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Viajando a Bolivia / Isla del Sol

Viajando a Bolivia
Hinter dem Fenster erstreckt sich ein Meer aus Wolken, aus denen Bergspitzen wie Inseln hervorragen, umgeben von weissschäumendem Nebel und unter einem stratosphärenblauen Himmel bei Sonnenschein, der so nie durch die Wolkendecke Limas dringt.
Nachts um 4 von zuhause aufgebrochen kam ich ohne Probleme und sogar mit meiner Softdrink-Flasche an Bord des Peruvian-Airlines-Flugzeugs nach Cusco, das die Passagiere schon wenige Minuten nach dem Start mit dieser unglaublichen Aussicht beschenkte. In Cusco hatte ich dann viel zu viel Zeit zum “umsteigen” (3h), schmökerte also die halbe zuvor gekaufte Zeitung durch vor/zwischen/nach dem Gepäckabholen/Ticket abholen/Gepäck abgeben/Sicherheitscheck/Visa-abstempelung bei der Migracion/Boarding. Letzteres brauchte wahnsinnig lang, der Schalter am Gate stand bis 10:30 einfach mal unbesetzt – planmässige Abflugszeit: 10:45… – um kurz vor 12 (!) ging es dann erst los, was mich ein bisschen ärgerte weil mir so eine Stunde in Copacabana verloren ging. In La Paz angekommen und durch die Einreisebürokratie durch konnte ich ein Taxi immerhin auf 40 Bolivianos (40Bs=4€) für den Weg zu den Bussen am Cementerio runterhalndeln und kam da wenigstens zeitlich passend zur Microabfahrt nach Copacabana an. Mit dem ruckelte ich nochmal 3-4 Stunden durch das bolivianische Andenhochland, unterhielt mich mit einer Ecuadorianerin die seit 3 Monaten durch Bolivien reist, Wände anmalt und “die Energie in Copacabana” ganz toll findet, einem Copacabeño der sogar schon nach Cusco gereist ist, und hatte ca. 20 Minuten lang fiese Höhenkrankheit mit schwarz vor den Augen und ähnlichen scherzen (aber im Bus sass ich ja eh, konnte also nicht umkippen 🙂 ) – danach gings aber bis auf die Kopfschmerzen die den Rest des Abends anhielten.
Gegen 5PM kam ich dann am Ziel an: Copacabana am Lago Titicaca! Und nein, das ist nicht der bekannte Traumstrand Brasiliens (dafür müsst ihr schon Flo´s Blog lesen, siehe links), sondern eine kleine Stadt am Lago Titicaca, mittlerweile durch die ganzen Backpacker nicht mehr ganz so verschlafen, berühmt geworden durch irgendeine angeblich Wunder vollbringende Marienstatur (- Pilger benannten deshalb den brasilianischen Strand nach diesem Ort).Maurisch inspirierte Kirche Copacabana Im Stadtzentrum steht eine von aussen wunderhübsche, im maurischen Stil gebaute Kirche (von innen recht langweilig) und die ganze Stadt ist voll von Händlern, billigen Unterkünften (15 Bs) und Backpackerbars – eine abstruse Mischung. Kurioserweise begrüsste den ankommenden Bus laute US-Musik von der Plaza, wo es gerade ein “english-language-festival” gab…
Nach einem schnellen Abendessen auf dem Markt ging ich in einem hauptsächlich von Einheimischen besuchten Cafe (also eher ne Markthalle mit Kaffeeständen) einen Mate de Coca gegen die Kopfschmerzen trinken und hatte nebenbei Glück – drei Copacabeñer am Tisch unterhielten sich mit mir sehr angeregt über die hiesige Medienlandschaft (es soll ein Gesetz geben, dass zwar “Anti-Rassismus-Gesetz” heisst, tatsächlich aber den Zeitungen ihre Meinung vorschreiben soll und die Verbreitung von geheimen Informationen von irgendwelchen Informanten verhindern soll – fragt mich nicht wie Evo das unter solch einen Namen kriegt), die (fehlende) educacion und die Angst, Evo Morales´ Regierung könne sich in eine Linksdiktatur verwandeln. (haben schon verstärkte Beziehungen zu Cuba, Venezuela, Russland und Iran… und es wird von verschwundenen Leuten gemunkelt) – eine der Begegnungen auf jeden Fall, die man meist nur als Alleinreisender hat 😉

28.10.10, Copacabana, Bolivien

Isla del Sol (Insel der Sonne)
Strand auf der Isla del SolOhne die Kokablätter in meiner Wange, die ein leichtes Taubheitsgefühl auf der Zunge zurücklassen, die Wasserflasche in meiner Tasche sowie Sonnencreme, -brille und Mütze wäre ich jetzt wahrscheinlich längst umgekippt… 😀 Nee, keine Sorge, ich bin nur schwer K.O. von 4 Stunden wandern in 4000 Metern Höhe. Heute früh um 8 nahm ich das Boot von Copacabana zur Isla del Sol (die Isla de la luna ist leider nur mit teurer Privattour erreichbar), auf de, ich mich mit einem australischen Pärchen (Ric & Liz) unterhilet, mit denen ich dann auch den Rest des Tages verbrachte. Wir landeten am Nordhafen der Insel und wanderten von da aus bis zu den Ruinen an der Nordspitze – fast 3000 Jahre alt und fast so beeindruckend wie Machu Picchu – und von dort aus quer über die Insel bis in das südliche Dorf mit den meisten Pizzarien pro Einwohner Boliviens. (Kein Scherz!) Unterwegs mussten wir 3x “Wegzoll” bezahlen, durch den den Touris hier insgesamt 30 Bs abgezogen werden, wurden dafür aber mit fantastischen Aussichten belohnt, während wir durch Eucalyptuswälder, trockene Graslandschaften mit Schafen und Lamas und aufeinandergestapelte Steine liefen. Nach einem lang auf sich wartenden Mittagessen um 3PM fand ich eine Unterkunft für 20 Bs. Der frische Wind hielt uns dann doch vom Schwimmengehen ab, und so traf mich nachher nur noch mit Liz, Ric und Mahesh (einem indischstämmigen US-Student, der in ihrem Hostel wohnt und auch morgen nach La Paz reist) zum Rotwein-trinken, Abendessen und unglaublich beeindruckenden Sonnenuntergang überm See angucken. Das hört sich jetzt so kurz gefasst nach wenig an, aber ich bin zu KO zum schreiben – und es war einfach eine sehr schöne Wanderung über die Insel, die definitiv mehr Wert war als mein kurzer bisheriger Aufenthalt in Copacabana. Jetzt pennen gehen, morgen dann zurück aufs Festland und Richtung La Paz – die dortigen Erlebnisse gibts sehr bald im nächsten Blogbeitrag!

29.10.10, Isla del Sol, Bolivien

Sonnenuntergang Isla del Sol

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Amantaní und Taquile: la vida y los turistos / Cusco und das heilige Tal

Amantaní und Taquile: la vida y los turistos
Gestern (beachte unten angegebene Zeit 😉 ) verbrachte ich den ganzen Tag weiterhin auf Amantaní – und kam nicht mal zum Tagebuch schreiben. Nach dem Frühstück bei Sra. Carmen machten wir uns an den Aufstieg zu den Ruinen – ein bisschen Archäologe bin ich wohl doch. Nach etwa 1h Aufstieg in der brütenden Sonne – ich glaube ich hab nen Sonnenbrand im Gesicht, da es hier aber keine Spiegel gibt, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen (aktuelle Anmerkung: doch, ja, hab ich…) – Aussicht von Pachamama auf Amantaníerreichten wir zuerst die Ruinen des Pachamama-Tempels von aus wir einen unglaublichen Ausblick auf den See hatten (den wir ständig aus Versehen “Meer” nennen, weil er so gross ist) Weitere Aussicht von Pachamamaund zwei Spanier trafen, die wir auch Abends bei den Feiern wieder sehen sollten. Pachatata, die Ruine auf dem zweiten Hügel Amantanís, war zwar auch interessant, aber nicht ganz so eindrucksvoll. Nach dem Mittagessen gingen Katty und ich ein wenig an den See und machten meinen CuscoPlan – ob ich den so einhalten werde; mal sehen, denn es scheint mir doch recht viel, und ich sehe lieber wenig richtig als viel nur durch die Kamera. Das ist natürlich eine persönliche Vorliebe; Kattys offenbar nicht, so oft wie sie mit der Kamera durch die Gegend wetzt… das sieht man ein bisschen auch dem Plan an 😉
Abends wurde es wieder gehörig kalt und wir holten scnell unsere Alpaca-Mützen und -Handschuhe und gingen mit ihrer Familie zur Plaza, wo erneut gefeiert wurde. Ein Mann verwechselte ihren Vater mit einem Einwohner und schenkte uns schliesslich (auch nach der Aufklärung 😉 ) je eine Handvoll Kokablätter, die wir vor uns hinkauten. (@Keks: mittlerweile auch “echten” Kokatee getrunken… aber soooo viel Unterschied war das auch wieder nicht)
Zum Sonnenuntergang kamen wir just in time wieder ans Ufer und genossen die herrlich rot über den Hügeln untergehende Sonne, die das ganze Meer einfärbte. Amantaní ist wirklich herrlich… die Art und Weise, wie wir mit den Einwohnern (v.a. Carmen und ihr Mann) redeten, wie man sich durch die Pfade des Dorfes bewegte – es war einfach eine Spur natürliches Leben, auch wenn der Tourismus die Haupteinnahmequele ist. Nachdem die Feiern gegen 19:00 endeten, verbrachten wir den Rest des Abends nach der cena ein Cusqueño trinkend und über Politik redend unterm Sternenhimmel. Dass ich inzwischen mehrere Male von Kattys Vater zum Essen in Lima eingeladen wurde, scheint fast selbstverständlich.
Heute dann der Gegensatz: unser Boot verliess früh um acht den Hafen, und alle Anwesenden winkten zufrieden und glücklicj ihren Gastgeberinnen am Ufer zu und wir fuhren in Richtung Taquile. Torbogen auf Taquile
Ganz im Gegensatz zu Amantaní ist hier wenig vom Leben zu sehen. Nachdem wir S/ 5 Eintritt zur Insel am Hafen beyahlt hatten, wanderten wir 2h lang quer über die Insel, um am anderen Ende wieder zuzusteigen. Unterwegs liessen sich Taquileños für Geld fotografieren, die Restaurants verlangten hortrende Preise und überhaupt kann die Insel nicht im Geringsten mit Amantaní mithalten. Das liegt aber nicht (nur) an den Einwohnern, sondern (auch) an den Touristen. Der perverse Höhepunkt des Ganzen: eine Französin, die auf der Plaza drei Kinder fotografierte, die Armbändchen für S/ 1 verkaufen wollten. Sie sah sie nicht einmal direkt (also ohne Kamera an), wenn sie nicht fotografierte, nahm sie Einstellungen an ihrer tollen Kamera vor, machte 5-6 Fotos aus nächster Nähe (ohne zu fragen) und ging dann weiter – natürlich ohne etwas gekauft zu haben. Als wären die Kinder reine Fotoobjekte, deren Recht, fotografiert zu werden, man mit dem Inseleintritt beyahlt hat. Und wo weder Entlohnung, noch Respekt vorhanden ist, da wird Tourismus dann wirklich ekelhaft. Ich war in gewisser Weise fast erleichtert, als das Boot wieder auslief. Jetzt geht es nach Puno, wo ich hoffentlich mein Gepäck so vorfinde, wie ich es zurückliess, etwas essen werde und dann nach Cusco aufbreche.
Zum Schluss ein paar Reisetipps: Sonnenhut und -creme und -brille mitbringen, Handschuhe und Mütze für die Abende und Labello: man kann sich gar nicht vorstellen, wie einem bei diesen Temperaturschwankungen die Lippen austrocknen…

11.8.2010, Amantaní-Gemeinschaftsboot Taquile-Puno

Cusco und das heilige Tal
Mein Gepäck war sehr zu meiner Zufriedenheit vollständig und an Ort und Stelle, als wir in Puno ankamen. Nach einem schnellen Mittagessen besorgten wir uns am Busterminal ein Ticket nach Cusco (indem wir der Stimme folgten, die laut “a Cusco” rief und die letzten Plätze im 5 min. später abfahrenden Bus verkaufte). Der Bus kam natürlich nicht wie geplant um 11:00 Nachts (gestern) an, sondern erst um 1:00. Standard eigentlich. Wenigstens blkieb uns eine aufwendige Hostal-Suche erspart, da wir einfach dort eincheckten, wo Katty schon diverse mal war und wir quasi mit Bekanntschaftsbonug günstig für S/ 24 p.P. (inkl. Frühstück) unterkamen (statt wie auf dem Schild für S/ 70). Da wur ybs ha un Vys ausgeschlaffen hatten, gingen Katty und ich dann noch in einen Club an der der Plaza Cuscos namens “Mama Africa” tanzen, bis der Laden dicht machte. (Übrigens sehr empfehlenswert, wenn auch misukalisch recht international ausgerichtet… @Torben: Jay-Z “New Zork” und Fugees “Ready or not” hintereinander… gehts besser?)
Heute änderte ich dann den CuscoPlan drastisch und blieb in der Stadt, statt die diversen Orte im heiligen Tal zu besuchen. Es wäre einfach zu stressig gewesen, und eine Schmalspurvariante hätte sich nicht gelohnt – zu den meisten Sehenswürdigkeiten kommt man nur mit dem S/ 70-teuren boleto turistico, dass sich entsprechend erst ab mehreren Stätten rentiert. Also schlenderten wir den Vormittag durch die Markthalle, das Zentrum und das hübsche Künstlerviertel San Blas.
Cuscos KathedraleGasse in Cuscos Viertel San BlasInkamauern in CuscoCuscos Kathedrale II

Während die drei sich nach einem herzlichen Abschied dann am frühen Nachmittag auf den Rückweg nach Lima machten, ging es für mich wenigstens ein bisschen ins heilige Tal.Unterwegs von Cusco nach Machu Picchu Mit einem S/ 3-Bus ging es nach Utubamba und von da mit einem collectivo für S/ 1,20 nach Ollantaytambo, von wo aus ich dann den Zug nach Aguas Calientes nehmen werde (was deutlich billiger ist, als direkt von Cusco aus die Bahn zu nehmen). Um 17:00 angekommen war aber das einzige Bahnticket für 23:00 zu erwerben, und so hatte ich den Abend Zeit, mir die Kopfsteingepflasterte, idyllische aber teure Stadt anzusehen und nach meiner multimedialen Abwesenheit im Titicacasee wieder mit der Welt in Kontakt zu treten… viel Nachholbefard.
Auch wenn ich jetzt also vom Sacred Valley herzlich wenig gesehen habe (morgen eben Machu Picchu, Samstag nochmals Cusco und dann zurück nach Lima), ist das eigentlich gar nicht so schlimm… dafür hatte/habe ich eben mehr Zeit für Cusco selbst und somit wieder mein Votum “Qualität statt Quantität” umgesetzt, und habe ausserdem sehr viel Zeit mit Kattys netter Familie verbracht… ein weiterer Kontakt in Lima, und abgesehen davon bin ich ohnehin der Meinung, dass Bekanntschaften eine Reise sehr viel wertvoller machen können als zehn fotografierte Ruinen.
Nach Machu Picchu gehe ich natürlich trotzdem.

12.8.2010, Ollantaytambo

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Schilfwelt, Fiestas und Millionen Sterne

Da habe ich ja jetzt viel nachzuholen – bloss weil man mal zwei Tage vom Internet abgeschnitten ist. Mir gehts jedenfalls gut, keine Sorge.
Wie geplant machte ich mich morgens früh (siehe Datum am Ende des Eintrags 😉 ) auf, um um 8:00 das Boot für die geplante Route zu nehmen. Meinen Rucksack liess ich im Hostal zurück und nahm nur das Wichtigste für den Ausflug mit (ausser Mückenmittel. Und die in Lima gelassene Sonnenbrille. Und eine Cap…) Mit ein paar Brötchen auf die Hand verliess ich mit einem Boot voller Franzosen und einigen wenigen Indigenos den Hafen Punos in Richtung der Islas flotantes (schwimmenden Inseln) von Uro. Die Inseln des ehemaligen Uro-Volkes (die sich heute mit den Azmara vermischt haben) schwimmen etwa 4 km von Puno entfernt im Titicacasee – und man kann die Begeisterung kaum verstehen, wenn man diese Schilfwelt nicht betreten hat: es ist beeindruckend! Die Häuser, die Dächer, die Boote sind aus Schilf – und die Inseln selbst auch! Alle paar Jahre wird neuer getrockneter Schilf (den man übrigens auch lecker essen kann) auf den Boden gebunden, während er von unten her verrottet. Fünf Anker halten eine Insel an ihrem Platz, damit sie nicht nach Bolivien schwimmt.Auf dem Schilf stehend Die Einwohner leben fast ausschliesslich vom Tourismus und dem Fischfang, der Strom für Licht und (manchmal) Fernsehen kommt von einem Solarpaneel pro 3 Häuser. Die Kinder fahren im Schiff zur Primaria-Schule auf einer der Inseln. Der federnde Schritt über das gebundene Schilf ist durch kein Foto nachzuvollziehen.
Schilfboot auf den UroFisch auf Uro-InselSchilfhaus auf den Uro-Inseln

Zurück auf dem Boot ging es 3 Stunden lang zur Insel Amantaní. Unterwegs unterhielt ich mich mit einer in Spanien lebenden Limeña (Katty), die mit ihren Eltern gerade auf Urlaub ist. Der Kapitän, der kurz vor Amantaní eine Liste für die Unterkünfte machte, steckte uns kurzerhand zusammen in eine Unterkunft (okay, er hat schon gefragt), so dass wir zu viert waren. Die Unterkunft auf Amantaní ist nämlich bei einer Familie (es gibt hier keine Hostals, meistens ja nicht mal elektrisches Licht). Hafen von AmantaníSo landeten wir bei Carmen und ihrer Familie, die uns jetzt für S/ 25 nicht nur unterbringt, sondern auch verpflegt. Mein Plan war eigentlich, nach dem Mittagessen die Ruinen von Pachatata zu sehen, die etwa 1h Fussweg bergaufwärts liegen. Kattys Familie, die auch morgen noch hier sein will, präferierte aber die Plaza, auf der heute eine Fiesta stattfand. War ich auch erst noch entschlossen, zu den Ruinen zu gehen, ändert ich auf dem (anfangs gleichen) Weg meine Meinung. Böswillige Zungen könnten behaupten, ich war einfach zu faul für den Fussweg. Ich sehe das aber eher so: Ruinen sehen oder bei einer Amantaní-Feier dabei sein und die Leute erleben. Letzten Endes bin ich eben doch Soziologe, kein Archäologe…

Amantaní-Bewohner bei traditionellem TanzAmantaní-Bewohnerinnen beim Tanz ums Feuer

Unterwegs beobachteten wir noch eine lokale Hochzeitsfeier, die hier laut Carmen “dos días, no más” [zwei tage, nicht mehr] andauern. Tatsächlich höre ich jetzt um 22:00 immer noch die Flötenmusik.
Auf der schönen Plaza war neben einer “Kunsthandwerksausstellung” (für Touristen) die Feier mit Tänzen und ein wenig eintöniger Musik zu erleben, später am Abend dann noch mit Feuern und… mehr Tänzen 😉
Wir verbrachten eigentlich den Rest des Tages dort, unterhielten uns miteinander und mit Carmen oder ihrem Mann und kehrten gegen 19:00 zum Haus zurück. Den Weg nur dank Taschenlampe findend. Apropos Dunkelheit: der Himmel entschädigt für vier Monate Lima – selbst als in einer Kleinstadt Aufgewachsener kann ich nicht behaupten, je so viele Sterne gesehen zu haben.
Am Abend überzeugte mich Kattz dann doch, auch den nächsten Tag hier zu bleiben (dann seh ich doch noch die Ruinen… 😉 ) und mit ihnen zusammen am Mittwoch nach Cusco zu reisen – dann habe ich da zwar ca. einen halben Tag weniger Zeit, dafür versprach sie mir, einen “Plan” zu machen, und ich dadurch die Zeit ja sozusagen wieder wettmache; da sie selbst schon diverse Male da war und entspr. weiss, wie ich wo am besten hinkomme. (Aktuelle Anmerkung: Pläne müssen ja nicht immer umgesetzt werden…) Naja, was soll ich sagen? – ihre Argumente haben mich überzeugt. Und Amantaní ist einfach zu schön und natürlich, als dass da viel gegen sprechen würde.

9.8.2010, Amantaní

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Alpaca, Chicha morada und Mate de Coca gegen die Höhenerschöpfung

Nachtrag vom 7.8.: Park statt Uni
Jetzt habe ich doch nicht mehr die Uni gesehen – dafür habe ich mich fast zwei Stunden mit einem peruanischen Professor de letras und gleichzeitigem Ingenieur-Studenten unterhalten. Park im Norden ArequipasIch wanderte durch den sehr schönen ruhigen Park nördlich des “Selva alegre”-Kinderspielplatz-Parks und erwiederte auf das grüssende Nicken des älteren Herren auf der Parkbank mit einer entsprechenden Grussfloskel. “¿De donde es Usted?” [Woher kommen Sie?] kam auch schon die durchschnittliche Standardeinstiegsfrage. Auf meine Antwort fragte er, ob ich ihm erklären könne, was “Leitmotiv” auf Spanisch heisst – ein Wort, das er in einem englischsprachigen Buch gelesen hatte (und offenbar eines der deutschen Export-Wörter ist). Auf schwer nachzuzeichnende Weise entwickelte sich das Gespräch von da aus über soziologische Betrachtungen von Gruppen zu Gesellschaftssystemen und Politik, zu Kapitalismuskritik und der Suche nach einem “neuen System”, zu Umweltbewusstsein und der Macht der Natur als entwicklungsbestimmendes Element. (@Keks: das Gespräch hätte dir sicher gefallen!). Wir kamen erst zum Ende, als die Parkaufsicht uns um halb sechs rauswarf und ich mich schliesslich von Roz (wenn ich mich recht an seinen Namen erinnere) verabschiedete. Schade zwar, dass ich jetzt nicht die Uni gesehen habe – aber das war es definitiv wert!

7.8., Arequipa

Alpaca, Chicha morada und Mate de Coca gegen die Höhenerschöpfung
Vicuñas auf dem Weg nach PunoNach guten sechs Stunden im Bus nach Puno (durch mit Alpacas und Vincuñas bevölkerte Steppen, bergige Serpentinenstrassen und das ernüchternd triste Juliaca) bin ich am Nachmittag in Puno angekommen. Ausblick auf den Titicacasee3400 Meter überm Meeresspiegel, direkt am Titicacasee gelegen und Hafen zu verschiedenen angeblich malerischen Inseln (werde ich morgen hoffentlich bestätigt sehen). Obwohl ich ja aus dem bereits etwas höher gelegenen Arequipa kam und der H¨pohenunterschied nicht ganz so drastisch ist, merke ich inzwischen trotzdem die Auswirkungen. Hier angekommen suchte und fand ich erstmal ein Hostal in der zentralen Fussgängerzone Calle Lima (das Monterron, mit einem spartanischen, aber sauberen und einigermassen sicheren Zimmer) und ging dann zum Hafen, um zu sehen, wann morgen früh ein Boot zu meinen gewünschten Zielen losfährt – so soll meine Route aussehen:

Hafen von PunoMontag Puno -> Islas flotandes -> Amantaneí, dort übernachten,
dann Dienstag Amantaneí -> Taquile, und nachmittags zurück nach Puno.

Schon auf dem Rückweg war ich erstaunlich erschöpft, obwohl ich gerade 1 km gelaufen war (ca. 15 Min.) – was für mich als gewohnter Hallenser Fussgänger eigentlich nicht viel ist 😉 . Also schleppte ich mich wieder zur Calle Lima und befinde mich nun im Restaurant “Don Piero” (also “nun”, als ich das in mein Reisetagebuch schrieb 😉 ), wo ich so traditionell / peruanisch esse wie nie zuvor: Alpaca-Steak, Chicha morada und Mate de Coca – hier eine kleine Geschmacksbeschreibung:

Mate de Coca: Kräutertee aus den Kokablättern – macht aber nicht high, auch wenn es angeblich die gleichen Spuren im Blut hinterlässt wie Kokain. Wird als Teebeutel in heissem Wasser aufgelöst und v.a. im Altiplano getrunken, da angeblich gut gegen die Höhenkrankheit. Ist geschmackloser als man denkt, und unterscheidet sich nicht so stark von “normalen” Kräutertees. Stattdessen viel interessanter: Anis-Mate!

Chicha Morada: Weinrotes bierähnliches Getränk auf Maisbasis, das in aufwendigem Fertilisierungsprozess hergestellt wird – nach traditioneller Herstellungsweise samt Spucke der Mate-Kauerinnen. Unbedingt probieren (also das Getränk, nicht die Herstellung) – schmeckt v.a. gekühlt unglaublich gut!Der Geschmack liegt irgendwo zwischen Rotwein, kleines bisschen Bier, Traubensaft, Mais und – wenn ich mich nicht irre – Inca Kola. Wobei die Entstehungsreihenfolge wohl eher umgekehrt gewesen sein dürfte.

Lomo de Alpaca: Steak aus dem Fleisch der Lama-verwandten Alpaca. besonders im Altiplano zu finden. Schmeckt eigentlich wie Rind, angeblich mit weniger Kalorien. Klasse, als ob mich das interessiert. Wird gerne sehr dünn serviert. Genau wie diverse andere Fleisch-Mahlzeiten wird das offenbar häufig nur gerade lauwarm serviert, selbst wenn das Fleisch durch ist. Keine Ahnung wie und warum. Und natürlich, wie fast alles in Peru, ohne jegliche Sauce… da hilft nur Chicha morada nebenher trinken.

PS an Maike: die Meerschweinchen wurden bisher noch verschont. Noch…

8.8.2010, Puno