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Verloren im Dschungel

Wie man aus Baumwurzeln trinkt,
…Termiten als Mückenschutz benutzt oder im Dschungel verlorgengegangene Freunde mithilfe eines riesigen Baumes zu sich ruft, sind nur drei Punkte des heute (siehe Datum) gelerntes ;). Früh um 8 fuhr ich mit meiner Gruppe (drei recht wortkarge Belgier, von denen 2 kein Spanisch sprechen) mit dem Auto zum Hafen von Nauta, von wo aus wir in einem Motor-Kanu weit in die Selva vorstiessen. Nachdeem wir das 3-Flusseck und damit den Anfang des Amazonas passiert hatten, kamen wir schliesslich an unserer Unterkunft an. Ein paar nicht grade luxoriöse, aber gemütliche Häuser, wie üblich auf Stelzen und mit Palendächern, ich eine Habitacion für mich alleine, Mückennetz am Bett und vor den Fenstern – was will man mehr im Dschungel?… einen Ventilator vielleicht, denn ich schwitze selbst 5 Minuten nach der erfrischenden Dusche schon wieder. Nach einem für mich eher kargen Mittagessen (da Fisch) packte unser Guia Augusto die Machete, wir Gummistiefel, und so stapften wir los in das grüne, von Vogelgeräuschen und Moskitosurren erfüllte Labyrinth. Neben ein paar Affen bekamen wir zB zu sehen, wie Ich trinke Wasser aus einer Baumwurzelman einfach ein Stück Wurzel eines bestimmten Baumes abhacken kann, um daraus kühles, klares Wasser zu trinken, zu hören, wie laut das Echo klingt (2km weit), wenn man mit der Machete gegen einen bestimmten, riesigen Baum schlägt, und zu fühlen, wie zahllose Termiten über die Hand krabbeln wenn man selbige auf ein Termitennest legt. Die tun nichts, sind im gegenteils sogar hilfreich, wenn man sie auf den Armen verreibt – als Mückenschutz. Trotzdem (und dem zusätzlichen Chemiezeug) war ich schnell durchstochen.
Wie das im Regenwald so ist, fing es etwas später an zu regnen, undzwar nicht nur ein bisschen… Schlauerweise hab ich nur 1 Hose mit, liege jetzt also in meinem Zimmer und warte, dass sie einigermassen trocknet, während der strömende Regen draussen sinnlose Tätigkeiten verhindert. Später am Abend gingen wir mit Taschenlampen ausgestattet nochmal raus, um die nachtaktive Tarantula (Vogelspinne) zu finden. Fanden allerdings nur eine Kleine, und eine, die schnell im Bauminneren verschwand. (Anmerkung: am nächsten Tag brachte Augusto kurz vorm Abendessen eine auf der Hand mit ins Esszimmer 😉 ). Als es wieder zu regnen anfing, zog ich schlauerweise schnell meijn Shirt aus und schützte es so vor der totalen Durchnässung. Warm genug für Oberkörperfrei war es ohnehin, und wenn es regnet, verschwindet auch der Hauptgrund für die viele Kleidung… die Moskitos 😉

29.11.2010, Irgendwo im Dschungel von Loreto

Pirañas und rosa Delfine
Typisches DschungelbildDer heutige Tag fand bisher grossteils auf den wichtigsten Verkehrsadern der Selva statt: den Flüssen. Um 5 Uhr früh aufgestanden schipperten wir los auf Kaimansuche… hatten leider keinj Glück. Dafür konnten wir aber bei sehr angenehmer Temperatur das Ufer betrachten. Nach dem Frühstück gingen wir mit Angeln ausgerüstet zum Piraña-fischen. Ich selbst zwar nicht, denn ich finde es sinnlos, Fische zu fangen, verletzen und zu töten wenn ich sie dann nicht aufesse. Die Belgier fingen aber ein paar der Viecher, die einem zwar wenn man sie doof anfasst ein Stücken vom Daumen abknabbern können, aber natürlich nicht so gefährlich sind wie im Hollywoodfilm. Bei schon mittäglicher Hitze hielten wir uns dann noch eine Weile im 3-Flusseck auf, wo wir die Flossdelphine beobachteten: und ja, ein paar von denen sind tatsächlich rosa. Nicht so Teeniemädchen-Scoutranzen-Pink natürlich, sondern mehr so europäische Hautfarbe, und auch das nicht gänzlich, sondern eher gescheckt. Aber trotzdem… funky 😉

Verloren im Dschungel
Ich vor der grünen WandEs wird langsam dunkel um uns rum. Die zahllosen Vögel zwitschern um uns irgendwo auf den Bäumen und Augusto, unser Guide, meint das Motorengeräusch käme aus dieser Richtung. Die eine Taschenlampe, die wir mithaben, neigt sich dem Ende zu und Ziki, der Bootjunge, antwortet auf unsere Rufe auch nicht. Die Belgier und ich schlagen vor, lieber einen sicheren Platz für die Nacht zu suchen statt sinnlos die Batterien zu verbrauchen und durchs dunkle Dikicht fern jeder Wege zu irren.
Wir waren nach dem Mittagessen nochmal Angeln gefahren und wollten eigentlich nur mit einem 40-Minuten Spaziergang die Zeit überbrücken, um dann vom Boot aus in der frühen Dämmerung Kaimane zu suchen. Inzwischen ist es weit nach 6 Uhr, hier in der Selva also schon längst dunkel, und ich überlege, ob es sich lohnt, in Panik auszubrechen. (Lohnt sich natürlich nicht.) Handy hat keiner mit, hätte eh nix gebracht da A kein Netz, B wen sollten wir schon anrufen. Wir haben nicht mal was zu trinken mit (wissen ja immerhin jetzt wie man aus Wurzeln trinkt) und ein kleeein wenig sehne ich mich nach Lima und meinem kleinen, sicheren Halle ;). Ich komm auf die schlaue Idee, mein Kameradisplay als Taschenlampenersatz zu benutzen.
Nassgeschwitzt, KO und nach mehrerem Stolpern sehen wir schliesslich zwischen den Glühwürmchen die Taschenlampe von Ziki. Was für eine Erleichterung… zusammen laufen wir nochmal so ewig bis zum Boot und von da aus brauchen wir nochmal so lange zurück zur Unterkunft, dass ich mich schon frage, ob wir schon wieder orientierungslos sind. Um 20:30 kommen wir endlich wieder an. Augusto behauptet später, das sei doch abenteuerlich gewesen und ich bin mir nicht ganz sicher, ob er nur nicht zugeben will, sicher verlaufen zu haben, oder ob es tatsächlich “Show” war… falls ja ist er ein seehr guter Schauspieler… Wie auch immer, abenteuerlich war es tatsächlich.

30.11.10, Irgendwo im Dschungel von Loreto

Peruanische Zuverlässigkeit – im Dschungel
Nachdem wir gestern unseren tollen Trip hinter uns hatten, wear ich heute ganz zufrieden mit dem Plan, nach dem Frühstück ein bisschen auf Affensuche durch den Wald in der Nähe der Herberge zu gehen, etwa anderthalb Stunden bis zum anderen Fluss, wo uns Ziki dann bereits mit dem Boot erwarten sollte. Nach dem von mücken begleiteten Weg, wo wir zwar nur seltenst Affen sahen, dafür aber über Baumstammbrücken kletterten und jede Menge anderes Getier sahen, kamen wir am ausgemachten Ziel an, doch Ziki war nicht da. Wir warteten gut eine halbe Stunde, beschäftigten uns anderweitig und gingen dann den Fluss entlang in seine Richtung. Immer wenn ein Boot zu hören war, rannte Augusto hinunter zum Fluss, um dann festzustellen, dass es ein anderes war. Über eine Stunde später kam er schliesslich, ich hatte ehrlich gesagt kein Bock mir seine Erklärung anzuhören, und war nur froh nicht wieder alles zurücklaufen zu müssen =)
Nach Dusche, Mittagessen und einem Gespräch mit einer grade angekommenen Neuseeländerin (mit der ich in einer halben Stunde wohl mehr geredet hab als in 3 Tagen mit den Belgiern) ging es per Boot (und Auto) zurück nach Iquitos. War ja wirklich ganz interessant der Trip, aber die Hitze und die Mücken nerven schon ein bisschen. Bin dann wohl doch eher der Anden-Typ. Hier in Iquitos bleiben mir jetzt noch zwei volle Tage für die Umgebung und die Stadt selbst, und dann geht es nochmals, wenn auch nur noch für recht kurze Zeit, zurück in mein liebgewonnenes Lima!

1.12.10, Irgendwo im Dschungel von Loreto / Iquitos

PS: Fotos gibts dann im nächsten Beitrag hochgeladen!

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La Paz / Camino del muerte / Dia de los Muertos

Zusatz zum letzten Beitrag:

Zwischen zwei Lichterwänden: La Paz
Als sich der vollbepackte Micro durch überfüllte Strassen von El Alto durch elenden Verkehr in Richtung Zentrum kämpfte, war ich ja ehrlich gesagt nicht so begeistert – aber jetzt sitze ich in einer lebendigen Stadt, die Strassen voller Backpacker, Strassenhändler und Bolivianos die es sich leisten können hier im (touristischen) Zentrum zu leben, und nach links und rechts blicke ich auf zwei Wände aus gelb-blau-weissen Lichtpunkten – da La Paz in einem Tal liegt, mit dem gutsituierten Zentrum so ziemlich genau in der Mitte, breiten sich die zahllosen Häuser der äusseren (ärmeren) Viertel auf beiden Seiten auf den Hügeln aus, so dass man abends auf eine vertikale Lichterwand blickt. Definitiv beeindruckend.
Nach einer 60 km/h Microfahrt samt Fähre von copacabana kam ich hier gegen 5PM in La Paz an, suchte mir ein für die hiesige Wirtschaft nicht allzu billiges Hostel (50Bolivianos – und das war schon das günstigste). Nach ein paar Vergleichen buchte ich dann in einem Reisebüro für 330 Bs. (eigentlich viel zu viel) die von vielen empfholene Biketour für morgen (siehe unten). Bei einem Schwenk über den Hexenmarkt (auf dem tatsächlich ganzjährlich Hexenutensilien wie Lamafüsse und jede Menge Talismane verkauft werden, der aber winzig und längst nicht so gruselig wie man es sich für einen Vor-Halloweenabend wünschen könnte) traf ich zufällig Mahesh wieder (den indischen US-Studenten von der Isla del Sol) und wir verabredeten uns für später am Abend im Pub. Bis dahin schaute ich mich ein bisschen in der dunkel werdenden Stadt um, von der grossen Kathedrale neben dem schick beleuchteten Präsidentenpalas bis zur Calle Comercio, wo (dem Namen gerecht werdend) zahlreiche Strassenhändler alles anbieten, was man sich vorstellen kann. Den Abend verbrachte ich dann mit Mahesh in der sehr gemütlichen “Blue Note”-Weinbar und wir redeten über Weltpolitik, Genderconstruction und die Wissenschaft, bis ich anfing auf englisch zu denken – sprachlich gesehen also nicht so gut 😉

30.10.10, La Paz, Bolivia

Camino del muerte/weisse Wand teil III / Affe auf der Schulter
es ist verdammt kalt, trotz dicker Klamotten, und die Strasse vor mir scheint abrupt im Nebel vor mir zu Enden – in Wirklichkeit biegt sie nur unerwartet scharf nach links ab. Vor mir liegen 3 Stunden “Camino del Muerte” – der Weg des Todes. Die Füsse auf einem gemieteten Mountainbike, das mich von 4700 Metern bis auf 1400 heruntertragen soll. Angefangen auf Asphaltstrasse, fährt unsere 2-Personengruppe (sollten eigentlich 4 sein, aber zwei sind wegen Alkoholkater nicht gekommen… selbst schuld) von kalter Andenlandschaft mit kahlem Fels durch sich langsam wandelnde Landschaft auf Schotterpisten und schliesslich sogar Singletrack (für Lukas wahrscheinlich ein Kinderspiel 😉 ) bis in die von Grün pralle Dschungelumgebung am Yolosa-Fluss. Da wir nur zu zweit sind, müssen wir nicht auf Angsthasen warten und düsen in vollem Tempo die Piste runter, Camino del Muerteoft nur einen Schritt vom hunderte Meter tiefen Abgrund zur linken, unter kleinen Wasserfällen durch und, wie es sich gehört, über Steine hüpfend. Adrenalin pur. 3 schweissgetränkte Stunden später kommen wir in Yolosita an, und werden von da aus Touri- und Preisgemäss mit Auto zu einer Dschungellodge geschifft, wo wir in den Genuss von Swimmingpool, warmer Dusche und Buffet kommen – sonst wäre der Tag für mich wahrscheinlich auch um 13:00 Ankunftszeit gelaufen gewesen.
So war ich jedoch wieder fit und nahm nicht den Tourbus nach La Paz zurück, sondern stattdessen ein Collectivo ins nahegelegene Coroico und machte mich nach der obligatorischen Hostelsuche zu dem von Rick empfohlenen tierpark bei Yolosa auf. Und er hatte Recht – die 20 Bs für die Privatrundführung von einem der dort arbeitenden Freiwilligen (auch Australier) war es definitiv wert, schon wegen dem unglaublich süssen Spinnenaffen “Cacao”, der mich Ich mit dem Spinnenaffen Cacaogleich begrüssend an der Hand nahm und durch den Park schleppte, mir auf die Schulter und den Kopf kletterte und an meinem Arm schaukelte. Wenn ich nicht durch die Führung erfahren hätte, dass die verschiedenen Affen und Vögel hier früher illegal gehaltene (und entsprechend behandelte) Haustiere sind, würde ich mir so einen als selbiges wünschen. Es war jedenfalls definitiv eine tolle Erfahrung. Obwohl ich anschliessend sogar noch vor 6PM (letzter bus nach La Paz) wieder in Coroico war, blieb ich dort und nutzte die Zeit zum ruhigen durch den Ort schlendern und Dschungel-Anden bewundern, um am Montag früh um 6 den ersten Micro zurück in die Andenmetropole zu nehmen.

31.10.10, Coroico, Bolivia

La Paz
Der Bus fuhr schliesslich nicht um 6 ab, sondern find dann an, sich die Passagiere zusammenzusuchen – meine 15 Minuten Verspätung waren also leicht naiv, weil wir eh erst um 7:20 losfuhren. Zurück in La Paz checkte ich der Einfachheit halber wieder ins Hostal verano ein und ging bei der Reiseagentur meine CD mit Biketourfotos von gestern abholen. Unterwegs traf ich – wieder zufällig – Mahesh, mit dem ich dann mal eben indisch essen ging. Während er anschliessend seine mails checken ging, nutzte ich die Zeit für das Kokamuseum (sehr interessant v.a. in Bezug auf den Unterschied zwischen Koka und Kokain, und Aspekte wie die Tatsache, dass Kokainproduktion zu medizin. Zwecken seitens der UN in den USA, Deutschland Frankreich u.ä. erlaubt ist, während Peru & Bolivien stets als Drogenproduzenten abgestempelt werden, obwohl der Grossteil des Koka hier nicht zu diesem Zweck weiterverarbeitet wird – 50% der Kokainkonsumenten finden sich übrigens in den USA) und einen Spaziergang durch die mit Kolonialhäusern gefüllte Calle Jaén, Legislationspalast von La Pazund traf mich anschliessend wieder mit ihm an der Plaza Murillo (wo auch die oben beschriebene Kathedrale steht), von wo aus wir zusammen ins Museum für Ethnologie und Textilien gingen. Im ersten (textil-)raum bereute ich fast die 15 Bs Eintritt für 1h Museum (wegen vorzeitiger Schliessung durch Bauarbeiten), in den folgenden Räumen für Masken, Selva-Federschmuck und sogar moderne Skulpturen zahlten sich dann aber doch aus. Ebenso das später besuchte Museo de Arte Contemporanea mit einigen richtig beeindruckenden Kunstwerken.
Nachmittags schlenderte ich dann noch durch den (einzigen) Park La Paz’, La Paz Skylineein riesiges Ding auf der linken Hangseite hinauf mit fantastischer Aussicht auf die Skyline der Andenstadt. Abends traf ich mich noch mit Jaqheline, einer Freundin von benni, der mir einen Brief für sie mitgegeben hatte, und so plauderten wir bei Anticucho und papa Huancayna über lateinamerikanische Filme, freie Radiosender und verlorene Kameras… Abends gabs dann noch kubanische Livemusik im “Sol y Luna”… da wurden Erinnerungen wach ;D . Würde bei der Gelegenheit ja gerne auf Torbens Blog verweisen, aber der hat ja keinen.

1.11.10, La Paz, Bolivia

Dia de los Muertes in Cusco
Auf dem verwinkelten Schubladen-Friedhof tummeln sich underte Menschen, die die spontan auf dem Vorplatz gekauften Blumen, Fotos und kleine Replikationen von Cusqueño- und Inkacola-Flaschen in die Schaukästen der Gräber ihrer Verwandten stellen, die Gräber mit Musik beschallen, auf die übliche Weise Bierbecher herumreichen (obwohl am friedhofseingang Polizei kontrolliert, ob Alkohol reingebracht wird) und leeren und jungen mönchen und Priestern ein paar Sol in die Hand drücken, damit dieser die Grabkästen mit “heiligem Wasser” aus der Plastikflasche besprenkelt. Kinder sitzen auf überdimensionierten Grabsteinen, Omas & Opas plaudern mit den Nachbarn und die Männer betrinken sich (natürlich). Weinen tut keiner. Das ist der Dia de los Muertos, der sich hier über den 1. und 2. November erstreckt. (In La Paz ist der 1. für die toten Kinder, der 2. für die Erwachsenen, hier in cusco ist der 1. für die Lebenden, der 2. für die Toten.) – von unserem Allerheiligen hat das wenig.
Falls die Frage aufkommt, warum ich Cusco erwähne – da bin ich grade, da mein Flug von La Paz nach Lima mir hier 1 Tag Zwischenstop gewährt. Den nutzte ich neben dem Friedhofsbesuch für einen Ausflug zur Inkafestung Saqsayhuaman – hatte ich letzte Mal ausgelassen, weil eigentlich nur mit dem teuren Boleto turistico zugänglich – es sei denn, man betritt das weitläufige Gelände von einem Feldweg statt von der Haupt-Touristenstrasse. Neben einem Ausblick auf ganz Cusco kann man durch die Zickzackmauern der Festung laufen, Inkaarchitektur bewundern und (vergeblich) versuchen, die riesigen Steine hochzuklettern. Der besuch des Museum für präkolumbine Kunst war weniger bemerkenswert. den Abend verbrachte ich dann bei der Familie Zuñiga (nein, sind weder Chilenen noch mit Robin verwandt), die mir Mahesh empfholen hatte – sie haben zwei hübsche Zimmer für 30 S/ samt Frühstück, und sind sehr nett und hilfsbereit, so dass ich so ziemlich den ganzen Abend bei einem Matte mit der Eigentümerin Karina redete – wer also mal nach Cusco fährt, das ist definitiv eine lohnende Unterkunft, fragt mich nach der Adresse!

2.11.10, Cusco

…heute früh gings dann per Peruvian Airlines zurück nach Lima und zum “Alltag”… und ich kann mittlerweile tatsächlich sagen, “nach Hause zu fahren” – Bolivien war toll, aber Peru wird mir mehr fehlen 😉

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Viajando a Bolivia / Isla del Sol

Viajando a Bolivia
Hinter dem Fenster erstreckt sich ein Meer aus Wolken, aus denen Bergspitzen wie Inseln hervorragen, umgeben von weissschäumendem Nebel und unter einem stratosphärenblauen Himmel bei Sonnenschein, der so nie durch die Wolkendecke Limas dringt.
Nachts um 4 von zuhause aufgebrochen kam ich ohne Probleme und sogar mit meiner Softdrink-Flasche an Bord des Peruvian-Airlines-Flugzeugs nach Cusco, das die Passagiere schon wenige Minuten nach dem Start mit dieser unglaublichen Aussicht beschenkte. In Cusco hatte ich dann viel zu viel Zeit zum “umsteigen” (3h), schmökerte also die halbe zuvor gekaufte Zeitung durch vor/zwischen/nach dem Gepäckabholen/Ticket abholen/Gepäck abgeben/Sicherheitscheck/Visa-abstempelung bei der Migracion/Boarding. Letzteres brauchte wahnsinnig lang, der Schalter am Gate stand bis 10:30 einfach mal unbesetzt – planmässige Abflugszeit: 10:45… – um kurz vor 12 (!) ging es dann erst los, was mich ein bisschen ärgerte weil mir so eine Stunde in Copacabana verloren ging. In La Paz angekommen und durch die Einreisebürokratie durch konnte ich ein Taxi immerhin auf 40 Bolivianos (40Bs=4€) für den Weg zu den Bussen am Cementerio runterhalndeln und kam da wenigstens zeitlich passend zur Microabfahrt nach Copacabana an. Mit dem ruckelte ich nochmal 3-4 Stunden durch das bolivianische Andenhochland, unterhielt mich mit einer Ecuadorianerin die seit 3 Monaten durch Bolivien reist, Wände anmalt und “die Energie in Copacabana” ganz toll findet, einem Copacabeño der sogar schon nach Cusco gereist ist, und hatte ca. 20 Minuten lang fiese Höhenkrankheit mit schwarz vor den Augen und ähnlichen scherzen (aber im Bus sass ich ja eh, konnte also nicht umkippen 🙂 ) – danach gings aber bis auf die Kopfschmerzen die den Rest des Abends anhielten.
Gegen 5PM kam ich dann am Ziel an: Copacabana am Lago Titicaca! Und nein, das ist nicht der bekannte Traumstrand Brasiliens (dafür müsst ihr schon Flo´s Blog lesen, siehe links), sondern eine kleine Stadt am Lago Titicaca, mittlerweile durch die ganzen Backpacker nicht mehr ganz so verschlafen, berühmt geworden durch irgendeine angeblich Wunder vollbringende Marienstatur (- Pilger benannten deshalb den brasilianischen Strand nach diesem Ort).Maurisch inspirierte Kirche Copacabana Im Stadtzentrum steht eine von aussen wunderhübsche, im maurischen Stil gebaute Kirche (von innen recht langweilig) und die ganze Stadt ist voll von Händlern, billigen Unterkünften (15 Bs) und Backpackerbars – eine abstruse Mischung. Kurioserweise begrüsste den ankommenden Bus laute US-Musik von der Plaza, wo es gerade ein “english-language-festival” gab…
Nach einem schnellen Abendessen auf dem Markt ging ich in einem hauptsächlich von Einheimischen besuchten Cafe (also eher ne Markthalle mit Kaffeeständen) einen Mate de Coca gegen die Kopfschmerzen trinken und hatte nebenbei Glück – drei Copacabeñer am Tisch unterhielten sich mit mir sehr angeregt über die hiesige Medienlandschaft (es soll ein Gesetz geben, dass zwar “Anti-Rassismus-Gesetz” heisst, tatsächlich aber den Zeitungen ihre Meinung vorschreiben soll und die Verbreitung von geheimen Informationen von irgendwelchen Informanten verhindern soll – fragt mich nicht wie Evo das unter solch einen Namen kriegt), die (fehlende) educacion und die Angst, Evo Morales´ Regierung könne sich in eine Linksdiktatur verwandeln. (haben schon verstärkte Beziehungen zu Cuba, Venezuela, Russland und Iran… und es wird von verschwundenen Leuten gemunkelt) – eine der Begegnungen auf jeden Fall, die man meist nur als Alleinreisender hat 😉

28.10.10, Copacabana, Bolivien

Isla del Sol (Insel der Sonne)
Strand auf der Isla del SolOhne die Kokablätter in meiner Wange, die ein leichtes Taubheitsgefühl auf der Zunge zurücklassen, die Wasserflasche in meiner Tasche sowie Sonnencreme, -brille und Mütze wäre ich jetzt wahrscheinlich längst umgekippt… 😀 Nee, keine Sorge, ich bin nur schwer K.O. von 4 Stunden wandern in 4000 Metern Höhe. Heute früh um 8 nahm ich das Boot von Copacabana zur Isla del Sol (die Isla de la luna ist leider nur mit teurer Privattour erreichbar), auf de, ich mich mit einem australischen Pärchen (Ric & Liz) unterhilet, mit denen ich dann auch den Rest des Tages verbrachte. Wir landeten am Nordhafen der Insel und wanderten von da aus bis zu den Ruinen an der Nordspitze – fast 3000 Jahre alt und fast so beeindruckend wie Machu Picchu – und von dort aus quer über die Insel bis in das südliche Dorf mit den meisten Pizzarien pro Einwohner Boliviens. (Kein Scherz!) Unterwegs mussten wir 3x “Wegzoll” bezahlen, durch den den Touris hier insgesamt 30 Bs abgezogen werden, wurden dafür aber mit fantastischen Aussichten belohnt, während wir durch Eucalyptuswälder, trockene Graslandschaften mit Schafen und Lamas und aufeinandergestapelte Steine liefen. Nach einem lang auf sich wartenden Mittagessen um 3PM fand ich eine Unterkunft für 20 Bs. Der frische Wind hielt uns dann doch vom Schwimmengehen ab, und so traf mich nachher nur noch mit Liz, Ric und Mahesh (einem indischstämmigen US-Student, der in ihrem Hostel wohnt und auch morgen nach La Paz reist) zum Rotwein-trinken, Abendessen und unglaublich beeindruckenden Sonnenuntergang überm See angucken. Das hört sich jetzt so kurz gefasst nach wenig an, aber ich bin zu KO zum schreiben – und es war einfach eine sehr schöne Wanderung über die Insel, die definitiv mehr Wert war als mein kurzer bisheriger Aufenthalt in Copacabana. Jetzt pennen gehen, morgen dann zurück aufs Festland und Richtung La Paz – die dortigen Erlebnisse gibts sehr bald im nächsten Blogbeitrag!

29.10.10, Isla del Sol, Bolivien

Sonnenuntergang Isla del Sol

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So macht man also eine Soziologieexkursion

So macht man also eine Soziologieexkursion
Eigentlich sollten wir ja heute schon mit der Praxis unserer Exkursion anfangen. Wir sind aber in Peru. Pues, nachdem wir gestern abend auf Unikosten aus Lima los sind, kamen wir übermüdet heute früh in der Andenstadt Huancayo an. Nach komplizierten Gruppenaufteilungen (die ja eigentlich schon feststanden, aber der Prof das eben nochmal ummodeln musste) fuhren Abél, Sokrates, Ximena, Pex, Maria-Gracia, Andrés und ich ins nahegelegene Concepcion, in dessen Nähe wiederum unserer Untersuchungsort Matahuasi liegt. Ein paar brauchten erstmal Schlaf zum nachholen während der Rest von uns zum Kloster hochfuhren und vor Ort feststellten dass selbiges von 12 bis 15 Uhr geschlossen hat. Dann gabs Mittagessen und anschliessend noch eine Siesta, die sich viel zu lang ausdehnte, bis wir aufwachten und feststellten, dass es erstens regnete, zweitens spät war, so dass wir nur noch ein wenig planten, was wir morgen arbeiten werden. Ich hatte irgendwie schon Mittags das Gefühl, dass das heute nichts mehr wird. Aber egal, für mich ist die Note eh irrelevant und so genoss ich die ruhige Atmosphäre Concepcions mit meinen Komilitonen, mit denen ich mich wirklich gut verstehe – eine bunt gemischte Soziologentruppe aus Mittelschichtskreisen, weltoffen, liberal (im nicht-deutschen Sinne) und gebildet, so dass man sich wirklich gut mit ihnen unterhalten kann. Hat ja ne Weile gedauert, so nen Freundeskreis zu finden, aber geht doch. Abends unterhielten wir noch bei einem Weinchen aus meinem Riesenrucksack über unser Projekt, das leckere Anticucho-Abendessen und was uns sonst noch so einfiel und morgen sehen wir dann, wie weit wir kommen.

15.10.10, Concepción

Ultrasoziologe
Den ganzen Tag waren wir unterwegs, interviewten die Bürgermeisterin von Matahuasi (=”Zwei Häuser” auf Quechua… sind aber mittlerweile doch ein paar mehr), den 1. Sekretär der comunidad campesina (kommunale Organisation von Landwirten/-besitzern) und befragten mehrere Dorfbewohner über das ganze Spektrum ihres Lebens – am interessantesten fand ich das mit Sokrates geführte Interwiev einer Ladenverkäuferin, die hauptsächlich mit ihrer Familie von der Landwirtschaft lebt. Ihre Einstellung zur comunidad campesiana war sehr kritisch (man muss aber berücksichtigen, dass die meisten Einwohner schlecht über deren Tätigkeiten informiert sind); beeindruckend war die nicht gänzlich negative Einstellung zum Sendero-Terrorismus (“die haben wenigstens die Verbrecher von der Strasse gehalten”) und der Aberglaube über Heimsuchungen durch Verstorbene, die in Form von zwei-Menschenlöpfigen Hunden den Tod bringen, wenn sie zwischen den Beinen durchlaufen, weshalb man schnell die Beine kreuzen muss. Interessanterweise ist das “seltener geworden”, seit es (seit ca. 20 Jahren) elektrisches Licht gibt. Die Wasserversorgung ist unterdessen mangelhaft, trotz regelmässiger 4-Sol-Zahlung pro Monat (…) oft nur stundenweise – letztes Jahr gab es wegen eines Defekts einen Monat lang kein fliessend Wasser und es musste aus Concepcion angefahren werden. Das Flusswasser kann man wegen der Verschmutzung von den Minen auch nicht nutzen. Froh war die Frau trotzdem, hier und nicht in Lima zu wohnen, wo man sich nach einem Tag in den Strassen “das Gesicht abwischen kann und schwarze Hände hat”.
Wir haben uns also den ganzen Tag über soziologisch bescháftigt und kehrten Abend im strömenden Regen nach Concepción zurück, wo der Abend mit Pisco, Poesie, Kartenspielen und Gespräche über Pex’ “combate” im Bad ausklang… 😛

16.10.10, Matahuasi/Concepción

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Warten auf Wind / La Punta

Geburtstagsfeier, Session und warten auf Wind
Schon den zweiten Tag sitze ich hier an der Steilkueste von Miraflores und warte auf den richtigen Wind. Ich habe mir vorgenommen, wenigstens einmal hier Gleitschirm zu fliegen, aber gestern war der Wind für meine Kenntnisse zu stark, heute ist er (für alle) zu schwach. Sehr schade. Mal schauen ob ich morgen mehr Glück habe. Aber ereignislos war mein Wochenende trotzdem nicht: gestern habe ich mich mal wieder mit Sergio fuer eine sehr produktive Session getroffen, und haben uns vorgenommen, vor Dezember die Sachen noch irgendwo aufzunehmen. Er kennt ein Studio wo man nur 10 Dollar die Stunde zahlt, was ja wirklich geschenkt ist. Mal sehen ob das klappt – vorher wollen wir aber auf jeden Fall noch mal zusammen bei der Poesia en el Parque auftreten.
Gestern abend war ich bei Vilcas eingeladen, da Angela (Kattys Mutter) ihren 50sten Geburtstag hatte, den sie in doch sehr kleinem Kreis feierte (die Familie, ein Onkel und dazugehörige Tante und ich). War ein eher entspannter Abend mit leckerem Essen dem üblichen rumgereichten Bier und einer hervorragenden Torte – diese Möglichkeit muss man also zum “feiern in Peru”-How To noch hinzufuegen 🙂

10.10.10, Lima (hey, nettes Datum)

Clase en la Kalle: La Punta / Callao
Es riecht nach Meer. Möwenkreischen umgibt mich, die Pazifikwellen schlagen knapp über dem Deich aus aufgeschütteten Steinen. Vom mit grünen Wiesen und bunten Häusern und kleinen Villen gesäumten Malecon reicht der Blick über die gekrümmte Bucht bis auf die im Nebel verschwindende Skyline Limas, während zur Westseite die von Seelöwen bevölkerten Inseln um San Lorenzo die Halbinsel vor Trunamiwellen schützen. Mülleimer, Parkbänke und der nächste Sicherheitsmann sind fast überall in Sichtweite, hübsche Kolonialhäuser säumen die Plaza und auch das letzte Callao-Klischee verschwindet. Die Zwillingsschwester Limas, Callao, gilt als besonders gefährlich, hässlich, arm, dreckig, eine urbane Zusammenhäufung von Allen, die es sich nicht leisten können wegzuziehen; eine Stadt die, anders als die barriados jovenes” schon Zeit genug hatte, sich weiterzuenwickeln und es trotzdem nicht getan hat, gemieden von Touristen und umfahren von bessergestellten Limeños…. Von all dem merke ich hier wenig. La Punta, die Halbinsel Callaos hinter dem grössten Hafen des Landes, ist das Barranco Callaos. Nur natürlicher, denn die Municipalidad legt Wert auf den natürlichen Erhalt des barios. Und so finden sich hier nur wenige Touristen, keine Diskos oder schicken Hotels, selbst Kneipen scheinen rar gesät, und einen Supermarkt habe ich auch noch nicht gesehen. ur am Malecon finden sich ein paar Ceviche-Restaurants. All das macht La Punta zu einem der ruhigsten Barrios der Zwillingsstadt, und das erstbeste Adjektiv das einem einfällt ist “tranquilo”. Hier muss es sich schön leben; nur die bei See/Erdbeben entstehenden Tsunamis stören die Ruhe – der letzte war 1994.
Heute morgen bin ich nach Callao aufgebrochen, hauptsächlich um das Fuerte Real Felipe zu besichtigen, eine von den Spaniern gegen Piraten errichtete Festung am Eingang zur erwähnten Halbinsel, direkt beim Hafen, die heute vom peruanischen Militär genutzt wird. Am Eingang wird man von einer Soldain zur Kasse geleitet und von da zur Gruppe, da man ohne Führung die Fortaleza nicht besichtigen darf. Selbige wurde von einer 18-jährigen Miliärdienstleistenden geführt, von der ich erfuhr, das nur ein winziger Teil in der grossen Kaserne heute noch als solche benutzt wird, der Rest ist Museum. Nur knapp über 100 Soldaten sind hier stationiert (meist Rekruten vom 2-jährigen freiwilligen Militärdienst), der Hauptteil des peruanischen Militärs sitzt in einer neuen Kaserne in Rimac. Die Führung ist nett gemacht, besser als manches Museum was ich hier gesehen habe, aber es is natürlich ein Militärmuseum. Die herumstehenden Panzer sollten also nicht irritieren.
Von da aus ging ich aus Neugier weiter die Halbinseln hinauf und fand mich im oben beschriebenen Barrio wieder. Es lohnt wirklich einen Besuch, ich werde sicherlich nochmal irgendwann wiederkommen, da ich bisher noch keine so angenehme Meerpromenade in Lima entdeckt habe.

12.10.10, El Callao

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Österreich im Dschungel

Haus Köhel in PozuzoDie kleine Ziegeldachkirche auf der Plaza Mayor, die holzgeschnitzten Verandas über dem “kleinen Kaffeehaus”, die Unterkunft im “Haus Köhel” und schliesslich das (vorzügliche) Wiener Schnitzel im “Gasthaus Tiroler Adler”… ja, ich bin immernoch in Peru.
Heute früh um 6 sind wir mit einem der üblichen Combis von Oxapampa aus losgefahren, und gute 2 1/2 Stunden am Fluss entlang durch den Dschungel und auf atemberaubend engen Hangpfaden neben dem Canzon über die Strase überquerende Bäche gefahren (einmal fast stecken geblieben). Und dann sieht man plötzlich grün bewaldete Hügel mit Kühen und Holzhütten und Dorfkirchen und fühlt sich wie in Österreich. Im peruanischen Dschungel. (Okay, nicht richtig tieeefer, virgin-Dschungel, aber trotzdem.) Im oben erwähnten Gasthaus assen wir dann Pozuciano-Wurst, Wiener Schnitzel, Kartoffelsalat, Yuca und frittierte Bananen, gefolgt von leckerem Bananenstrudel (Äpfel gabs zur Ankunft der Siedler hier ja nicht…). Der Eigentümer, Señor Egg Gstir, dessen Urgrossvater Bruder des Koloniegründers war, unterhielt sich auf Castellano und tiroler Deutsch mit uns über seine Reise nach Österreich, das Buch, das er geschrieben hat und die Kolonie an sich.
Nach 1/2-Stunde Fussweg konnte ich mir auch das v.a. rheinisch besiedelte Prussia ansehen, dort scheint der Einwanderereinfluss aber nicht ganz so stark hängen geblieben zu sein wie im österreichischen Pozuzo – die Rheinländer haben sich offenbar mehr integriert und vermischt, weshalb jetzt von Prussia nicht sehr viel mehr übrig geblieben ist als das selbstgebraute Bier gleichen Namens und die Dorfkirche.
Haengebruecke PozuzoÜber eine zufällig entdeckte Hängebrücke wanderten wir später den Pilgerpfad zum gegenüberliegenden Hügel (kleine Pilgerstationen erzählen vom Leidensweg Christi – auf Deutsch) und einer hübschen kleinen Kapelle mit herrlicher AUssicht auf das erstaunlich kleine Pozuzo und die von Kühen besiedelten Weiden.
Enzos Bierbrauerei hatte abends leider nicht mehr geöffnet als wir das hauseigene Bier probieren wollten, und mussten deshalb andererorts mit Cuszueña vorlieb nehmen.
Artesania Der Wald
Heutige Höhepunkte: die Unterhaltung mit einem Pozucino italienischer Abstammung (!), heute 84-jähriger Schreiner mit fehlendem Zeigefinger, seinerzeit Anführer der Pozucinos im Kampf gegen den Sendero Luminoso und die staatliche Gegenkraft Morocos (die genauso grausam waren); und das Museo Schaffner, das wirklich interessant von der Geschichte der Kolonie erzählt – und die Kassiererin/Führung/vllt. auch Eigentümerin ist in Bayern geboren… Ein bisschen zu Denken hat mir die Erzählung gegeben, dass ihre Familie kurz nach dem 2. Weltkrieg ausgewandert ist – natürlich kann ich das nicht wissen, aber was wäre wohl einer der plausibelsten Gründe, genau dann schnell in eine deutsche Kolonie auszuwandern, mit dem Vorsatz, dort ein bisschen “frisches Blut” anzusiedeln…?
Mit dem abenteuerlichen Micro ging es zurück nach Oxapampa, von wo es dann morgen über La Merced zurück nach Lima geht… schade, weils eine spannende Tour war, angenehm, weil ich mich dann doch irgendwie an das Klima Limas gewöhnt habe 😉

20.9.2010, Pozuzo / Oxapampa

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Useless Lonely Planet / Por dedo

Useless Lonely Planet
Zum ersten Mal bin ich in einer Stadt, in der mein bis jetzt ausserordentlich nützlicher Lonely Planet absolut nutzlos ist: Chancay. Selbst Wikipedia hat da keinen Eintrag zu. Im Lonely Planet-Register findet sich nur die “Chancay-Kultur” (in einer Auflistung über präinka-Kulturen), ansonsten taucht der Ort nur auf der Uebersichtskarte über die Nordküste als kleiner Punkt auf – nada mas. Entsprechend wenig Ausländer finden sich in diesem Städchen 80 Kilometer nördlich von Lima (etwa 1 1/2 Stunden per Bus) – dafür scheint es umso mehr inländischen Tourismus zu geben, da wir ganze sechs Hostals aufsuchen mussten bis wir ein (erschwingliches) mit freiem Zimmer fanden.
Nach einem leckeren Frühstück bei den Vilcas gestern morgen machten wir uns natürlich später als geplant los zum Terminal Terrestre – das gibt es inzwischen nämlich selbst in Lima ;), an der Plaza Norte und entsprechend in der Nähe zum Hause der Vilcas in Puente Piedra. Nach einigen merkwürdigen Kommunikationsschwierigkeiten mit den Schalterleuten bei Z-Bus kauften wir für je S/ 6,50 ein Ticket nach Chancay und warteten eine halbe Stunde am modernen Terminal – nur die tolle elektronische Anzeige nutzte wenig (stand erst auf 12:30 und als der Bus dann nicht kam, einfach auf 12:45… Abfahrt war um 13:00). Wir erwischten die zwei letzten Plätze während die entsprechend lange Schlange hinter uns auf den nächsten Bus warten musste und kamen am frühen Nachmittag in Huancay an – der Endstation. Von hier aus müssten wir, wie uns der Busfahrer sagte, ein collectivo nach Chancay nehmen, es dauere nur 10 Minuten. Z-Bus fahre da nicht hin. Es waren zwar wirklich nur 10 Minuten, wir fühlten uns aber trotzdem verarscht – v.a. als ich später in Chancay ein Z-Bus-Terminal sah. Cabrones.
Strand von ChancayVon der schicken Plaza aus gings zum Castillo de Chancay, wo wir einen Platz zum Picknicken vermuteten – das touristische Pseudocastel kostet aber S/ 10 Eintritt, und den konnten wir uns zum Picknicken nun wirklich sparen. Am echt mit herrlicher Aussicht gesegneten Hafen breiteten wir unsere Decke am Strand aus und leerten unseren Rucksack begleitet von lautem Meeresrauschen und Vögelkreischen. Ich glaub, ich versteh schon, warum die Limeños hierher zum Entspannen kommen.

30.8.2010, Chancay

Por dedo
Lastwagenfahrer sind tolle Menschen. Ich glaube, wenn ich gross bin, werd ich auch mal Lasterfahrer :). Gestern früh in Chancay aufgewacht, ging es per Micro nach Huanca und von dort per Bus zur Reserva Nacional. Das Castillo sparten wir uns weiterhin, weil da ausser kommerziellen Restaurants, Läden und Clubs nichts sehenswertes zu sein schien. Irgendwo mitten in der Wüste an der Panamericana liess uns der Busfahrer dann raus, mit dem Hinweis, die Reserva sei “caminando por la derecha” (nach rechts wandern). Da standen wir nun in der Wüste und fragten uns, wo hier ein sehenswerter Nationalpark sein sollte, folgten aber der Wegbeschreibung. Als wir auf der staubigen Strasse ein kleines Auto in unsere Richtung kommen sahen, hielten wir testweise den Daumen raus – und hatten Glück. Der Schönheitschirurg aus Lima mit seiner mexikanischen Frau nahmen uns nicht nur bis zum Eingang mit, sondern gleich zum Beginn des Rundgangs, und schlugen vor, uns wieder mit zurück zu nehmen, wenn wir in einer Stunde wieder da wären. Während wir über den ersten Hügel fuhren, änderte sich die Landschaft rapide – die klare Sicht wurde zum nebeldurchtränkten Tal, die Wüste zur von grüner Vegetation überzogenen Landschaft. Ich in der Reserva NacionalWährend wir von zahlreichem Vogelzwitschern begleitet durch die vernebelten Hügel wanderten und unsere mitgebrachten Früchte verzehrten, passierten wir totenkopf-ähnelnde Felsen und fantastisch obskur-verkrümmte Bäume. Es war den Besuch absolut wert gewesen. Als wir in Richtung des Parkplatzes zurückkehrten, stellten wir fest, dass die Stunde längst vorbei war. Nicht mehr mit unserem Ride rechnend, schlenderten wir den Hügel runter, bis wir das gelbe Auto langsam hinter dem Haus hervorkommen sahen – und rannten natürlich schnell los, was sie tollerweise bemerkten und auf uns warteten, so dass wir doch noch zügig zur Panamericana zurück kamen. Von dort aus wollten wir nun weiter nach Huancho, das etwa weitere 40 km weiter nördlich liegt. Mit viel Glück reagierte noch vor dem amanecer ein wahnsinnig netter Lasterfahrer auf unseren Daumen, ermahnte uns, dass das doch gefährlich sei, und nahm uns bis zu unserem Wunschziel mit. Während wir uns angeregt mit ihm unterhielten, konnten wir durch das Lastwagenfenster- Panorama die Aussicht auf die nächtliche Panam in der Wüste geniessen, während vor jedem Hügel die entgegenkommenden Scheinwerfer die Strasse in diffuses Licht hüllten. Nach etwas längerer Suche fanden wir ein Hostal (das einzige) direkt am Meer, wo wir dank unserer späten Ankunft für nur S/ 20 eine Suite mit Meerblick ergatterten. Nach Chifa-Abendessen in der Stadt konnten wir so in gemütlichen Sesseln mit Meerblick unseren Rotwein trinken und uns bis spät in die Nacht unterhalten.
Nach einem guten Frühstück und einem Geburtstagsanruf bei meiner Ma entschieden wir uns dann dank der guten Erfahrung, wieder per dedo zurück nach Lima zu reisen. Und wieder hatten wir nach nur 15 Minuten Glück mit einem Lasterfahrer, der uns bis an den Rand Limas mitnahm, von wo aus wir dann mit dem Los-Chinos – Stadtbus ins Zentrum kamen. Unterwegs spendierte er uns gar noch ein paar Früchte und erzählte von seinen Erlebnissen in Japan.
Noch am gleichen Abend hatte ich dann wieder “Demografia Social”, und konnte mich ein wenig mit Sergio unterhalten, da der Kurs natürlich wieder bedeutend später anfing. Ob ich mich daran wohl noch gewöhnen werde, oder immer als doofer Deutscher pünktlich zur ausgeschriebenen Zeit da bin?

31.8.2010, Lima

Anmerkung: Alle Fotos von diesem Trip gibts hier: http://rapidshare.com/files/416483858/Fotos_Chancay_Huancho.zip (bitte gebt mir Bescheid wenns bei einem geklappt hat und hebt sie für mich auf!)

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Flugzeuge im Bauch und das Gewissen / Die Vögel

Flugzeuge im Bauch und das Gewissen
Cesna für den Linien-Flug in NazcaIn meinem Magen scheinen 10 der Cesnas umherzudüsen, in einer von denen ich eben noch gesessen habe. Die Hitze und die zahllosen Kurven brachten mich wirklich so kurz davor, die kleine Tüte vor mir zu benutzen, dass ich mich fragte, ob die ausreichen würde. Aber der Reihe nach.
Nachdem ich gestern Abend in Nazca angekommen war und mich über den Flores-Bus aufgeregt hatte (der in nervtötender Lautstärke Reggaeton-Musikvideos gespielt hatte), suchte und fand ich ein Hotel direkt an der Plaza (wieder mal dramatisch runtergehandelt). Heute wollte ich dann schliesslich die Linien sehen, für die ich hergekommen war. Die Linien sind riesige, teils kilometergrosse, in den Sand gemalte Figuren, die Rillen meist nur fingerbreit, wahrscheinlich aus religiösen Gründen von den Nazca vor mehreren hundert Jahren in die Wüste geritzt. Leider kann und darf man sie nicht vom Boden aus sehen und so musste ich mich wohl oder übel auf den Flug einlassen. Ausblick auf die Linien-Figur KolibriDer war zwar vor Ort am Terminal gekauft billiger als in Nazca selbst, mit $65 aber immer noch viel zu teuer. Zusätzlich zum schlechten ökologischen Gewissen nach so einem Flug kam dann massives mal-estar, so dass es sich ehrlich gesagt nur geringfügig gelohnt hat – auch wenn der Blick auf die Linien natürlich fantastisch ist und man ganz schön beeindruckt ist – aber richtig geniessen kann man es nicht. So blieb dann in Nazca zurückgekommen weder viel Geld, noch Lust, die Museen zu besuchen, und so ging es dann am Nachmittag zurück in Richtung Paracas, um morgen endlich die Islas Ballestas zu sehen.

22.8.2010, Nazca

Rendezvouz mit der weissen Wand II oder “Die Vögel”
VogelparadiesDer weisse Nebel geht fliessend ins Meer zu meiner Rechten über und nur zwei steinerne Inseln schwimmen am Horizont. über mir fliegen tausende Vögel in Richtung Islas Ballestas. Por fin sitze ich auf dem Boot in Richtung der Inseln, nachdem es heute früh zur letzten Minute für S/ 25 auf das Boot ging. (Am 1. Tag in Paracas hatte ich ein Hostel gefunden, das uns zusätzlich für S/ 30 (der Normalpreis) die Tour anbot. Auf Nachfrage, ob er das nicht billiger machen könne wenn man beides nimmt, meinte er, wenn ich das Zimmer nicht nähme, könne er die Tour für S/ 25 anbieten – bis jetzt nicht verstanden, aber natürlich heute ausgenutzt…). Im Wahnsinnstempo düsen wir nun an der mysteriösen Candelera-Felszeichnung vorbei zu den Inseln, die ohne Übertreibung von oben bis unten mit Vögel und deren Kot bedeckt ist. Islas BallestasEin paar wenige Menschen üben hier im wahrsten Sinne des Wortes einen Scheiss-Job aus und sammeln das Zeug, das als Dünger in die ganze Welt verkauft wird. Bevor in Leuna bei Halle an der Saale der Kunstdünger entwickelt wurde, hatte der Guano Peru eine Menge Geld eingebracht…
Ausserdem finden sich hier (neben dem Guano-Vogel) der nach der Meeresströmung benannte Humboldt-Pinguin und viele lobos maritimos (Seehunde). Nach zwei schaukelnden Stunden und dem Beobachten einiger Delphine auf dem Rückweg betraten wir wieder festen Boden.
Jetzt sitze ich im Bus auf der Rückfahrt nach Lima, nachdem ich Land, Luft und Meer bereist habe und viel gesehen und erlebt habe. Morgen gehen dann meine Klassen in Lima los und ich komme wieder ein wenig ins universitäre Leben – wie das hier aussieht, seht ihr dann hoffentlich bald hier! 😉

23.8.2010, Paracas

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Wüst.

Strasse durch die Reserva NacionalAuf einer unendlich scheinenden Strasse Richtung Cerros Colorados (rote Hügel) wandernd, das Meer weit links neben mir, kaum noch sichtbar; um mich herum: wüst. Und von wegen “die Wüste lebt” – es ist so still, dass ich meinen Tinnitus höre, und so weit das Auge reicht, nicht der Hauch einer Bewegung. Nur Sand und Stein. Ich komme mir vor wie verlaufen und verloren, obwohl ich in Wirklichkeit (zumindest grob) weiss, wo es langgeht – aber der Wüstenstaub flimmert und bis zur Lagunilla ist es noch weit. Aber es ist wunderschön.
Wie geplant habe ich mich für das verlängerte Wochenende am Donnerstag nach Pisco aufgemacht, da universitär wohl eh noch nichts läuft diese Woche. Am Soyuz-Busterminal in der Av. Mexico ging es schliesslich los in Richtung Pisco – dass der Bus mehr als die angekündigten 3 Stunden brauchte, ist ja kaum erwähnenswert. Dass der Schaffner vier mal unterwegs die Tickets sehen wollte, schon. Als ich in Pisco ankam, dämmerte es schon, und so sah ich mir nur die Plaza an und ass cena (was auch schon fast alles ist, was man in Pisco selbst machen kann) und nahm ein collectivo nach Paracas, der kleineren, aber etwas schöneren Nachbarstadt und Heimat der indigenen Paracas-Kultur. Sie liegt direkt am Meer, und vom Hafen kann man mit einer Tour zu den Islas Ballestas fahren, die ein wahres Natur- und Vogelparadies sein sollen (u.a. lebt hier der Humboldt-Pinguin). Nach einer Nacht im sehr empfehlenswerten Backpackerhostal (gleich neben dem Archäologie-Museum 😉 – mit einem wahnsinnig netten dueño, sauberen Sanitäranlagen und sehr schicken Appartments) sollte es am nächsten Morgen früh zu den Inseln gehen… dafür war 10:00 aber dann doch zu spät. Verpasst habe ich aber trozdem nichts, da wie sich herausstellte, wegen des Wetters auf See die rote Fahne gehisst war und kein Boot den Hafen verliess. Also entschloss ich mich stattdessen, die Reserva National (Nationalpark) zu besuchen. Auch hier waren allerdings alle Touren schon weg (da sie als Ersatz für die ausgefallenen Bootstouren früher gefahren waren), so dass ich mich kurzerhand zu Fuss aufmachte. Also Wasser eingepackt, gefrühstückt und los in die Wüste. Wegweiser Reserva NationalDa war ich nun und lief zahllose Stunden durch das gelbe und rote Land. Als ich die Lagunilla, eine wunderschöne Bucht, erreicht hatte, wurde klar, dass der lange Weg zur Catedral (eine Felsformation in Form einer Kathedrale) vor Sonnenuntergang nicht zu bewältigen war – und dann wirds kalt und dunkel. Da ich aber ausserdem plötzlich Magenbeschwerden bekam (ich verdächtige ja das Restaurant an der Lagunilla) nahm ich ein Taxi zurück nach Paracas und von dort direkt eins zur Kreuzung der Panamericana, von wo aus ein Bus nach Ica fährt. So kam ich zeitig genug in Ica an, um mich etwas auszukurieren.

LagunillaBoote an der Lagunilla

Heute dann Teil 2 der Überschrift. Nach einem kurzen Spaziergang durch Ica (das wirklich nicht schön ist) fuhr ich zur Oase Huacachina, Oase Huacachinadie ca. 5 km entfernt zwischen den Sanddünen liegt. Nach 2 Stunden an dieser idzllischen Lagune ging es auf einen wüsten Trip in die Dünen. Mit einem Quad für 9 Personen (eigentlich für S/ 40, ich handelte auf ganze S/ 35 runter 😉 ) ging es für 1 1/2 Stunden los – schon nach den ersten 5 Minuten merkten wir, dass es eine harte Tour werden würde und ich stiess mir bei einer der Bodenwellen den Kopf am Metallträger hinter mir. Motor-Quad in den DünenWeiter hoch und runter hüpfend düsten wir durch die Dünen während wir uns an jedem Halt gebenden Element festklammerten und die Aussicht von einem Hügel zum nächsten grandioser wurde.
Nach einer halben Stunde mit nur kurzer Pause hielten wir auf dem Kamm eines unglaublichen hohen Hügels und unser Fahrer holte ein paar Sandboards aus der Halterung des Quads hervor. Wer es nicht kennt: ein Sandboard ist wie ein Snowboard. Nur für Sand. Also eigentlich nichts als ein Brett mit Fussschnallen.
Ich beim Sandboarden 1Ich beim Sandboarden 2
Mit einem ganzen Stück Flattern im Magen standen wir da auf der Spitze des Hügels und befestigten unsere Füsse auf dem Brett – keine Frage: es war geil. Nach mehreren Dünen Abfahrt hatte ich den Dreh raus, überschlug mich nur einmal und wurde sogar gefragt, ob ich schonmal snowboarden gewesen sei, weil ich das so gut könne. Trotz Überschlag ;). Es geht eigentlich hauptsächlich ums Gleichgewist, und darum, das Brett diagonal zum Hügel zu halten und gleichzeitig waagerecht, um nicht umzukippen. Es war jedenfalls definitiv die Erfahrung wert.
Erschöpft, angeschlagen und voller Sand ging es nach Huacachina zurück und über Ica am selben Abend mit dem Bus nach Nazca, wo ich hoffe, morgen die berühmten Linien von Nazca zu sehen, doch dazu später mehr.
Dünen.

21.8.2010, Ica

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Mit dem letzten Centimo nach Machu Picchu

Gestern abend hatte ich vor der Abfahrt nach Aguas Calientes die durchaus schlaue Idee, mein Rückfahrtticket schon im Voraus zu kaufen, was ich also während der Wartezeit denn auch tat. Erst nachdem ich das Wechselgeld erhalten hatte, zählte ich das Bargeld in meiner Tasche: S/ 56. Das könnte doch knapp werden, dachte ich und machte mich auf die Suche nach einem Geldautomaten – bis mir mit Schrecken einfiel, dass ich meine Kreditkarte in meinem Rucksack gelassen hatte – der in Cusco steht. Wie schon am Titicacasee hatte ich nur das Nötigste in meiner Tasche mitgenommen und mein Portmonnaie lasse ich hier in Peru sowieso stets zuhause, da man mit ein paar losen Scheinen in der Tasche einfach sicherer bzw. entspannter unterwegs ist. Da ich gestern früh noch S/ 400 abgehoben hatte, hatte ich nicht erwartet, meine Kreditkarte zu brauchen. Dann musste ich aber das Hostal für letzte Nacht (und im Voraus für die Nacht von heute abend) noch bezahlen, hatte mir noch dringend nötige Sonnencreme gekauft, gegessen und eben zwei Bahn fahrten gekauft – was unmittelbar zu diesem Loch in meiner Tasche führte. Mein Lonely Planet schrieb etwas von 12 US-$ Eintritt für Studenten auf Machu Picchu – der ist aber schon 2 Jahre alt… wie ich auf Nachfrage in der Bahn herausfand, ist der Preis inzwischen bei über 20 US-$ (S/ 62) angekommen – und übernachten musste ich in Aguas Calientes ja auch noch. Die Überschrift ist also leicht untertrieben. Nun hatte ich aber ja schon die Bahntickets und war fest entschlossen, irgendwie nach Machu Picchu zu kommen, da der Weg nach Aguas Calientes sonst ziemlich umsonst gewesen wäre. Ich nehme mal die Spannung und das Ergebnis vorweg: ich hatte mehr Glück als Verstand. In der Bahn unterhielt ich mich mit den beiden mir gegenübersitzenden Chilenen (einer Rei-Ki-Therapeutin und ihrem Sohn), die ähnlich knapp bei Kasse waren. Um 1:00 angekommen, suchten wir also zusammen nach der günstigst möglichen Unterkunft und fanden mit etwas Glück ein Dreibettzimmer für S/ 30 – billiger hätte ich wohl kaum etwas finden können, vor allem nicht in der Recht überteuerten Stadt Aguas Calientes; und das auch noch mit eigenem Bad und sauberen Betten. So weit, so gut – leider waren die verbleibenden S/ 46 trotzdem (bzw. erst recht) zu wenig für den Eintritt. Heute früh wachte ich leider erst um 6:00 auf – viel zu spät eigentlich für Machu Picchu, wo viele schon um 5:00 loswandern, um dem Touristenstrom zu entgehen. Da ich die Hoffnung hatte, dass die beiden Chilenen mir mit ein paar Soles aushelfen könnten, wartete ich, bis sie fertig waren und ging mit ihnen zusammen zum Ticketschalter. Wie sich herausstellte, hatten sie selbst kaum genug Geld und mussten erst zum Bahnhof, um dort nach einer günstigen Rückfahrt zu suchen bevor sie wüssten, wie viel Geld ihnen übrigblieb. (Ich traf sie später in Machu Picchu wieder, sie scheinen also erfolgreich gewesen zu sein.) So stand ich also da und mir fehlten S/ 17 für Machu Picchu. 17 Soles – das sind nicht mal 4€.Sollte ich wegen 4? umsonst nach Aguas Calientes gefahren sein, ohne Machu Picchu zu sehen? Nach mehreren Nachfragen bei den wenigen anderen anwesenden Touristen und schliesslich am Schalter selbst kam ein junger Südamerikaner nicht feststellbarer Herkunft zum Schalter und legte mir einen S/ 20-Schein hin und frage, ob ich denn 3 Soles klein hätte. Überaus dankbar gab ich ihm das Kleingeld und notierte mir Name und Adresse des Hostels in Cusco, wo er bis Samstag sein würde. (Aktuelle Anmerkung: Nach meiner Rückkehr nach Cusco bin ich noch am selben Abend da hingefahren und habe mit dem Taxifahrer ewig lang das versteckte Hostal gesucht, konnte ihm aber schliesslich erfolgreich das Geld zurückgeben.) Ich war erleichtert und begeistert von seinem Vertrauen (auch wenn es ja “nur” 4€ sind). Der Kassierer am Schalter, der natürlich alles mitgekriegt hatte, fragte mich, wie ich denn zurück nach Cusco käme (Ticket habe ich schon) und was ich bis dahin essen wolle (ein paar Quesadillas die ich noch mithatte). Nachdem er mir das Ticket ausgestellt hatte, schob er mir einen 10-Soles-Schein rüber und meinte, ich müsse ja schliesslich auch unterwegs etwas essen können. Es ist schon toll, wenn man so hilfsbereiten Leuten begegnet! Der jugendliche Südamerikaner hielt mich kurz darauf auf der Plaza an, fragte ob ich noch mehr für unterwegs bräuchte und gab mir noch weitere S/ 10 …mit nun ganzen S/ 20 in der Tasche konnte ich mich endlich nach Machu Picchu aufmachen. Der Machu Picchu-AufstiegDer Fussweg von Aguas Valientes zur Inkastätte führt zahllose Treppenstufen hinauf, die ich mit mehreren Pausen in etwa 1 1/2 Stunden triefend durchschwitzt meisterte.Ich am Ende des Machu Picchu-AufstiegsIch in der Mitte des Machu Picchu-AufstiegsIch am Anfang des Machu Picchu-Aufstiegs Dass ich damit mittlerweile zu spät war, um einer der 400 zugelassenen Besucher des Nachbarberges Wayna Picchu zu sein, war zwar schade – aber ich konnte schliesslich froh sein, überhaupt hier sein zu können. So hatte ich über 5 Stunden Zeit, um mir intensiv die alte Inkastadt anzusehen, bis zur Puente del Inka und zum Intipunku hinaufzulaufen (der etwa gleich hoch ist wie der Wayna Picchu). Und auch wenn ich vielleicht nicht mit den Beschreibungen Machu Picchus als “magischen Ort” mitgehe, hat sich all das definitiv gelohnt – wie beeindruckend passgenau die riesigen Steine lückenlos aufeinanderstehen und so der Natur standhalten; Lama in Machu Picchu Ruinenwie raffiniert das Wasser vom Nachbarberg in die Stadtkanäle geleitet wurde, wie imposant der Sonnentempel sich von den Lamabevölkerten Grasflächen erhebt – und all das im leichten Nebel über mir, der die riesigen Nachbarberge in einen Dunstschleier hüllt. Es hat schon seine Gründe, warum Machu Picchu die meistbesuchteste archäologische Stätte Amerikas ist. Die Fotos mögen vielleicht einen kleinen Eindruck davon vermitteln. Das Umherwandern zwischen diesen grandiosen Ruinen ist jedoch einfach einmalig.

Machu Picchu AussichtDer Pfad führt durch Ruinen und GebirgeMachu Picchu RuinenSonnentempel auf Machu PicchuMachu Picchu AussichtLama vor dem Wayna PicchuIndigeno vor Bergpanorama

Als ich auf dem Intipunku sitzend Regentropfen spürte, machte ich mich schnellstens an den Abstieg – nicht schnell genug. IntipunkuTrotz nur halbstündigem Fussweg ins Tal hinab war ich völlig durchnässt. Der Besitzer eines kleinen Restaurants am Fuss des berges (bzw. bei der Brücke über den Urubamba) überliess mir freundlicherweise ein Plastik-Regencape – damit dürfte ich wohl den absoluten Tag der Hilfsbereitschaft ausgeschöpft haben Zurück in Aguas Calientes kaufte ich mir von den restlichen Soles etwas zu essen für unterwegs und sitze nun im Zug nach Cusco. Da es aufgehört hatte zu regnen, kann ich die umgebende Landschaft bestaunen: der so angepriesene “Scenic View” besteht aber anfangs hauptsächlich aus dem Rio Urubamba. Von der späteren Landschaft kriege ich leider nichts mehr mit, weil es ab 18:00 dunkel ist. Aber mit Machu Picchu habe ich ja auch schon unglaublich viel gesehen – und durch mein finanzielles Missgeschick viel freundliche Hilfe erlebt!

PS: Jaaa, ich habe endlich die Fotos hochgeladen! Einfach runterscrollen, ab dem Beitrag “Molina de Sabandía” sind jetzt Fotos eingebunden!