Ein Aufenthalt in Lateinamerika ist kaum möglich, ohne früher oder später der Armut über den Weg zu laufen. Obdachlose in den Straßen sind allgegenwärtig. Gestohlen oder geraubt wird immer noch häufig in einsamen nächtlichen Straßen (als Jordan in Medellin war, wurden wir an einer Straßenkreuzung von zwei Motorradfahrern bestohlen, die anhielten, Jordan eine um den Hals getragene Kette vom Hals rissen und schnell fortfuhren). Gebettelt wird überall, wo Leute sind – oft nur um wenige hundert Pesos (ein paar Cent), ob für die nächste Empanada oder einen Aguardiente, wer weiß das schon. Einmal bat mich abends in der Candelaria Bogotas ein Mann um ein paar Pesos (“ich bettel lieber, als zu klauen”). Ich antwortete, dass ich kein Kleingeld habe, was stimmte, worauf er meinte, dann könne ich ihm vielleicht am unteren Ende der Straße etwas zu Essen kaufen. Nun, da kann ich mir auf jeden Fall sicher sein, dass es auch wirklich um Essen geht, dachte ich mir, ging mit ihm zwei Blöcke weiter und kaufte ihm ein Stück Pizza für 2000 Pesos. So weit, so gut, doch anschließend fragte er, ob ich nicht noch 200 Pesos für eine Empanada hätte. Hatte ich erstens tatsächlich nicht (weil ich mit einem 2000-Schein bezahlt hatte), und fand ich zweitens etwas merkwürdig. Versuchte er nur, noch etwas mehr von einem offensichtlich spendablen Passanten zu bekommen, oder würde das Bargeld nicht lieber in Drogen investiert werden? – man kann es nie wissen. Und Spenden auf der Straße ist auch keine wirklich langfristige Hilfe. Und dann überlegt man sich, ob man nicht einfach weitergehen sollte, so wie Victor, der als 12-Jähriger ausgeraubt wurde, nachdem er einem Bettelnden versprochen hatte, etwas mehr Geld von zuhause zu holen. Und dann sieht man Obdachlose, die in Kleiderfetzen auf den Bürgersteigen neben den luftverpesteten Straßen schlafen, und weiß nicht, wer nicht arbeiten kann, und wer nicht will. Ich schrieb schon nach meinem letzten Aufenthalt im Text “Weißer Nebel” “Doch was kann ich schon tun, außer spenden und Texte schreiben”… man fühlt sich manchmal so hilflos, als könnte man nichts tun, um dieses zum Teil von uns mitverantwortete Elend zu bekämpfen. Das ist natürlich falsch. Man kann etwas tun. Auch abgesehen von Spenden, nicht unbedingt an einzelne Bettler, sondern an Organisationen wie Un Techo para mi país (“Ein Dach für mein Land”, die armen Familien in Lateinamerika helfen, sich eine stabile Unterkunft bauen zu können) oder vergleichbare Organisationen. Mikrokredite sind eine andere Möglichkeit, durch welche viele Menschen aus der Armut entfliehen können, und man selbst nicht einmal sein Geld “verschenken” muss, sondern es meist wiederbekommt. Ich bin noch auf der Suche nach der perfekten Mikrokredit-Organisation (mit dem geringsten Zinssatz für die Kreditnehmer und einer Vergabe auch an wirklich arme Menschen) – bis dahin habe ich mit kiva.org schonmal eine sehr Gute gefunden, die ich euch auch ans Herz legen möchte. 25$ sind nicht mal 20, die ihr wahrscheinlich auch wieder zurückbekommt, und in der Zwischenzeit ist einem Menschen und seiner/ihrer Familie am anderen Ende der Welt damit mehr geholfen, als wir uns mit 20 vorstellen könnten. Zeit, seine Aktien an der Börse zu verkaufen, und das Geld in etwas Sinnvolles zu stecken.
Schlagwort: Ecuador
Meine Zeit in Lateinamerika neigt sich dem Ende zu, und Deutschland rückt immer näher. Die letzte Zeit in Monteverde mit den fast schon familiär gewordenen Freunden aus NuestraKasa verbracht, nochmal Salsatanzen gegangen, gemeinsames Kochen mit 13 Leuten und leicht wehmütig in der Hängematte chillen – ein wenig seltsam ist es schon, jetzt nach 8 Monaten wieder zurückzukehren… und doch wird es langsam Zeit, und ich freue mich auf alles, was mich nach dem langen Flug erwarten wird. Ich habe unglaublich vieles erlebt auf dieser Reise, habe erschreckende Armut gesehen und glänzende Kolonialstädte, Auswirkungen des Klimawandels und scheinbar unberührte Naturparadiese, habe Freunde kennengelernt und bin mit mehr Verkehrsmitteln gereist, als ich Strassenessen gegessen habe (naja, vielleicht nicht ganz). Ich weiss, dass ihr nicht immer alle soviel Zeit hattet, all das zu lesen und ihr so manches vielleicht nur überflogen habt… deshalb habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, und eine grosse Zusammenfassung der 25 Orte geschrieben, die mich am meisten beeindruckt haben… auf positiver Seite; denn was wäre schon ein Rückblick auf die traurigsten Orte die man gesehen hat? – unabhängig dass es davon zum Glück nicht so viele gibt. Per Klick auf die kleine Zahl in Klammern hinter dem Ortsnamen kommt ihr zu dem Blogeintrag, den ich dazu jeweils geschrieben hatte.
In chronologischer Reihenfolge 😉
Lima
Meine Heimatstadt, die von vielen Kurzzeitbesuchern so verachtet wird, und doch geliebt von jedem, der dort mehr als ein paar Tage verbringt. Irgendwo zwischen den Welten aus armen Barrios wie Puente Piedra, wo ich meine peruanische Familie schätzen lernte, und dem glitzernden Miraflores, wo ich Woche für Woche mit Slamtexten an der Poesia en el Parque teilnahm, zwischen der rauhen Steilküste zum Meer beobachten und Paragliden und dem chaotischen Busverkehr im Zentrum, dem im August so grauen Himmel und dem pulsierenden Leben in der Uni Nacional de San Marcos… liegt meine geliebte peruanische Heimat. Lima wird immer eine Sonderposition für mich haben. Pucha huevon, nunca la olvides!
Amantani & Der Titicacasee (1)
Einer der schönsten Orte meiner Reise – ich habe mein Herz verloren am Titicacasee. Der riesige Andensee, der scheint wie ein Meer, breitete sich vor meinen Füssen aus, die auf dem Stein des Osthügels Amantanis stehen, hinter mir die Pachamamaruinen, und am Ufer liegt der friedliche Ort, in dem ich in einer lokalen Familie untergekommen in das Quechua-geprägte Leben eintauchen konnte. Nachts zum frösteln kalt, tags pralle Sonne, abends der Blick auf den bis zum Horizont reichenden See und die darüber untergehende Sonne – kaum ein schönerer Ort auf Erden!
Cusco & Das heilige Tal (1)(2)
Wenn auch ein viel zu touristischer Ort, muss man Cusco und die Bauwerke Machu Picchu und Saqsaiwaman einfach gesehen haben. Was die Inkas dort an architektonischen Wundern bauten, ist mit wenig vergleichbar. Während die spanischen Kolonialhäuser immer wieder Erdbeben zum Opfer fielen, stehen die passgenauen Mauern der Inka immer noch. Cusco selbst ist schön, vielfältig und interessant… wären da nicht all die Touristen und die vielen Einheimischen, die selbige übers Ohr hauen wollen.
Sandboarden in der Oase Huacachina (1)
Mitten in der Wüste aus Sanddünen im Süden Perus taucht diese herrlich schöne Lagunen-Oase vor meinen Augen auf (die übrigens auch auf peruanischen Geldscheinen zu sehen ist), eingedrängt zwischen den gelben Hügeln, durch welche ich wenig später auf einem Quad in affenartigem Tempo düse – um schliesslich, auf deren Hügeln stehend, ein Board in der Hand, in die Tiefe surfe. Voll mit Sand und Adrenalin die Sonne über den Dünen untergehen sehen – göttlich!
Pozuzo (1)
Bananenstrudel und Wiener Schnitzel im österreichisch geschmückten Tiroler Adler, durch den kleinen, sauberen Ort voller geschnitzter Holzhäuser schlendern und sich von Einheimischen aus der Sendero-Luminoso-Zeit erzählen lassen, als sie sich von den Hügeln aus verteidigten, durch die wir am Vormittag noch gewandert sind… Der Ort ist so eigen, dass Wenige den komplizierten Weg im Minibus an Felsklippen entlang auf sich nehmen: aber es lohnt sich!
Coroico & Der Camino del Muerte(1)
In dicken Klamotten umgeben von Nebel und kaltem Gestein auf 4000m Höhe in den bolivianischen Anden setze ich mich aufs Mountainbike – auf 1500m steige ich nach einer unvergleichlichen Abfahrt im grünbewachsenen, heissen Dschungel wieder ab. Trotz absoluten Geflasht-seins bleibe ich noch dort und entdecke Coroico, ein gemütlicher Hügelort mit fantastischer Aussicht auf den Dschungel, und schliesse im Tier-Rehabilitationspark Freundschaft mit dem Spinnenaffen Cocoa, der meine Hand gar nicht mehr loslassen will…
Amazonischer Dschungel (bei Iquitos) (1)
Viel wird als Selva bezeichnet, doch nichts ist so sehr Dschungel wie Amazonien. Ich sehe pinke Delfine, giftgrüne Frösche, Tarantulas und Schlangen, trinke aus Wurzeln und reibe mich mit Termiten ein… und verlaufe mich im Dikicht des Primärregenwaldes in Dunkelheit. Unglaublich schwül-heiss und voller Mücken. Aber was für ein Abenteuer!
Versteinerter Wald (bei Puyango) (1)
Zum winzigen Dorf trampend fängt meine grosse Reise an, und der versteinerte Wald, den man in vielen Reiseführern vergeblich sucht, ist so ein seltsamer, faszinierender Ausblick, dass er als passender Startpunkt in Ecuador in meinem Kopf hängen geblieben ist. Kiloschwere Holzsteine auf dem Weg, den lebenden Wald um mich herum, perfekte Ruhe…
Cuenca & Die Anden (1)
Dass ich die Anden liebe, wird mir in Cuenca wieder klar: die mit hübschen Häusern und mehr Kirchen als man zählen kann gefüllten Strassen wollen mich bleiben lassen. Und der Himmel beschenkt mich mit dem schönsten Andenwetter, während ich in den Hutladen eines betagten Herren schaue…
Quito & Der Mittelpunkt der Erde (1)(2)
Das irgendjemand freiwillig im neuen Quito wohnt, ist mir unverständlich – hat Alt-Quito doch einen so angenehmen kolonial-verstaubten Charme, eine fantastische, dem Kölner Dom nachempfundene Kathedrale und versteckte Innenhöfe hinter jeder zweiter Tür. Mit der Seilbahn komme ich hoch in die Nähe des Hausvulkans, zu Pferd (erstmalige Erfahrung für mich) noch weiter – mit lohnender Aussicht auf die Natur um mich rum und die Stadt hinter dem nächsten Hügel. Im nahegelegenen Mitad del Mundo überquere ich den Äquator und stelle fest, was die Erdanziehungskraft alles tolles kann:
La Feria de Cali(1)
Ich kann nicht sagen, ob Cali auch so für sich alleine hier in der Liste gelandet wäre – auch wenn es unbestreitbar schöne Stadtviertel hat. Was mir aber v.a. hängen ggeblieben ist, war die hier jedes Jahr zu Weihnachten stattfindende Feria, von der ich Teile erleen durfte: umwerfende Paraden mit den besten Salsa-TänzerInnen des Kontinents, Konzerte (darunter ein absolutes Underground-Erlebnis) und noch mehr Salsa: ganz Cali pochte im Rhythmus der Musik!
Ladrilleros (1)
Durch tiefsten Dschungel, durch welchen Sonnenstrahlen vereinzelt auf den Fluss schimmern, sind wir im Kanu bis zur abgelegenen natürlichen Piscina gekommen, in der wir in völliger Einsamkeit vom Wasserfall ins 3m-tiefe Becken springen, uns mit dem abgekratzten weichen Steinschlamm einschmieren und überrascht nach oben schauen, als ein kleines Flugzeug der nahen Militäraussenstelle knappe 12m über uns hinwegdüst. Wow. Geheimtipp pur. Den Rest der Zeit am schwarzen Strand chillen, auf den Pazifik und diedschungelbewachsene Steilküste starren und göttliche Papas Rellenas im Dorf essen… Noch ein Höhepunkt: Sylvester mit Privatkonzert!
Das Kaffee-Land(1)
Salento, der vielgelobte Miniort in der Zona Cafetera, mag von backpackern überlaufen und ereignislos sein: es ist ein hübscher Ort zum Wohlfühlen, und noch viel wichtiger: man ist nach einem kurzen Wanderweg direkt im kaffeeland. Mögen die schöne Landschaft und Wanderungen durch Wachspalmenwald noch vergleichsweise unspektakulär scheinen (obwohl… nicht) – der Besuch auf einer Kaffeefinca mit Privattour und Verkostung ist so schnell woanders nicht zu finden. Und so guter Kaffee auch nicht!
Die Salzkathedrale (bei Bogota)(1)
Die wohl beeindruckendste, und wegen ihrer Schlichtheit schönste Kathedrale die ich bisher gesehen habe tief unter der Erde im Salzbau, mit Salzwasserspiegel und gigantischen, in den Stein gehauenen Kreuzen – wer hier nicht andächtig wird, hat was falsch gemacht. Bogota selbst ist natürlich auch sehr sehenswert, wie man es bei einer 8Millionen-Stadt vielleicht erwarten kann. Aber ich kann ja jetzt auch nicht jede kolumbianische Stadt in meine Top25 packen… oder eigentlich gleich ganz Kolumbien 😉
Medellin & Der Stein von Guatapé (1)
vielleicht habe ich ja auch einfach eine Paisa-Seele 🙂 – doch das Land und die Paisametropole Medellin lassen mich nicht mehr los – und man kann mich jetzt schon kaum mehr von der Idee abbringen, für meine BA-Arbeit hierher zurückzukommen. Die Stadt voller Kultur und Wissenschaft, modern wie wenig andere in Lateinamerika, gleichzeitig besiedelt von den freundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann – das Land voller unbeschreiblicher Schönheiten, die ihresgleichen suchen: allen voran der Stausee von Guatapé und der ihn überragende Stein El Peñal, von welchem ich dieses wunderschöne, von Inselchen gesprengelte Nebenprodukt menschlichen Energiewahns bewundere. Wer nach Lateinamerika reist, sollte nach Kolumbien kommen – und wer nach Kolumbien reist, kann Medellin auf keinen Fall auslassen!
Cañon Rio Claro (1)
Als Tourismusziel ausgebaut und trotzdem herrlich ruhig – findet man wohl nur in Kolumbien. Der private Naturpark um den Rio Claro ist atemberaubend schön zum Spazierengehen (und dabei uU von einer Tarantula überrascht werden), vom 8m Standpunkt in die Strömung zu springen, vom marmornen Strand schwimmend den Fluss durchqueren und nach einer fast 2h-Wanderung durch den Dschungel die von 1m-Flügelspannweiten Fledermäusen behausten Marmorhöhlen wandernd, durch Wasser watend, springend, rutschend und schwimmend zu durchqueren und an einem Wasserfall hinunterkletternd nach einer Flussdurchquerung wieder am Strand zu landen. Echt jetzt? Ja echt… geil oder?
Paragliden bei Bucaramanga (1)
Gleitschirmfliegen mag für mich nicht mehr den Reiz des Neuen haben, und doch bin ich jedes Mal aufs neue 100% glücklich, wenn ich den Boden unter den Füssen zurücklasse und mit dem Schirm über mir den Hang entlangsoare… und die Landschaft in der Umgebung, die zu Wanderungen durch die kleinen Orte mit ihren gemütlichen Einwohnern verführt, tut ihr übriges. Aber das einfach unvergleichliche Erlebnis ist natürlich (auch) hier das Paragliden… (geht übrigens auch als Tandem), im Sonnenuntergang mit Blick auf das Tal, Buca und eine Hügellandschaft bis zum Horizont!
Baden im Schlammvulkan (bei Cartagena) (1)
Ob sich Cartagena lohnt, muss jeder selbst zwischen schöner Altstadt und Tourifalle entscheiden. Der in der Nähe gelegene Schlammvulkan hingegen ist auf jeden Fall ein verdammt cooles Erlebnis – wo kann man sonst schon nach 5min Aufstieg im Krater eines aktiven Vulkans gemütlich im kühlen Schlamm liegen, sich in das blubbernde, zähe Grau sinken lassen um anschliessend in einer kleinen Seebucht den Matsch abwaschen zu gehen?
Panama-Stadt & Der Bahai-Tempel(1)
Jetzt war ich 3x am Flughafen Panamas, bin selbst aber nie dort in oder aus einem Flugzeug gestiegen. Trotzdem 2x in dieser Stadt gewesen, und mich das zweite Mal fast wie zuhause gefühlt. Der von den Wänden abblätternde Charme zwischen Vergangen und Immer noch da des alten Kolonialviertels Casco Viejo ist erstaunlich ruhig, und was ist toller, als Abends auf der Plaza de Francia philosophierend auf den causeway zu blicken? Selbiger ist ebenso besuchenswert – und dann noch den Metropolitanpark und (mein persönlicher Lieblingsort hier) der unglaubliche Ruhe ausstrahlende Bahau-Tempel, und man hat eine sympathische, fast schon heimelige Hauptstadt…
Der Kanal (1)
Es ist einfach aus technischer Sicht ein Wunderwerk, und definitiv den Besuch wert – in unserem Fall: zwei der riesigen Schleusen (wenn die bei Gatun leider schon zu waren) und eine krass szenische Bahnfahrt am Kanal und dem Gatunsee entlang. Gerne wäre ich auch noch per Schiff durch den Kanal gefahren – aber man kann ja nicht alles haben. Spannend wär das aber bestimmt auch mal…
Boquete, Barú & Calderas (1)
Einer meiner Lieblingsorte in Zentralamerika, kam ich nach Boquete gleich noch ein zweites Mal, um im frischen Klima und netter Atmosphäre zu entspannen. Der erste Besuch war actionreicher gewesen: in 7h erklommen wir den Vulkan Baru durch schönste Natur – auch wenn wir nach der kalten Nacht nicht mit der erhofften Aussicht belohnt wurden, war es eine tolle Erfahrung. Unsere Belohnung dafür: die heissen Quellen von Calderas, die wohl natürlichsten Thermen, die ich bisher gesehen habe. Wer nicht in Boquete war, hat einen der interessantesten Orte Panamas verpasst!
Old Banks, Bastimentos (1)
Eine völlig andere Kultur hüllt die Bocas del Toro-Insel in einen so unglaublich relaxenden Reggae-Vibe, dass man schon nach kurzer Zeit das Tempo verlangsamt, die allgegenwärtige Reggaemusik mitsummt und durch den Ort schlendert, in der Hängematte oder am Strand chillt oder maximal up in the Hill ein paar leckere Schokotrüffel verzehrt… okay, oder sich im Tauchen versucht. Ja man! Aber nicht den Ratschlag vergessen, den uns ein Ragga am Abend vorher gab: U cant smok unda wata, man!
Isla Ometepe (1)
Wer wie wir, nicht genug vom Vulkanbesteigen bekommt – der Maderas ist ein schlammiges Stück Aufstieg. Und der Seegrund im Krater ist auch nicht gerade gut um Stehen geeignet. Klingt doof? Naja, dafür gibts ne tolle Aussicht auf die andere Hälfte der Insel, den zweiten Vulkan der dieses Naturparadies inmitten des jegliche Vorstellungskraft sprengenden Lago Nicaraguas.
Leon & Der Cerro Negro: Vulkansurfen! (1)
Leon ist viel zu heiss, um es zu meiner Lieblingsstadt Mittelamerikas zu schaffen – schade eigentlich, denn sonst hat es alles: schöne koloniale AAltstadthäuser, eine fantastische Kathedrale auf deren Dach man herumwandern kann, viel gutes Essen und v.a. eine rege Kulturszene aus Gitarristen, Kleinkunstbands und Poeten, die sich durch die zahllosen Bars treiben. Dass die Stadt ihren Dichter Ruben Dario, der fast als Nationalheld gilt, über alles verehrt, macht sie nur noch sympathischer. Zusätzliches Aebntuer: auf dem Kraterrand des Cerro Negros in die tiefstehende Sonne wandern, auf der einen Seite den rauchenden Vulkan, auf der anderen die Steile, schwarze Piste, die wir mit dem Board unter den Füssen heruntersurfen…
Monteverde & Der Nebelwald(1)
Der einzige Ort, der mir gezeigt hat, wie reich und vielfältig Costa Rica sein kann – entspannte Atmosphäre, gutes Wetter und tausend Angebote, seinen Tag zu verbringen, auch wenn die meisten davon ein bisschen preislich übertrieben sind. Bei einer der Canopy-Touren gibts nen gehörigen Adrenalinkick, die Suche nach dem von Innen besteigbaren Rankenbaum erfüllt das Bedürfnis nach individueller Entdeckung und der Nebelwald von Santa Elena ist voller atemberaubender Schönheit, und trotz seiner durch Pfade leichten Zugänglichkeit wenig besucht, so dass man die völlig Ruhe dieses wundervollen Ortes perfekt geniessen kann. Und wenn man abends wieder Zivilisationswünsche offen hat, dann kann man hier sogar Salsa tanzen gehen 😉
…das sieht nach einer ganzen Menge aus – ist ja auch viel Zeit vergangen. Aber was meine Reise besonders erlebenswert gemacht haben, waren letztenendes all die Leute, die einem über den Weg laufen und jeden Reisetag ein neues Erlebnis werden lassen! Ich danke euch allen für die Rückmeldungen, die Mails, die Kommentare, die Unterstützung wenn ich mal einen Durchhänger hatte, und die Nachfragen, die dafür sorgten, dass ich mein Tagebuch nie allzu lange liegen liess 😉 …Und wenn ihr auch mal nach Lateinamerika reisen wollt, wisst ihr ja jetzt, wo ihr überall hinsolltet!
27.3.11, San Jose, Costa Rica
Zu Pferd am Berg
Zu Pferd am Berg
Höchsten Respekt für alle, die aus welchem Grund auch immer, stundenlag auf Pferderücken sitzen! Ich hatte dieses Erlebnis gestern zum ersten Mal für gerade mal zweieinhalb Stunden, und ich war erstmal froh, wieder auf ruhigem Boden zu stehen. Aber ansonsten eigentlich problemlos – die Stute war natürlich gut geschult und hörte auf jedes kleine Ruckeln an den Zügeln, und hat selbst bei den schwierigsten / steilsten Stellen nicht das Gleichgewicht verloren. Ja, ich bin übrigens immer noch in Quito. Tollerweise kann man aber direkt von der Stadt aus mit einer recht neuen Seilbahn zu einem immerhin gut 4000 Meter hohen Aussichtspunkt fahren und vor dort aus sind die Gipfel der beiden Vulkana Guagua Pichincha und Ruca Pichincha nur noch einen Klacks entfernt – theoretisch. Praktisch liegen da noch viele Höhenmeter zwischen. Und so lief ich nur einen Teil der Strecke und mietete für den Rest besagtes Pferd (samt Führer) mit dem ich recht hoch an den Ruca-Hang kam und eine fantastische Aussicht vom Pferderücken auf die Natur samt riesige Stadt im Hintergrund hatte. Alles in allem definitiv ein tolles Erlebnis!
Zurück in der Stadt sah ich mich dann auch mal in Neu-Quito um, wo ich bisher noch nicht gewesen war und war – ehrlich gesagt – enttäuscht. Dass es nicht mit Alt-Quito mithalten kann, war erwartbar, doch es erfüllte nicht mal die Erwartung “Skyscraper-Strassenschluchten”, die die Skyline von aussen (und oben) erweckt (und wie ich es aus Guayaquil kannte). Die paar grösseren Parks sind ganz nett, aber auch nichts besonderes. Ich hätte nicht mal was wirklich negatives zu beschreiben – es ist einfach gesichtslos. Also schnell wieder in die Altstadt.
Da klapperte ich dann heute ein paar Kirchen und das Kloster San Diego ab (was herrlich abgelegen vom Touristentrack vor sich hindöst… abgesehen von den Renovierungsarbeiten). Dann wollte ich eigentlich ein Busticket mit der Busgesellschaft Panamericana für morgen abend nach Cali holen – ist aber nichts. Bis zum 26. alles ausgebucht oder wegen irgendwelcher Probleme abgesetzt. Also muss ich wohl oder übel morgen um 5:00 früh mit dem Bus nach Tulcán an der Grenze fahren und von da aus was anderes suchen. Den Rest des Tages wich ich dem Regen aus und ging auf den
22.12.2010, Quito, Ecuador
Buschaos
Eigentlich wäre es so einfach: in Quito in nen Bus steigen, in Cali 18 Stunden später aussteigen. Nix da. Weihnachten heisst: alle Direktbusse ausgebucht, und wegen des derzeitigen Wetterchaos in Kolumbien die andere Hälfte storniert. Also nen Bus an die Grenze genommen und da sitze ich jetzt. Denn von da sind die Calibusse natürlich auch ausverkauft oder abgesagt. Also werde ich jetzt einen noch grösseren Umweg über Rosas nehmen, von dem ich immer noch nicht genau weiss wo es ist, und hoffen, von da so nach Cali zu kommen, dass ich noch vor morgen abend zu Heiligabend dort bin… Drückt mir die Daumen!
23.12.2010, irgtendwo an der Grenze Ecuador/Kolumbien
So, als kleines Weihnachtsgeschenk noch folgendes: neulich im quiteño Troleybus wurde ich (und die anderen Passagiere) von ein paar Jungs überrascht, die mal nicht irgendwelches Esszeug oder Krimskrams verkauften, sondern aus dem Stehgreif anfingen zu rappen. Ja, in Lateinamerika – kein Reggaeton, sondern richtiger Hiphop – ich war begeistert und kaufte ihnen auch gleich nachher ihre CD ab (die echt gut ist nebenbei). Um euch ein bisschen dran teilhaben zu lassen, hier eine kleine Videoaufnahme aus dem Bus… wer Spanisch kann wird sich über intelligente Texte freuen (besonders im Vergleich zu den Reggaeton-Lyrics), wer HipHop mag wird sich über den Flow freuen… und alle anderen: naja, freut euch einfach so. Frohe Weihnachten aus Lateinamerika, und danke für euer stetes Interesse, eure Mails und die Zeit die ihr euch nehmt, dass ihr durchzulesen!
Quito und der grandiose Reiseführer
“Ganz besonders viel Flair hat das Café Modelo auf der Calle Venezuela Eke Menija. Jeden Abend von 5 bis 7 spielt ein betagter Pianist auf einem verstaubten Klavier für die Gäste – Alt-Quito pur!” Das sagt mein Reiseführer. Also wenn das Alt-Quito sein soll, weiss ich nicht, was mich die nächsten Tage im Neuen erwartet. Das Modelo ist kein Café, sondern eine Cafeteria, und hat in etwa so viel Flair wie jedes Strassenrestaurantchen in Lateinamerika. Bisschen sauberer (gar nicht verstaubt), mit Fussball-Fernseher, Neonleuchtschild und üblicher Sambamusik. Und Livemusik gibts nur Donnerstag bis Samstag. Keineswegs ein schlechter Ort, aber höchstens für sonst in abgeschotteten Hotelkasten wohnende Touris ein “Lokal mit viel Flair” – da hab ich echt schon flairiges erlebt. Dass der Reiseführer, den ich da für Euador in meiner Tasche habe, nicht ganz mein Stil ist, stellte ich bereits bei der andernorts gefundenen Anmerkung fest: “Nicht ganz so billig, aber dafür nah am Geschehen ist das HotelXYZ (Doppelzimmer 110$)“. NICHT GANZ SO BILLIG? Ich penne hier in Quito für 7$ in einem netten, zentralen Hostel. (Okay, das Bett ist nicht das optimum und ich hab ne Gemeinschaftsdusche, aber dafür hat der Eigentümer 13 Jahre in Bremen gelebt… versteh sein Spanisch trotzdem besser als sein Deutsch). Da liegt offenbar eine unterschiedliche Wahrnehmung vor. Nun ja. Ansonsten jedenfalls bin ich gut in Quito angekommen und hab mich etwas in der Altstadt umgesehen, mal wieder richtig gegessen und bin eine viertel Stunde zu spät zur Basilika gekommen, die gerade zumachte. Frage: warum schreibe ich dann über so einen recht unspektakulären Tag? …ich war grad an der Tastatur, eigentlich spannend wirds am nächsten Tag!
19.12.10, Quito, Ecuador
Ich hab die Hälfte der Welt gesehn!
Viele Leute prahlen ja damit, “die halbe Welt” bereist zu haben. Nun ja, ich habe heute Mittag die Hälfte der Welt gesehn: Mitad del Mundo, auf dem 0. Breitengrad – dem Äquator. Der ist übrigens nicht, wie man denken könnte, dort wo das in den 70ern erbaute, riesige Äquatormonumentaldings steht (und wo man teuren Eintritt bezahlt um wenig mehr als dieses klobige Stück zu sehen), sondern knappe 100 Meter weiter, wo sich ein kleines, interessantes Open-Air-Museum befindet. Die ganzen Kleingkeiten über ecuadorianische Ethnologien und Indigena-Bevölkerungsgruppen sind eigentlich kaum mehr als (immerhin ganz nette) Deko neben der Hauptattraktion. Und wer jetzt denkt “ja wie was, was ist denn schon so besonderes an ner Linie aufm Boden?” – liegt natürlich falsch. Denn dass der Äquator (im Ggs. zum 0. Längengrad) eine der Welt eigene Eigenheit mit einigen Besonderheiten ist, wussten schon die Indigenen ölker viele Jahre vor Ankunft der Spanier und errichteten zahllose Tempel auf dieser Linie quer durch Ecuador – und Quito liegt auch nicht zufällig nur knappe 20 km davon entfernt (der Name der Stadt leitet sich von “Mitte der Welt” in einer indigenen Sprache ab). Und so konnte ich also feststellen, dass das Wasser im Norden und Süden tatsächlich je andersrum fliesst, das Ei des Kolumbus auch ganz sanft und gar auf einem Nagel zu stehen kommt (ist aber nicht ganz so leicht) und man gehörig ins Schwanken kommt, wenn man mit geschlossenen Augen genau auf dem Äquator entlangläuft. Warum das alles? Weil die Erde sich dreht um in Norden alles linksrum kreiselt und im Süden rechtsrum. Weiss man ja. Logische Schlussfolgerung: in der Mitte eben gar nicht.
Anschliessend machte ich mich dann zur Basilika auf, die übrigens nicht zufällig wie der Kölner Dom aussieht – gleiche Baupläne (aber erst letztes Jahrhundert fertig gestellt). Nach langem Aufstieg hat man eine wirklich umwerfende Sicht auf die ganze Stadt – man kann wirklich bis zum höchsten Punkt gehen. Ganz schön windig, aber ECHT gut!
Schon kurz nach meiner Ankunft war klar: hier fühle ich mich wohl. Der Taxifahrer ist übermässig freundlich, die Strasse aus Kopfsteinpflaster von zahlreichen, guterhaltenen Kolonialhäusern gesäumt und an jeder Ecke steht eine Panaderia (Bäckerei). Das Klima ist genau wie ich es haben will (warm genug für T-Shirt tags bzw. leichter Pulli abends, nicht zu warm oder schwül, kein Regen…), die Stadt ist weder zu klein, noch zu gross, hat Flaire, ist lebendig und ein 5$-Hostel (in dem ich mich wohler fühle als im Kasten von gestern) fand ich auch auf Anhieb.
Glücklicherweise hatte es heute früh in Guayaquil den ganzen Morgen geregnet, so dass ich nach dem Frühstück entschied, nicht nochmal nach Las Peñas zu laufen, sondern gleich einen Bus nach Cuenca zu nehmen. Was für eine perfekte Entscheidung! So kam ich hier schon um 3PM an und hatte massig Zeit, durch die Stadt zu schlendern (s.o. die ist perfekt dafür), die angeblich ca. 50 (gefühlte 1000) Kirchen zu bewundern (darunter die gigantische Kathedrale, die als grösste Lateinamerikas geplant war – worüber der Architekt allerdings übersah, dass die Kuppeln zu schwer wären… sieht jetzt bisschen aus wie’s Strassbourger Münster) und mich – kurz gefasst – einfach gut zu fühlen. Ein Blick vorbei bei einem betagten Hutmacher (die berühmten weissen “Panamahüte” kommen nämlich eigentlich aus Ecuador… war kurz davor, mir für 20$ einen zu kaufen), und im Museum für moderne Kunst, ein Spaziergang am Fluss und ein Kurzbesuch der Universität Cuenca… und unglaublich leckeres Kokos-Süsszeug am Strassenstand – was ein voll gefüllter, herrlicher Tag. Da ich heute im Hostal wieder günstiger untergekoimmen bin, gönnte ich mir zum Abendessen mal das typische “Secco de Pollo” in einem fast schon luxoriösen Restaurant (erkennt man an den kostenlosen Apettitanreger-brötchen) – für 6$ geradezu schockiiiierend teuer 😉 – hat sich aber definitiv gelohnt. Erstaunlich, was 4$ für einen Unterschied machen können.
15.12.2010, Cuenca, Ecuador
Ambato, Latacunga, und was in den Anden weniger Spass macht
Eigentlich bin ich Donnerstag extra früh aufgestanden und aus Cuenca aufgebrochen, um gegen Mittag in Alausi zu sein. Was ich auch schaffte – doch der Hauptgrund fiel leider ins Wasser (hätte mir die Touristeninfo in Cuenca ja auch mal sagen können): es gibt eine tolle Bahnstrecke von dem Andendorf nach Riobamba, von der überall geschwärmt wird… wär auch toll gewesen, von der 20km/h-Bahn die Andenlandschaft zu geniessen. Dort angekommen erfuhr ich jedoch, dass bis Februar die Bahn wegen Streckenarbeiten geschlossen ist. Klasse, da hätte ich auch gleich mit dem Bus weiter bis Riobamba fahren können. So nahm ich nach 40 Minuten Essen und die Hauptstrasse langstreunern den nächsten Bus dorthin, um wiederum umzusteigen in einen Bus nach Ambato, wo ich gegen Abend ankam. Ein Gepäckjunge dorte wollte mir gar nicht glauben, dass ich tatsächlich dort bleibe und nicht zum allgemeinen Touri-Ziel Baños weiterfahre. Denn viel zu sehen gibt es in Ambato eigentlich nicht… nicht mal eine wirkliche Altstadt, weil der grösste Teil beim 1940er Erdbeben zerstört wurde. Der Grund, warum ich überhaupt dort hin bin, war die Möglichkeit, mal wieder ein bisschen sozialen Kontakt zu bekommen. So konnte ich nicht nur die Couch (genaugenommen ein eigenes Bett) bei der Familie von Fernanda surfen, sondern auch eine echt angenehme Zeit mit der Familie verbringen. Der Vater war sogar zur WM in Deutschland (daran sieht man den gehobenen Lebensstandart), und so fehlte es mir dort an nichts – netten Gesprächen, einer angenehmen Unterkunft und die Fürsorglichkeit, als ich am Freitag plötzlich krank wurde. Am Donnerstag abend war ich mit einer kleinen Stadtbesichtigung mit Fernanda und ihrem Freund noch im “Roho” lokales Bier trinken und anschliessend einen Strassenstandburger essen – was ich in den letzten vier Monaten ja nicht allzu selten gemacht habe. Diesmal schien da mein Körper aber irgendwas gegen zu haben und so blieb ich am Freitag grössenteils im Bett, statt (wie nach hartnäckigen Empfehlungen geplant) nach Baños zu fahren. Am frühen Abend fuhren wir zu einem Park am äussersten Ende der Stadt, von wo aus man einen fantastischen Blick auf selbige hat – trotz der guttuenden frischen Luft war ich schon schnell so KO, dass ich nachher eigentlich den ganzen Abend durchpennte.
Da ich heute früh zwar immer noch nicht 100% aufm Damm war, nach viel Schlaf aber auch nicht mehr ganz so down, verliess ich Ambato in Richtung Latacunga. Das Wetter war gut, ich kam recht schnell an und fand ein Backpackerhostal – so weit, so gut. Mein Plan für heute war, zum (kilometermässig) nahgelegenen Lago Quitoa zu fahren, der als der schönste See Ecuadors bezeichnet wird und sich in einem Vulkankrater befindet. Nach fast 2h Busfahrt (kurvige Bergstrasse) kam ich allerdings leider im Regen an – was ja noch ertragbar wäre, wenn er nicht mit so starken Nebel einherginge, dass man tatsächlich kaum was vom See sehen konnte. Nur das mir am nächsten gelegene Ufer unter mir liess ein bisschen auf die Schönheit dieses Ortes schliessen. Naja, Pech halt. Mehr Pech noch, dass der nächste Bus zurück nach Latacunga erst eine Stunde später losfuhr, und ich den dann auch noch verpasste, weil er (was für ein Wunder) früher da war als erwartet – und auch früher wieder weg. Ein leicht verschwendeter Tag…
Mein Plan für morgen ist damit dann auch mal spontan geändert, da es wettermässig wahrscheinlich morgen ähnlich aussehen wird. Und so wird es sich kaum lohnen, den (aktiven) Vulkan Cotopaxi hochzukraxeln… was noch so schön sein soll – im Nebel kriegt man davon nichts mit und friert sich nur die Beine ab. Hatte mich dann fast noch gefreut als ich rausfand, dass es hier auch einen Bahnhof mit noch aktiver Strecke nach Quito gibt – aaaaber: man kann nur Tickets für Hin- und Rückweg zusammen kaufen, und das auch nur in Quito. Wenn man sich also wie ich schon hier in Latacunga befindet, fällt das leider aus – warum? Weil das eben nur eine Touristenattraktion für Leute ist, die von Quito nen Trip hierher und zurück machen, und kein normales Verkehrsmittel. Leicht ärgerlich. Der Tag war für mich also gelaufen und ich hoffe einfach mal, dass sich mein Glück in Quito wieder ein wenig ändert 😉
18.12.10, Latacunga, Ecuador
Bis heute Mittag war ich noch einer von vielen Touristen, die per Bus durchs Land reisen. In der billigen Variante zwar, aber trotzdem… meinen Schlafsack hatte ich nur überhaupt noch dabei, weil ich ihn nicht auch noch Francisco mitgeben wollte. Die Busfahrt war ereignislos, natürlich länger als erwartet und mit recht langer Wartezeit an der Grenze zwischen Peru und Ecuador). Nachdem ich mit einem Bus von Tumbes bis an die Carretera-Kreuzung bei Arenillas in Ecuador gekommen war, fehlte mir von dort nur noch die Strecke runter bis zu meinem heutigen Ziel Puyamango. Der Weg bis zu der Abfahrt nach dort von Arenillas war aber doch weiter als gedacht und so versuchte ich bis daher schon die Daumenvariante – fand aber nur Leute, die geradeaus weiterguhren. Also nahm ich etwas sppäter ein Taxi, da ich seit gestern ja nun wirklich lang genug auf der Strasse gewesen war. Puyamango ist so klein, dass ich überrascht bin, es überhaupt auf meiner Karte zu haben. Dort angekommen stellte ich fest: Hostals gibts hier nicht – aber ich konnte mir für 5$ (in Ecuador wird der Dollar benutzt) ein Zelt ausleihen und der Zeltplatz direkt am Fluss (ganz für mich alleine) hat sogar Licht. Abendessen fand ich dann im “Comedor”, einem provisorischen Restaurantchen, Sachen zum Frühstück einkaufen… fand ich gar nicht. 😉 Dafür konnte ich vor Sonnenuntergang noch im (mit starker Strömung ausgestatteten) Fluss schwimmen. So, und wenn ihr euch fragt – warum das ganze, für so ein Kaff?… lest morgen weiter!
13.12.10, Puyango, Ecuador
Versteinerter Wald
In dem schon um 8:30 warmen, aber doch trockenen Wald laufe ich auf Holzstegen zwischen quicklebendigen Riesenbäumen umher un betrachte Stücke von auf dem Boden liegenden versteinerten Bäumen. Ja wirklich! Das ist der Grund warum ich hier bin. Der versteinerte Wald von Puyango. Es ist nach USA und Argentinien die drittgrösste derartige Fundstelle (mehr gibt es nicht), jedoch sehr viel dichter von den mehrere Millionen Jahre alten Bäumen belegt. Es sind tatsächlich Steine, mit Kalzium und diversen Mineralien, acht mal so schwer wie ein vergleichbar grosses Stück Holz, und wenn man es auf den Holzsteg fallen lässt, macht es “Klonk”. Die einzigartigen Baumstücke, die hier überall umherliegen (teils bis zu 20 M lang), wurden vor Millionen von Jahren durch eine Mischung aus Lava, Wasser und Erdverschiebungen für die Ewigkeit festgehalten – ein Geschenk für Biologen und Geologen gleichermassen. Mein Guia führt mich eine Stunde hier herum, und trotz der kurzen Zeit hat sich dieser faszinierender Anblick gelohnt. Sowas sieht man schliesslich auch nicht alle Tage.
Auf dem Aufsatz eines Pickups komme ich dann für 2$ zurück nach Arenillas (was hätte ich gestern sparen können) und von da aus mit einem CIFA-Bus nach Guayaquil.
Dort erwartet mich Kulturschock – von kleinem Kaff zur grössten Stadt des Landes, das New York Ecuadors, grosse, breite Strassen, Hektik, viele viele Menschen die alles mögliche verkaufen… die übliche lateinamerikanische Grossstadt eben. Aber ein sehr schicker Malecon am Fluss entlang, mit vielen Skulpturen und was weiss ich nicht was sonst noch, zwei ganz netten Palästen und einer riesigen Kathedrale die zu Weihnachten drinnen mit kitschigen Blicklichtern verziert ist. Jetzt werde ich noch ein bisschen die Stadt bei Nacht geniessen, und morgen dann noch im Künstlerviertel “Las Peñas” vorbeischauen, bevor ich schon wieder in den Bus steige… wohin? Lasst euch überraschen!
14.12.10, Guayaquil, Ecuador