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Der Archäologe in mir

Der Himmel ist grau – du bist grade aufgewacht
Du weisst nicht genau – was man bei so ´nem Wetter nur macht
Doch du hast dieses Gefühl – bloss weils nicht regnet gilt das hier schon als prima
Denn es ist heute “nur” kühl – der Himmel grau: willkommen in Lima!

Herzlich Willkommen in Lima: der Himmel ist grau. Und der Blick aus meinem Zimmer entsprechend tris – aber darauf war ich ja vorbereitet. Nachdem ich das ehrlicherweise nicht wirklich umwerfende Frühstück verzehrt habe, fängt um 9:00 mein Tag an (und das trotz Jetlag!). Rossna, die das Studentenhaus führt, in dem ich derzeit untergekommen bin, hat sich wie versprochen den halben Tag frei genmmen, um mir den Weg zur Uni etc. zu zeigen.
CollectivosAb der Straße “Bolivar” nehmen wir dann auch den Bus – aber lasst euch nicht vom Begriff täuschen: das hat nichts mit unseren Bussn zu tun. Wir warten einfach an einer recht bliebigen Straßenecke und achten auf die bunten Minibusse, die auf uns zukommen. Sobald wir einen sehen, der auf der Seite bei seinen “Stationen” die Straße “Universitaria” stehen hat, heben wir die Hand und springen auf den wenige Sekunden haltenden “collectivo” auf. Egal wie weit man mitfährt, zahlt man in der Regel S/ 1 (S/ = Nuevos Soles, 1? = ca. 3,5 S/ ), und wenn man wieder rauswill, spricht man den “Schaffner” an, wenn er nicht gerade aus dem Fenster die kommenden Straßen schreit um Kundschaft zu werben. Wenn alles klappt, springt man wie wir bispielsweise 15 Minuten später an der Puerta Prinicap der Universidad Nacional de San Marcos ab. Praktischerweise befindet sich das Gebäude der Ciencias Sociales nur wenige hundert Meter vom Haupteingang entfernt, und so schauen wir erst mal dort vorbei. nach mehrerem Durchfragen landen wir bei Sr. Luna, der theoretisch für Angelegenheiten wie mich (an dieser Fakultät) zuständig ist. Theoretisch. Praktisch gesehen hat er aber erst am Mittwoch Zeit und meint außerdem, ich müsse erst zum Büro für internationale Angelegenheiten. Gut, dass wir da eh noch hinwollten.
Mit dem auch “burro” genannten uniinternen Bus (mit tatsächlichen Haltestellen) kommen wir zur Seda Central, wo sich neben anderen Verwaltungsbüros auch das meiner Austauschverantwortlichen Sra Veronica Roldán-Flores befindet. Natürlich ist diese jedooch noch bis morgen in Urlaub. Ein ntter Herr, dessen Namen ich wieder vergessen habe, vertritt sie aber und erklärt mir u.a., dass mein “Tutor” Dr. Hernán Amat Olazaval sein wird. Ich werde stutzig als ich feststelle, dass Olazaval Professor für Archäologie ist. Naja was solls, Archäologie und Soziologie – alles das Gleiche! Und überhaupt ist er ja nur der Tutor, und die beiden bereiche sind ja auch an der gleichen Fakultät angesiedelt. Macht ja alles nichts. Nur, dass sich hrausstellt, dass ich ich tatsächlich für die Archäologie eingschrieben worden bin. Was mein hallesches Prüfungsamt wohl davon halten würde? Wie auch immer, das Ganze liegt offenbar daran, dass ich in minem Motivationsschreiben mein Interesse für präkolumbianische Hochkulturen erwähnt habe. Und das ist natürlich Archäologie.
Inka-Cola!Dass das mein Privatinteresse und lediglich Grund für die Wahl Perus als Aufenthaltsort war; und dass ich bereits drei soziologische Veranstaltungen ausgewählt habe, die ich hier studieren will, ist wohl irgendwie untergegangen. Mal sehen, ob sich das klären lässt, wenn Veronica wieder da ist, oder ob ich von jetzt an Archäologe bin… Eine Steckdose und ein Konverterstecker... kleine Differenzen?

Im weiteren Verlauf des Tages kaufe und trinke ich außerdem meine erste Inka-Cola (schmeckt wie gelber Gummibärchen-HubbaBubba und hat wahrscheinlich nichts außer dem Namen mit den Inka zu tun) und unterhalte mich mit Nikolas; einem Franzosen, der auch hier wohnt und mir ein paar hilfreiche Tipps für meinen kommenden Trip geben kann, da er selbst gerade in Cusco und Arequipa war.

Ach übrigens, habt ihr euch schon mal gefragt, wie sich ein Stromknverter anhört, der in die falsche Steckdose gesteckt wird? Okay, ich eigentlich auch nicht. Jetzt weiß ich es trotzdem: P'(u)fffffffff. Zur Erklärung, siehe das Bild. eigentlich recht offensichtlich, dass das nicht passt. Nicht für mich. Immerhin ist das Gerät laut Verkäufer ein Konverter für US-Steckdosen, und diese sind laut diversen Bekannten und Perureisenden die gleichen wie in Peru. Also Abdeckung der Steckdose abgenommen, und siehe da, der runde Stutzen steckt dann einfach im Leeren neben der Dose. Surrt nur komisch und wenige Sekunden nach Einstecken des Laptop-Ladekabels in den Konverter: P'(u)fffffffff. Naja, das Netbook hat sowieso gerade ständig ‘nen Whitescreen, so dass ich ihn dauernt neustarten muss. Schadet also kaum, und dann hab ich eben auf meinem Arequipa-Cusco-Trip weniger Gepäck ;). Doof nur, dass meine Kamerabatterien irgendwann aufgeladen werden wollen. Bis dahin muss ich mir wohl eine Notlösung einfallen lassen.

In der Zwischenzeit habe ich mir schonmal die verschiedenen Busgesellschaften angesehen, die nach Arequipa fahren, und nebenbei ein bisschen von Lima Centro gesehen… und bin froh, stattdessen in einer ruhigen Nachbarschaft in Pueblo Libre untergekommen zu sein, die nicht laut ist, stinkt, uind so viel befahren ist, dass man beim Strasse überqueren an St. Petersburg denken muss.

2.8.2010, Lima

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Sind Sie Herr Habert nach Caracas? Wo waren Sie denn so lang?

…sagt die Lufthansa-Stewardess am Eingang zum Gate 26, von dem mein Flug nach Caracas um 11:25 abfliegt. Meine Uhr zeigt 11:26. Aber die geht ja auch immer ganze vier Minuten vor.
Wo war ich denn so lang? Nun ja, ich musste erst meine Bestimmung finden und mit dem Hispanistik-Studium beginnen um mich fuer ein Auslandssemester in Peru zu entscheiden, das dann von langer Hand planen und schliesslich Halle hinter mir lassen, bevor ich diesen Flug antreten konnte. Lateinamerika hat schon auf mich gewartet.
Die Stewardess meinte aber sicher eher die Maschine, die “auf mich gewartet” habe. Okay, das ist etwas schneller zu erklären: ich habe mich in vorauseilendem Gehorsam wohl schon an lateinamerikanische Zeitverhältnisse angepasst. Und ihr wisst, wie lange Familienabschiede dauern können. Und nachdem ich mich von ihnen und Torben verabschiedet hatte, musste ich auch noch durch die lange Schlange zum Gepäckcheck und durch die Passkontrolle, und dann noch den langen Weg zum Gate runter. Und vorher natürlich lange anstehen, um mein Gepäck aufzugeben. Habe also genug Ausreden. Ausserdem wollte ich nicht früher aufstehen. Und der eigentliche Start liess ohnehin bis 11:48 auf sich warten. Was stellt ihr euch eigentlich so an?
Jetzt bin ich jedenfalls in der Luft, unterwegs nach Caracas, wo ich dann in den Flieger nach Lima umsteigen werde. Aufgeregt? Schon. Müde? Immer. Gespannt? Natürlich!
Mein Reisetagebuch ist offiyiell eingeweiht, Deutschland liegt hinter mir und acht Monate Neues vor mir. Wir sehen uns in Ecuador, Panama oder im April wieder in Deutschland – wir hören uns irgendwann – wir schreiben uns bald!

1.8.2010, Lufthansaflug Frankfurt-Caracas.

Ich bin jetzt raus, fühl das Fernreise-Enzym
Lass den Artikel weg und verzichte auf mein Synonym
Sag nicht “derjesko unterwegs”, sondern “ich bin am reisen”
Lass die Gedanken von nun an um die halbe Welt reisen!

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Countdown zum neuen Leben / Flashbacks

14 Tage. Der Countdown läuft. In zwei Wochen werde ich im Flieger von Frankfurt am Main nach Lima sitzen und mein derzeitiges Leben in Halle hinter mir lassen. 
Während ich mittlerweile meine Unterkunft für den ersten Monat klargemacht habe (Adresse für Post geb ich euch auf Anfrage) und das Bafoegamt drängele, verlassen immer mehr Freunde die Stadt für die Semesterferien und sehen mich damit zum letzten Mal für recht lange Zeit. Lange Verabschiedungsumarmungen, Zigarre rauchen mit Flo an der Fontaine, mit Torben in der Sonne chillen… In solchen Flashbacks merke ich was mir fehlen wird. Auch wenn ich mich auf das neue Leben freue und irgendwie loslassen werde, bleibe ich ja schließlich in Kontakt – was einem einmal wichtig ist, vergisst man ja auch nicht so schnell. Und deshalb freue ich mich auf das was bleibt, wenn ich zurückkomme und gleichzeitig auf das, was ich hinzugewinne – was immer das auch sein wird. 
Meine Güte klingt das schon wieder nachdenklich-melancholisch. Ist aber gar nicht so gemeint: ich bin echt gespannt auf das, was auf mich zukommt! Meine Zwischenmiete kriege ich auch noch organisiert und mein Koffer ist im Geiste schon gepackt. Die Temperaturen gleichen sich schon ein bisschen dem peruanischen Niveau an und so langsam wird auch mir bewusst, dass die Zeit mal wieder schneller vergeht als gedacht. 14 Tage. Der Countdown läuft.  

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Fuck Yeah Se Van

Es ist Sommer, die Temperaturen bleiben bis spät in die Nacht schweißtreibend und der Tag meiner Abfahrt ins verregnete Lima rückt näher. So nah, dass ich diesen Samstag bereits meine Abschiedsparty hier in Halle steigen ließ – genaugenommen “wir”, denn ich feierte mit meinem besten Freund Torben zusammen, den es für den gleichen Zeitraum nach Havanna verschlagen wird.
Fuck Yeah Se Van Fuck Yeah, Se Van… (frei übersetzt “Verdammt nochmal, sie gehen fort”, nur viel zu lang und längst nicht so cool), war dann auch das Motto, und jeder der Eingeladenenbeschrieb auf einer entsprechend präparierten Karte, was er/sie jetzt endlich wieder/nicht mehr/immer noch machen kann/will/wird, wo wir zwei weg sind. “Lange Männergespräche“, “Disney Musik hören und Disko Pogen“, “auf Jeskos Bett hüpfen“, “extra Spanisch lernen“, “Dienstags wieder früh ins Bett kommen” (in einigen Variationen) und einiges mehr fanden sich in unserer “Fuck Yeah- Se Van“-Box ein. Mit einem wahnsinnig tollen Verabschiedungsfilm von unseren Freunden chillten wir gemütlich auf der Peißnitz-Wiese bei diversen Flaschen Bier und “Disko Cola” und die vorzeitige Sehnsucht nach den zurückbleibenden Freunden zeigte ihre ersten Zeichen. Es war eine wirklich schöne Feier, danke an alle, die da waren!

Unterdessen streiche ich immer mehr Punkte auf meiner “Peru to do”-Liste ab, es verbleiben derzeit nur die Zwischenmiete und die Gelbfieberimpfung und eine Hostel-Reservierung für die ersten Nächte. Die Universidad San Marcos hat inzwischen die benötigten Formulare zurückgeschickt und so konnte ich meine Semester-Beurlaubung und den vollständigen Bafög-Antrag einreichen – bei letzterem warte ich allerdings noch auf eine Antwort vom Amt, da die Mailbox meiner zuständigen Beauftragten voll ist. Diesmal liegt es also nicht an der lateinamerikanischen Mentalität. Es sei denn, die besagte Frau hat einen lateinamerikanischen Migrationshintergrund.
Auch meine eigene Reiseplanung verfestigt sich inzwischen. Nach vielen Stunden Schmökerns im “Lonely Planet” und Absprachen mit meiner Schwester sieht der “Plan” nun folgendermaßen aus:

  • August bis Mitte Dezember: Peru. Während der Vorlesungszeit werde ich natürlich den größten Teil der Zeit in Lima verbringen, die Veranstaltungen besuchen und so viel wie möglich vom Leben der limeños mitbekommen. Zwischenzeitlich werde ich für verschieden lange Ausflüge nach Iquitos reisen (einer Stadt im peruanischen Amazonas, die nur per Luft und Wasser erreichbar ist) sowie nach Arequipa (der “weißen Stadt”), Cusco (der alten Inka-Hauptstadt), Puno und zum Titicacasee (und vielleicht von da aus für einen Ausflug nach La Paz) und natürlich Macchu Picchu, der meistbesuchtesten Ausgrabungsstätte Lateinamerikas, die auf keiner Reiseplanung eines Perureisenden fehlen darf.
  • Mitte Dezember bis Anfang Februar: Ecuador. Im Anschluss an die Vorlesungszeit (und damit auch über die Weihnachtsfeiertage) werde ich von Lima aus nach Ecuador reisen. Wo und wie genau das sein wird, ergibt sich dann noch im Laufe der Zeit. Ich versuche auf jeden Fall meine connections spielen zu lassen, und ein paar Freunde von Freunden kennenzulernen. Je nachdem wie ich vorwärtskomme, werde ich in diesem Zeitraum auch noch ein wenig von Kolumbien sehen.
  • Anfang Februar werde ich dann in Panama sein, wo ich meine große Schwester in Panama-Stadt vom Flughafen aufsammeln werde. Zusammen werden wir dann besonders viel Zeit in Panama verbringen und unter anderem den dortigen Karneval mit erleben.
  • Bis Anfang März werden wir irgendwie bis San José in Costa Rica gereist sein, von wo meine Schwester dann wieder gen Heimat fliegt. Vorher bleibt sie aber freundlicherweise noch an meinem Geburtstag da und wird sicher auch noch einiges von Costa Rica miterleben.
  • Den Rest des Monats werde ich dann wieder alleine reisen, wobei ich entweder in Costa Rica bleibe, oder aber nach Nicaragua weiterreise – das muss ich spätestens im Januar entscheiden, wenn ich meinen Rückflug umbuche. Der wird mich dann entsprechend entweder von San José oder von Managua aus gegen Ende des Monats zurück nach Frankfurt bringen.

Soweit die Überlegungen – wie gesagt, alles weitere wird sich dann während der Reise ergeben. In der Zwischenzeit bleibe ich in einem merkwürdigen Gefühlschaos zwischen Vorfreude und die Wehmut nach dieser Stadt und all den Leuten hier, die mir ans Herz gewachsen sind. Will einerseits loslassen, mich frei und offen machen für all das Neue, und doch gleichzeitig einen Teil des Alten beibehalten – denn auch wenn ich in manchen Momenten scheine, als würde mir so ein Schritt so einfach fallen: in diesen anderen Momenten merke ich, dass es das eben nicht ist. Wenn ich am Hufeisensee sitze und der untergehenden Sonne zusehe und an die vergangene Zeit denke. Denn eins ist klar: ich werde mich verändern, und mit mir wahrscheinlich auch ein Teil der Beziehungen zu der ein oder anderen Person. Und ich kann nur hoffen, dass das, was wichtig ist, sich mit mir verändert.

 

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    Ich blicke auf Gesichter doch sehe sie nicht

    Die Gesichter sind dort und ich blicke hinab, doch ich sehe sie nicht. Keinen Ausdruck, keinen Sinn, keine Augen. Ich höre sie nur, und ich sehe das Ergebnis, ganz zum Schluss, wenn der Abend gelaufen ist.
    Letzte Woche in Jena, Freitag in Leipzig, gestern in Magdeburg – und heute Abend in Halle: jeder Poetry Slam ist ein neuer Sprung: auf die Bühne, ins Scheinwerferlicht das die Masse der Zuschauer unkenntlich werden lässt. Jeder neue Text eine Herausforderung, jeder neue Slam eine Überraschung, jedes neue Publikum eine andere Reaktion. Jede Stadt anders. Während ich in den letzten Tagen mehr Zeit in Zügen verbracht habe als in meiner Küche merke ich wie sehr ich das vermissen werde wenn ich in Peru bin.
    Mittlerweile treffe ich auf den meisten Poetry Slams bekannte Gesichter, und wir sind vertraut geworden – ich und das Mikrophon. Und mit jedem Text reise ich wieder in eine andere Richtung.Apropos reisen: das mache ich nebenbei natürlich auch im ganz banalen Sinn: gestern habe ich das erste Mal Magdeburg von innen gesehen, und war positiv überrascht. Als Hallenser hört man ja nicht viel Gutes über die sachsen-anhaltinische Konkurrenzstadt. Ich bleibe natürlich trotzdem lieber hier, allein wegen dem Poetry Slam, aber zu verachten ist die Stadt auf jeden Fall nicht.

    Blick von der BühneHeute Abend gibt es dann das Heimspiel in Halle zur Poetry Slam-Stadtmeisterschaft. Hier kenne ich das Publikum, die Location (die ich nach diversen anderen Slams jetzt umso mehr zu schätzen weiß), die Moderation (auf die das genauso zutrifft) und die Stimmung. Und doch wird wieder alles anders, mit einem neuen Text und dem Gedanken im Kopf, dass es um die hallesche Meisterschaft geht. Denn irgendwie ist immer alles anders. Texte kommen und gehen in meinem Hirn wie Menschen in mein Leben, und so mancher Lieblingstext wird zu einem unter vielen, wenn er einfach nicht so ankommt, wie man es erwartet hat: ich bin gespannt wie es weitergeht, denn eins ist sicher: die Leidenschaft bleibt.

     

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    Rendezvous mit der weißen Wand

    Vor mir steht eine weiße Wand, dicht und für das Auge nur hin und wieder durchdringbar. Keine hundert Meter vor mir verschwimmen Wiese, Tal und Seilbahn im weißen Nebel. Ich warte schon zu lange, bin schon viel zu weit von der Bergstation heruntergelaufen, also nutze ich die kleine Lücke und ziehe den Schirm auf, der sich, blau und gelb, über meinem Kopf aufspannt. Ein paar Schritte mehr im Startlauf als gewollt, und ich verschwinde in der Luft des weißen Dunstes. Das Rendezvouz währt etwa 2 Minuten – 2 Minuten in denen ich nur weiß sehe. Vor mir weiß, links und rechts von mir weiß, unter mir weiß; durchzogen nur von dem dünnen Streifen des Bergpfades. 
    Der kurze Abgleiter vom Kössener Unterberg ist genaugenommen ziemlich langweilig, nachdem ich die Nebeldecke durchstoßen habe. Kein Hangaufwind, niht der geringste Hauch einer Thermik. Definitiv alles in allem kein lohnender Flug, verglichen einerseits mit der teuren Bergauffahrt und andererseits mit den Flügen hier im letzten Jahr. Aus Gleitschirmfliegersicht alles andere als ein erfolgreiches Wochenende. Aber ich habe das Nichts gesehen.

    Erster Flirt mit der weißen WandMein Packsack in freudiger ErregungRendezvouz mit der weißen Wand

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    Auf in die Lüfte

    Gerade bin ich von einem kurzen Trip ins Rheinland und zu einem Poetry Slam in Münster zurückgekehrt, da mache ich mich schon wieder auf den Weg. Man könnte meinen, ich würde gar nichts mehr für die Uni machen, womit man allerdings nur teilweise Recht hätte… aber das ist jetzt nicht Thema. Thema ist mein nächster Trip über das kommende verlängerte Wochenende nach Österreich, wo es nach – wie es scheint – einer Ewigkeit wieder auf in die Lüfte geht. Neben mir steht meine vollgepackte Reisetasche, mein Zelt und mein Schlafsack, und nicht zu vergessen, natürlich das größte und für diese Reise wichtigste Gepäckstück: mein Gleitschirm. Der schöne gelb-blaue Advance Alpha hat auch schon lange keine freie Luft mehr gesehen. Nun, das wird sich, wenn das Wetter mitspielt, in Kürze ändern. Im österreichischen Kössen, ganz in der Nähe der Deutsch-Österreichischen Grenze, werde ich vier Tage lang mit der DHV-Jugend fliegen gehen und aufs neue feststellen, warum ich diesen Sport so liebe. Es ist jedesmal das gleiche: während der Vorbereitungen und Planung und selbst noch wenn ich den schweren Rucksack auf den Startplatz stemme will mir der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass das alles doch viel zu viel Aufwand ist für ein mal im Jahr, wenn ich es mir leisten kann, fliegen zu gehen. Aber kaum haben meine Füße den irdischen Grund unter sich gelassen, weiß ich wieder wofür ich das alles tue. Da drängt sich schon fast der Vergleich zur Liebe auf – dieses erhebende Gefühl zu fliegen rechtfertigt alle Mühen. Nur dass das Verb beim Gleitschirmfliegen eben wörtlich zu nehmen ist.

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    Planung und die lateinamerikanische Mentalität – eine Liebesgeschichte

    Okay, ich gebe es zu – ich bin übereifrig was das vorausplanen und organisieren von Zukünftigem betrifft. Das weiß ich, und deshalb versuche ich mich meistens zurückzuhalten. Aber ein Auslandssemester in Peru gehört meiner Meinung nach zu den Dingen, die zumindest ein bisschen geplant gehören. Das bringt mich natürlich in einen Konflikt, denn wie ich nicht nur weiß, sondern gerade auch nochmal in der Praxis erfahre, ist die Beziehung zwischen Planung und der lateinamerikanischen Mentalität eine grandiose Liebesgeschichte… oder anders gesagt: sie stehen auf dem Kriegsfuß.
    Natürlich ist mein Flug bereits gebucht, meine vollständigen Unterlagen müssten mittlerweile seit einigen Monaten ihren Weg an die Uni Lima gefunden haben und der Teil der Papiere, die ICH dem Amt für Bafoeg-Förderung im Ausland schicken kann, liegt da natürlich auch schon vor. Aber das heißt ja nichts. Eine auch nur vorläufige Bestätigung der Uni Lima, dass sie jemals von mir gehört haben, lässt bisher noch auf sich warten (ganz zu schweigen von den vom Bafoegamt benötigten Unterlagen selbiger Uni), die Verantwortlichen vom Bafoegamt in Bremen lassen sich offenbar (auch wenn sie mit größerer Sicherheit keine Lateinamerikaner sind) auch ihre Zeit, und die Verantwortliche für das Partnerprogramm mit Lima an unserer hallischen Uni ist zwar wirklich nett und gibt sich sicherlich redliche Mühe – aber auch sie war vermutlich schon zu lange auf dem südamerikanischen Kontinent. Hinzu kommt, dass das peruanische Konsulat in Deutschland derzeit keine Studentenvisa ausstellen kann, weil es “eine Gesetzesänderung gegeben hat”. Wann (und ob überhaupt) sie das wieder können, und was ich in der Zwischenzeit machen soll, das steht da natürlich nicht. Der Kommentar der Lima-Verantwortlichen unserer Uni dazu: “Machen Sie sich mal keine Sorgen, das funktioniert schon rechtzeitig wieder”. Das eine wie auch immer geartete Unterkunft in Lima (“Wir können dann da eine Familie für sie organisieren, aber das machen wir dann im Juni oder so”) noch ungeklärt ist, ist dagegen geradezu bedeutungslos.
    Trotzdem muss ich hier natürlich noch ein Urlaubssemester beantragen, meine Krankenkasse kündigen und diverse andere Kleinigkeiten klären – alles in der Hoffnung, dass die Uni Lima überhaupt weiß wer ich bin und im August ein kleines Studentenkärtchen oder wenigstens ein unterschriebenes Formular für mich haben. Naja, und wenn das nicht klappt – dann reise ich eben acht Monate durch den Kontinent. Ganz ungeplant. Lateinamerikanisch eben.

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    Roadmovie Nummer 2 nach Prag

    Da Peru noch einige Zeit vor mir liegt, verbringe ich die Zeit mit anderen Reisen: Zusammen mit meinem Kommilitonen Torben geht es (nachdem es im letzten Jahr zum “Roadmovie Sachsen-Anhalt” ging) jetzt mit dem Roadmovie Nummer 2 in Richtung Prag. Okay, zugegebenerweise ist da nicht ganz so viel “Road” drin, und das “movie” ist eigentlich auch nur ein Nebeneffekt ohne Garantie zum Unterhaltungswert… Fakt ist, dass Torben, ich, ein Camcorder und ein Auto von Halle in Richtung Prag fahren (und auch vorhaben da anzukommen). Auf dem Weg dahin wird es einen Tag in Dresden geben, und wer weiß, vielleicht finden wir unterwegs irgendeinen anderen Ort, den wir genauer erkunden. Die meiste Zeit werden wir jedenfalls in Prag verbringen, bei einem Couchsurfer übernachten und die Schwester sowie einen älteren Bekannten einer aus Prag stammenden Freundin (die jetzt in Halle wohnt) treffen, die hoffentlich unseren Roadmovie bereichern werden. Warum ich all das schreibe, obwohl es nichts mit meiner großen Perureise zu tun hat? …keine Ahnung, aber irgendwie muss ich ja mal in das Blog-Schreiben reinkommen. 😉

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    derjesko > reist gestartet

    Obwohl es noch einige Monate vor mir liegt, laufen die Vorbereitungen für meine nächste große Reise auf Hochtouren – das Auslandsbafoeg muss beantragt werden, der Flug gebucht, die nötigen Formalitäten mit der Universidad Nacional de San Marcos in Lima, Peru geklärt werden… Denn genau dort geht es in diesem Jahr für mich hin, ein Auslandssemester in Perus Hauptstadt; los gehts Anfang August. Meine bisherigen Pläne sehen vor, dass ich nach Ende der Vorlesungszeit im Dezember von Lima aus in Richtung Norden reise, mit offenem Ziel irgendwo in Mittelamerika, von wo aus ich dann im März 2011 zurückkehren werde.
    So weit so gut, wie weit ich komme, wird noch festzustellen sein, und was ich schon vorher in Peru erleben werde, ist natürlich genauso vielversprechend. Viele Freunde und Verwandte haben mich bereits gebeten, ihnen am besten wöchentlich Postkarten zu schicken von jedem der Orte, wo ich mich aufhalten werde… das geht natürlich nicht (oder nur begrenzt), und vor allem wird der Postweg wohl einiges an Zeit auf sich nehmen. Deshalb werde ich hier so häufig wie möglich von mir hören lassen, was mir so passiert, wie ich dort zurechtkomme und wo ich als nächstes sein werde. Praktischer Nebeneffekt: dort gemachte Fotos kann ich auch noch hier hochladen und euch teilhaben lassen an dem, was ich dort vor Augen haben werde. Ich freue mich natürlich auch immer über Kommentare von euch!
    Aber noch steht erst mal einiges an Vorbereitung an, bis August ist ja auch noch ein wenig Zeit, da werden natürlich noch nicht allzu viele Einträge hier zusammenkommen – aber das wird dann von Peru aus gesteigert, wenn es wirklich was zu erzählen gibt.
    Natürlich könnt ihr euch einfach auch den Blog abonnieren bzw. als RSS-Feed nutzen, um immer Bescheid zu wissen, wenn ich etwas neues hier poste.
    Wenn ich jetzt noch was vergessen habe – Vorschläge, Anregungen, Ideen sind willkommen, jede andere Nachricht natürlich auch.

    .derjesko