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Mit dem letzten Centimo nach Machu Picchu

Gestern abend hatte ich vor der Abfahrt nach Aguas Calientes die durchaus schlaue Idee, mein Rückfahrtticket schon im Voraus zu kaufen, was ich also während der Wartezeit denn auch tat. Erst nachdem ich das Wechselgeld erhalten hatte, zählte ich das Bargeld in meiner Tasche: S/ 56. Das könnte doch knapp werden, dachte ich und machte mich auf die Suche nach einem Geldautomaten – bis mir mit Schrecken einfiel, dass ich meine Kreditkarte in meinem Rucksack gelassen hatte – der in Cusco steht. Wie schon am Titicacasee hatte ich nur das Nötigste in meiner Tasche mitgenommen und mein Portmonnaie lasse ich hier in Peru sowieso stets zuhause, da man mit ein paar losen Scheinen in der Tasche einfach sicherer bzw. entspannter unterwegs ist. Da ich gestern früh noch S/ 400 abgehoben hatte, hatte ich nicht erwartet, meine Kreditkarte zu brauchen. Dann musste ich aber das Hostal für letzte Nacht (und im Voraus für die Nacht von heute abend) noch bezahlen, hatte mir noch dringend nötige Sonnencreme gekauft, gegessen und eben zwei Bahn fahrten gekauft – was unmittelbar zu diesem Loch in meiner Tasche führte. Mein Lonely Planet schrieb etwas von 12 US-$ Eintritt für Studenten auf Machu Picchu – der ist aber schon 2 Jahre alt… wie ich auf Nachfrage in der Bahn herausfand, ist der Preis inzwischen bei über 20 US-$ (S/ 62) angekommen – und übernachten musste ich in Aguas Calientes ja auch noch. Die Überschrift ist also leicht untertrieben. Nun hatte ich aber ja schon die Bahntickets und war fest entschlossen, irgendwie nach Machu Picchu zu kommen, da der Weg nach Aguas Calientes sonst ziemlich umsonst gewesen wäre. Ich nehme mal die Spannung und das Ergebnis vorweg: ich hatte mehr Glück als Verstand. In der Bahn unterhielt ich mich mit den beiden mir gegenübersitzenden Chilenen (einer Rei-Ki-Therapeutin und ihrem Sohn), die ähnlich knapp bei Kasse waren. Um 1:00 angekommen, suchten wir also zusammen nach der günstigst möglichen Unterkunft und fanden mit etwas Glück ein Dreibettzimmer für S/ 30 – billiger hätte ich wohl kaum etwas finden können, vor allem nicht in der Recht überteuerten Stadt Aguas Calientes; und das auch noch mit eigenem Bad und sauberen Betten. So weit, so gut – leider waren die verbleibenden S/ 46 trotzdem (bzw. erst recht) zu wenig für den Eintritt. Heute früh wachte ich leider erst um 6:00 auf – viel zu spät eigentlich für Machu Picchu, wo viele schon um 5:00 loswandern, um dem Touristenstrom zu entgehen. Da ich die Hoffnung hatte, dass die beiden Chilenen mir mit ein paar Soles aushelfen könnten, wartete ich, bis sie fertig waren und ging mit ihnen zusammen zum Ticketschalter. Wie sich herausstellte, hatten sie selbst kaum genug Geld und mussten erst zum Bahnhof, um dort nach einer günstigen Rückfahrt zu suchen bevor sie wüssten, wie viel Geld ihnen übrigblieb. (Ich traf sie später in Machu Picchu wieder, sie scheinen also erfolgreich gewesen zu sein.) So stand ich also da und mir fehlten S/ 17 für Machu Picchu. 17 Soles – das sind nicht mal 4€.Sollte ich wegen 4? umsonst nach Aguas Calientes gefahren sein, ohne Machu Picchu zu sehen? Nach mehreren Nachfragen bei den wenigen anderen anwesenden Touristen und schliesslich am Schalter selbst kam ein junger Südamerikaner nicht feststellbarer Herkunft zum Schalter und legte mir einen S/ 20-Schein hin und frage, ob ich denn 3 Soles klein hätte. Überaus dankbar gab ich ihm das Kleingeld und notierte mir Name und Adresse des Hostels in Cusco, wo er bis Samstag sein würde. (Aktuelle Anmerkung: Nach meiner Rückkehr nach Cusco bin ich noch am selben Abend da hingefahren und habe mit dem Taxifahrer ewig lang das versteckte Hostal gesucht, konnte ihm aber schliesslich erfolgreich das Geld zurückgeben.) Ich war erleichtert und begeistert von seinem Vertrauen (auch wenn es ja “nur” 4€ sind). Der Kassierer am Schalter, der natürlich alles mitgekriegt hatte, fragte mich, wie ich denn zurück nach Cusco käme (Ticket habe ich schon) und was ich bis dahin essen wolle (ein paar Quesadillas die ich noch mithatte). Nachdem er mir das Ticket ausgestellt hatte, schob er mir einen 10-Soles-Schein rüber und meinte, ich müsse ja schliesslich auch unterwegs etwas essen können. Es ist schon toll, wenn man so hilfsbereiten Leuten begegnet! Der jugendliche Südamerikaner hielt mich kurz darauf auf der Plaza an, fragte ob ich noch mehr für unterwegs bräuchte und gab mir noch weitere S/ 10 …mit nun ganzen S/ 20 in der Tasche konnte ich mich endlich nach Machu Picchu aufmachen. Der Machu Picchu-AufstiegDer Fussweg von Aguas Valientes zur Inkastätte führt zahllose Treppenstufen hinauf, die ich mit mehreren Pausen in etwa 1 1/2 Stunden triefend durchschwitzt meisterte.Ich am Ende des Machu Picchu-AufstiegsIch in der Mitte des Machu Picchu-AufstiegsIch am Anfang des Machu Picchu-Aufstiegs Dass ich damit mittlerweile zu spät war, um einer der 400 zugelassenen Besucher des Nachbarberges Wayna Picchu zu sein, war zwar schade – aber ich konnte schliesslich froh sein, überhaupt hier sein zu können. So hatte ich über 5 Stunden Zeit, um mir intensiv die alte Inkastadt anzusehen, bis zur Puente del Inka und zum Intipunku hinaufzulaufen (der etwa gleich hoch ist wie der Wayna Picchu). Und auch wenn ich vielleicht nicht mit den Beschreibungen Machu Picchus als “magischen Ort” mitgehe, hat sich all das definitiv gelohnt – wie beeindruckend passgenau die riesigen Steine lückenlos aufeinanderstehen und so der Natur standhalten; Lama in Machu Picchu Ruinenwie raffiniert das Wasser vom Nachbarberg in die Stadtkanäle geleitet wurde, wie imposant der Sonnentempel sich von den Lamabevölkerten Grasflächen erhebt – und all das im leichten Nebel über mir, der die riesigen Nachbarberge in einen Dunstschleier hüllt. Es hat schon seine Gründe, warum Machu Picchu die meistbesuchteste archäologische Stätte Amerikas ist. Die Fotos mögen vielleicht einen kleinen Eindruck davon vermitteln. Das Umherwandern zwischen diesen grandiosen Ruinen ist jedoch einfach einmalig.

Machu Picchu AussichtDer Pfad führt durch Ruinen und GebirgeMachu Picchu RuinenSonnentempel auf Machu PicchuMachu Picchu AussichtLama vor dem Wayna PicchuIndigeno vor Bergpanorama

Als ich auf dem Intipunku sitzend Regentropfen spürte, machte ich mich schnellstens an den Abstieg – nicht schnell genug. IntipunkuTrotz nur halbstündigem Fussweg ins Tal hinab war ich völlig durchnässt. Der Besitzer eines kleinen Restaurants am Fuss des berges (bzw. bei der Brücke über den Urubamba) überliess mir freundlicherweise ein Plastik-Regencape – damit dürfte ich wohl den absoluten Tag der Hilfsbereitschaft ausgeschöpft haben Zurück in Aguas Calientes kaufte ich mir von den restlichen Soles etwas zu essen für unterwegs und sitze nun im Zug nach Cusco. Da es aufgehört hatte zu regnen, kann ich die umgebende Landschaft bestaunen: der so angepriesene “Scenic View” besteht aber anfangs hauptsächlich aus dem Rio Urubamba. Von der späteren Landschaft kriege ich leider nichts mehr mit, weil es ab 18:00 dunkel ist. Aber mit Machu Picchu habe ich ja auch schon unglaublich viel gesehen – und durch mein finanzielles Missgeschick viel freundliche Hilfe erlebt!

PS: Jaaa, ich habe endlich die Fotos hochgeladen! Einfach runterscrollen, ab dem Beitrag “Molina de Sabandía” sind jetzt Fotos eingebunden!

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Amantaní und Taquile: la vida y los turistos / Cusco und das heilige Tal

Amantaní und Taquile: la vida y los turistos
Gestern (beachte unten angegebene Zeit 😉 ) verbrachte ich den ganzen Tag weiterhin auf Amantaní – und kam nicht mal zum Tagebuch schreiben. Nach dem Frühstück bei Sra. Carmen machten wir uns an den Aufstieg zu den Ruinen – ein bisschen Archäologe bin ich wohl doch. Nach etwa 1h Aufstieg in der brütenden Sonne – ich glaube ich hab nen Sonnenbrand im Gesicht, da es hier aber keine Spiegel gibt, kann ich das nicht mit Sicherheit sagen (aktuelle Anmerkung: doch, ja, hab ich…) – Aussicht von Pachamama auf Amantaníerreichten wir zuerst die Ruinen des Pachamama-Tempels von aus wir einen unglaublichen Ausblick auf den See hatten (den wir ständig aus Versehen “Meer” nennen, weil er so gross ist) Weitere Aussicht von Pachamamaund zwei Spanier trafen, die wir auch Abends bei den Feiern wieder sehen sollten. Pachatata, die Ruine auf dem zweiten Hügel Amantanís, war zwar auch interessant, aber nicht ganz so eindrucksvoll. Nach dem Mittagessen gingen Katty und ich ein wenig an den See und machten meinen CuscoPlan – ob ich den so einhalten werde; mal sehen, denn es scheint mir doch recht viel, und ich sehe lieber wenig richtig als viel nur durch die Kamera. Das ist natürlich eine persönliche Vorliebe; Kattys offenbar nicht, so oft wie sie mit der Kamera durch die Gegend wetzt… das sieht man ein bisschen auch dem Plan an 😉
Abends wurde es wieder gehörig kalt und wir holten scnell unsere Alpaca-Mützen und -Handschuhe und gingen mit ihrer Familie zur Plaza, wo erneut gefeiert wurde. Ein Mann verwechselte ihren Vater mit einem Einwohner und schenkte uns schliesslich (auch nach der Aufklärung 😉 ) je eine Handvoll Kokablätter, die wir vor uns hinkauten. (@Keks: mittlerweile auch “echten” Kokatee getrunken… aber soooo viel Unterschied war das auch wieder nicht)
Zum Sonnenuntergang kamen wir just in time wieder ans Ufer und genossen die herrlich rot über den Hügeln untergehende Sonne, die das ganze Meer einfärbte. Amantaní ist wirklich herrlich… die Art und Weise, wie wir mit den Einwohnern (v.a. Carmen und ihr Mann) redeten, wie man sich durch die Pfade des Dorfes bewegte – es war einfach eine Spur natürliches Leben, auch wenn der Tourismus die Haupteinnahmequele ist. Nachdem die Feiern gegen 19:00 endeten, verbrachten wir den Rest des Abends nach der cena ein Cusqueño trinkend und über Politik redend unterm Sternenhimmel. Dass ich inzwischen mehrere Male von Kattys Vater zum Essen in Lima eingeladen wurde, scheint fast selbstverständlich.
Heute dann der Gegensatz: unser Boot verliess früh um acht den Hafen, und alle Anwesenden winkten zufrieden und glücklicj ihren Gastgeberinnen am Ufer zu und wir fuhren in Richtung Taquile. Torbogen auf Taquile
Ganz im Gegensatz zu Amantaní ist hier wenig vom Leben zu sehen. Nachdem wir S/ 5 Eintritt zur Insel am Hafen beyahlt hatten, wanderten wir 2h lang quer über die Insel, um am anderen Ende wieder zuzusteigen. Unterwegs liessen sich Taquileños für Geld fotografieren, die Restaurants verlangten hortrende Preise und überhaupt kann die Insel nicht im Geringsten mit Amantaní mithalten. Das liegt aber nicht (nur) an den Einwohnern, sondern (auch) an den Touristen. Der perverse Höhepunkt des Ganzen: eine Französin, die auf der Plaza drei Kinder fotografierte, die Armbändchen für S/ 1 verkaufen wollten. Sie sah sie nicht einmal direkt (also ohne Kamera an), wenn sie nicht fotografierte, nahm sie Einstellungen an ihrer tollen Kamera vor, machte 5-6 Fotos aus nächster Nähe (ohne zu fragen) und ging dann weiter – natürlich ohne etwas gekauft zu haben. Als wären die Kinder reine Fotoobjekte, deren Recht, fotografiert zu werden, man mit dem Inseleintritt beyahlt hat. Und wo weder Entlohnung, noch Respekt vorhanden ist, da wird Tourismus dann wirklich ekelhaft. Ich war in gewisser Weise fast erleichtert, als das Boot wieder auslief. Jetzt geht es nach Puno, wo ich hoffentlich mein Gepäck so vorfinde, wie ich es zurückliess, etwas essen werde und dann nach Cusco aufbreche.
Zum Schluss ein paar Reisetipps: Sonnenhut und -creme und -brille mitbringen, Handschuhe und Mütze für die Abende und Labello: man kann sich gar nicht vorstellen, wie einem bei diesen Temperaturschwankungen die Lippen austrocknen…

11.8.2010, Amantaní-Gemeinschaftsboot Taquile-Puno

Cusco und das heilige Tal
Mein Gepäck war sehr zu meiner Zufriedenheit vollständig und an Ort und Stelle, als wir in Puno ankamen. Nach einem schnellen Mittagessen besorgten wir uns am Busterminal ein Ticket nach Cusco (indem wir der Stimme folgten, die laut “a Cusco” rief und die letzten Plätze im 5 min. später abfahrenden Bus verkaufte). Der Bus kam natürlich nicht wie geplant um 11:00 Nachts (gestern) an, sondern erst um 1:00. Standard eigentlich. Wenigstens blkieb uns eine aufwendige Hostal-Suche erspart, da wir einfach dort eincheckten, wo Katty schon diverse mal war und wir quasi mit Bekanntschaftsbonug günstig für S/ 24 p.P. (inkl. Frühstück) unterkamen (statt wie auf dem Schild für S/ 70). Da wur ybs ha un Vys ausgeschlaffen hatten, gingen Katty und ich dann noch in einen Club an der der Plaza Cuscos namens “Mama Africa” tanzen, bis der Laden dicht machte. (Übrigens sehr empfehlenswert, wenn auch misukalisch recht international ausgerichtet… @Torben: Jay-Z “New Zork” und Fugees “Ready or not” hintereinander… gehts besser?)
Heute änderte ich dann den CuscoPlan drastisch und blieb in der Stadt, statt die diversen Orte im heiligen Tal zu besuchen. Es wäre einfach zu stressig gewesen, und eine Schmalspurvariante hätte sich nicht gelohnt – zu den meisten Sehenswürdigkeiten kommt man nur mit dem S/ 70-teuren boleto turistico, dass sich entsprechend erst ab mehreren Stätten rentiert. Also schlenderten wir den Vormittag durch die Markthalle, das Zentrum und das hübsche Künstlerviertel San Blas.
Cuscos KathedraleGasse in Cuscos Viertel San BlasInkamauern in CuscoCuscos Kathedrale II

Während die drei sich nach einem herzlichen Abschied dann am frühen Nachmittag auf den Rückweg nach Lima machten, ging es für mich wenigstens ein bisschen ins heilige Tal.Unterwegs von Cusco nach Machu Picchu Mit einem S/ 3-Bus ging es nach Utubamba und von da mit einem collectivo für S/ 1,20 nach Ollantaytambo, von wo aus ich dann den Zug nach Aguas Calientes nehmen werde (was deutlich billiger ist, als direkt von Cusco aus die Bahn zu nehmen). Um 17:00 angekommen war aber das einzige Bahnticket für 23:00 zu erwerben, und so hatte ich den Abend Zeit, mir die Kopfsteingepflasterte, idyllische aber teure Stadt anzusehen und nach meiner multimedialen Abwesenheit im Titicacasee wieder mit der Welt in Kontakt zu treten… viel Nachholbefard.
Auch wenn ich jetzt also vom Sacred Valley herzlich wenig gesehen habe (morgen eben Machu Picchu, Samstag nochmals Cusco und dann zurück nach Lima), ist das eigentlich gar nicht so schlimm… dafür hatte/habe ich eben mehr Zeit für Cusco selbst und somit wieder mein Votum “Qualität statt Quantität” umgesetzt, und habe ausserdem sehr viel Zeit mit Kattys netter Familie verbracht… ein weiterer Kontakt in Lima, und abgesehen davon bin ich ohnehin der Meinung, dass Bekanntschaften eine Reise sehr viel wertvoller machen können als zehn fotografierte Ruinen.
Nach Machu Picchu gehe ich natürlich trotzdem.

12.8.2010, Ollantaytambo

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Schilfwelt, Fiestas und Millionen Sterne

Da habe ich ja jetzt viel nachzuholen – bloss weil man mal zwei Tage vom Internet abgeschnitten ist. Mir gehts jedenfalls gut, keine Sorge.
Wie geplant machte ich mich morgens früh (siehe Datum am Ende des Eintrags 😉 ) auf, um um 8:00 das Boot für die geplante Route zu nehmen. Meinen Rucksack liess ich im Hostal zurück und nahm nur das Wichtigste für den Ausflug mit (ausser Mückenmittel. Und die in Lima gelassene Sonnenbrille. Und eine Cap…) Mit ein paar Brötchen auf die Hand verliess ich mit einem Boot voller Franzosen und einigen wenigen Indigenos den Hafen Punos in Richtung der Islas flotantes (schwimmenden Inseln) von Uro. Die Inseln des ehemaligen Uro-Volkes (die sich heute mit den Azmara vermischt haben) schwimmen etwa 4 km von Puno entfernt im Titicacasee – und man kann die Begeisterung kaum verstehen, wenn man diese Schilfwelt nicht betreten hat: es ist beeindruckend! Die Häuser, die Dächer, die Boote sind aus Schilf – und die Inseln selbst auch! Alle paar Jahre wird neuer getrockneter Schilf (den man übrigens auch lecker essen kann) auf den Boden gebunden, während er von unten her verrottet. Fünf Anker halten eine Insel an ihrem Platz, damit sie nicht nach Bolivien schwimmt.Auf dem Schilf stehend Die Einwohner leben fast ausschliesslich vom Tourismus und dem Fischfang, der Strom für Licht und (manchmal) Fernsehen kommt von einem Solarpaneel pro 3 Häuser. Die Kinder fahren im Schiff zur Primaria-Schule auf einer der Inseln. Der federnde Schritt über das gebundene Schilf ist durch kein Foto nachzuvollziehen.
Schilfboot auf den UroFisch auf Uro-InselSchilfhaus auf den Uro-Inseln

Zurück auf dem Boot ging es 3 Stunden lang zur Insel Amantaní. Unterwegs unterhielt ich mich mit einer in Spanien lebenden Limeña (Katty), die mit ihren Eltern gerade auf Urlaub ist. Der Kapitän, der kurz vor Amantaní eine Liste für die Unterkünfte machte, steckte uns kurzerhand zusammen in eine Unterkunft (okay, er hat schon gefragt), so dass wir zu viert waren. Die Unterkunft auf Amantaní ist nämlich bei einer Familie (es gibt hier keine Hostals, meistens ja nicht mal elektrisches Licht). Hafen von AmantaníSo landeten wir bei Carmen und ihrer Familie, die uns jetzt für S/ 25 nicht nur unterbringt, sondern auch verpflegt. Mein Plan war eigentlich, nach dem Mittagessen die Ruinen von Pachatata zu sehen, die etwa 1h Fussweg bergaufwärts liegen. Kattys Familie, die auch morgen noch hier sein will, präferierte aber die Plaza, auf der heute eine Fiesta stattfand. War ich auch erst noch entschlossen, zu den Ruinen zu gehen, ändert ich auf dem (anfangs gleichen) Weg meine Meinung. Böswillige Zungen könnten behaupten, ich war einfach zu faul für den Fussweg. Ich sehe das aber eher so: Ruinen sehen oder bei einer Amantaní-Feier dabei sein und die Leute erleben. Letzten Endes bin ich eben doch Soziologe, kein Archäologe…

Amantaní-Bewohner bei traditionellem TanzAmantaní-Bewohnerinnen beim Tanz ums Feuer

Unterwegs beobachteten wir noch eine lokale Hochzeitsfeier, die hier laut Carmen “dos días, no más” [zwei tage, nicht mehr] andauern. Tatsächlich höre ich jetzt um 22:00 immer noch die Flötenmusik.
Auf der schönen Plaza war neben einer “Kunsthandwerksausstellung” (für Touristen) die Feier mit Tänzen und ein wenig eintöniger Musik zu erleben, später am Abend dann noch mit Feuern und… mehr Tänzen 😉
Wir verbrachten eigentlich den Rest des Tages dort, unterhielten uns miteinander und mit Carmen oder ihrem Mann und kehrten gegen 19:00 zum Haus zurück. Den Weg nur dank Taschenlampe findend. Apropos Dunkelheit: der Himmel entschädigt für vier Monate Lima – selbst als in einer Kleinstadt Aufgewachsener kann ich nicht behaupten, je so viele Sterne gesehen zu haben.
Am Abend überzeugte mich Kattz dann doch, auch den nächsten Tag hier zu bleiben (dann seh ich doch noch die Ruinen… 😉 ) und mit ihnen zusammen am Mittwoch nach Cusco zu reisen – dann habe ich da zwar ca. einen halben Tag weniger Zeit, dafür versprach sie mir, einen “Plan” zu machen, und ich dadurch die Zeit ja sozusagen wieder wettmache; da sie selbst schon diverse Male da war und entspr. weiss, wie ich wo am besten hinkomme. (Aktuelle Anmerkung: Pläne müssen ja nicht immer umgesetzt werden…) Naja, was soll ich sagen? – ihre Argumente haben mich überzeugt. Und Amantaní ist einfach zu schön und natürlich, als dass da viel gegen sprechen würde.

9.8.2010, Amantaní

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Alpaca, Chicha morada und Mate de Coca gegen die Höhenerschöpfung

Nachtrag vom 7.8.: Park statt Uni
Jetzt habe ich doch nicht mehr die Uni gesehen – dafür habe ich mich fast zwei Stunden mit einem peruanischen Professor de letras und gleichzeitigem Ingenieur-Studenten unterhalten. Park im Norden ArequipasIch wanderte durch den sehr schönen ruhigen Park nördlich des “Selva alegre”-Kinderspielplatz-Parks und erwiederte auf das grüssende Nicken des älteren Herren auf der Parkbank mit einer entsprechenden Grussfloskel. “¿De donde es Usted?” [Woher kommen Sie?] kam auch schon die durchschnittliche Standardeinstiegsfrage. Auf meine Antwort fragte er, ob ich ihm erklären könne, was “Leitmotiv” auf Spanisch heisst – ein Wort, das er in einem englischsprachigen Buch gelesen hatte (und offenbar eines der deutschen Export-Wörter ist). Auf schwer nachzuzeichnende Weise entwickelte sich das Gespräch von da aus über soziologische Betrachtungen von Gruppen zu Gesellschaftssystemen und Politik, zu Kapitalismuskritik und der Suche nach einem “neuen System”, zu Umweltbewusstsein und der Macht der Natur als entwicklungsbestimmendes Element. (@Keks: das Gespräch hätte dir sicher gefallen!). Wir kamen erst zum Ende, als die Parkaufsicht uns um halb sechs rauswarf und ich mich schliesslich von Roz (wenn ich mich recht an seinen Namen erinnere) verabschiedete. Schade zwar, dass ich jetzt nicht die Uni gesehen habe – aber das war es definitiv wert!

7.8., Arequipa

Alpaca, Chicha morada und Mate de Coca gegen die Höhenerschöpfung
Vicuñas auf dem Weg nach PunoNach guten sechs Stunden im Bus nach Puno (durch mit Alpacas und Vincuñas bevölkerte Steppen, bergige Serpentinenstrassen und das ernüchternd triste Juliaca) bin ich am Nachmittag in Puno angekommen. Ausblick auf den Titicacasee3400 Meter überm Meeresspiegel, direkt am Titicacasee gelegen und Hafen zu verschiedenen angeblich malerischen Inseln (werde ich morgen hoffentlich bestätigt sehen). Obwohl ich ja aus dem bereits etwas höher gelegenen Arequipa kam und der H¨pohenunterschied nicht ganz so drastisch ist, merke ich inzwischen trotzdem die Auswirkungen. Hier angekommen suchte und fand ich erstmal ein Hostal in der zentralen Fussgängerzone Calle Lima (das Monterron, mit einem spartanischen, aber sauberen und einigermassen sicheren Zimmer) und ging dann zum Hafen, um zu sehen, wann morgen früh ein Boot zu meinen gewünschten Zielen losfährt – so soll meine Route aussehen:

Hafen von PunoMontag Puno -> Islas flotandes -> Amantaneí, dort übernachten,
dann Dienstag Amantaneí -> Taquile, und nachmittags zurück nach Puno.

Schon auf dem Rückweg war ich erstaunlich erschöpft, obwohl ich gerade 1 km gelaufen war (ca. 15 Min.) – was für mich als gewohnter Hallenser Fussgänger eigentlich nicht viel ist 😉 . Also schleppte ich mich wieder zur Calle Lima und befinde mich nun im Restaurant “Don Piero” (also “nun”, als ich das in mein Reisetagebuch schrieb 😉 ), wo ich so traditionell / peruanisch esse wie nie zuvor: Alpaca-Steak, Chicha morada und Mate de Coca – hier eine kleine Geschmacksbeschreibung:

Mate de Coca: Kräutertee aus den Kokablättern – macht aber nicht high, auch wenn es angeblich die gleichen Spuren im Blut hinterlässt wie Kokain. Wird als Teebeutel in heissem Wasser aufgelöst und v.a. im Altiplano getrunken, da angeblich gut gegen die Höhenkrankheit. Ist geschmackloser als man denkt, und unterscheidet sich nicht so stark von “normalen” Kräutertees. Stattdessen viel interessanter: Anis-Mate!

Chicha Morada: Weinrotes bierähnliches Getränk auf Maisbasis, das in aufwendigem Fertilisierungsprozess hergestellt wird – nach traditioneller Herstellungsweise samt Spucke der Mate-Kauerinnen. Unbedingt probieren (also das Getränk, nicht die Herstellung) – schmeckt v.a. gekühlt unglaublich gut!Der Geschmack liegt irgendwo zwischen Rotwein, kleines bisschen Bier, Traubensaft, Mais und – wenn ich mich nicht irre – Inca Kola. Wobei die Entstehungsreihenfolge wohl eher umgekehrt gewesen sein dürfte.

Lomo de Alpaca: Steak aus dem Fleisch der Lama-verwandten Alpaca. besonders im Altiplano zu finden. Schmeckt eigentlich wie Rind, angeblich mit weniger Kalorien. Klasse, als ob mich das interessiert. Wird gerne sehr dünn serviert. Genau wie diverse andere Fleisch-Mahlzeiten wird das offenbar häufig nur gerade lauwarm serviert, selbst wenn das Fleisch durch ist. Keine Ahnung wie und warum. Und natürlich, wie fast alles in Peru, ohne jegliche Sauce… da hilft nur Chicha morada nebenher trinken.

PS an Maike: die Meerschweinchen wurden bisher noch verschont. Noch…

8.8.2010, Puno

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El Molino de Sabandía

Das Wasser plätschert durch das Mühlrad hinter mir, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel auf die Pferde, die an der Wiese vorbeilaufen, während ich im Schatten einer etwa 200 Jahre alten Mauer im Gras liege. ¡Que lindo! Ich befinde mich an der Mühle von Sabandía, einem Vorort von Arequipa, etwa 20 Minuten von der Innenstadt entfernt. Eigentlich wollte ich ja den ganzen Tag in Arequipa selbst verbringen, konnte nach Carlas (die erwähnte Couchsurferin) Schwärmereien aber nicht anders, als hier vorbeizuschauen. Wie verabredet hatten wir uns heute zum Frühstück getroffen und eine Weile über Gott* und Peru geplaudert. (*sie ist Adventistin – eine christliche Gemeinschaft, die sich in Peru immer mehr ausbreitet… war ganz interessant – erfreulicherweise wollte sie mich trotzdem nicht bekehren und wir haben auch über andere Sachen geredet.) Zunächst fuhr ich dann mit einem collectivo (selbst die sind hier günstiger als in Lima) zum Terminal Terrestre, wo ich mir ein Busticket nach Puno für morgen früh kaufte… diesmal mit “Flores”, die auf jeden Fall schon mal neuere Busse haben als Ormeño, aber trotzdem nicht so teuer sind wie Cruz del Sur. Dann schnappte ich mir ein Taxi, um nach Sabandía zu kommen – und hatte Glück mit dem betagteren Taxista, mit dem ich mich angeregt unterhielt, und der mir empfiehl, unbedingt in “die Schweiz Perus” zu fahren (Huaraz). Auf der Fahrt sah ich auch erstmals die äusseren Viertel Arequipas, die doch bedeutend ärmer sind als das Zentrum – aber die gibt es wohl überall. Im Vergleich zu Lima waren aber selbst die noch in vertretbarem Zustand, was die Stadt natürlich noch mal sympathischer macht.
Molina de SabandíaDen Mittag konnte ich dann in Ruhe an der Mühle geniessen, bevor ich in einem nahegelegenen Restaurant Mittag ass… und es bereute, weil es einfach nicht gut schmeckte… naja, kommt auch mal vor.
Mit einem 70Centimos-Collectivo ging es dann zurück in die Stadt, wo ich jetzt erstmal die Uni und einen Park im Norden der Stadt sehen werde, etwas richtiges Esse und heute Abend dann wieder meine Sachen packe, um nach Puno weiterzureisen. Von dem angefragten Couchsurfer habe ich leider bisher noch keine Antwort, muss mir dann also vor Ort ein Hostal suchen – mal sehen ob ich da so ein Glück haben werde wie hier in Arequipa.

PS: Arequipa gilt als “die weisse Stadt” – musste aber leider feststellen dass das ein klein wenig übertrieben ist. Liegt vielleicht daran, dass der Name angeblich nicht von den weissen Gebäuden kommt, sondern von der ehemals homogen weissen Bevölkerung…

7.8., Arequipa

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— Fotos hochgeladen —

So, wie ihr in den unten aktualisierten Beiträgen seht, habe ich jetzt ein paar Fotos hochladen können. Da nicht alles in den Blog passt, ist das natürlich nur eine Auswahl. Wer noch mehr sehen will – die habe ich jetzt mal bei Rapidshare hochgeladen, da dürft ihr sie euch gerne runterladen – am besten baldmöglichst, denn die werden dort nach einem gewissen Zeitraum gelöscht. (Wäre ganz cool wenn sie jemand auch gleich für mich mit abspeichert und entsprechend irgendwo aufbewahrt 😉 )
Hier findet ihr sie:
http://rapidshare.com/files/411503529/AQP.rar
beste Grüsse aus Arequipa, Jesko

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Betten machen und über Frauen reden in Arequipa

Eines vorweg: es ist nicht kalt in Arequipa. Nur früh morgens von 5 bis 8 ist es etwas kühl, der Rest des Tages war T-Shirt-Time. Woher ich das weiss? – weil ich heute früh aufgestanden bin. Man höre und staune. Hatte aber ja auch viel vor: ich habe mir jetzt endlich ein Handy gekauft (was länger dauert als man denken wuerde), schön günstig auswärts gegessen (ein Mittagsmenue für S/ 8), das Monasterio de Santa Catalina besucht (ein wirklich beeindruckend schönes Kloster mitten in der Innenstadt, wo sich sozusagen eine pastellfarbene, ruhige, mediterran angehauchte Stadt inmitten Arequipas findet, versteckt hinter den hohen Klostermauern), die gigantische Kathedrale an der Plaza de Armas bestaunt (und selbige natürlich ebenfalls… der wahrscheinlich schönste Waffenplatz Perus 😉 – Fotos siehe unten), das in Eis mumifizierte Inkamädchen Juana im Museum gesehen und (nachdem ich das per Telefon jetzt absprechen konnte) mich mit einer Couchsurferin aus Arequipa getroffen. Das mit dem Kaffee-trinken-gehen wurde allerdings nichts – ca. 15 Minuten bevor wir uns wie verabredet trafen, fiel ihr ein, dass sie heute noch Uni hat… Würde wie ne schlechte Ausrede klingen, wenn wir uns nicht beim kurzen Treffen dann für morgen zum Frühstück verabredet hätten 😉
Das Hostal wo ich bin ist übrigens wirklich angenehm – vor allem die ca. 60-jährige Besitzerin ist sehr gesprächig und locker drauf. Als ich grade eben wiederkam und ein paar Worte mit ihr wechselte, bat sie mich, ihr schnell beim Neubeziehen des Hochbettes zu helfen, dass sie für ein paar Neuankömmlinge fertig machte, und an welches sie aufgrund ihrer geringen Grösse nicht so recht drankam. So fand ich mich denn, wo ich schon mal dabei war, beim Bettenmachen und über Frauen reden mit der Hostalbesitzerin wieder. Fragt nicht wie wir auf das Thema kamen.

Unterdessen habe ich meinen Reiseplan so geändert, dass ich am Sonntag erst nach Puno an den Titicacasee fahre, weil das näher an Arequipa ist, um dann von dort aus Richtung Cusco zu fahren. Der Zeitplan ist leider eng, da ich ja am Montag den 16. zurück in Lima sein muss. Die Zeit hier in Arequipa will ich mir aber trotzdem nehmen und den Tag hier morgen entspannt geniessen, denn die Stadt gefällt mir immer mehr. Kann die Universidad San Marcos nicht einfach in Arequipa sein? Blauer Himmel, entspannte Leute, nicht ganz so überfüllte Strassen… und zumindest demzufolge, was ich im Juanita-Museum gesehen habe, offenbar ein Paradies für Archäologen – wenn das kein Grund für mich ist, hier zu bleiben! 😉

Kathedrale am Plaza de las ArmasPlaza de las Armas bei NachtPlaza de las Armas bei TagMonasterio de Santa CatalinaMonasterio de Santa Catalina 2

6.8., Arequipa

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Verloren in Nicaragua / 170 km bis Arequipa

Verloren in Nicaragua
Spontan wie ich bin, habe ich mich heute kurzerhand nach Nicaragua begeben, um schon mal zu sehen, was mich so erwartet. Nicaragua, direkt nebenan zu Costa Rica, liegt nicht wie erwartet nahe der Pacifico, sondern bei San Felipe. So, verwirrt? Gut, das war ich auch, wenn auch auf andere Weise. Ich rede natürlich von Strassen, bzw. im Fall der “Pacifico” von einer (privaten) Uni. Und die Nicaragua… nun ja, die gibt es laut meiner Karte zwei Mal. Leider habe ich erst nur die eine gesehen, die mittlerweile anders heisst, und deshalb wie blöde gesucht und telefoniert, bis ich die andere, kleinere Nicaragua in der Nähe der Avenida San Felipe gefunden habe. Der Grund dieses komplizierten Ausflugs war meine zukünftige Unterkunft: da meine bisherige in Pueblo Libre zwar durchaus echt in Ordnung, aber leider zu teuer ist, habe ich mir in einem Hochhaus Potentielle Unterkunft in Jesus Maria(ja, Flo, in einem Hochhaus… ich…) in San Felipe (in Jesus Maria, nahe des Viertels San Isidro wenn ihrs genau wissen wollt) die Wohnung von Angela angesehen. Angela, die in Lima Gastronomie studiert, wohnt hier die Woche über, finanziert von ihrer Tante, und verbringt das Wochenende anscheinend meist bei ihren Eltern ausserhalb der Stadt. Und sie sucht eiunen Mitbewohner für das leere Zimmer in diesem Appartment – klingt ungerwöhnlich für eine Peruanerin? Stimmt – aber sie hat ja auch eine Zeit lang in Barcelona studiert, das hat wahrscheinlich seinen Einfluss hinterlassen. Alles in allem spricht wenig dagegen: es ist (ein gutes Stück) billiger, genauso sicher und gut gelegen, und ich hätte eine etwa gleichaltrige Mitbewohnerin. Nachteil: es ist ein Stückchen weiter von der Uni entfernt (allerdings nicht so weit wie befürchtet) und es ist eben ein Hochhaus ;). Könnte aber schlimmer sein… Nun ja, jetzt warte ich noch ein weiteres Angebot ab, das ich leider nicht mehr ansehen konnte vor meiner Abreise, und dann mal sehen wo man mich im September findet.
Miraflores Meerblick1
Ansonsten habe ich den Tag genutzt und kurz mal in Miraflores vorbeigeschaut – und das Meer gesehen! Beeindruckend – man sieht kaum den Unterschied zwischen Himmel und Meer. Da wird man mich sicher noch öfters sehen.Miraflores Meerblick2
Und um den Tag zu perfektionieren: für etwa 2 Stunden war zeitweise ein kleines bisschen Blau am Himmel zu sehen…
Pues, jetzt sitze ich im Bus nach Arequipa und die beiden Kinder von Juan, einem Kerl mit dem ich mich an der Gepäckabgabe unterhalten habe, probieren aus, wie weit man die Sitze vor meinen Knien nach hinten stellen kann. Juan sagt ihnen gerade, sie sollen aufhören, weil “el joven” gerade am schreiben ist… sein Machtwort hält nur für kurze Zeit an. Ich hoffe sie schlafen bald ein, damit ich die kommenden Stunden im Bus überleben werde 😉 Und morgen dann: Arequipa!

4.8., Ormeño-Bus Lima-Arequipa

170 km bis Arequipa
Der alte Bus, dessen Lüftung schon lange nicht mehr zu funktionieren scheint, kämpft sich einen weiteren Berg durch die Wüste hoch. 170 km bis Arequipa, sagt ein Schild an der Seite des Weges. Immer noch. Das letzte Schild um 13:15 zeigte 174 km. Jetzt ist es 14:35. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie sich vermessen oder wir uns verfahren haben. Ormeño ist schon eine tolle Buslinie.
Seit 17 Stunden sitze ich jetzt im Bus. Die beiden Kinder George und Milagros sind eigentlich ganz nett, 8 und 10 Jahre alt, fragen mich immer mal wieder aus oder beobachten mich beim Schlafen. Zur Mittagspause haben mich Juan und seine Frau zum mitgebrachten Essen und einen Anismate eingeladen und mich bereits im Voraus zu einer richtigen warmen Mahlzeit eingeladen, wenn sie wieder zurück in Lima sind (Telefonnummern sind inzwischen auch ausgetauscht) – jetzt fahren sie erstmal zum Familienbesuch nach Juliaca.
Nachdem wir uns in der Nacht gut mit Jacken einwickeln mussten, knallt jetzt die Wüstensonne auf unseren Bus und lässt mich an die deutsche Sommerhitze denken die ich noch vor weniger als einer Woche erlebt habe. Der gelbe Wüstensand zieht sich endlos an der Pazifikküste entlang, zerklüftete Felsen lösen Sanddünen ab. Wüste bei NazcaHin und wieder ein paar Baracken im Nirgendwo, hier und da ein kleines Dorf mit fünf Häusern, einem Restaurant und dem Schild “Zona Urbana”, alle paar Stunden ein grösserer Ort, bei dem fliegende Händler in den Bus steigen und Drinks, Knabberzeug und Medizin verkaufen.
Grüne WüsteAm beeindruckendsten jedoch der Ausblick, wenn wir hinter einem Berg hervorkommen und in ein Tal blicken, welches von einem winzigen Fluss durchquert wird – welcher wiederum das ganze Tal begrünt, so dass man grüne Wiesen, Anbaufelder und kleine Hütten inmitten der Wüstenberge ausmachen kann.
Wenn es nicht so warm wäre, könnte man das viel besser geniessen. Da soll noch wer was vom Kältechaos im Sueden reden – von wegen. Ob ich mich in Arequipa über die Kälte nach dieser Wüstentour freuen werde? Ob ich ein Recht habe, mich über die 18 Stunden zu beschweren, während die Bewohner hier in diesen Temperaturen ständig leben? Wie lange wir wohl noch für die verbleibenden 170 KM brauchen werden? Und ob George und Milagros es in der Zwischenzeit überdrüssig werden, mich an den Füssen kitzeln zu wollen? Fragen über Fragen… ich hoffe zumindest, die letzte beantwortet sich bald.

5.8., Ormeñobus Lima-Arequipa

Anmerkung
So, jetzt sitze ich in einem Internetcafe in Arequipa. Wir haben insgesamt sage und schreibe 20 Stunden gebraucht. (Also insgesamt, nicht für die letzten 170 km 😉 ). Juan, George, Milagros y yo
Nach der Fahrt sehr herzlich von Juans Familie verabschiedet worden und wie oben erwähnt Nummern ausgetauscht, ein Verwandter hat mich dann noch mit dem Auto bis in die Strasse Zela gebracht, wo ich in das Hostal eingecheckt habe, das Nicolas (siehe letzter Beitrag) mir empfohlen hat. Mehr dazu später, jetzt fordert erst mal mein Magen sein Recht ein.

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Ein Tag Verkehr

Ich will gar nicht wissen, wie viel Zeit ich heute in motorbetriebenen Fahrzeugen verbracht habe – und das keineswegs, weil ich faul wäre und wenig gelaufen bin…
Nachdeem ich heute früh im Internetcafe meinen letzten Eintrag geschrieben habe, machte ich mich erneut auf den Weg zur Uni, wo ich Veronica das gewünschte Foto brachte – und feststellte, dass ich noch ein zweites brauchte. Ausserdem benötigte sie eine Kopie meines Visums. Weiss ich ja shconmal, wo ich morgen früh wieder sein werde. Im Einkaufszentrum San Miguel holte ich mir dann eine Simkarte von “Claro” und eine Aufladekarte für S/ 10. Jetzt fehlt nur noch ein Handy. Wenn ich eins aufgetrieben habe, gebe ich euch auf Anfrage auch gern die Nummer, falls ihr mich mal auf diesem Weg erreichen wollt. 😉
Nach dem Mittagessen, während welchem ich mich mit Rossanas Schwester unterhielt (eine sehr gebildete Frau, mit der man gut über Weltpolitik reden kann, die aber z.Zt. arbeitslos ist und deshalb jede Menge Zeit hat…), nahm selbige mich mit dem Auto mit auf den 2. Teil meiner Erledigungen. Zuerst wollte ich mir einen neuen, funktionierenden Konverter besorgen. Nun ja, um die lange Story kurz zu machen: Peru hat nicht wie die USA 110 V, sondern 220 V – wie Europa. Ein Konverter ist damit nicht nur unnötig, sondern sollte gar nicht erst angeschlossen werden. Logisch. Wenn man das weiss. Naja. Und der Stecker – wer genau auf das Bild im letzten Beitrag sieht, wird feststellen, dass da auch so nette kleine Rundungen sind. Ja genau. Ich kann meinen ganz normalen europäischen Stecker einfach da rein stecken. Simple as that. Für die Dosen, die diesen runden Teil nicht haben, hab ich mir für S/ 2 einen einfachen Umstecker geholt. Pro: ich brauch den Konverter nicht mit auf Reisen nehmen. Contra: Ich habe ihn mir umsonst in Dtl. geholt. Ich hoffe wenigstens, dass damit die Problematik abgeschlossen ist.
Anschliessend liess ich mir beim Notar für S/ 4 eine Passkopie beglaubigen, damit ich diesen nicht immer mitnehmen muss, machte Fotos und die Visumskopie und …. tadadada! …. (nach nochmal gut 40 Minuten Busfahrt) kaufte mit das Busticket nach Arequipa für S/ 55 bei der Gesellschaft Ormeño. Der Bus den ich jetzt nehme, hat zwar keine Betten, sondern nur normale Sitze, ist dafür aber S/ 50 billiger (!) und fährt um 9:00 abends statt um 9:00 morgens los. Und die Zeit brauche ich hier schliesslich noch für die restlichen Erledigungen.
– Hört sich nicht nach sooo viel an. Bezieht man aber die Entfernungen und die Busfahrten mit ein, ist der Tag schon wieder vorbei. Wirklich was gesehen von Lima habe ich bisher also noch nicht – dafür habe ich aber ja noch drei Monate Zeit. Und brauch mir dann immerhin nicht mehr beizubringen, wie man Bus fährt. 😉

Im Gespräch mit Rossanas Schwester stellte ich etwas Beeindruckendes fest: der Himmel ist hier in Lima tatsächlich immer zugezogen und grau bewölkt. Natürlich auch nachts. Sie hat mit 20 Jahren das erste Mal einen Sternenhimmel gesehen, als sie zum ersten Mal aus Lima hinauskam.

Wenn ihr Zeit und Lust habt, könnt ihr mir ja ein Foto von euch vor eurem Lieblings-Sternenhimmel schicken, damit ich das auch mal wieder sehe 😉

3.8., Lima

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Countdown zum neuen Leben / Flashbacks

14 Tage. Der Countdown läuft. In zwei Wochen werde ich im Flieger von Frankfurt am Main nach Lima sitzen und mein derzeitiges Leben in Halle hinter mir lassen. 
Während ich mittlerweile meine Unterkunft für den ersten Monat klargemacht habe (Adresse für Post geb ich euch auf Anfrage) und das Bafoegamt drängele, verlassen immer mehr Freunde die Stadt für die Semesterferien und sehen mich damit zum letzten Mal für recht lange Zeit. Lange Verabschiedungsumarmungen, Zigarre rauchen mit Flo an der Fontaine, mit Torben in der Sonne chillen… In solchen Flashbacks merke ich was mir fehlen wird. Auch wenn ich mich auf das neue Leben freue und irgendwie loslassen werde, bleibe ich ja schließlich in Kontakt – was einem einmal wichtig ist, vergisst man ja auch nicht so schnell. Und deshalb freue ich mich auf das was bleibt, wenn ich zurückkomme und gleichzeitig auf das, was ich hinzugewinne – was immer das auch sein wird. 
Meine Güte klingt das schon wieder nachdenklich-melancholisch. Ist aber gar nicht so gemeint: ich bin echt gespannt auf das, was auf mich zukommt! Meine Zwischenmiete kriege ich auch noch organisiert und mein Koffer ist im Geiste schon gepackt. Die Temperaturen gleichen sich schon ein bisschen dem peruanischen Niveau an und so langsam wird auch mir bewusst, dass die Zeit mal wieder schneller vergeht als gedacht. 14 Tage. Der Countdown läuft.