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Un techo para mi pais / Zwischen Metro und Hinkelstein

Un techo para mi pais
Auf die Gefahr hin, mal etwas weniger Spannendes zu erzählen, möchte ich doch wenigstens festhalten, was noch so in Bogota passiert ist, bevor ich nach Medellin aufbreche. So besuchte ich noch das Botero-Museum (das ist der Künstler, der ständig dicke Menschen malt) und das Museo Nacional in Bogota (v.a. in der modernen Geschichte sehr interessant – aber seehr viel, und man muss sich mehr Zeit mitnehmen als wir), und lernte am 13.1. abends ein paar Freunde und Arbeitskollegen von Jenny kennen, mit denen wir ihren Geburtstag feierten (leckeres Kartofellgratein und viel zu viel Kuchen). Am 14. hätte es eigentlich eine grosse Berichterstattung vom Septimazo geben sollen, der aufgrund des Ferienendes und unserer späten Ankunft jedoch leider nicht so spektakulär war (die ganze Carrera 7 wird jeden Freitag abend zum Fussgängerbereich mit Musik, Tanz und Kunst… eine genaue Beschreibung in Jennys Blog). Was für eine doch so andere Art, seinen Freitagabend zu verbringen…
Auch ansonsten war ich ein bisschen glücklos – der sonst Samstags stattfindende Flohmarkt viel aus, das Unigelände war geschlossen, und als wir im Parque Bolivar ankamen, dämmerte es schon und fing kurz darauf fast an zu regnen. Eigentlich jedoch ein Wunder, dass das der einzige Regen meiner Zeit in Bogota war, und das hielt nicht mal wirklich lange an (und war für Bogota eigentlich lächerlich). Ich glaub ja immer noch nicht so ganz, dass Bogota so verregnet sein soll wie mir alle Welt erzählt hat – in meinen paar Tagen dort hatte ich grossteils strahlenden Sonnenschein 😉
Eigentlich wollte ich dann am Samstagabend ja schon nach Medellin fahren, entschloss mich kurzfristig jedoch, noch einen Tag zu bleiben, und so heute an einem Treffen von “Un techo para mi pais” (“Ein Dach für mein Land”) teilzunehmen. Das ist eine lateinamerikanische Organisation, die durch viel Freiwilligenarbeit (von grossteils wohlhabenderen Einwohnern) Häuser für Familien baut, die vorher in Barracken untergekommen sind. Mit nur einem Zehntel der Kosten und der tatkräftigen Unterstützung der Freiwilligen können diese dann in ein brandneues, schickes Holzhäuschen einziehen. Das Treffen heute war ein “Reencuentro”, also ein Wiedersehen mit den Familien, für die im Dezember Häuser gebaut wurden. Es war sehr interessant, selbige zu sehen und mit einer der Familie zu reden, die inzwischen schon einiges an ihrem Haus ergänzt und verbessert haben. Auf der anderen Seite war traurigerweise später zu beobachten, wie die Grenzen zwischen arm und reich eben doch nicht so leicht einfallen: beim Fussball spielten die Barrio-Jungs gegen die Techo-Leute, und nachher sassen sie auch jeweils in einer anderen Ecke für sich abgegrenzt. Ich will gar nicht den guten Willen absprechen, und selbstverständlich wurden auch das ein oder andere Mal Gespräche mit den “jeweils anderen” geführt, doch allgemein blieb man doch eher unter sich… auch beim grillen nachher – was übrigens natürlich nicht, wie angesetzt, ein Mittagessen war (hatten uns immerhin schon um 9:30 getroffen), sondern letztenendes erst um 17:00 fertig war. Lateinamerikanische Planung und Zeitverständnis hatten unsere hungrigen Mägen einiges warten lassen. 🙂 Auf jeden Fall war es eine interessante Erfahrung, auch, um ein wenig des ärmeren Bogotas kennenzulernen – das übrigens keineswegs an Limas Armenviertel herankommt: viele Steinhäuser, teils asphaltierte Strassen, grössere Geschäfte – das wirkt geradezu gut ausgebaut im Vergleich zu manchen peruanischen Barrios, die kaum mehr sind als eine Ansammlung von Holzhütten auf Erd- und Sandhügeln… Kolumbien ist eben doch noch eine Spur wohlhabender als Peru.

16.1.11, Bogota, Kolumbien

Zwischen Metro und Hinkelstein
Schwer zu glauben, dass ich immer noch in Lateinamerika bin – aber da sitze ich tatsächlich in einer richtigen Metro! Ja, Medellin hat ein funktionierendes Metrosystem, so richtig mit Schienen… welches ich auch gleich ausprobierte, nachdem ich festern morgen mein Gepäck bei meiner Couchsurfing-Gastgeberin Jessica abgeliefert hatte (sie selbst war noch auf Arbeit). Metro und MetrocableSo fuhr ich mit der Metro A einmal bis in den tiefsten Süden, wieder hoch, und dann gen Westen mit der Linie B und der daran angeschlossenen Seilbahn, die noch drei Stationen weiter die Barrios mit der Stadt verbindet. Viele tolle Aussichten auf eine eindrucksvolle Stadt aus cooler Perspektive… und ihr könnt euch gar nicht denken, wie man ein Metro/Strassenbahn oder ähnliche öffentliche Verkehrsmittel vermissen kann, wenn man hier in Amerika ist. 🙂
Danach stürzte ich mich ins Gemenge, von der Plaza de los piez descalzos (Platz der nackten Füsse) über die alte, hübsch renovierte Eisenbahn-Station Dicker Reiter auf dem Botero-Platzrunter bis zur Plaza Botero: viele schwarze Statuen – natürlich dick, wie alles bei Botero. Paradox bis abstrus, doch interessant. Noch schnell bei dem Parque Bolivar vorbeigeschaut und dann zurück nach Villa Hermosa, wo ich Jessica nun auch zuhause antraf. Nach Chaufa-kochen (es lebe Peru!) trafen wir uns abends mit zwei Freunden in der Nähe ihrer Uni, wo lauter Alternative abhingen und wir die Zeit mit Gitarre, Wein und Poesie ganz gut verbrachten.

Heute hatte Jessica netterweise frei, und so brachen wir morgens nach Guatapé auf. Etwa zwei Stunden Busfahrt von Medellin entfernt, erreichten wir diesen v.a. aus zwei Gründen erstaunlichen Ort, beziehungsweise die Landschaft vor selbigem. Ich vor dem Stausee von Guatapé1.: Der Stausee. Auf keinem der Bilder sieht er auch nur ansatzweise aus wie ein Stausee – in echt ebensowenig, doch es ist tatsächlich von Menschenhand geschaffen. Die bis ins letzte Jahrhundert nur von einem Fluss durchquerte Berg- und Hügellandschaft wurde zur Elektrizitätsgewinnung mit Wasser gefüllt – so dass nun die bewaldeten, grünen Bergspitzen als Inseln und Netzwerk aus Halbinseln aus dem See herausragen, und soweit das Auge reicht eine Seenlandschaft bildet, die so unfassbar schön ist, dass man kaum an seinen künstlichen Ursprung glauben mag. Angeblich ist aber sogar irgendwo das Kreuz einer alten Kirche aus dem Wasser ragend zu sehen. Der Hinkelstein2.: La Piedra. Der “Stein”, in deutschen Artikeln gerne als “Hinkelstein” bezeichnet (ich muss immer an Obelix denken), ist etwa 200 Meter hoch und überragt den Stausee am einen Ende absolut dominant. Und es ist wirklich ein einziger, riesiger Fels, mitten in der Landschaft. Niemand weiss so wirklich, wie es dazu kam. Man kann jedenfalls die mehrere hundert Stufen hochsteigen und hat von oben eine noch fantastischere Aussicht. Unglaublich. Leider ein bisschen nervig, dass da oben ein Laden mit Musik rumdudelt, wo man eigentlich die Ruhe der Natur sucht, aber ich kann schon froh sein, dass der Fels nicht wie zu Wochenenden von Menschen überflutet ist, sondern nur eine Handvoll einsamer Besucher herumstreunten, was das ganze sehr viel schöner machte.
Nach einer ganzen Weile da oben stiegen wir hinab und wanderten zum hübschen Ort Guatapé, assen leckeres Abendessen und erwischten nach einem kurzen Aufenthalt in einer der Buchten für den Sonnenuntergang noch den letzten Bus nach Medellin. Vollendeter kann ein Tagesausflug kaum sein, und meine Liste der Orte in der Welt, die ich nur jedem jedem jedem weiterempfehlen kann, ist um einen weiteren ergänzt worden 😉

18.1.11, Medellin, Kolumbien

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Bogotá: Con mucho gusto

Blick auf BogotaVom Cerro de Monserate, erreichbar per Seil- und Zahnradbahn, blicke ich hinab auf die 8-Millionenstadt Bogota, die ihre äussersten Viertel wie Finger in die umliegenden Berge schiebt. Auf der Rückseite des Hügels: unberührte Natur. Es ist mehr als nur ein Aussichtsounkt: man nimmt Distanz hier zu dem Chaos da unten. Candelera, BogotaMaursich beeinflusste Kirche in BogotaGestern war ich noch in der Innenstadt, die übrigens nebenbei gesagt ganz hübsch ist (u.a. im historischen Zentrum) und ein Teil dieser Massen, deie sich täglich durch die durchnummerierten Strassen schiebt und sich in überfüllte Transmillenio-Busse quetscht. Und jetzt stehe ich hier oben (übrigens schon wieder bei strahlendem Wetter, obwohl Bogota sonst dafür berühmt ist, verregnet zu sein) und betrachte all das… symbolisch für Soziologen, immer zwischen Nähe und analytischer Distanz schwankend 😉 . Und wo wir gerade beim Analysieren sind, muss ich doch auch mal ein paar Worte zu diesem Land loswerden, in dem ich mich gerade befinde.
Hartnäckig hält sich der Ruf seit mehreren Jahrzehnten, dass Kolumbien wahnsinnig gefährlich sei. Wer hier her kommt, sieht oft nur Cartagena, die von Mauern gesäumte, sichere Touristenhochburg an der Caribik. Lonely Planet hat nicht mal einen deutschsprachigen Reiseführer für diesees Land, und in jedem Artikel in Deutschland über Kolumbien finden minestens ein mal die Narcos und die Paramilitärs Erwähnung. Doch so ist Kolumbien nicht – zumindest nicht nur. Zweifellos, es gibt sie, die unwirtlichen Landstriche im Bürgerkriegsähnlichen Zusstand, und gerade gestern ist all das ein wenig näher gerückt – zwei mit zwar nicht persönlich, aber über 2 Ecken bekannte Biologiestudenten der Universität Los Andes in Bogota wurden auf einer Exkursion im Feld von Paramilitares umgebracht. Grundlos natÑurlich. Und so stimmt es natürlich, dass man hier auspassen muss, wo man hinreist, auf lokale Empfehlungen/Abraten hören sollte und mit offenen Augen durchs Land reisen muss. Und dass sich an vielen Strassenkreuzungen in Stadt und Land schwerbewaffnete Polizisten und Militärs befinden, ist ebenfalls Alltag.
Und doch: geschätzte 95% sind ehrliche, hilfsbereite Menschen, fern jeder Böswilligkeit, die ihnen ihr strenger katholischer Glaube ohnehin verbieten würde (auch wenn das natürlich in der Vergangenheit oft genug alles andere als ausreichender Grund war). Übers Ohr gehauen wir hier der interessierte Tourist wahrscheinlich weniger als in anderen Ländern Lateinamerikas: die Kolumbianer sind froh über jeden Ausländer, der trotz des Rufes hier her kommt und Interesse für sein Land, seine Kultur, seine Region und Stadt zeigt – insbesondere, wenn dieser Spanisch spricht. (Sonst ist es auch manchmal recht schwer, bei den Englischkenntnissen hier…). Jeder hilflose Besucher kommt nicht nur Hinweise, wo man besser nach Ladrones (Räuber/Diebe u.ä.) ausschaut, oft wird statt einer Wegbeschreibung der Suchende einfach gleich zum gesuchten Ort mitbegleitet, wofür sehr viel weniger eine kleine Entlohnung erwartet wird, als man als Südamerika-Reisender denken würde. Und wenn man von seinen Reiseplänen erzählt, begegnet man nicht etwa Neid auf den europäischen Reichtum, sondern Begeisterung für das Reisen – denn die Kolumbianer reisen selbst sehr gern. Zu Ferienzeiten strömen v.a. aus den Städten zahllose Familien (die es sich leisten können) zu den verschiedenen wundervollen Orten dieses Landes, und wer etwas Geld mehr hat, war auch schon in umgebenden Ländern oder sogar Europa. Natürlich kann sich das längst nicht jeder leisten, denn Kolumbiens Reichtum ist ungleichmässig verteilt. Viele Menschen arbeiten hart von morgens bis abends, um ihre Familie zu ernähren oder ein Studium zu finanzieren. Aber auch die, oder vielleicht gerade die, lassen kein schlechtes Wort auf sich kommen. Und auch wenn von Bediensteten bisher die Floskel “a la orden” (zu Diensten) dominiert, hört man immer häufiger auch ein sehr ehrliches “con mucho gusto” (mit grossem Vergnügen/sehr gerne). Und irgendwie spiegelt dieser Satz die kolumbianische Mentalität wieder – ob man sich mit Freunden unterhält oder einem Fremden den Weg zeigt, einen Kaffee ausschenkt oder den ganzen Tag nichts anderes tut als Seilbahntüren zu schliessen, ob man sich in einer Salsabar oder beim Glücksspiel amüsieren geht oder sich für seine Familie aufopfert: der Kolumbianer tut das meist con mucho gusto. Darum kann auch ich nur antworten auf die Frage, wie ich denn durch Kolumbien, dieses so vielseitige, zu Unrecht verrufene Land reise: con mucho gusto.

13.1.11, Bogota, Kolumbien

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Lagunen-Jagd und Thermen

Lagunen-Jagd
So ziemlich die einzige FloraEs ist doch einfach nur eine Laguna auf 400m Höhe, mit ein paar tollen Pflanzen drum. Soll sehr schön sein. Leider kommt man nicht hin. Ich hatte ja schon in Salento festgestellt, dass man von da aus nur per überlanger Wanderung hinkommt, zur ach so tollen Laguna de Otún. Also fuhr ich am 5.1. nach dem Finca-Besuch nach Pereira, von wo aus das angeblich leichter ist. Nach viel herumforschen auf die Idee gekommen, nach Santa Rosas zu fahren, weil laut einem Online-Zeitungsartikel von 209 von da aus eine “brandneue” Strasse nach Potosi (ca 1h Fussweg vom See) hochführt. In S. Rosas stellte ich jedoch fest, dass diese wohl in sehr schlechtem Zustand sei und man nur im selbst angemieteten Jeep hinkomme – für 80 000 Pesos. Leichter sei es von Manizales.
Also nutzte ich die Zeit in Santa Rosas und ging in die berühmten Thermen. Da hier noch Ferienzeit ist, war es mit 30 000 leider nicht grad billig, aber lohnte sich – vor einem schönen Wasserfall in heissen Bädern chillen. Wäre nur etwas weniger los gewesen, und hätte es nicht zu regnen angefangen. Aber ich war ja eh im Wasser, das lass ich mir doch nicht verderben. Wie üblich hörte es natürlich auf, als ich mich auf den Rückweg machte.
Am 7. früh brach ich auf in Richtung des vielgelobten Manizales. Weil hier gerade auch eine “Feria” ist, ist natürlich wieder die ganze Stadt überfüllt und alle Hostels teurer, und so zahlte ich im Backpacker-Hostel Mountain House für ein Dormitorio ganze 30 000 (15$). Dafür lernte ich gleich nette Leute kennen, darunter die Münsteranerin Liza, mit denen ich gleich die Stadt erkundigen zog. Selbige ist zwar ganz nett, aber auch wieder nicht soooo umwerfend. Und dass die Kathedrale an der Plaza Bolivar die “schönste Lateinamerikas” sei, ist wohl auch Meinungssache. Von hochgelegenen Barrio Chipre wars jedoch ganz schick mit grandioser Aussicht auf die umgebenden Hügel und Täler. Im Rahmen der Feria war dann dort abends auch ein “Festival de Musica Electronica”, das sogar tatsächlich gut besucht war (sonst ist hier wenig mit modernem Electro) – allerdings hauptsächlich von noch grade so Minderjährigen. Kamen uns schwer alt vor. Da dann noch eine kleine Anmerkung zur Extrabehandlung von Europäern: Alle Typen wurden abgetastet wie sonst was und mussten sogar ihre Gürtel abgeben. Als der Wachmann bei mir feststellt, dass ich nen Gürtel hab, und mich darauf hinweist, ich ihn aufgrund der Lautstärke aber nur halb verstehe, fragt er “de donde eres?” (woher kommst du?) – “Alemania” – “Tu no estas des pelea, verdad?” (du bist nicht auf Streit aus, oder?) – “Por supuesto no!” (Natürlich nicht!) … und schon liess er mich einfach so durch. Dass ich noch ein Taschenmesser dabei hatte, merkte er erst gar nicht.
Nachher trafen wir noch eine lokale Couchsurferin und gingen landesüblicher in einen Salsaschuppen. Und heute, ja, heute wollte ich eigentlich endlich zur Laguna de Otún fahren. Eigentlich…

8.1.11, Manizales, Kolumbien

Kolumbische Thermen
…Uneigentlich wurde da natürlich auch nichts draus. Nach einer Reihe sich widersprechender Informationen in Bezug auf Wanderzeit und Kosten fiel die Entscheidung stattdessen auf die Laguna Negra, noch vor dem Eintritt zum Nationalpark, sowie einer vom Mountain House empfohlenen Hosteleria. Also liessen Liza und ich unser Gepäck zurück und nahmen schliesslich gegen 2:00 einen Bus nach “La Esperanza” (“Die Hoffnung”), von wo aus angeblich nur noch eine halbe Stunde Fussweg fehlte. Erstmal war jedoch nichts mit der Hoffnung, weil unser Busfahrer vergass, uns Bescheid zu sagen / rauszulassen, obwohl ich ihn extra vorher darum gebeten hatte. Nach entspr. Rückweg im entgegenkommenden Bus war es schon nach 5, und die lokalen Verkäufer meinten, es sei vielmehr 1h Weg zur Laguna, plus 1/2 zur Hosteria. Trotzdem guten Mutes liefen wir los durch die schön grüne, hügelige Landschaft – bis ein fies bellender Hund Liza ins Bein biss. Zum Glück nicht allzu schlimm. Trotzdem waren wir ganz froh, als etwas später ein Auto vorbeifuhr und anhielt, um uns mitzunehmen. Juan-Carlos und seine französische Frau und Soziologie-Professorin in Bogota, Anne, wollten zur gleichen Hosteria, was uns nicht nur einen Lift bis dorthin verschaffte, sondern auch gleich einen günstigeren Übernachtungspreis inklusive leckerem Frühstück. Abends noch einen herrlichen Ausblick auf den schneebedeckten Nevado del Ruiz – was heute leider nicht mehr möglich war, weil die dickste Nebeldecke über der Landschaft hing. Nach der verfluicht kalten Nacht war es eine sehr gute Idee, mit Juan-Carlos (der heute seinen 47. feierte) und Anne zu dem Termal del Ruiz zu fahren. Wir hatten uns zwar leicht was anderes vorgestellt, als das einfache Poolbecken mit 30°-SulfatWasser (das war schon mit kaltem gemischt, in der natürlichen Quelle warens 70°) neben dem abgewirtschafteten, leerstehenden Hotel. Doch der alte Herr, der sich darum kümmert (und auch der Einzige vor Ort ist/war), führte uns noch zu der nahegelegenen Cascada, und so war es alles in allem nicht nur schön aufwärmend, sondern auch so ein schöner Geburtstag für Juan-Carlos. 🙂
Nach dem Rückweg zum Hostal boten sie uns noch an, uns bis zur Carretera mitzunehmen (von wo die Busse nach Manizales fahren), doch wir entschieden uns, den grossteils abwärts verlaufenden Weg zu laufen um mehr von der Landschaft mitzukriegen. Wurde leider nichts draus, weil es anfing zu regnen. Also suchten wir Zuflucht in einem Strassenrestaurantchen und warteten bei heissem Tee auf das Ende des Regenwetters. Welches, na klar, erst kam, als wir uns umentschieden hatten und schon für 10 000 Pesos im Jeep direkt nach Manizales sassen. Auch gut. So blieb dann in Manizales wenigstens noch ein wenig Zeit, um ein wenig durch die überfüllten Strassen zu schlendern und mich mit Strassen-Essen vollzufuttern… gehört hier schliesslich auch dazu. Morgen früh geht es dann nach Bogota, womit mein Cafetera-Ausflug wohl vorerst beendet wäre. Ich hoffe, ich kriege trotzdem noch guten Kaffee.

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Vom Bustourist zum Backpacker… in Ecuador!

Bis heute Mittag war ich noch einer von vielen Touristen, die per Bus durchs Land reisen. In der billigen Variante zwar, aber trotzdem… meinen Schlafsack hatte ich nur überhaupt noch dabei, weil ich ihn nicht auch noch Francisco mitgeben wollte. Die Busfahrt war ereignislos, natürlich länger als erwartet und mit recht langer Wartezeit an der Grenze zwischen Peru und Ecuador). Nachdem ich mit einem Bus von Tumbes bis an die Carretera-Kreuzung bei Arenillas in Ecuador gekommen war, fehlte mir von dort nur noch die Strecke runter bis zu meinem heutigen Ziel Puyamango. Der Weg bis zu der Abfahrt nach dort von Arenillas war aber doch weiter als gedacht und so versuchte ich bis daher schon die Daumenvariante – fand aber nur Leute, die geradeaus weiterguhren. Also nahm ich etwas sppäter ein Taxi, da ich seit gestern ja nun wirklich lang genug auf der Strasse gewesen war. Puyamango ist so klein, dass ich überrascht bin, es überhaupt auf meiner Karte zu haben. Dort angekommen stellte ich fest: Hostals gibts hier nicht – aber ich konnte mir für 5$ (in Ecuador wird der Dollar benutzt) ein Zelt ausleihen und der Zeltplatz direkt am Fluss (ganz für mich alleine) hat sogar Licht. Abendessen fand ich dann im “Comedor”, einem provisorischen Restaurantchen, Sachen zum Frühstück einkaufen… fand ich gar nicht. 😉 Dafür konnte ich vor Sonnenuntergang noch im (mit starker Strömung ausgestatteten) Fluss schwimmen. So, und wenn ihr euch fragt – warum das ganze, für so ein Kaff?… lest morgen weiter!

13.12.10, Puyango, Ecuador

Versteinerter Wald
Versteinerter BaumIn dem schon um 8:30 warmen, aber doch trockenen Wald laufe ich auf Holzstegen zwischen quicklebendigen Riesenbäumen umher un betrachte Stücke von auf dem Boden liegenden versteinerten Bäumen. Ja wirklich! Das ist der Grund warum ich hier bin. Der versteinerte Wald von Puyango. Es ist nach USA und Argentinien die drittgrösste derartige Fundstelle (mehr gibt es nicht), jedoch sehr viel dichter von den mehrere Millionen Jahre alten Bäumen belegt. Es sind tatsächlich Steine, mit Kalzium und diversen Mineralien, acht mal so schwer wie ein vergleichbar grosses Stück Holz, und wenn man es auf den Holzsteg fallen lässt, macht es “Klonk”. Die einzigartigen Baumstücke, die hier überall umherliegen (teils bis zu 20 M lang), wurden vor Millionen von Jahren durch eine Mischung aus Lava, Wasser und Erdverschiebungen für die Ewigkeit festgehalten – ein Geschenk für Biologen und Geologen gleichermassen. Mein Guia führt mich eine Stunde hier herum, und trotz der kurzen Zeit hat sich dieser faszinierender Anblick gelohnt. Sowas sieht man schliesslich auch nicht alle Tage.
Auf dem Aufsatz eines Pickups komme ich dann für 2$ zurück nach Arenillas (was hätte ich gestern sparen können) und von da aus mit einem CIFA-Bus nach Guayaquil.
Dort erwartet mich Kulturschock – von kleinem Kaff zur grössten Stadt des Landes, das New York Ecuadors, grosse, breite Strassen, Hektik, viele viele Menschen die alles mögliche verkaufen… die übliche lateinamerikanische Grossstadt eben. Aber ein sehr schicker Malecon am Fluss entlang, mit vielen Skulpturen und was weiss ich nicht was sonst noch, zwei ganz netten Palästen und einer riesigen Kathedrale die zu Weihnachten drinnen mit kitschigen Blicklichtern verziert ist. Jetzt werde ich noch ein bisschen die Stadt bei Nacht geniessen, und morgen dann noch im Künstlerviertel “Las Peñas” vorbeischauen, bevor ich schon wieder in den Bus steige… wohin? Lasst euch überraschen!

14.12.10, Guayaquil, Ecuador

Maurischer Uhrturm in Guayaquil las peñas

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Iquitos

Pipintuasi und der Paradies-“See”
Wollten wir nicht alle schonmal vollkommen alleine an einem kleinen Sandstrand liegen, ein ruhiger See vor der Nase, Palmen, Grillenzirpen und Vogelgeräusche hinterm Rücken, blauer Himmel, strahlende Sonne, und das Anfang Dezember?
Ich will euch ja nicht neidisch machen, aber da bin ich grade. Okay, der Preis sind gigantische Mückenstiche, und ich weiss auch nicht wirklich, obes der See Corrientillo ist, oder doch eher der Rio Nanay, und ob das Gegenüber ne Insel oder eine Landzunge ist – die hin und ab vorbeikommenden Motorkanus sprechen eigentlich für letzteres. Egal 😉 Ich hatte mich von einem Mototaxi zum See bringen lassen, er liess mich allerdings an einem kleinen Seechen raus, das, wenn es wirklich Corientillo ist, längst nicht so toll ist wie im Lonely Planet beschrieben. Ich drehte ein paar Runden im rötlichen Wasser, wo man selbst am tiefsten Punkt grade bis zur Hüfte im Wasser steht, und entschloss mich dann, was Besseres zu suchen. Dem Weg folgend an der Universidad Nacional Amazonia Peruana vorbei (was für ein GEILER Campus=) ) fand ich dieses Goldstück. An den tatsächlichen, oben beschriebenen Strand kam ich zwar nur schwimmend, so dass ich zum Tagebuchschreiben zurück an den “Hafen” musste. Wären nicht so viele Mücken, mein Hunger und die Frage wie ich zurück nach Iquitos komme, würde ich bis Sonnenuntergang hier bleiben…
Affe im Pipintuasi-ParkHeute vormittag war ich im Pipintuasi-Schmetterlingspark. Über Busfahrt nach Bellavista-Nanay (mit schickem hölzernen Mikro) und Bootsfahrt nach Padre Cocha erreichte ich schliesslich den Park. Durch bestes Dschungelgebiet (naja… mit Pfaden und sehr viel geordneter als die Selva virgen) teils mit und teils ohne Führung konnte ich nicht nur zahlreiche Schmetterlinger beobachten (die werden hier aufgezüchtet und dann in die Freiheit entlassen), frei durch die Gegend hüpfenden Affen folgen und die beiden Raubkatzen bewundern.

2.12.2010, Iquitos

Iquitos
An meinem letzten Tag hier in der Provinz Loreto habe ich mir endlich einmal Iquitos selbst angeguckt. Und war – schnell gelangweilt. Ich war um ca. 9 Uhr die “Prospero” heruntergelaufen, fotografierte dabei ein paar Häuser, die noch aus Zeiten des Kautschuk-Booms mit teuren portugiesischen Kacheln verziert sind, und erreichte dann Belen. Belen ist zum einen der grösste Markt der Stadt, zum anderen das Armenviertel. Teils beides zusammen. Der Markt ist angesichts der Temperaturen noch unhygienischer als ich es hier schon gewohnt bin (wenn sogar schon die dort hängenden Hähnchen so stark riechen, fragt nicht nach dem Fisch!) – dabei war es vormittags dank konstantem Nieseln “verhältnismässig” frisch. Das Stadtviertel erstreckt sich bis weit hinunter zum Fluss, voller bunter Baracken auf Stelzen, was sich im Lonely Planet noch ganz schön anhört… dass der Müll auf dem Boden schon festgetretener Teil der “Strasse” selbst ist, steht da natürlich nicht. Weiter draussen liegt dann der “schwimmende” Teil der Stadt, mit Häusern auf Flössen, die mit dem Fluss steigen/sinken. Ich hatte aber nicht mehr wirklich Lust, da mit einem Kanu hinzufahren, ich war so schon von der schwülen Hitze geschlaucht und entschloss mich umzukehren. Casa de HierroAm Malecon hoch, neben ein paar Kolonialhäusern vorbei bis zurück zur Plaza, wo sich auch das “Casa de Hierro” (Eisenhaus) befindet. Wurde eins vom Monsieur Eiffel konstruiert und nach Iquitos importiert, als die Stadt durch Kautschuk offenbar zu viel Geld hatte. Ist aber nix besonderes drin – was sich eigentlich von der ganzen Stadt sagen lässt. Eintsprechend war nach einem weiteren kurzen Spaziergang zur Plaza 28 (sehr hässlich) und einem Mittagessen grade der halbe Tag um, doch die Stadtbesichtigung fertig…
Und da ich nach einem Mittagsschlaf immer noch so träge war, dass ich in der von Mototaxis lärmenden Stadt nichts anzufangen wusste, folgte ich einem weiteren Lonely-Planet-Tipp zum See Mapacocha bei Santo Tomás, etwa 45 Minuten von der Stadt entfernt. Der Lonely Planet schwärmt von tollen weissen Sandstränden bei niedrigem Wasserstand und zahllosen Einheimischen in den Bars um den See herum… Sonnenuntergang überm MapacochaTrotz SEHR tiefem Wasserstand (man kann überall stehen) ist der Sandstrandbereich keine 10 Meter breit, und ich bin so ziemlich der Einzige, der hier schwimmt, obwohl es Freitag ist. Egal, trotzdem gut erfrischt und endlich wieder fit, am Strand gechillt und Sonnenuntergang beobachtet, was will ich mich beschweren? 😉

3.12.2010, Iquitos

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El pueblo libre y la demografia

Da mein Unterricht heute ja erst nachmittags stattfand, hatte ich nach dem Aufstehen den ganzen Tag über Zeit und entschloss mich, ein wenig mein barrio zu erkunden, so lange ich noch hier wohne. Also Stadtplan und Torbens Walkman eingepackt und los in Richtung La Mar. Die nächsten fünf Stunden legte ich einen beachtlichen Weg durch Pueblo Libre und San Miguel zurück, bis zum Meer, zurück zur Plaza San Miguel und wieder zur casa. Mit Torbens Mail aus Cuba und der dort auffälligen Propaganda im Kopf fielen mir hier besonders die Wahlwerbungen auf, die wirklich an jeder Ecke hängen, da bald Bürgermeisterwahlen sind. Unglaublich viele alcaldes werben mit ihren Gesichtern, dem Namen und/oder dem Parteisymbol (welches man hier dann bei der Wahl ankreuzt) um die Stimmen – erstaunlich selten jedoch damit, wofür sie stehen, oder was sie denn als alcalde so tun wollen. Man wählt also einfach den, der am sympathischsten aussieht, oder dessen Namen man am häufigsten auf Wänden gelesen hat (das wäre dann wohl Lourdes) – so kann Demokratie doch nicht richtig funktionieren… und dann beschweren sich alle über die Korruption. Obwohl: wird in Deutschland denn so viel mehr nach anderen, rationalen Kriterien gewählt?…

Abends ging es dann zur Uni, wo ich erstmal wieder vor einer leeren aula sass. Ich befürchtete schon, wieder umsonst hergekommen zu sein, und das meine Klassen nie anfangen. Es kam aber schliesslich ein Kommilitone, mit dem ich mich unterhielt, und der meinte, heute würde das Seminar sicher stattfinden – sonst wäre ich vielleicht schon wieder gegangen. Circa 30 Minuten später kam dann Professor Max Menesis Rivas, und auch die anderen Kommilitonen trudelten langsam ein. Die Veranstaltung selbst war natürlich noch eine einleitende Organisationsstunde ohne grossen Inhalt, aber es erschien mir doch bastaaaante einfach für eine 8.-Semester-Veranstaltung: das meiste des thematisch angesetzten hatte ich nin Halle schon im 2. und 3. Semester. Nun ja, abwarten, vielleicht unterschätze ich es ja auch. Aber wenn das so bleibt, werde ich wohl selbst dann keine Probleme haben, wenn ich hier das ein oder andere mal fehle…

24.8.2010, Lima

Blick auf den blauen Himmel aus dem Bett
Früh aufgestanden, um zu meiner 8:05-Veranstaltung zu gehen, bemerkte ich schon schnell ein starkes Unwohlsein in der Magengegend – das musste ja früher oder später kommen. Schon auf dem Weg zur Bolívar plagten mich die Bauchschmerzen so sehr, dass ich die Veranstaltung kurzerhand ausfallen liess und umkehrte – also schon wieder kein Unterricht heute. (Nadja erzählte mir später, dass es auch nur organisatorisch gewesen war, sowie dass die Klasse am Freitag ausfallen würde, weil der Prof da aus irgendeinem Grund eine Doppelbelegung hat). Bis zum späten Nachmittag verbrachte ich also den Tag mit Bauchschmerzen und Durchfall im Bett und sah nur aus dem Fenster, dass ich einen der wenigen Tage in Lima mit blauem Himmel verpasste. Sehr ärgerlich. Ich hoffe, das wird mir nicht allzu oft hier so gehen, vor allem nicht in dem Ausmass… vielleicht sollte ich weniger en la calle essen…

25.8.2010, Lima