloatsburg direkt hochzunehmen, und noch
am selben Tag in den dort anschließenden Nationalpark Richtung
Nordwesten zu radeln. Nun, auf der ersten Bahn nach Secaucus war das
kein Problem, die Schaffner staunten über unseren Plan, eine Drei-
Generationen-Passagiergruppe zählte sich zu den Believern unseres
Vorhabens und half uns an der Station, die Räder rauszuheben. In
Secaucus mussten wir jedoch feststellen, dass wir in die Peak-Hours
gekommen waren, in denen die Fahrradmitnahme nur in Ausnahmen (= leere
Züge) mitgenommen werden dürfen. Man müsse den Main Conductor fragen
– oder eben bis 8 warten, wenn die Peak Hour vorbei ist. Nach einigen
vergeblichen Versuchen, hin und her Rennen zwischen den Bahnsteigen
(was bei dem Lärm der vermutlich zwei Jahrhunderte alten Bahnen kein
Spaß war) ließ der Schaffner der letzten On-Peak Bahn (um 7) uns in
die Bahn. Der Schaffner im hinteren Teil der Zug war allerdings, was
man landläufig ein gebürtiges Arschloch nennt – ließ uns die Räder
samt Gepäck hochkant stapeln damit auch ja keiner beim
Durchgehen behindert würde, und gab uns nicht etwa vorher, sondern
erst an der Station Sloatsburg zu verstehen, dass unsere Tür nicht
öffnen würde und wir die Räder quer durchs Abteil quetschen müssten.
Nun, wir waren in Sloatsburg, und der Lärm der Metopolregion lag
hinter uns. Mit etwas Hilfe entschieden wir uns und fanden den 7-Lakes
Driveway, der uns gleich in den Nationalpark führte. Kaum einen
Kilometer im Park hatten wir bereits einen Reiher und zwei Rege aus
nächster Nähe gesichtet (bisher zum Glück noch keinen Bären). Da es
bereits dunkelte, stoppten wir nach 3 km am Visitor center und
schlugen unser Zelt auf. Nach New York und der Straße am Haus in
Montclair war diese Nacht großartig, wir hörten nur das Rauschen
eines Baches, in dem wir uns am nächsten Morgen wuschen und gewöhnten
uns langsam an die Lichter der Glühwürmchen.
Gestern dann der hügelige Weg durch den Park, dann überquerten wir
den Hudson auf einer imposanten Brücke und ärgerten uns sehr über
den folgenden “Biketrail”, eine abgewrackte Straße mit zu schmalem
Seitenstreifen und zu vielen Autos. Irgendwann wollten wir nur noch
runter und zur Metrostation Manitou, von wo wir bis Poughkeepsie
kommen wollten. Als wir sie schließlich gefunden hatten (die wohl
kleinste Bahnhaltestelle die ich je sah) fuhr der Zug einfach an uns
vorbei. Und dann waren wir in der pm Peak Hour und wir wussten ja was
das bedeutet. Also sahen wir uns nach einem Platz zum campen um,
fanden aber nur Privatgrundstücke. In unserer Verzweiflung klingelten
wir und fragten beim dritten Haus, wo man uns öffnete. Erst wollte der
Bewohner uns eine Empfehlung zum campen geben, mit Blick auf unsre
erschöpften Gesichter wies er uns den Weg in den erstaunlichen Garten
mit Blick auf den Hudson (bestes Grundstück Ever).
Um es kurz zu machen, das hier namentlich nicht erwähnte Paar (die
nebenbei gesagt die Schwiegereltern des Paypal-Gründers waren) ließ
uns nicht nur im Garten campen sondern boten uns Essen und Trinken an,
plauderten mit uns im Garten bei Blick auf den abendlichen Hudson und
bereiteten uns zum Morgen (zu Chilis Freude) einen Kaffee. Die
Gefallen die sie uns taten aufzuzählen, würden den Rahmen des Blogs
sprengen. Sie waren unsere Rettung.
Heute brachen wir dann nach einem gemütlichen Morgen und Bad im Hudson
River auf und erklommen den Berg zur Route 9 zurück, die noch ein
genauso beschissener Trail war wie zuvor. Entsprechend froh waren wir,
das gemütliche Cold Spring zu erreichen, und dort gar Gaskartuschen
für unseren Kocher zu bekommen – und kurz darauf die von freundlichen
Schaffnern bevölkerte Bahn, die uns nach Poughkeepsie brachte: eine
unspektakuläre, zu große Stadt, in der wir nur mit viel Mühe ein
Motel fanden (dessen Hotelier sich nach unserer Geschichte vom viel zu
hohen Preis um gut 40$ auf ein akzeptables Niveau runterhandeln ließ).
Da sind wir also nun, genießen Dusche und Bett und überlegen, wie wir
die kommende Strecke meistern werden. Es wird sicher anstrengend –
doch die Trails sollen Radfreundlicher werden. Wir werden sehen – aber
jetzt sind meine Finger lahm.

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New York, New York

Wir sind auf einer tropischen Insel gelandet. Manhattan trieft,
Morgendliche Regenschauer verdrängen die Hitze nur kurz, und die
Temperaturen lassen sich nur noch steigern, wenn man in die von
Maschinenmonstern des letzten Jahrhunderts belebten U-Bahnschächte
absteigt.
So langwierig und unkomfortabel die tägliche Fahrt mit dem New Jersey
Transfer gen Penn Station New York auch ist, wir sind doch ganz froh,
zum Abend diesen menschenwuselnden Moloch hinter uns zu lassen und
nach Montclair zu fahren – einer kleinen, lebendigen Stadt mit
hübschen Kaffeehäusern und Parks, irgendwo zwischen Suburbia und
Kleinstadt, an der Peripherie der Metropole gelegen, wo unser
Couchsurfing Host wohnt, der sich aus dem Weg geht um uns ein paar
Tage Unterschlupf zu gewähren. Der Drehbuchautor mit schier
unendlichem Wortstrom versorgt uns nicht nur mit Anekdoten und
Wegbeschreibungen, sondern nahm uns vorgestern auch mit zu seinen
irischen Eltern: der pensionierte Vater repariert alte Fahrräder und
verschenkt sie an bedürftige Kinder in der Stadt, und hatte zufällig
gerade zwei hübsche Räder im Garten stehen, die er uns für 100$
überließ – wir werden sie, seiner Idee gemäß, in Toronto an Leute
verschenken, die sie gebrauchen könnten.
Die Zeit auf Manhattan (die anderen, riesigen Teile New Yorks haben
wir nicht mal ansatzweise erforscht) verbrachten wir mit:
– Sich wundern, wie viel Geld man für wie wenig Dinge ausgeben kann
– aufs Empire State Buildung hochfahren
– kaum 25% des gigantischen Central Parks durchstromern und da ein
Softeis für 7$ genießen
– in einer Ausstellung von Nathan Sawaya aus Legosteinen gebaute
Dinosaurierskelette bewundern
– wegen meiner Kartenlesefähigkeiten und einer U Bahn die so selten
kommt wie ein Landbus in Mecklenburg Vorpommern die Möglichkeit
verpassen, beim Nuyorican Poetry Slam auftreten
– New York cheesecake essen
– das Geflacker auf dem Time Square versuchen, irgendwie bewusst
wahrzunehmen
– auf einer stillgelegten Hochbahn-Trasse, der Highline, zwischen
Bäumen und Beeten spazieren
– eine Wette abschließen, wer mehr Selfies-schießende Menschen
fotografiert
– von Brooklyn aus über die gleichnamige Brücke gen Manhattan
Downtown laufen, auf Autos herab gucken und die Skyline vor sich sehen
– in einem gut versteckten Geschäft für Zaubereibedarf von einem
Verkäufer mit Kartentricks beeindruckt werden
– Viertel von New York sehen, die so gar nicht dem stereotypen Bild
der Stadt entsprechen
– Amerikanisches Bier trinken und unsrem Host deutsches Bier mitbringen
– zwei Tage auf unser von Lufthansa verschlamptes Gepäck warten und
dann ohne angebliche telefonische Vorwarnung um 6 Uhr früh aus dem
Bett geklingelt werden
– das WTC Memorial zwischen Baustellenzäunen hervorblitzen sehen
– von freundlichen Menschen ein Busticket ausgegeben bekommen weil wir
mal wieder vergaßen die Karte aufzuladen

Zweieinhalb Tage haben wir noch in dieser riesigen Stadt, die wir
damit natürlich nicht mal ansatzweise kennengelernt haben, aber dann
wollen unsere Fahrräder getestet werden. Mehr (und Fotos) folgen,
versprochen.

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Ich packe meinen Koffer…

Irgendwann juckt es dich wieder, denn irgendwie hat man ja nie genug gesehen. Da ist man die letzten Monate mit einem Gedichtbuch und einer Reisetasche quer durchs Land gereist und hat sich geärgert, dass der Käse im Kühlschrank schon wieder verschimmelt ist, während man auf Tour war; hat sich gerade noch gefreut darüber, ein paar Tage am Stück im gleichen Bett zu schlafen. Und plötzlich findet man sich wieder, wie man andere Taschen packt, Isomatten flickt und sich den ersten Kompass seines Lebens kauft. Die Aufregung lässt mich unkontrolliert auf und ab hüpfen wie ein kleines Kind nach dem Schuhe putzen am 5. Dezember, während ich Zwischenmietverträge unterschreibe, als wäre ich jetzt ein richtiger Erwachsener. Schön, wenn man irgendwo dazwischen sein darf. Chili und ich werden morgen das wenige, was wir mitnehmen werden, in die begrenzten Taschen, die wir zur Verfügung haben, stopfen, um am Dienstag die Stadt unter uns kleiner werden zu sehen. Die schönsten Dinge in unserem Gepäck:

Ein Kompass
Ein frisch geflicktes Zelt
Kein Laptop
Ein Tachometer
Selbstgedruckte Landkarten
Vorfreude
Eine Handvoll Rezepte
Notizbuch samt Füller
Beinkleider für 4 Zwecke
und ein Reiseplan, der gebrochen werden will.

Das klingt mehr nach Wildnis, als es sein wird. Es wird: anstrengend, stereotypebestätigend und streitprovozierend, aber es wird auch: Schönheit, Antistereotyp und Bereicherung.
Ich werde, wann immer sich die Möglichkeit bietet, auch dieses Mal wieder mit Freuden davon berichten, und vielleicht schaffe ich es diesmal sogar, mich kürzer zu halten. Die nächsten zwei Monate werden spannend.
Erster Stopp: New York City.

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6 Klimazonen auf 60 Kilometern

Locker sechs Klimazonen entdeckten Torben und ich auf unserer 10-Tage-Wanderung über die wunderschöne Ostseehalbinsel Fischland-Darß-Zingst. Gut, was das tatsächliche Klima betraf, war es meistens einfach nur kalt. (Zu sehen an den Schals.) Aber was die Vegetation betraf, die Aussichten, die Gerüche und Geräusche, hätten wir uns genauso gut durch sechs verschiedene Länder bewegen können – mit Grenzübertritten alle gefühlte halbe Stunde, vor allem im Darßer Ort. Dinge, die nicht auf Fotos passen: Der Geruch des Moors, die Anstrengung, gegen starken Küstenwind Fahrrad zu fahren, die Kälte der Luft auf einem Leuchtturm, das Erstaunen, viele große und kleine Tiere, der angenehme Effekt eines heißen Tees aus der Thermoskanne. Alles andere, ohne viele Worte, hier auf Fotos:

Die Steppe. (Hohe Düne auf Zingst)
Hohe Düne ZingstDünengras Zingst
Alaska. (Eingefrorene Aussichtsplattform und eisbedeckter Bodden auf Darß)
Gefrorene Plattform DarssEis-Bodden Darss
Der Morrast. (Moorwald auf Darß)
Moorlandschaft ZingstMoor-Laub-Wald Darss
Skandinavischer Nadelwald. (Darß)
Fruehling-Herbst DarssTorben Perrucho im Darsser WaldDarsser Nadel-Wald
Serengeti. (Darßer Ort)
Darsser Serengeti-PanoramaDarsser Serengeti
Englische Steilküste. (Okay, das war nicht auf Fischland-Darß-Zingst, sondern Rügen – daher auch das Nazi-Kurbad Prora dadrunter)
Kreidekueste RuegenKreidefels RuegenNazi-KurSchneekueste Darss
Antarktische Inseln? (Das ist schwer vergleichbar. Auch Darßer Ort)
Darsser Schneekueste PanoramaNationalparksgrenzeDarßer Ort

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Berge und britische Burgen

Jahrhundertelang mussten die Bewohner hinter Englands Steilküsten sich vor den französischen Feinden hinter dem Steilküsten-Äquivalent am anderen Ende des Kanals beschützen. In Abständen von nur ein paar Dutzend Kilometern reihen sich an der Kalkküste Südenglands mehrere Festungen, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder umfunktioniert und neugenutzt wurden. Wie es die Freizeiten zwischen den Kursen ergaben, besuchten wir sowohl die Küste als auch ein paar der Burgen – die ehrlich gesagt ohne die Audioguides mit Überlänge spannender sind. Castle of DeanDas Castle of Dean steht keine zweihundert Meter vom Steinstrand entfernt, und ist deshalb so flach gebaut, wie es damals nur möglich war. Ein wenig in der Erde versenkt, mit einem Schutzgraben, und in runde, rosenförmige Mauern gehüllt. LandhausburgBurg-LandhausEin gutes Stück weiter westlich wurde ein weiteres Schloss mit der Zeit zu einem typisch britischen Landhaus eines lokalen Fürsten umfunktioniert. Läuft man durch das Innere, wähnt man sich zwischen Himmelbetten und holzvertäfelten Dinnersälen, bis man das Gebäude verlässt, und von dem der Queen gewidmeten Garten auf die alte Festung blickt. Ganz um die Ecke findet sich das kleine, hübsche Städtchen Sandwich, wo die Bürgersteige schmaler als ein paar Füße sind, und man nach einer Stunde Suche ein 5£-teures Sandwich bekommt, das aus ungetoastetem Toast und geraspeltem Cheddarkäse besteht. (Das Sandwich wurde übrigens tatsächlich dort erfunden, von Lord Sandwich, der sein Brot immer auf diese Weise orderte.) Zuletzt dann die Burg von Dover, einem herrlichen großen Bau, der über eine hässliche Hafenstadt blickt. Von der Römerzeit bis zum zweiten Weltkrieg wurde sie immer wieder belebt und genutzt, was sich in der gesamten Architektur widerspiegelt. Der römische Leuchtturm, das mittelalterliche Hauptschloss, die Renaissance- und viktorianischen “Neu”-bauten, die wartime-tunnels, in denen tausende von britischen und französischen Soldaten vor den deutschen Angriffen Unterschlupf nahmen.
Römischer Leuchtturm in DoverDover CastleDover Castle und Natur
Direkt daneben finden sich die White Cliffs von Dover, gigantische, weiße Kalkklippen, die teilweise bis zu 100 Meter zum Meer abfallen. In einem Natuschutzgebiet drumherum schlenderten wir die Küste entlang, nur wenige Fuß vom Abgrund, der aufgrund des porösen und untertunnelten Gesteins ständig in Abbruchgefahr schwebt. Das Bild mit mir am Abgrund ist allerdings bei Broadstairs entstanden, wo sich die Klippen in weniger weißer Form fortsetzen, mit ein paar weniger Tunneln und ein bisschen festerem Gestein. Dort verbrachte ich einen sonnigen Sonntag mit Meerspaziergang, Klippenfotos und Dichtung am/übers Meer. Was will man mehr.
Dover CliffsHundert Meter SteilkuesteJesko vor den CliffsJesko am AbgrundKalkformationPassion
Und damit gingen meine drei Wochen in England zuende, gekrönt von drei Erkenntnissen: England ist viel Regen und durchschnittliches Essen… aber dafür auch erstaunlich viel schönes Grün, weiße Klippen, blaues Meer. Man soll ja schließlich immer das Positive sehen.