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Deutschland-Tour in Planung

Nachdem Torben und ich so viel zusammen durch Mittelamerika gereist waren, stellten wir fest, dass wir jetzt fast mehr von dieser Ecke der Welt kennen als von unserem eigenen Land. So entstand die Idee, gemeinsam für ein paar Wochen Deutschland zu durchreisen – nachdem wir Mitte Juli dann hoffentlich erfolgreich unser Semester hinter uns gebracht haben, werden wir also alles Nötige und eine Polaroid-Kamera einpacken und gegen den Uhrzeigersinn von Halle aus das ganze Land bereisen.

Wir werden, getreu der Latino-mentalität, flexibel und offen bleiben, und die in der unten stehenden Karte sind kaum mehr als Orientierungen auf unserer Route, auf welcher wir nicht nur einige schöne Städte kennenlernen wollen, sondern gerade auch selten besuchte Orte abseits der üblichen Ziele besuchen, die man vielleicht gar nicht in unserem Land erwartet hätte. So reihen sich zwischen unseren Wunschstädten Berlin, Hamburg, Köln und Weimar (ja ich weiß, die Liste ist lustig) auch die Mecklenburger Seenplatte, die Ostsee, der Laacher See und der ein oder andere hoffentlich noch kommende Vorschlag von Freunden und Bekannten. (Aufruf an euch 😉 ). Dass wir an unseren verschiedenen Stationen natürlich auch gerne den einen oder anderen besuchen werden und eure Übernachtungsangebote sicherlich nicht ausschlagen werden, versteht sich von selbst. Unsere noch zu beschaffende Polaroidkamera soll das übliche 1000-Digitale-Fotos Prinzip ersetzen. Der Anhalter im Auto, der unerwartete Gastgeber in einer Stadt, der Sonnenuntergang über der Ostsee. Und wenn wir unterwegs Hip Hop Begeisterte treffen, werden die per Mikrofon in die unterwegs gemachte Voraufzeichnung unserer nächsten Stadtvögel-Sendung eingebunden.
Warum schreibe ich das alles hier, abgesehen davon, mich wichtig und euch neidisch zu machen? Ganz klar, wir brauchen eure Hilfe: eure Couch- und Schlafgelegenheiten, eure Stadtführungen und Tipps für versteckte Juwelen in der Umgebung und die Möglichkeit, durch euch ganz viel Neues kennenzulernen. Und ja, vielleicht auch ein bisschen eure Aufmerksamkeit. Aber das ist ne andere Sache 😉

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Grosse Zusammenfassung: Meine Top 25

Meine Zeit in Lateinamerika neigt sich dem Ende zu, und Deutschland rückt immer näher. Die letzte Zeit in Monteverde mit den fast schon familiär gewordenen Freunden aus NuestraKasa verbracht, nochmal Salsatanzen gegangen, gemeinsames Kochen mit 13 Leuten und leicht wehmütig in der Hängematte chillen – ein wenig seltsam ist es schon, jetzt nach 8 Monaten wieder zurückzukehren… und doch wird es langsam Zeit, und ich freue mich auf alles, was mich nach dem langen Flug erwarten wird. Ich habe unglaublich vieles erlebt auf dieser Reise, habe erschreckende Armut gesehen und glänzende Kolonialstädte, Auswirkungen des Klimawandels und scheinbar unberührte Naturparadiese, habe Freunde kennengelernt und bin mit mehr Verkehrsmitteln gereist, als ich Strassenessen gegessen habe (naja, vielleicht nicht ganz). Ich weiss, dass ihr nicht immer alle soviel Zeit hattet, all das zu lesen und ihr so manches vielleicht nur überflogen habt… deshalb habe ich mir ein paar Minuten Zeit genommen, und eine grosse Zusammenfassung der 25 Orte geschrieben, die mich am meisten beeindruckt haben… auf positiver Seite; denn was wäre schon ein Rückblick auf die traurigsten Orte die man gesehen hat? – unabhängig dass es davon zum Glück nicht so viele gibt. Per Klick auf die kleine Zahl in Klammern hinter dem Ortsnamen kommt ihr zu dem Blogeintrag, den ich dazu jeweils geschrieben hatte.
In chronologischer Reihenfolge 😉

Blick auf LimaBarrancoLima
Meine Heimatstadt, die von vielen Kurzzeitbesuchern so verachtet wird, und doch geliebt von jedem, der dort mehr als ein paar Tage verbringt. Irgendwo zwischen den Welten aus armen Barrios wie Puente Piedra, wo ich meine peruanische Familie schätzen lernte, und dem glitzernden Miraflores, wo ich Woche für Woche mit Slamtexten an der Poesia en el Parque teilnahm, zwischen der rauhen Steilküste zum Meer beobachten und Paragliden und dem chaotischen Busverkehr im Zentrum, dem im August so grauen Himmel und dem pulsierenden Leben in der Uni Nacional de San Marcos… liegt meine geliebte peruanische Heimat. Lima wird immer eine Sonderposition für mich haben. Pucha huevon, nunca la olvides!

UrobootFeuertanzAmantanihafenAmantaniaussichtAmantani & Der Titicacasee (1)
Einer der schönsten Orte meiner Reise – ich habe mein Herz verloren am Titicacasee. Der riesige Andensee, der scheint wie ein Meer, breitete sich vor meinen Füssen aus, die auf dem Stein des Osthügels Amantanis stehen, hinter mir die Pachamamaruinen, und am Ufer liegt der friedliche Ort, in dem ich in einer lokalen Familie untergekommen in das Quechua-geprägte Leben eintauchen konnte. Nachts zum frösteln kalt, tags pralle Sonne, abends der Blick auf den bis zum Horizont reichenden See und die darüber untergehende Sonne – kaum ein schönerer Ort auf Erden!

IndigenoSonnentempelCusco KathedraleLamaCusco & Das heilige Tal (1)(2)
Wenn auch ein viel zu touristischer Ort, muss man Cusco und die Bauwerke Machu Picchu und Saqsaiwaman einfach gesehen haben. Was die Inkas dort an architektonischen Wundern bauten, ist mit wenig vergleichbar. Während die spanischen Kolonialhäuser immer wieder Erdbeben zum Opfer fielen, stehen die passgenauen Mauern der Inka immer noch. Cusco selbst ist schön, vielfältig und interessant… wären da nicht all die Touristen und die vielen Einheimischen, die selbige übers Ohr hauen wollen.

SandboardenHuacachinaDünenSandboarden in der Oase Huacachina (1)
Mitten in der Wüste aus Sanddünen im Süden Perus taucht diese herrlich schöne Lagunen-Oase vor meinen Augen auf (die übrigens auch auf peruanischen Geldscheinen zu sehen ist), eingedrängt zwischen den gelben Hügeln, durch welche ich wenig später auf einem Quad in affenartigem Tempo düse – um schliesslich, auf deren Hügeln stehend, ein Board in der Hand, in die Tiefe surfe. Voll mit Sand und Adrenalin die Sonne über den Dünen untergehen sehen – göttlich!

artesaniaHaus KöhelPozuzo (1)
Bananenstrudel und Wiener Schnitzel im österreichisch geschmückten Tiroler Adler, durch den kleinen, sauberen Ort voller geschnitzter Holzhäuser schlendern und sich von Einheimischen aus der Sendero-Luminoso-Zeit erzählen lassen, als sie sich von den Hügeln aus verteidigten, durch die wir am Vormittag noch gewandert sind… Der Ort ist so eigen, dass Wenige den komplizierten Weg im Minibus an Felsklippen entlang auf sich nehmen: aber es lohnt sich!

camino del muertecocoaCoroico & Der Camino del Muerte(1)
In dicken Klamotten umgeben von Nebel und kaltem Gestein auf 4000m Höhe in den bolivianischen Anden setze ich mich aufs Mountainbike – auf 1500m steige ich nach einer unvergleichlichen Abfahrt im grünbewachsenen, heissen Dschungel wieder ab. Trotz absoluten Geflasht-seins bleibe ich noch dort und entdecke Coroico, ein gemütlicher Hügelort mit fantastischer Aussicht auf den Dschungel, und schliesse im Tier-Rehabilitationspark Freundschaft mit dem Spinnenaffen Cocoa, der meine Hand gar nicht mehr loslassen will…

wurzeltrinkenamazonasaffeAmazonischer Dschungel (bei Iquitos) (1)
Viel wird als Selva bezeichnet, doch nichts ist so sehr Dschungel wie Amazonien. Ich sehe pinke Delfine, giftgrüne Frösche, Tarantulas und Schlangen, trinke aus Wurzeln und reibe mich mit Termiten ein… und verlaufe mich im Dikicht des Primärregenwaldes in Dunkelheit. Unglaublich schwül-heiss und voller Mücken. Aber was für ein Abenteuer!

BaumVersteinerter Wald (bei Puyango) (1)
Zum winzigen Dorf trampend fängt meine grosse Reise an, und der versteinerte Wald, den man in vielen Reiseführern vergeblich sucht, ist so ein seltsamer, faszinierender Ausblick, dass er als passender Startpunkt in Ecuador in meinem Kopf hängen geblieben ist. Kiloschwere Holzsteine auf dem Weg, den lebenden Wald um mich herum, perfekte Ruhe…

CuencahutmacherCuenca & Die Anden (1)
Dass ich die Anden liebe, wird mir in Cuenca wieder klar: die mit hübschen Häusern und mehr Kirchen als man zählen kann gefüllten Strassen wollen mich bleiben lassen. Und der Himmel beschenkt mich mit dem schönsten Andenwetter, während ich in den Hutladen eines betagten Herren schaue…

QuitoTurmuhrreitenQuito & Der Mittelpunkt der Erde (1)(2)
Das irgendjemand freiwillig im neuen Quito wohnt, ist mir unverständlich – hat Alt-Quito doch einen so angenehmen kolonial-verstaubten Charme, eine fantastische, dem Kölner Dom nachempfundene Kathedrale und versteckte Innenhöfe hinter jeder zweiter Tür. Mit der Seilbahn komme ich hoch in die Nähe des Hausvulkans, zu Pferd (erstmalige Erfahrung für mich) noch weiter – mit lohnender Aussicht auf die Natur um mich rum und die Stadt hinter dem nächsten Hügel. Im nahegelegenen Mitad del Mundo überquere ich den Äquator und stelle fest, was die Erdanziehungskraft alles tolles kann:

SalsaLa Feria de Cali(1)
Ich kann nicht sagen, ob Cali auch so für sich alleine hier in der Liste gelandet wäre – auch wenn es unbestreitbar schöne Stadtviertel hat. Was mir aber v.a. hängen ggeblieben ist, war die hier jedes Jahr zu Weihnachten stattfindende Feria, von der ich Teile erleen durfte: umwerfende Paraden mit den besten Salsa-TänzerInnen des Kontinents, Konzerte (darunter ein absolutes Underground-Erlebnis) und noch mehr Salsa: ganz Cali pochte im Rhythmus der Musik!

LadrillerosLadrillerosLadrillerosLadrilleros (1)
Durch tiefsten Dschungel, durch welchen Sonnenstrahlen vereinzelt auf den Fluss schimmern, sind wir im Kanu bis zur abgelegenen natürlichen Piscina gekommen, in der wir in völliger Einsamkeit vom Wasserfall ins 3m-tiefe Becken springen, uns mit dem abgekratzten weichen Steinschlamm einschmieren und überrascht nach oben schauen, als ein kleines Flugzeug der nahen Militäraussenstelle knappe 12m über uns hinwegdüst. Wow. Geheimtipp pur. Den Rest der Zeit am schwarzen Strand chillen, auf den Pazifik und diedschungelbewachsene Steilküste starren und göttliche Papas Rellenas im Dorf essen… Noch ein Höhepunkt: Sylvester mit Privatkonzert!

KolibriKaffepflanzeKaffeeDas Kaffee-Land(1)
Salento, der vielgelobte Miniort in der Zona Cafetera, mag von backpackern überlaufen und ereignislos sein: es ist ein hübscher Ort zum Wohlfühlen, und noch viel wichtiger: man ist nach einem kurzen Wanderweg direkt im kaffeeland. Mögen die schöne Landschaft und Wanderungen durch Wachspalmenwald noch vergleichsweise unspektakulär scheinen (obwohl… nicht) – der Besuch auf einer Kaffeefinca mit Privattour und Verkostung ist so schnell woanders nicht zu finden. Und so guter Kaffee auch nicht!

wasserspiegelsalzkathedraleDie Salzkathedrale (bei Bogota)(1)
Die wohl beeindruckendste, und wegen ihrer Schlichtheit schönste Kathedrale die ich bisher gesehen habe tief unter der Erde im Salzbau, mit Salzwasserspiegel und gigantischen, in den Stein gehauenen Kreuzen – wer hier nicht andächtig wird, hat was falsch gemacht. Bogota selbst ist natürlich auch sehr sehenswert, wie man es bei einer 8Millionen-Stadt vielleicht erwarten kann. Aber ich kann ja jetzt auch nicht jede kolumbianische Stadt in meine Top25 packen… oder eigentlich gleich ganz Kolumbien 😉

metroboteroIch vor dem Stausee von GuatapéDer HinkelsteinMedellin & Der Stein von Guatapé (1)
vielleicht habe ich ja auch einfach eine Paisa-Seele 🙂 – doch das Land und die Paisametropole Medellin lassen mich nicht mehr los – und man kann mich jetzt schon kaum mehr von der Idee abbringen, für meine BA-Arbeit hierher zurückzukommen. Die Stadt voller Kultur und Wissenschaft, modern wie wenig andere in Lateinamerika, gleichzeitig besiedelt von den freundlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann – das Land voller unbeschreiblicher Schönheiten, die ihresgleichen suchen: allen voran der Stausee von Guatapé und der ihn überragende Stein El Peñal, von welchem ich dieses wunderschöne, von Inselchen gesprengelte Nebenprodukt menschlichen Energiewahns bewundere. Wer nach Lateinamerika reist, sollte nach Kolumbien kommen – und wer nach Kolumbien reist, kann Medellin auf keinen Fall auslassen!

Ausgang der HöhlenMarmorstrand Rio ClaroRio Claro vom 8m-SprungCañon Rio Claro (1)
Als Tourismusziel ausgebaut und trotzdem herrlich ruhig – findet man wohl nur in Kolumbien. Der private Naturpark um den Rio Claro ist atemberaubend schön zum Spazierengehen (und dabei uU von einer Tarantula überrascht werden), vom 8m Standpunkt in die Strömung zu springen, vom marmornen Strand schwimmend den Fluss durchqueren und nach einer fast 2h-Wanderung durch den Dschungel die von 1m-Flügelspannweiten Fledermäusen behausten Marmorhöhlen wandernd, durch Wasser watend, springend, rutschend und schwimmend zu durchqueren und an einem Wasserfall hinunterkletternd nach einer Flussdurchquerung wieder am Strand zu landen. Echt jetzt? Ja echt… geil oder?

Paragliden bei BucaramangaAussicht vom GleitschirmParagliden bei Bucaramanga (1)
Gleitschirmfliegen mag für mich nicht mehr den Reiz des Neuen haben, und doch bin ich jedes Mal aufs neue 100% glücklich, wenn ich den Boden unter den Füssen zurücklasse und mit dem Schirm über mir den Hang entlangsoare… und die Landschaft in der Umgebung, die zu Wanderungen durch die kleinen Orte mit ihren gemütlichen Einwohnern verführt, tut ihr übriges. Aber das einfach unvergleichliche Erlebnis ist natürlich (auch) hier das Paragliden… (geht übrigens auch als Tandem), im Sonnenuntergang mit Blick auf das Tal, Buca und eine Hügellandschaft bis zum Horizont!

Der Schlammvulkan TotumaIch schwimme im SchlammCartagenas Stadtmauer bei SonnenuntergangBaden im Schlammvulkan (bei Cartagena) (1)
Ob sich Cartagena lohnt, muss jeder selbst zwischen schöner Altstadt und Tourifalle entscheiden. Der in der Nähe gelegene Schlammvulkan hingegen ist auf jeden Fall ein verdammt cooles Erlebnis – wo kann man sonst schon nach 5min Aufstieg im Krater eines aktiven Vulkans gemütlich im kühlen Schlamm liegen, sich in das blubbernde, zähe Grau sinken lassen um anschliessend in einer kleinen Seebucht den Matsch abwaschen zu gehen?

Templo de BahaiPanamas KathedralePanama-Stadt & Der Bahai-Tempel(1)
Jetzt war ich 3x am Flughafen Panamas, bin selbst aber nie dort in oder aus einem Flugzeug gestiegen. Trotzdem 2x in dieser Stadt gewesen, und mich das zweite Mal fast wie zuhause gefühlt. Der von den Wänden abblätternde Charme zwischen Vergangen und Immer noch da des alten Kolonialviertels Casco Viejo ist erstaunlich ruhig, und was ist toller, als Abends auf der Plaza de Francia philosophierend auf den causeway zu blicken? Selbiger ist ebenso besuchenswert – und dann noch den Metropolitanpark und (mein persönlicher Lieblingsort hier) der unglaubliche Ruhe ausstrahlende Bahau-Tempel, und man hat eine sympathische, fast schon heimelige Hauptstadt…

Grosses Schiff im PanamakanalDer Gatun-See, Teil des PanamakanalsDie Kanal-Eisenbahn

Der Kanal (1)
Es ist einfach aus technischer Sicht ein Wunderwerk, und definitiv den Besuch wert – in unserem Fall: zwei der riesigen Schleusen (wenn die bei Gatun leider schon zu waren) und eine krass szenische Bahnfahrt am Kanal und dem Gatunsee entlang. Gerne wäre ich auch noch per Schiff durch den Kanal gefahren – aber man kann ja nicht alles haben. Spannend wär das aber bestimmt auch mal…

tolle aussicht ... nochSilja und ich auf dem Gipfelthermalquelle CalderaBoquete, Barú & Calderas (1)
Einer meiner Lieblingsorte in Zentralamerika, kam ich nach Boquete gleich noch ein zweites Mal, um im frischen Klima und netter Atmosphäre zu entspannen. Der erste Besuch war actionreicher gewesen: in 7h erklommen wir den Vulkan Baru durch schönste Natur – auch wenn wir nach der kalten Nacht nicht mit der erhofften Aussicht belohnt wurden, war es eine tolle Erfahrung. Unsere Belohnung dafür: die heissen Quellen von Calderas, die wohl natürlichsten Thermen, die ich bisher gesehen habe. Wer nicht in Boquete war, hat einen der interessantesten Orte Panamas verpasst!

Unser Hostel BastimentosDie TaucherOld Banks, Bastimentos (1)
Eine völlig andere Kultur hüllt die Bocas del Toro-Insel in einen so unglaublich relaxenden Reggae-Vibe, dass man schon nach kurzer Zeit das Tempo verlangsamt, die allgegenwärtige Reggaemusik mitsummt und durch den Ort schlendert, in der Hängematte oder am Strand chillt oder maximal up in the Hill ein paar leckere Schokotrüffel verzehrt… okay, oder sich im Tauchen versucht. Ja man! Aber nicht den Ratschlag vergessen, den uns ein Ragga am Abend vorher gab: U cant smok unda wata, man!

Blick auf den Vulkan ConcepcionIrgendwo im NebelwaldDer Kratersee im MaderasIsla Ometepe (1)
Wer wie wir, nicht genug vom Vulkanbesteigen bekommt – der Maderas ist ein schlammiges Stück Aufstieg. Und der Seegrund im Krater ist auch nicht gerade gut um Stehen geeignet. Klingt doof? Naja, dafür gibts ne tolle Aussicht auf die andere Hälfte der Insel, den zweiten Vulkan der dieses Naturparadies inmitten des jegliche Vorstellungskraft sprengenden Lago Nicaraguas.

IMG_7299IMG_7287Der KraterWir besteigen den VulkankraterLeon & Der Cerro Negro: Vulkansurfen! (1)
Leon ist viel zu heiss, um es zu meiner Lieblingsstadt Mittelamerikas zu schaffen – schade eigentlich, denn sonst hat es alles: schöne koloniale AAltstadthäuser, eine fantastische Kathedrale auf deren Dach man herumwandern kann, viel gutes Essen und v.a. eine rege Kulturszene aus Gitarristen, Kleinkunstbands und Poeten, die sich durch die zahllosen Bars treiben. Dass die Stadt ihren Dichter Ruben Dario, der fast als Nationalheld gilt, über alles verehrt, macht sie nur noch sympathischer. Zusätzliches Aebntuer: auf dem Kraterrand des Cerro Negros in die tiefstehende Sonne wandern, auf der einen Seite den rauchenden Vulkan, auf der anderen die Steile, schwarze Piste, die wir mit dem Board unter den Füssen heruntersurfen…

Der geheime Baum von innenNebelwald-BlumeNebelwald-SchönheitMonteverde & Der Nebelwald(1)
Der einzige Ort, der mir gezeigt hat, wie reich und vielfältig Costa Rica sein kann – entspannte Atmosphäre, gutes Wetter und tausend Angebote, seinen Tag zu verbringen, auch wenn die meisten davon ein bisschen preislich übertrieben sind. Bei einer der Canopy-Touren gibts nen gehörigen Adrenalinkick, die Suche nach dem von Innen besteigbaren Rankenbaum erfüllt das Bedürfnis nach individueller Entdeckung und der Nebelwald von Santa Elena ist voller atemberaubender Schönheit, und trotz seiner durch Pfade leichten Zugänglichkeit wenig besucht, so dass man die völlig Ruhe dieses wundervollen Ortes perfekt geniessen kann. Und wenn man abends wieder Zivilisationswünsche offen hat, dann kann man hier sogar Salsa tanzen gehen 😉

…das sieht nach einer ganzen Menge aus – ist ja auch viel Zeit vergangen. Aber was meine Reise besonders erlebenswert gemacht haben, waren letztenendes all die Leute, die einem über den Weg laufen und jeden Reisetag ein neues Erlebnis werden lassen! Ich danke euch allen für die Rückmeldungen, die Mails, die Kommentare, die Unterstützung wenn ich mal einen Durchhänger hatte, und die Nachfragen, die dafür sorgten, dass ich mein Tagebuch nie allzu lange liegen liess 😉 …Und wenn ihr auch mal nach Lateinamerika reisen wollt, wisst ihr ja jetzt, wo ihr überall hinsolltet!

27.3.11, San Jose, Costa Rica

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Costa Rica: zwei Seiten

Der inaktive aktive Vulkan
La Fortuna, ein kleiner, mittlerweile mit Gringos gefüllter Ort wie sonst landestypisches Essen mit Reis und Bohnen geullt ist, ist vor allem für eines berühmt: den Vulkan Arenal, an dessen Fuss das Städtchen sich befindet, und der nach ewiger Inaktivität in den 70ern plötzlich mit voller Power ausbrach und zwei nähergelegene Orte verschüttete. Seitdem war der typisch ikonisch geformte Feuerberg so gut wie täglich aktiv, spuckte Rauchwoken und Steinchen durch die Luft, liess Lavaströme auf der dem Dorf abgewandten Seite hinunterfliessen und lieferte nachts fotogene Feuerwerke – La Fortunas Tourismusindustrie konnte ihr Glück kaum fassen, und Jahr für Jahr sprangen mehr Touri-Tours aus dem Boden, die die Besucher mit Lava-Sichtungen lockten. Trotz des offensichtlichen Tourismusüberflusses dachte ich mir – das kann ich mir nicht entgehen lassen… und erfuhr erst kurz vor der Abreise (weshalb ich trotzdem hinfuhr), dass der Arenal seit ca 6 Monaten nichts mehr von sich hören oder sehen hat lassen. Eine weitere Auswirkung des Klimawandels?
Was bleibt sonst in der Stadt zu tuen? Teure Touren auf den inaktiven Nachbarvulkan (hatte ich nun wirklich genug), noch teurere heisse Themen (ebenfalls) – von denen eine nicht mal echt ist, Canopy-Tours (mach ich in Monteverde, siehe unten) und der Wasserfall La Fortuna. Das ist doch mal was. Gestern wars schon zu spät dafür als ich im (empfehlenswerten) Gringo Pete’s ankam (sah mir noch die Stadt an und machte das letzte Shirt fertig 😉 ), weshalb ich heute früh aufstand und die knappen 1 1/2 h losmarschierte. Unglaubliche 9$ Eintritt, ein netter, aber unspektakulärer WaldwegWasserfall La Fortuna zu den zugegebenerweise beeindruckenden Fällen, und ein kaltes Bad in der Piscina darunter (also nicht direkt drunter, das wär dann doch etwas heavy), und ich hatte wenigstens etwas interessantes in La Fortuna erlebt. Von Touris überfüllt war der ganze Park aber natürlich trotzdem. Um 14:40 ging es dann zu einer vielgepriesenen “szenischen” Jeep-Boat-Jeep Tour nach Monteverde… die mich schwer enttäuschte. Zum Glück “nur” 18$ bezahlt – und dann zwischen einem alten russischen Ehepaar ausm Resorthotel und einer japanischen Touristenfamilie gesessen, in einem “Jeep” der genaugenommen ein Van war, und mich gefragt was mach ich hier?!. Ein richtiges Hotel-zu-Hotel Shuttle. Das grosse Tourisightseeingboot wurde immerhin noch gegen ein 10-Mann-Speedboot ausgetauscht (da für unsere kleine Gruppe viel effektiver) – da hatten die All-Inclusive-Urlauber sogar noch ihr kleines Stückchen Abenteuer dabei. So szenisch wars dann auch nicht, obwohl der See sogar ganz nett aussah… aber naja. Costa Rica gibt sich echt alle Mühe, mir nicht zu gefallen.

22.3.11, La Fortuna, CR

Endlich ein interessanter Ort: Monteverde – Canopy, der Piratenbaum und der Nebelwald
Wie schön, dass meine letzten Tage hier mir doch noch mit einigen tollen Erlebnissen beschenkt werden. Monteverde, bzw. das Dorf Santa Elena, ist trotz des allgegenwärtigen Touristenstroms ein Ort, wo ich mich einfach mal sehr wohlfühle. Das Klima ist Boquete-ähnlich, eine gute Voraussetzung, und das Hostel Tinas Casitas eine entspannte Unterkunft voller sympathischer Leute – und meine Tage waren so voll, dass ich nicht mal dazu kam, dort viel Zeit zu verbringen. Gestern früh ging ich auf eine Canopy-Tour, die Touri-attraktion in Costa Rica schlechthin. Zuerst das Negative: wir waren zu viele Leute, und das Team scheuchte uns geradezu durch die Stationen, so dass von der Natur nicht allzu viel zu sehen übrig blieb (das kam zum Glück noch später). Hier ging es viel mehr ums Adrenalin:
Hängebrücke vorm TarzanswingIm Gurtzeug sitzend am Drahtseil hängend sauste ich durch den Dschungel von Station zu Station, zwischen Baumkronen und über ein riesiges Tal – da man dabei die Hand zum Bremsen braucht, sind Fotos leider rare Ware. Dann allerdings die Steigerung: der “Superman”, am Rücken festgeschnallt, die Arme ausgebreitet und das Gesicht gen Tal gerichtet, fliege ich Fullspeed auf die andere Talseite. Und dann der pure Adrenalistoss: der Tarzanswing. Von einer Art halben Hängebrücke aus ans Seil gebunden, ohne viel Gerede einen kleinen Stups gekriegt… und dann in den freien Fall! Wow! Auf der Hälfte der ca 50m dann ins Seil fallen und wie Tarzan nach vorne und hinten schwingen, bis ich vom Bodenteam abgeschnallt und runtergeholt werde. Bungeejumpen auf die Dschungelart. Könnt ihr euch nicht vorstellen? …alles hier im Video:
Canopy Zipline Monteverde

Die beiden Franzosen Antoine und Matilde, die auch dabei waren (und deren Hostel nur kurz von mir entfernt ist), erzählten mir anschliessend von einem “Geheimtipp”: dem Baum, welchen man von innen besteigen kann, irgendwo im Dorf-nahegelegenen Wald, von Touris nahezu unentdeckt. Natürlich kam ich Der geheime Baum von innenund von aussen(nach leckerem Mittagessen) mit. Wir brauchten eine Weile, die richtige Stelle zu finden, wurden dafür aber andernorts mit ca 8-10Affe in Monteverde herumspielenden Affen belohnt, die nahe unseres Aussichtspunktes durch die Bäume kletterten. Dann schliesslich der Baum, genaugenommen eine riesige Ranke, die den dort früher stehenden Baum umschlungen und abgetötet hat, sodass er nun innen hohl ist und uns die Möglichkeit gab, auf der Innenseite gute 15 m hochzuklettern und aus einem kleinen Loch in den Wald hinauszublicken. That made my day!
Nach unserer Rückkehr begegneten wir in ihrem Hostel “NuestraKasa” Dar, Dan und Amy, die auch davon gehört hatten, und denen ich kurzerhand eine “pirate map” zum geheimen Baum zeichnete. Begeistert luden sie uns ein, ihnen am Abend Gesellschaft zu leisten und mit der Flor de Cañas-Flasche zu helfen, die sie noch aus Nicaragua mithatten. Gegen 10 Uhr nachts (inzwischen noch mit ein paar anderen Leuten aus dem Hostel) entschieden wir uns spontan, unsere private “Nighttour” zu machen, bei der ich (da Antoine und Matile schon müde waren) als Guide unsere 7-Mann-Gruppe zum “Monkey Spot” und dem “secret tree” führte. Sahen nachts natürlich keine Affen, aber nochmal den Baum (den wir auch hochkletterten), Glühwürmchen, tollen Sternenhimmel und den dunklen Halbdschungel. Fantastisch!

Der NebelwaldHeute kam dann nochmal ein tolles Naturerlebnis dazu, zusammen fuhren wir sechs (oben genannte)Die NuestraKasa-Crew am Eingang des Nationalparks in den Sta Elena Nationalpark im Nebelwald. Unglaublich schön, wenig besucht und fantastisch still bekamen wir einen tollen Blick auf den sogar wolkenfreien Vulkan Arenal und sahen einen Ameisenbär, Raupen, Schmetterlinge, winzige knallrote Spinnen, schwarze Springeidechsen, kleineBlick aufs Tal bis zum Arenal Banditenvögel (mit “Augenbinde”), einem grossen schwarzen Vogel mit riesigem Schwanzfächer und einiges mehr, schöne Nebelwaldblüten und eine Liane, die wir als Schaukel ausprobierten. Nur zu empfehlen – hier merkte ich erstmals, wofür Costa Rica einst zum so berühmten Touristenziel wurde. Ich habe zwar nicht viel in diesem Land gesehen, (bereue das auch nicht grossartig), aber wann man etwas hier sehen sollte, dann auf jeden Fall diesen Ort!
Nebelwald-BlumeNebelwald-SchönheitIch im Nebelwald ;)

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Reisefaul?

Treiben lassen in Boquete
Die Zeit treibt vor sich hin und es ist leicht, den Überblick zu verlieren. Wie lange bin ich jetzt schon wieder in Boquete? Untergekommen im sehr zu empfehlenen Mamallena, bin ich hier wieder zur Ruhe gekommen, im angenehmen Klima und umgeben von sympathischen Leuten, in einem Ort den ich bereits kenne… das habe ich gebraucht. Habe auch nicht viel unternommen – ein kleiner lokaler Markt, der Garten Mi jardin es tu jardin“mi jardin es tu jardin” und zusammen mit den beiden Hallenserinnen die ich in Santa Fe getroffen hatte nochmal zu den Calderas-Thermen gefahren (die immer noch ein absolut toller Ort sind). Ansonsten verbrachte ich viel Zeit damit, diverse Sachen für meine Rückkehr nach Deutschland zu planen, für die Uni, für Poetry Slams und meinen Job, und die T-Shirts zu bemalen, die ich mir in Panama-Stadt geholt hatte. Letzteres begeisterte ein paar Leute im Hostel so sehr, dass ich nebenbei noch drei Caps als Auftragsarbeiten annahm und dadurch für meine Zeit in Boquete mit Rum und Massagen versorgt wurde. Es fällt leicht, hier hängen zu bleiben, jeder Tag geht so gut rum, viele Gespräche mit den anderen Leuten hier, und ich würde gerne noch länger bleiben, im Konflikt zwischen “wenigstens noch ein bisschen Costa Rica sehen” und das hier geniessen…
Pucha-huevon Shirtpues si shirtchevere-shirtcap1cap2cap3

17.03.2011, Boquete, Panama

San Jose oder die zwanghafte Suche nach dem Authentischen
Wendys Fastfood in San JoseUS-amerikanischer geht es wahrscheinlich gar nicht mehr. Wenn Mittelamerika mit schon so übermässig vom grossen Nachbarn beeinfluss schien, San Jose ist die absolute Zuspitzung: neue, grosse Autos, fastfood-Ketten an jeder Strassenecke, Autohändler, Diners, riesige Werbeplakate, Surferklamotten-Shops… und der so “typisch” Tica-Ausruf “Pura Vida” (pures Leben) ist auch nichts anderes als das Pursuit of hapiness und den american way of life. Ich bin ja inzwischen das dritte Mal hier (die ersten beiden Male jedoch mehr als Durchreiseort denn als Ziel), und trotzdem erschreckt dieses Stück Staaten in Lateinamerika noch, die Preise, die Atmosphäre und irgendwie auch die Menschen, und ich fühle mich hier längst nicht so wohl wie in all den lateinamerikanischen Städten, in denen ich auf meiner Reise war – und das obwohl ich vor einigen Jahren einen Schüleraustausch in den USA gemacht hatte und so dieser Kultur gar nicht mal von Grund auf abgeneigt bin… das Problem ist die Authentik. Der Dr. Sparen!Der reisende Backpaccker ebenso wie der Kulturwissenschaftler in mir schreien “das ist doch nicht Lateinamerika”, sondern eine übergestülpte Kulturvorstellung. Auf der anderen Seite ist diese Jultur hier im Zusammenhang mit dem Lebensstandard zu sehen, der hier zweifellos um einiges höher ist als im Rest Lateinamerikas (ausser vielleicht Argentinien) – Costa Rica gilt als die Schweiz Lateinamerikas, und an wenigen Orten des Kontinents geht es den Menschen aus ökonomischer Sicht so gut wie in San Jose.

Ist es nicht irgendwie egoistisch, dies alles zu kritisieren, bloss weil einem selbst dadurch dieses romantische Authentische fehlt, dass wir reisenden Europäer so zwanghaft auf der ganzen Welt suchen? Dieses verherrlichte Natürliche, dass wir bei uns nicht mehr kennen und deshalb hoffen, in den armen Regionen der Welt zu finden? – mal noch auf unmerklich-harmlose Weise, wenn wir uns freuen, statt im Hostel bei einer regionalen Familie untergekommen zu sein und so ihr “natürliches” Leben mitbekommen, mal in hässlich deutlicher Weise, wenn sich Touris mit ihrer Spiegelreflexkamera vor kleine Kinder in traditioneller Kleidung stellen und sie postkartenreif ablichten, ohne ihnen wenigstens die Armbänder abzukaufen, welche sie für lächerlich geringe Preise verkaufen, um immerhin etwas Einkommen zur Familie beizutragen – der Zooeffekt. Und währenddessen blicken wir abschätzig auf die Pauschaltouristen, die sich im überteuerten Hotel einquartieren und gar nichts vom “eigentlichen” Land mitkriegen – was richtig sein mag, aber dafür gentrifizieren sie wenigstens nur ihre Strandressort-Küstenstreifen und dringen nicht immer weiter ins abgelegene Inland vor, auf der Suche nach dem Geheimtipp, diesem unentdeckten Ort, den wir dann so vielen anderen backpackern weiterempfehlen, dass sich bald dort auch ein Backpacker-Hostel mit Wi-Fi, Pancake-Frühstück und Innenhofpool findet. Die Parallele zur üblichen Gentrifizierung innerhalb von Städten ist auffällig: ob Berlin, Hamburg oder New York, es läuft immer gleich: die KünstlerInnen und Alternativen ziehen in Gegenden, wo der Lebensstandart niedrig ist (aus finanziellen Gründen ebenso wie aufgrund der “Authentik”), ermöglichen eine gewisse Infrastruktur und locken durch ihreCoolness die Leute an, die was ähnliches im Kopf, aber sehr viel mehr im Geldbeutel haben… bis die ursprünglichen Bewohner sich ihre eigenen Wohnungen nicht mehr leisten können und in abgelegene Orte abgedrängt werden. Im Reise-äquivalent übernehmen wir Individualreisenden die Rolle der Künstler – und individual sind wir dabei selbst auch oft nicht mehr, wenn wir alle unsere Reisepläne dem gleichen Lonely Planet entnehmen….

18.03.11, San Jose, Costa Rica

Moderne Kunst / Wie verbringt man den Tag in einer langweiligen Stadt?
Streetart San JoseDass ich an San Jose wenig finde, habe ich ja bereits festgehalten. Das Theater San JoseEines muss man der Stadt jedoch lassen: sie ist ein gefüllter Pool (moderner) Kultur! Gestern durch die Stadt geschlendert und dabei nicht nur ein paar neue Parks entdeckt (mit moderner Kunst verziert), sondern auch das Museum für moderne Kunst und Design (recht interessant) und Subkulturen vom feinsten: beim Pavillon de la musica eine Gruppe Gothiks in vollem Kostüm, die zu Gothik-Elektro tanzten, Inoffizieller Versammlungsort aller Musiker ;) in der Fussgängerzone dann einen christlichen Rapper… wär ich abends nicht so faul gewesen, hätte ich sicher noch mehr dort sehen können.
Heute wurde es dann weniger spannend:
Ich weiss ja nicht ob es an mir liegt, der Reiseüberdrüssigkeit, dem zu-viel-gesehen-Syndrom… aber Heredia wirkte nicht mal halb so interessant wie im Lonely Planet beschrieben . und selbst da ist der Stadt nur wenig Platz gewidmet. Da ich aber ja meine Zeit irgendwie nutzen wollte und von “kolonialem Altstadtflair” die Rede war, stand ich extra früh auf, um zum Bahnhof zu laufen, von welchem es bis 8 Uhr einen Zug nach Heredia gibt… ja wirklich, ein normaler Zug! – So normal nur dann leider doch nicht: fährt nämlich nur wochentags. Ein weiterer Abschnitt in der Liste “Jesko versucht in Lateinamerika Bahn zu fahren”… also den Bus genommen und erstaunlich schnell angekommen (sind ja auch nur 11 km) – doch den Kolonialflair suchte ich vergebens. Heredias KathedraleEs dauerte eine Weile, bis ich überhaupt die Plaza gefunden hatte, deren Kathedrale und der alte spanische Festungsturm an der Nordseite dann auch wirklich das Einzige sind, was etwas von diesem Flair hätte.Der spanische Turm Wahrscheinliich ist das für Costa Rica schon viel, und ich sollte nicht solche Altstadt-Giganten wie Cartagena, Quito und Cusco als Massstab nehmen. Man wird anspruchsvoll, wenn man so tolle Orte gesehen hat. Ich langweilte mich schnell, denn es gibt dort noch weniger zu tun als in San Jose, weshalb ich dorthin zurückfuhr, noch ein wenig durch die Stadt schlenderte und in der Hängematte entspannte. Morgen geht es dann noch ein letztes Mal auf Tour, den Erzählungen von anderen (aufgrund derer ich die entsprechenden Orte als Ziele auswählte) zufolge habe ich berechtigte Erwartungen, dass es die nächsten Tage nochmal ein wenig spannender wird – wir werden sehen. Ansonsten jedoch nicht erschrecken, wenn dieser Blog etwas negativ klingt: ich bin nach fast 8 Monaten fern der Heimat einfach ein wenig reisemüde, die ständigen Ortswechsel seit Dezember, das Aus-dem-Rucksack-leben, die immergleichen Backpacker-Bekanntschaften-Gespräche… aber wahrscheinlich dauert es nicht lange, wenn ich zurück in Dtl bin, und ich werde so einiges hier vermissen!

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Durch den Fluss: Santa Fe

So hatte ich meine Ausspannzeit eigentlich nicht geplant – aber auch entspannend: ich sitze in einem fetten Gummireifen und lasse mich von der Strömung den Rio Santa Maria hinuntertreiben, neben mir treibt Wiliam, ein 25-jähriger Panameño, der die Dinger als geniale Geschäftsidee vermietet. Der Fluss ist niedrig zur Zeit, deshalb geht es langsam… sehr entspannt – nur hin und ab einige Stromschnellen über grosse Steine, von denen mein Reifen wie beim Autoscooter abprallt. Anderthalb Stunden später steigen wir bei der 2. Brücke aus, und ich wandere noch eine Weile weiter bis zu einer kleinen, abgelegenen Piscina unter einem Wasserfall, wo ich eine Weile ungestört schwimme und mich auf den Steinen sonne. Nach dem guten Fussweg zurück chille ich den Rest des Tages im ruhigen Garten des “La Qhia”, einem netten Hostel in Santa Fe, dem Ort den ich eigentlich nur als Zwischenstop auf dem Weg nach Boquete aufgesucht hatte, um nicht ganz durchzufahren, doch es gefiel mir hier so sehr, dass ich dann doch erst einen Tag später weiterfuhr. Lustigerweise lernte ich dann noch zwei Mädels kennen, die auf die Frage wo ich herkomme ungläubig guckten: sie sind auch aus Halle 😉
Jetzt bin ich erstmal ein paar Tage in Boquete, entspanne eine Weile und erledige diverse Sachen, die so zu erledigen sind, bevor ich nach Costa Rica weiterreise, also nicht wundern wenn ich jetzt erstmal nichts schreibe 😉
Ich im Fluss bei Santa FeSanta Fes Natur

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Grossstadtdschungel / Der Tsunami

Grossstadtdschungel
Hinter dem grünen Dikicht, das sich voller Lianen und ander Pflanzen und Tiere vor unseren Füssen ausbreitet, erstreckt sich die Skyline von PanamaCity an der Pazifikküste. Auf dem Weg zu diesem tollen Aussichtspunkt sind wir Kolibris, kleinen Nutriaähnlichen Wesen (hach, Halle-Heimweh!) und einer Mischugn aus Schmetterling und Libelle begegnet, und sind insgesamt 2h wandernd durch den Parque metropolitano der Grossstadt entflohen, auf welche wir gerade blicken. Nachdem wir den Tag gestern schwer ereignislos verbracht hatten (uns vom seltsamen Karneval erholt haben und ein paar Einkäufe erledigten), wollten wir heute doch noch irgendwas tun, und verbrachten deshalb den Vormittag im Metropolitanen Park, einem Naturschutzgebiet innerhalb der Stadttgreenzen. Vor der Mittagshitze flüchtend schlenderten wir dann eine Weile durch die Albrook-Mall (was für eine vollkommen andere, US-amerikanische Welt…) und verbrachten nach selbstgekochtem Essen Torbens letzten Abend mit Zigarre und Rotwein auf der Dachterasse, abgeschlossen mit dem Hallewoodfilm aufm iPod, den uns unsere Halle-Leute damals zum Abschied geschenkt hatten – stillte das Heimweh nicht gerade. Wie lange ist das schon her… unglaublich, was seit dem alles passiert ist. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, sie alle wiederzusehen. Im Hostel gabs übrigens noch eine lustige begegnung im Hostel: “Hey, erinnerst du dich noch an mich?”, grinst ein blonder Ami in die Küche. “Äähm….” – “Wir haben uns im Bus kennengelernt, weisste nicht mehr?” (tolle Angabe, wisst ihr in wie vielen Bussen ich im letzten halben Jahr sass? – entsprechend: ) “Welchem genau?” – “Der Erdrutsch?! In Kolumbien?!”… Boyd, der US-Ami mit dem ich damals auf dem Weg von Ecuador nach Cali den Erdrutsch meisterte und gerade noch rechtzeitig zu Heiligabend dort ankam, wohnt jetzt in unserem Hostel. Und da sagt man immer, Reisebekanntschaften wären so vergänglich 😉

10.3.11, Panama-Stadt

Waiting for the wave
7.9 auf der Richterskala, ein AKW kurz vor der Kernschmelze, Flutwellen und unzählige Betroffene – tausende Meilen entfernt, auf der anderen Seite des Ozeans, tobt in Japan das Chaos. Und wir sitzen hier in Panamastadt, und warten auf die Tsunamiwellen, die gegen Abend hier eintreffen sollen. es ist eine seltsame Atmosphäre, hier bei scheinbar harmlosem, wie üblich heissem Wetter zu sitzen und auf besorgte Eltern-Mails zu antworten – derzeit sieht es gut aus, die Wellen dürften unter 3m sein, und Casco Viejo (wo unser Hostel ist) liegt 6m überm Meeresspiegel. Ums kompliziert zu machen, werden wir allerdings gerade um 6 im Taxi sitzen, unterwegs zum Flughafen, von dem Torben um 8 abfliegt. Ich hoffe, alles läuft gut. 11.3.11, Panama-Stadt
Wir haben noch mal ziemliches Glück gehabt… Die Wellen, die zwischen 6 und 8 Uhr abends der Voraussage nach eintreffen sollten, erreichten nicht mal einen Meter – Lateinamerika konnte generell aufatmen (auch meinen Limeños geht es gut). Als wir gegen 6 mit dem Taxi die Avenida Balboa langfuhren, kräuselte sich das Meer in der Bucht zu kleinen Wellen. Ein mulmiges Gefühl war das schon. Welch Erleichterung, als ich schliesslich auf dem Rückweg nach gebührender Verabschiedung hörte, dass nichts weiter passiert war. “Gracias a Dios”, wie der Taxista betonte. Da sitzt man am anderen Ende der Welt im Hostel, nur wenige Minuten Fussweg vom Pazifik entfernt, und beobachtet per CNN, wie Japan im halben Chaos versinkt… ohne zu wissen, was für einen Schaden die Auswirkungen hier wenige Stunden später anrichten werden. Auch ich hatte zwischenzeitlich überlegt, noch schnell einen Bus ins Landesinnere zu nehmen… doch die Information über die Höhe des Casco Viejo überzeugte mich eines Besseren. Alles in allem: ein paar mulmige Stunden hier in Panama, und mal wieder grosses Glück gehabt. Jetzt können wir nur hoffen, dass die Betroffenenzahlen in Japan sich in Grenzen halten!

12.3.11, Panama-stadt

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Costa Rica Transit / Carnaval Freaktown

Costa Rica Transit Number 2
Zum zweiten Mal nach Costa Rica eingereist, und wieder kaum mehr als auf der Durchreise. Nach langer langer Busfahrt (Taxi zum Terminal Leon, Minibus Managua und von dort um 7 Uhr früh per TicaBus über die Grenze) kamen wir gegen 5 Uhr abends in San Jose an. Der Einfachheit halber checkten wir wieder im Tranquilo Backpackers ein, was zumindest Silja bereute, weil sie wieder ein paar Stiche abbekam – was immer diese allergische Reaktion hervorruft, es gibt die Biester im Tranquilo…
Heute blieb dann der Vormittag übrig, um ein wenig von San Joses Flair einzufangen: ein wahrer Kulturschock nach Nicaragua. Kühleres Klima, Shopping Malls und US-Style Diners und Fastfoodketten, zahllose Skater- und Surfklamottenläden in der Fussgängerzone – alles sehr seltsam, aber um mal ein bisschen langzuschlengern und sich wieder mehr in Deutschland zu fühlen, ganz in Ordnung. Ein paar Plazas, ein Artesaniamarkt, Essen und für Karneval gekaufte Schminke später holen wir unser Gepäck und fahren per Bus ins 18km entfernte Alajuela, eine kleinere Stadt (und doch mit grade 160.000 die zweitgrösste Stadt des Landes), ein wenig “normaler”, sehr viel übersichtlicher, und nur 5 Taximinuten vom internationalen Flughafen entfernt – optimal für Siljas Flug morgen um 7 Uhr früh. Torben und ich werden direkt anschliessend nach San Jose zurück und von da über David in Panama nach Chitre fahren, ein ekleiner Ort in der Nähe der Karnevalshochburg Las Tablas… war schon schwer genug, selbst da noch ne Unterkunft (für 15$) zu bekommen… ich hoffe, der Karneval ist es wert!

5.3.11, Alajuela, Costa Rica

Carnaval Freaktown
Die KarnevalsköniginGott, wo sind wir gelandet? Dass ausgerechnet Torben und ich zum Karneval nach Chitre kommen mussten, ist nur durch völlig verkehrte Erwartungen zu rechtfertigen. Denn Karneval ist hier nicht verkleiden, ausgeschmückte Wagen etc., sondern v.a. eins: rumstehen und nass werden. Hä?! Ganze zwei Wagen haben wir gesehen, mit je einer Karnevalsprinzessin mit vielen Federn drauf, gefolgt von einem Wagen Blechbläser. Abgesehen von diesem “Highlight” dröhnt Bass aus riesigen Boxen, und auf der Strasse stehen viele Menschen, die sich von anderen Menschen aus Wasserschläuchen bespritzen lassen.Die Menge lässt sich mit Wasser bespritzen Getanzt wird wenig (nur hier und da steht ein Mädchen auf ner Kühlbox und bewegt ein bisschen die Hüften), getrunken viel, ansonsten wird wirklich NICHTS gemacht. Wer nicht betrunken und mit seiner eigenen Crowd unterwegs ist (=wir), langweilt sich sehr schnell. Ok, ersteres hätten wir ändern können, aber auch sinnlos – durch unsere generell gerade vorhandene Reiseunlust sind wir auch nicht überaus kontaktfreudig und eher froh, als der langweilige Franzose Renault (ja wirklich!) uns in Ruhe lässt, die Mädchen sind entweder minderjährig, vergeben oder dick und… naja: Hauptereignis: wir sind nass geworden. Oleole. Dazu macht die Stadt einen freakigen Eindruck auf uns: gestern spät nachts angekommen pennten wir schliesslich bei “Miami Mike” auf einer Matraze und einem auf dem Boden liegenden Schlafsack, da mit unserer Reservierung was schiefgelaufen war. Dass Mike ein schmieriger, dicker, seltsamer Ami ist, half unserer Laune nicht grad. Durch viel Glück fanden wir heute früh ein paar Häuser weiter für 20$ pro Person ein immernoch teures, aber akzeptables Zimmer mit Rückzugsmöglichkeit. Die freakigen Leute liefen uns trotzdem noch ständig über den Weg und das liegt nicht am Karneval. (Dadurch waren es noch mehr). Schuss in den Ofen. Las tablas werden wir uns jetzt sparen, und haben unsere Reservierung für Panamastadt einen Tag vorverschoben. Die Lehre: wer karneval in Deutschland schon nicht mag, wird es auch in Panama nicht mögen.

7.3.11, Chitre, Panama

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Hitze in der Stadt der Löwen

Hitze in der Stadt der Löwen
IMG_7287Leon ist vieles: Kulturhauptstadt des Landes, Heimat des gefeierten Dichters Ruben Dario und des linken Revolutionsführers Sandino, berühmt für seine Dichter und Denker und sein Nachtleben, natürlich und touristisch, kolonial und modern, kein Dorf wie Granada aber doch keine Millionenstadt. Leon ist unglaublich schön und von der Atmosphäre her sehr angenehm. Aber vor allem: heiß. Geschlaucht von Temperatur, allergischer Reaktion auf unbekannte Insekten bei Silja und mir und den daraufhin genommenen Medikamenten, schleppen wir uns durch die Stadt, ständig zwischen Begeisterung und Erschöpfung. Vorgestern besuchten wir so die Galerie der Revolutionsgefallenen und das grosse Innere der Kathedrale, und gestern das (nicht so spannende) Dario-Museum, und schliesslich die absolut umwerfenden Kirchtürme der Kathedrale: IMG_7299unglaubliche Aussicht und faszinierendes Ambiente zwischen den Kuppeln auf dem Dach herumzulaufen und durch Fensterchen ins Innere des Gotteshauses zu blicken (in welchem wir übrigens alle drei versteckten Augen gefunden haben – Vater, Sohn, Geist – so dass uns nun laut lokaler Legende Liebe, Gesundheit und Geld sicher sind 😉 ). Heute kam dann noch der Stadtgarten des Umweltministeriums hinzu, wo selbst ich als PflanzenlegastenikerIMG_7343 einiges Schönes entdecken konnte. Ansonsten aßen wir viel leckeres (u.a., ja wirklich, Döner von einem Hamburger), tranken sehr viel und schleckten noch mehr Eis. Während wir bis gestern früh noch im Lazyboneshostel Klosterstimmung am Pool hatten (KEINER redete! echt!) sind wir inzwischen ins Haus von Rosario Mendieta umgezogen – die Mutter einer Couchsurferin, die ich angeschrieben hatte (welche selbst noch bis Donnerstag in Managua ist). Vorgestern waren wir schon vorbeigekommen und hatten uns mit der Farmazie-Professorin unterhalten, gestern zogen wir dann um und sind sehr froh, unter interessantem, menschlichen Kontakt zu Nicas zu sein.

2.3.11, Leon, Nicaragua

23
Ob man mit 23 jung oder alt ist, hängt zweifellos von der Perspektive ab. Aber dass die Zeit verflogen ist, ist unbestreitbar. So stehe ich hier, in Nicaragua, eine lange Reise hinter und eine kurze vor mir, und komme mir um viele Erfahrungen älter, und gleichzeitig so lebendig jung wie nie vor… 😀 Ich schätze mit 23 wirken so Altersphilosophien lächerlich, also lass ich das lieber, und freue mich über die vielen vielen Grüsse von euch allen, die von den verschiedensten Ecken der Welt an mich denken: ich vermiss euch alle, meine Freunde in Halle und meine Familie, die ich so bald wiedersehe, und all die Leute in Peru, Kolumbien und Mittelamerika, die meine Reise so bereichert haben – Danke, ich hab mich sehr gefreut!
Leider wurde mein Geburtstag doch etwas anders als geplant, da Torben gegen Mittag als wir schon halb unterwegs waren mit sich verschlimmernden Magenproblemen zu kämpfen hatte. So fuhren Silja und ich alleine nach San Jacinto, wo wir nach dem Besuch einiger brodelnden Vulkan-“Nasenlöcher” (wie uns die Kinder dort erklärten) in ein paar heissen Gewässern badeten und uns unter den Wasserfällen erfrischten, an denen immer wieder Einheimische mit ihren Pferden vorbeikamen, um Wasser in ihren Kanistern mitzunehmen. Unaufregend, aber so authentisch wie man es so nahe der touristischen Zone Leons nicht erwartet hätte. Auch unser Plan für heute Nacht (bis 3 Uhr durchtanzen, und dann direkt den Nachtbus nach Costa Rica nehmen) werden wir nun wohl anpassen müssen, mal schauen wie wir nun die Nacht um die Ohren schlagen. Erstmal kann ich aber natürlich nicht umhin, den mir angebotenen kostenlosen Geburtstagsdöner anzunehmen, der in der Bar/Restaurant eines Hamburgers hier in Leon am Spiess hängt und auf mich wartet… eine der vielen Sachen, die mir hier gefehlt haben in Lateinamerika 😉
Und morgen gehts dann swuuush per TicaBus direkt nach San Jose in Costa Rica, erneut nur für einen kurzen Aufenthalt und die Verabschiedung von Silja, die mit ihrer Urlaubszeit schon wieder am Ende ist. Oder anders gesagt: das wars schon wieder mit Nicaragua… schade, ein schönes Land, dass sicherlich noch sehr viel mehr zu bieten hat, als wir auf unserer kurzen Reise erleben durften…

3.3.11, Leon, Nicaragua

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Der erste richtige Vulkan und wie ich wieder runter kam

Masaya
Von unserem letzten Aufenthalt in Granada ging es gestern ins weniger touristische, aber eigentlich größere Masaya. Die Stadt gilt als Terrain der Arbeiterklasse und Kunsthandwerker, und wirkt um einiges nat”urlicher als Granada. Durch ein Erdbeben vor einigen Jahren sind wenig alte Geb”aude erhalten, und selbst das bessere Innenstadtviertel wirkt eher wie ein Außenviertel Limas. Heute widmeten wir uns hier einen halben Tag lang der Haupt/ und auch einzigen Attraktion der Stadt: seinen Märkten. Nachdem der lokale “Municipal”-Markt erwartbarerweise v.a. Essen und Alltagsgebrauchsmittel plus Kleidung führte (dafür natürlich sehr original lateinamerikanisch ist und einem das wirkliche Leben hier zeigt), war der tourisische “Mercado Viejo” in riesigen historischen Steinmauern im Zentrum gefült vom üblichen Tourikitsch. Anders als auf Limas Artesaniamärkten finden sich hier aber nicht noch zwischendrin ein paar versteckte Besonderheiten. Irgendwo zwischen Che und Sandino-Verherrlichungen, Flor de Caña-Rum und Marienbildchen fand Silja immerhin eine recht schöne Sporttragetasche.
Da man laut Lonely Planet im Viertel 1km südlich viele kleine Werkstätten findet, fuhren wir dorthin, irrten ein wenig durch die Gegen und gaben es schliesslich auf. Stattdessen schauten wir bei den Hängemattenherstellern vorbei, die sich um zwei Strassenblöcke angesiedelt haben. Nchdem wir mehrere Matten und Preise verglichen und ein paar Knüpfern über die Schulter gesehen hatten, kauften Silja und ich je eine für 260 Cordobas (13$), so dass ich nun eine schöne grün-blaue Hängematte für mein Zimmer im Rucksack habe. Weil die beiden KO waren, spazierte ich noch ein bisschen alleine am Malecon entlang, von dem man eine nette Aussicht auf den Masaya-See hat, bevor wir zusammen mittag assen und dann per Mikrobussen über Managua (welches wir uns sparten) zu unserem letzten grossen Ziel in Nicaragua fuhren: Leon.

26.2.11, Masaya, Nicaragua

Der erste richtige Vulkan und wie ich wieder runterkam
Wir stehen in einer Landschaft aus schwarzem Stein und Lavasand, wie eine andere Welt, über der die rote Sonne gerade untergeht. Unter unseren Armen klemmt je ein Surfbrett, und in unseren Körpern pulsiert noch das Adrenalin. Der Cerro Negro, ein etwa 700m hoer Vulkan, der noch aktiv ist und das letzte Mal 1999 ausgebrochen ist, erhebt sich hinter uns: und wir sind ihn hinabgesurft.
Silja war wegen ihrer (wie wir jetzt wissen) allergischen Reaktion auf ein bestimmtes Insekt nicht mitgekommen, so dass Torben und ich um 2 Uhr ohne sie mit dem Minibus der Agentur (Mas Aventuras) losgefahren waren. Irgendwo auf dem Hinweg blieben wir noch stecken, und nur mit Wagenheber, Holz und 10-Personen-Schubkraft holten wir den Wagen wieder aus dem Schotter. Am Fusse des Cerro Negros angekommen, packten wir uns Wasser und unsere Schutzanzüge im Rucksack, klemmten das Board auf den Rücken und stapften los. Mit weiteren 45min Aufstieg war es zwar der kürzeste Aufstieg der letzten drei Vulkane, aber dafür der schwierigste Weg: Über Schotter und Stein kletterten wir den Vulkan hoch, wurden dann jedoch auch mit der vulkanigsten Aussicht belohnt: hier hatte man (im Vgl zu den bisherigen) wirklich das bewusste Gefühl, auf einem Vulkan zu stehen: Schwefelgeruch, leichter aufsteigender Rauch von einigen Stellen des herrlich schönen Kraters, und stellenweise sogar gut warmes Gestein. Auf dem Kraterrand in einer Reihe entlanglaufend, das Brett auf dem Rücken, Wind um die Nase und in die tiefstehende Sonne sehend, fühlten wir uns so frei wie selten, und jenseits unserer Füße erstreckte sich die schönste Landschaft aus anderen Vulkanen bis zum Horizont und grüner Vegetation, die den schwarzen Sand der Ausläufer des Cerro Negros säumten. Unglaublich.
Die schwer nach 80er Jahre aussehenden “Schutzanzüge”, Knie, Elenbogen und Handschoner angezogen, legten wir dann die letzten Meter zur Piste zurück. Verflucht, was für eine Strecke! Uns standen die Münder offen. Die Gruppe von 8 Amis, die noch mit dabei war, stimmte dafür, dass wir beide zuerst fuhren – doch nachdem unsere Boards an den Füssen waren meinte unser Guide “Demokratie hin oder her, die Deutschen fahren als Letzte” – denn: wir waren die einzigen, die den Berg stehend meistern wolten, während alle anderen “Sitzboards” hatten, und ein bisschen wie auf einem Schlitten gerade runterfuhren (während wir in Kurven fahren). So betrachteten wir die anderen auf ihrer Abfahrt und stellten uns dann auf unser Board. Dank meiner peruanischen Erfahrung im Sandboarden konnte ich Torben noch ein paar Tipps geben, und dann ging es los. Nach rechts beugen, affenartigen Speed bekommen, mit den Händen im Schotter abbremsen, nach links beugen, sich wundern warums in die Richtung nicht so gut geht, wieder nach rechts, Pause, ein bisschen hochhüpfen um das Board freizukriegen, wieder nach rechts… meine Schuhe waren voller Vulkansteinchen und fühlten sich an wie Klötze, und ich dachte der Berg hört nie auf – es war der Hammer! Die untergehende Sonne am Horizont belohnte jeden Blick nach oben, und völlig KO, aber glücklich kam ich bei den anderen an. Torben hatte ein paar Koordinierungsprobleme, beim ersten Mal ja auch verständlich, aber auch ihm war das Grinsen auf dem erschöpften Gesicht kaum wegzuwischen. Die belohnende kalte Bierdose in der Hand gings zurück zum Bus, der uns rappelnd und halbwegs steckenbleibend schliesslich zurück nach Leon brachte. Bin ich jetzt deswegen so ein Surfer-dude? Hoffentlich nicht 😉 – aber sandboarden find ich trotzdem geil 😀

27.2.11, Leon, Nicaragua

Cerro NegroWir besteigen den VulkankraterDer KraterPosen auf dem VulkanPosen vor dem Vulkan

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Der grosse Sultan: Granada

Kirche in GranadaEndlich mal wieder eine Stadt mit Flair – Kolonialflair, um genau zu sein. Die im 19. Jh nach altem Vorbild neugebauten Häuser sind bunt und hübsch verziert, an der Plaza steht eine strahlend gelbe, bildschöne Kathedrale vor dem mit Bäumen und Pavillions gefüllten Platz, von dem aus die Bar- und Restaurantstrasse bis fast zum Nicaraguasee führt, welche abends in gedämmtes Licht gehüllt ist. Granada gilt nicht umsonst als schönste Stadt des Landes – dafür ist sie aber natürlich auch die touristischste. Das wissen auch die Einwohner, und Schlepper, Strassenverkäufer und Bettler lassen einem wenig Ruhe. An einem Abend im Restaurant bat uns ein kleiner Junge um Essen – beschämt und heimlich ass er die ihm angebotene Fajita, unterbrochen von kurzen Blicken nach der Bedienung, die ihn jeden Moment verscheuchen könnte… was das für eine Überwindung kosten muss, sich so zu erniedrigen für ein Stückchen Fajita, ist schwer vorstellbar.
Den 24.2. verbrachten wir hauptsächlich damit, durch die Stadt zu schlendern und sowohl die herausgeputzte Atmosphäre der Plaza und der grossen Strassen (sehr schön auch das von Innen zu sehende Casa de los tres Mundos) aufzufangen, als auch auf dem grossen Markt an Strassenständen zu essen und uns Reggaetonmusik-CDs durchzuhören. Das uns empfohlene Konventmuseum war nicht das Umwerfendste, doch die Ruhe im Innenhof desselben war mehr als angenehm. Torben und ich auf dem Merced-TurmVom Uhrturm der Kircha La Merced genossen wir dann noch die Sicht auf den nahen Vulkan, den grossen See und die Stadt bei Sonnenuntergang. Sonnenuntergang über GranadaDass es durchgehend heiss war und in unserem nicht allzu sehr zu empfehlenden Hostel La Libertad nicht mal Wasser für die Dusche da war (obwohl die Putzfrau eimerweise Wasser für den Fussboden zur Verfügung hatte), dämpfte unseren Aufenthalt ein wenig – ebenso wie Siljas sich vermehrende Bettwanzen-Probleme: offenbar hatte gerade sie hier im Hostel erneut ein verwanztes bett erwischt.
Heute entschieden wir uns v.a. wegen Letzterem, auszuchecken und die Nacht schon im nächsten Ort (Masaya) zu verbringen. Zuvor jedoch liehen wir uns je ein Fahrrad und fuhren runter an den See. Der “touristische Malecon” war nicht allzu beeindruckend, und der Müll hielt uns vorerst davon ab, irgendwo baden zu gehen. Schon nach einer kurzen Strecke hatten wir das Ende dieser “Strandpromenade” erreicht, bogen deshalb davon ab und kamen nach einer Weile bei Asede an, dem kleinen Hafen für überteuerte Bootsfahrten zu den Isletas. Eigentlich wollten wir nur einen Drink im Restaurant zu uns nehmen, wurden allerdings eine Weile aufgehalten, da ein angeketteter Kapuzineraffe unser Mitleid erregte und wir ihm unser übriggebliebenes Essen überliessen.
Auf dem Rückweg assen wir n einem Strandcafe, vor dem ein sogar gesäuberter Strand mich zum Baden im See lockte. Im flachen Sandstrand konnte ich gute 200m weit in den See hinauslaufen und eine grandiose Aussicht geniessen.
Zurück im Zentrum Granadas packten wir erneut unsere Rucksäcke und machten uns per altem Ami-Schulbus (die hier normales Transportmittel sind – von Reisenden oft abfällig als “Chickenbus” bezeichnet, weil die Passagiere eben oft einfach mal alles hier mitnehmen) nach Masaya auf…

25.2.11, Granada, Nicaragua