Viajando a Bolivia
Hinter dem Fenster erstreckt sich ein Meer aus Wolken, aus denen Bergspitzen wie Inseln hervorragen, umgeben von weissschäumendem Nebel und unter einem stratosphärenblauen Himmel bei Sonnenschein, der so nie durch die Wolkendecke Limas dringt.
Nachts um 4 von zuhause aufgebrochen kam ich ohne Probleme und sogar mit meiner Softdrink-Flasche an Bord des Peruvian-Airlines-Flugzeugs nach Cusco, das die Passagiere schon wenige Minuten nach dem Start mit dieser unglaublichen Aussicht beschenkte. In Cusco hatte ich dann viel zu viel Zeit zum “umsteigen” (3h), schmökerte also die halbe zuvor gekaufte Zeitung durch vor/zwischen/nach dem Gepäckabholen/Ticket abholen/Gepäck abgeben/Sicherheitscheck/Visa-abstempelung bei der Migracion/Boarding. Letzteres brauchte wahnsinnig lang, der Schalter am Gate stand bis 10:30 einfach mal unbesetzt – planmässige Abflugszeit: 10:45… – um kurz vor 12 (!) ging es dann erst los, was mich ein bisschen ärgerte weil mir so eine Stunde in Copacabana verloren ging. In La Paz angekommen und durch die Einreisebürokratie durch konnte ich ein Taxi immerhin auf 40 Bolivianos (40Bs=4) für den Weg zu den Bussen am Cementerio runterhalndeln und kam da wenigstens zeitlich passend zur Microabfahrt nach Copacabana an. Mit dem ruckelte ich nochmal 3-4 Stunden durch das bolivianische Andenhochland, unterhielt mich mit einer Ecuadorianerin die seit 3 Monaten durch Bolivien reist, Wände anmalt und “die Energie in Copacabana” ganz toll findet, einem Copacabeño der sogar schon nach Cusco gereist ist, und hatte ca. 20 Minuten lang fiese Höhenkrankheit mit schwarz vor den Augen und ähnlichen scherzen (aber im Bus sass ich ja eh, konnte also nicht umkippen 🙂 ) – danach gings aber bis auf die Kopfschmerzen die den Rest des Abends anhielten.
Gegen 5PM kam ich dann am Ziel an: Copacabana am Lago Titicaca! Und nein, das ist nicht der bekannte Traumstrand Brasiliens (dafür müsst ihr schon Flo´s Blog lesen, siehe links), sondern eine kleine Stadt am Lago Titicaca, mittlerweile durch die ganzen Backpacker nicht mehr ganz so verschlafen, berühmt geworden durch irgendeine angeblich Wunder vollbringende Marienstatur (- Pilger benannten deshalb den brasilianischen Strand nach diesem Ort). Im Stadtzentrum steht eine von aussen wunderhübsche, im maurischen Stil gebaute Kirche (von innen recht langweilig) und die ganze Stadt ist voll von Händlern, billigen Unterkünften (15 Bs) und Backpackerbars – eine abstruse Mischung. Kurioserweise begrüsste den ankommenden Bus laute US-Musik von der Plaza, wo es gerade ein “english-language-festival” gab…
Nach einem schnellen Abendessen auf dem Markt ging ich in einem hauptsächlich von Einheimischen besuchten Cafe (also eher ne Markthalle mit Kaffeeständen) einen Mate de Coca gegen die Kopfschmerzen trinken und hatte nebenbei Glück – drei Copacabeñer am Tisch unterhielten sich mit mir sehr angeregt über die hiesige Medienlandschaft (es soll ein Gesetz geben, dass zwar “Anti-Rassismus-Gesetz” heisst, tatsächlich aber den Zeitungen ihre Meinung vorschreiben soll und die Verbreitung von geheimen Informationen von irgendwelchen Informanten verhindern soll – fragt mich nicht wie Evo das unter solch einen Namen kriegt), die (fehlende) educacion und die Angst, Evo Morales´ Regierung könne sich in eine Linksdiktatur verwandeln. (haben schon verstärkte Beziehungen zu Cuba, Venezuela, Russland und Iran… und es wird von verschwundenen Leuten gemunkelt) – eine der Begegnungen auf jeden Fall, die man meist nur als Alleinreisender hat 😉
28.10.10, Copacabana, Bolivien
Isla del Sol (Insel der Sonne)
Ohne die Kokablätter in meiner Wange, die ein leichtes Taubheitsgefühl auf der Zunge zurücklassen, die Wasserflasche in meiner Tasche sowie Sonnencreme, -brille und Mütze wäre ich jetzt wahrscheinlich längst umgekippt… 😀 Nee, keine Sorge, ich bin nur schwer K.O. von 4 Stunden wandern in 4000 Metern Höhe. Heute früh um 8 nahm ich das Boot von Copacabana zur Isla del Sol (die Isla de la luna ist leider nur mit teurer Privattour erreichbar), auf de, ich mich mit einem australischen Pärchen (Ric & Liz) unterhilet, mit denen ich dann auch den Rest des Tages verbrachte. Wir landeten am Nordhafen der Insel und wanderten von da aus bis zu den Ruinen an der Nordspitze – fast 3000 Jahre alt und fast so beeindruckend wie Machu Picchu – und von dort aus quer über die Insel bis in das südliche Dorf mit den meisten Pizzarien pro Einwohner Boliviens. (Kein Scherz!) Unterwegs mussten wir 3x “Wegzoll” bezahlen, durch den den Touris hier insgesamt 30 Bs abgezogen werden, wurden dafür aber mit fantastischen Aussichten belohnt, während wir durch Eucalyptuswälder, trockene Graslandschaften mit Schafen und Lamas und aufeinandergestapelte Steine liefen. Nach einem lang auf sich wartenden Mittagessen um 3PM fand ich eine Unterkunft für 20 Bs. Der frische Wind hielt uns dann doch vom Schwimmengehen ab, und so traf mich nachher nur noch mit Liz, Ric und Mahesh (einem indischstämmigen US-Student, der in ihrem Hostel wohnt und auch morgen nach La Paz reist) zum Rotwein-trinken, Abendessen und unglaublich beeindruckenden Sonnenuntergang überm See angucken. Das hört sich jetzt so kurz gefasst nach wenig an, aber ich bin zu KO zum schreiben – und es war einfach eine sehr schöne Wanderung über die Insel, die definitiv mehr Wert war als mein kurzer bisheriger Aufenthalt in Copacabana. Jetzt pennen gehen, morgen dann zurück aufs Festland und Richtung La Paz – die dortigen Erlebnisse gibts sehr bald im nächsten Blogbeitrag!
29.10.10, Isla del Sol, Bolivien